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Kurzportrait


Der Deutsch Kurzhaar

 


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Der Deutsch Kurzhaar
Von Sabine Middelhaufe

Wenn man in Deutschland einen Jäger oder Laien fragt, welche Rasse ihm als "der klassische Jagdhund" in den Sinn kommt, so wird die Antwort mit grosser Wahrscheinlich lauten: Der Deutsch Kurzhaar! Vielleicht weil dieser grosse, kurzhaarige und elegante Hund ohne irgendeine Übertreibung seiner äusseren Merkmale selbst den Nichtjäger ästhetisch anspricht, während er seinen Führern im Revier seit vielen Jahrzehnten als vielseitiger, passionierter Gehilfe zur Seite steht.
Die eigentliche Geschichte der Vorfahren des Deutsch Kurzhaar begann, wie bei allen Vorstehhunderassen, mit der allmählichen Verbreitung der Netz- und Beizjagd in Europa. Hatte man zuvor mit den verschiedenen Typen von Schweiss-, Hatz,- Laufhunden und Bracken gejagt, wanderte mit der neuen, aus dem Mittelmeerraum kommenden Methode der Federwildjagd mit Netzen und dem Einsatz abgerichteter Beizvögel auch ein ganz neuer Hundetyp ein.
Die vermutlich älteste "Rasse"*), die an diese Jagdweise angepasst war und als Prototyp des europäischen Vorstehhundes gelten darf, ist der spanische Pachón Navarro, auch bekannt als Old Spanish Pointer, der seit dem 12. Jh. nachgewiesen ist und als wichtiges Bindeglied zwischen dem autonom suchenden Laufhund und dem Jagdhund, der in der Nähe seines Herrn arbeitete, gilt. Über Spanien und Frankreich breitete sich der Ur-Vorsteher auch nach Mittel- und Nordeuropa aus und wurde durch Verpaarung mit einheimischen Hunden zur Schaffung neuer "Rassen" *) verwendet.

*) Rasse ist hier natürlich nicht im strengen biologischen Sinne gemeint.

Drago. Foto: Julia Weber.
Titelbild: Finn Foto: Dirk Vesper.

Wahrscheinlich noch im 12. Jh. entstand der Perdigueiro Português in Portugal, in Spanien selbst der Perdiguero di Burgos Anfang des 16. Jh., Anfang des 18. Jh. in England der Pointer, der ja aus der schon sehr gezielten Kreuzung von Pachón Navarro (und vermutlich Perdigueiro Português) mit Greyhound und Foxhound entstand, und es gibt Hypothesen, nach denen auch unser kurzhaariger deutscher Vorstehhund aus Pachón Navarro, Foxhound und lokalen deutschen Hundeschlägen hervorging.
An dieser Stelle müssen wir uns erinnern, dass schon der Besitz eines edlen Jagdhundes und erst recht sein Einsatz bis zur Napoleonischen Ära strikt dem Adel vorbehalten war und ein exzellenter Hund ein durchaus adäquates Geschenk für einen König oder Fürsten darstellte! Tatsächlich verdankten viele Jagdhunde ihre Reise ins Ausland der enormen Begeisterung des Adels für die Jagd und die damalige Sitte, einander eben besonders wertvolle Hunde zu schenken.
Freilich hatten diese Vorfahren des Deutsch Kurzhaar noch wenig Ähnlichkeit mit den heutigen Rassevertretern. Wie praktisch alle Ur-Vorstehrassen waren sie recht massiv gebaut, suchten zwar ausdauernd aber sehr langsam, und unterschieden sich im Wesen völlig von den bis dahin verwendeten Bracken und Hatzhunden, die ihre Beute ja stellen und packen mussten.

Lutz. Foto: Bianca Pertz.

Wieso ihre Behäbigkeit keineswegs als Fehler galt wird klar, wenn man sich die damalige Art der Jagd anschaut, wie sie Täntzer 1734 in seinem Werk Der Dianen Hohe und Niedere Jagdgeheimnisse beschreibt:
"Die beste Art, Rebhühner zu jagen, so wie es die Prinzen und Adligen tun, besteht darin, sie mit Hilfe eines Vorstehhundes sicher zu schiessen oder mittels Vorstehhund und Netzen zu fangen. (...) Wenn der Hund vorsteht, sollte er nicht gerufen, sondern mit "Ruhig! ermutigt werden, solange still stehen zu bleiben, bis die Vogelnetze einsatzbereit sind. Nun läuft man schnell auf das Wild und den Hund zu, um beide mit dem Netz bedecken zu können, und nachdem man die Vögel erwürgt hat gibt man dem Hund als Lohn ein Stück Brot. Anfangs wird der Hund das Netz hassen, er muss aber lernen es geduldig zu akzeptieren, und da man selten einen Hund findet, der beide Qualitäten vereint (vorzustehen und das Netz willig zu ertragen), ist dem Jäger zu empfehlen, zwei Hunde zu haben, einen für jeden der beiden Zwecke. Und da Rebhühner nicht oft zu unserer Bequemlichkeit so lange wie nötig vor dem Hund ausharren, ganz zu schweigen vom Netz, sondern in alle Richtungen flüchten würden, muss der Jäger auch einen Habicht dabei haben, den das Wild als Feind erkennt, und sich deshalb auf den Boden gedrückt vor ihm versteckt, und so starr vor dem Vorstehhund liegen bleibt bis das Netz beide, Rebhühner und Hund bedeckt."
Die Forderung, in Gesellschaft todesängstlicher Vögel still unter einem Netz auszuharren oder den beträchtlichen Lärm der ersten Feuerwaffen stoisch hinzunehmen und Geduld zu wahren, bis diese Gewehre überhaupt schussbereit bzw. nachgeladen waren (von ihrer Zielungenauigkeit ganz zu schweigen) würde so manchen modernen Jagdhund wohl an seine Grenzen bringen.

