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Züchterinterview


Teckel




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Dieter Honsálek - Teckel "vom Gesselner Feld"
Interview von Sabine Middelhaufe

Als Sohn eines Jägers ist Dieter Honsálek mit Teckeln aufgewachsen. Sein Vater führte diese kleinste, deutsche Jagdhundrasse bei der praktischen Jagd und züchtete in kleinem Rahmen. Von Anfang an war Dieter begeistert bei der Sache und half, wenn immer es möglich war, bei der Aufzucht und jagdlichen Ausbildung ihrer passionierten, kleinen Jagdgehilfen.
Von 2005 bis 2011 war er Präsident des Deutschen Teckelklubs 1888 e. V., und von 2007 bis 2011 leitete er als Präsident die Geschicke der aus zur Zeit 25 Ländern bestehenden Welt-Union-Teckel.

Seit wann interessieren Sie sich für Teckel, und warum haben Sie gerade diese Rasse gewählt?

Als ich zwölf Jahre alt war, brachte mein Vater eine rote Kurzhaar-Zwergteckelhündin von einem Züchter des Deutschen Teckelklubs (DTK) mit ins Haus. Von da an war´s um mich geschehen. Wo es um den Teckel ging, wollte ich dabei sein - bei Klubveranstaltungen, bei der Jagd, bei Prüfungen und Zuchtschauen. Mit 15 Jahren führte ich den ersten Hund erfolgreich auf einer Schweißprüfung und war stolz, als mich mein Vater mit 18 Jahren beim DTK anmeldete. Ich bin nunmehr 46 Jahre Mitglied im DTK, habe die Zucht der Rauhhaar-Zwergteckel zusammen mit meiner Frau weitergeführt (ohne sie ginge es gar nicht), bereite meine Teckel über jagdliche Prüfungen auf die praktische Jagd vor, führe sie auf Ausstellungen und erfreue mich jeden Tag an diesen kleinen, liebenswerten und doch so leistungsstarken Jagdgefährten.



Zwergteckel Ede vom Gesselner Feld.
Titelfoto: Belle vom Gesselner Feld.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen gegenüber bevorzugen könnte?

Der ursprünglich nur für die Bodenjagd gezüchtete Teckel gewann spätestens seit er als „Olympia Waldi“ Maskottchen der Olympiade 1972 in München war, immer mehr Liebhaber. Durch sein liebenswertes Wesen, seine Haararten- und Größenvielfalt und seine robuste Gesundheit stieg er an die zweite Stelle der Beliebtheitsskala unter den Rassehunden in Deutschland.
Der DTK vereint seit nunmehr 124 Jahren Jäger und Liebhaber unserer Jagdhundrasse friedlich unter einem Dach. Der Jäger, der einen vielseitig einsetzbaren kleinen Jagdhund sucht, findet im DTK problemlos und bundesweit Züchter aller Haararten und Teckelrassen, die ihm einen viel versprechenden Welpen aus jagdlich geführten und geprüften Eltern anbieten können. Die Ahnentafeln sind durch den Stempel „Aus Jagdgebrauchsteckelzucht“ kenntlich gemacht.
Der Teckel ist die kleinste deutsche Jagdgebrauchshundrasse und nicht zuletzt die geringe Körpergröße beeinflusst oftmals die Entscheidung zugunsten eines Teckels. Er lässt sich dadurch leichter halten, auch in kleineren Wohnungen. Auf Reisen findet er leicht seinen Platz im Auto und ist auch im Hotel einfacher unterzubringen. Sogar im Flugzeug darf er bei den meisten Gesellschaften in der Passagierkabine in einer Box mitfliegen. Bei der Jagd kann er problemlos mit auf den Hochsitz genommen werden.
Dazu kommt, dass der Teckel ein einzigartiges Wesen besitzt, was ihn manchmal als dickköpfig erscheinen lässt. Das rührt daher, dass er bei der Bodenjagd tief unter der Erde und ohne Hilfe seines Führers eigene Entscheidungen treffen muss. Gerade dieses Wesen bringt Teckelbesitzer zu dem Entschluss „Einmal Teckel – immer Teckel“!

Welpen vom Gesselner Feld.

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet?

Wer sich für einen Teckel entscheidet muss wissen, dass dieser kleine Kerl von seinem Ursprung her ein Jagdhund ist und dieses Erbe in ihm schlummert, auch wenn er als reiner Familienhund angeschaftt wurde. Will man ihn also nicht jagdlich einsetzen, so muss er anderweitig intensiv beschäftigt werden, um seinem Bewegungsdrang und seinem Temperament gerecht zu werden.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Im Jahre 1980 ließ ich mir im DTK den Zwingernamen „vom Gesselner Feld“ schützen. Ziel war und ist es, Vaters Ideologie weiter zu verfolgen und somit in erster Linie der Jägerschaft einen kleinen aber robusten und gesunden, wesensfesten und jagdlich passionierten Rauhhaar-Zwergteckel mit drahtigem Rauhhaar zur Verfügung zu stellen – Langlebigkeit und Fruchtbarkeit sind weitere, wichtige Faktoren. Dazu gilt es auch auf eine korrekte Anatomie zu achten, denn nur durch diese ist ein Teckel in der Lage, unter und über der Erde ausdauernd zu jagen.

Züchterehepaar Honsálek

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Vom ursprünglich rein für die Bodenjagd auf Fuchs und Dachs gezüchteten Erdhund ging die jagdliche Entwicklung weiter, indem man schon früh erkannte, dass das Brackenerbe und die damit verwurzelte feine Nase, der angewölfte Spurlaut und der festverankerte Spur- und Finderwille sowie die Fährtentreue den kleinsten aller Jagdhunde zu viel mehr Aufgaben befähigte. So haben wir heute im Teckel, gleich welcher Haarart oder Größe, einen vielseitig einsetzbaren Jagdgefährten, der aus der Jagdkynologie nicht mehr wegzudenken ist.
Aus dem reinen Jagdhund wurde aber schnell auch ein beliebter Familienhund im In- und Ausland. War es anfangs der Kurzhaarteckel, der die Beliebtheitsskala anführte, wurde er in den 1960er Jahren von dem eleganten Langhaarteckel abgelöst und spätestens seit 1972, wo er als „Olympia-Waldi“ Maskottchen der Olympischen Spiele in München war, ging der Stern des Rauhhaarteckels auf. Diese Modeerscheinungen waren nicht immer förderlich für den Teckel, da Massenzüchter ein Geschäft witterten und ohne Rücksicht auf die Rasse Welpen produzierten.
Abschließend kann man feststellen, dass sich schon seit vielen Jahren unter dem Dach des Deutschen Teckelklubs 1888 e. V. Züchter, Jäger, Aussteller und reine Liebhabern friedlich einfinden und somit auch nach außen demonstrieren, dass dieses Zusammensein durchaus förderlich für unsere Rasse ist. Eines der höchsten Ziele, die sich ein Züchter stecken muss, ist die Erbgesundheit der Rasse. Daher wünsche ich mir, dass der Zuchtverein alles dafür tut, dieses Ziel zu erreichen und in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft deren Errungenschaften wie z. B. Gentests dafür nutzt.

Quacks vom Gesselner Feld.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Eine gute Öffentlichkeitsarbeit, in der die Rasse realistisch dargestellt wird, ist unerlässlich. Hierbei darf das Zuchtziel niemals aus den Augen gelassen werden. Denn wie oben schon erläutert ist es nicht förderlich, wenn eine Rasse aufgrund von Äußerlichkeiten zum Modehund wird und somit von Massenzüchtern kommerziell ausgenutzt wird.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen, Ausstellungen teilzunehmen?

Unbedingt, vor allem, wenn es gelingt, übertriebenen Ehrgeiz und Eitelkeiten zum Wohle der Rasse zurückzustellen! Hier kann man sich austauschen und nachweisen, dass die geführten Hunde dem Zuchtziel entsprechen bzw. dass man bemüht ist, diesem möglichst nahe zu kommen.

Hannes vom Gesselner Feld

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Schon sein äußeres Erscheinungsbild zeigt, dass der Teckel ursprünglich für die Bodenjagd auf alle Prädatoren, wie Fuchs, Dachs, Waschbär und Marderhund, gezüchtet worden ist.
Nicht weniger geeignet ist er für Nachsuchen auf durch Schuss oder im Straßenverkehr verletztes Wild. Hierbei sollte jedoch sicher gestellt sein, dass es sich um eine Totsuche handelt, da ein Teckel aufgrund seiner Kurzläufigkeit zur Hetze nicht geeignet ist. Entscheidet sich der Jäger trotzdem seinen Teckel einzusetzen, muss ein wildscharfer, hochläufiger Jagdhund nachgeführt werden.
Bei Bewegungsjagden wird der Teckel gern eingesetzt, da er durch seinen sicheren Spur- und Fährtenlaut dem Jäger das anwechselnde Wild anzeigt und da das Wild vor dem kurzläufigen Teckel langsam flüchtet. Dadurch kann es vom Schützen sicher angesprochen und selektiv erlegt werden.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Grundsätzlich halte ich es für richtig, dass ein Jäger sich über alle in Frage kommenden Jagdhundrassen intensiv informiert, bevor er sich für einen Hund entscheidet. Hiermit meine ich nicht nur eine rein theoretische Information durch qualifizierte Literatur sondern vor allem praktisch gesammelte Eindrücke. Hier sind Gespräche mit Führern und Züchtern der Rasse sowie das Begleiten von Führer und Teckel auf Prüfungen, besser noch im praktischen Jagdeinsatz, von unschätzbarem Wert.

Quacks vom Gesselner Feld.

Alle Fotos (c) Dieter Honsálek, Zwinger vom Gesselner Feld
Text (c) 2012

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