Finn Foto: Dirk Vesper.

In jedem Falle macht diese Beschreibung offensichtlich, wieso man zunächst phlegmatische, langsame Hunde brauchte, die gute Nasen und festes Vorstehen boten, statt Schnelligkeit und gar zu feurigem Temperament. Indes, die Weiterentwicklung der Gewehre ging eilig voran; je präziser, weiter und rascher man aber schiessen konnte, desto überflüssiger wurden Netze und Beizvögel und desto dringlicher wurden neue Eigenschaften der Vorstehhunde.
Die Engländer trugen diesem Wandel wohl als erste Rechnung, indem sie Wind- und Laufhundblut in ihre Vorstehhundezucht einführten. 1750 wurde der Welt die erste Doppelflinte präsentiert und schon 1800 der erste extrem schnelle, weit suchende, fest vorstehende und bei der Paararbeit sogar sekundierende Vorstehhund offiziell als Rasse getauft: der English Pointer. Als Abkömmling des bedächtigen spanischen Trabers wurde dieser atemberaubende Galoppierer nun seinerseits dazu verwendet, anderen Rassen zu Eleganz, Schnelligkeit und lebhafter Passion zu verhelfen.
Doch anders als Grossbritannien erlebte das kontinentale Europa gerade zu dieser Zeit einen tiefen sozialen Wandel. Die Napoleonischen Feldzüge sorgten nicht nur, unbeabsichtigt, für die Verbreitung französicher Hunderassen, sondern auch für die endgültige Aufhebung der Feudalherrschaft, die für viele Jahrhunderte das Leben in Europa geprägt hatte. Insbesondere in Deutschland hatten die neuen bürgerlichen Rechte und Freiheiten, das Jagdrecht auf Niederwild inbegriffen, interessanterweise zur Folge, dass man sich in der Hundezucht vom spezialisierten Vorstehhund nach britischem Modell abwandte und stattdessen entschlossen in Richtung Vielseitigkeit selektierte.
Was man in deutschen Revieren brauchte war ein Hund mit hervorragender Nasenleistung, Spurwillen, Härte, Ausdauer, bester Veranlagung zum Verlorenbringer, festem Vorstehen, Wasserpassion und guter Eignung für die Schweissarbeit.

Lutz. Foto: Bianca Pertz.

Gemäss dem Stammbuch für kurzhaarige deutsche Vorstehhunde, das seit 1897 kontinuierlich geführt wird und seit dem geschlossen ist, also keine (offiziellen) Kreuzungen mit anderen Rassen mehr zulässt, gilt der 1872 geborene Hektor I. als Stammvater des modernen Deutsch Kurzhaar.
Die Quellen berichten zwar von den Hunden seines Typs: "Sie waren meist schwer, hatten oft Wamme oder Senkrücken, Triefaugen und weiche Pfoten. Infolgedessen waren sie langsamer und ruhiger bei ihrer Arbeit, aber sie waren bereits leistungsstark und waren meist gute Verlorenbringer."
Solche Mängel sollten nach und nach eliminiert, die guten Anlagen hingegen verstärkt werden, indem man dem Motto des Prinzen Albrecht zu Solms-Braunsfels folgte, "Durch Leistung zum Typ".
Die ersten DK Züchter schlossen sich 1880 im "Brauntigerklub" zusammen (ein Hinweis darauf, dass die bevorzugte Färbung der damaligen Hunde Brauntiger, als Braunschimmel war.) Doch schon 11 Jahre später ging dieser Verein im Klub "Kurzhaar Berlin" auf, aus dem eines Tages die diversen regionalen DK Vereine in Deutschland entstehen würden.
Natürlich hat das Jagdwesen gerade in den letzten 20-30 Jahren wieder einen beachtlichen Wandel erlebt, und mit ihm, wenn auch in geringerem Maße, der Deutsch Kurzhaar, der als Gebrauchshund natürlich an die Veränderungen der Reviere und die heutigen Erfordernisse seiner Führer angepasst wurde, weshalb er neben dem Deutsch Drahthaar weltweit einer der am meisten eingesetzten Vorstehhund ist.

Drago. Foto: Julia Weber.

Um der Popularität der Rasse gerecht zu werden, entstand deshalb 1991 der Weltverband Deutsch Kurzhaar, der nationale Vereine in Nordamerika und den meisten europäischen Ländern einschliesst. In diesem Zusammenhang darf sicher nicht unerwähnt bleiben, dass die Betreuung auf internationaler Ebene kompromissbereit sein muss. Denn anders als in seiner Heimat, müssen oder wollen Jäger in anderen Teilen der Welt den Kurzhaar nicht zwangsläufig so führen wie im Ursprungsland. Vielerorts wird der Suche und dem Vorstehen Priorität gegeben, Anlagen wie der Spurlaut hingegen vernachlässigt. An anderer Stelle werden wir uns deshalb den Unterschied zwischen DK made in Germany und made in Italy einmal genauer anschauen.

Finn Foto: Dirk Vesper.

Text (c) 2011

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