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Züchterinterview


Deutsch Kurzhaar




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Ingeborg Völker-Engler - Deutsch Kurzhaar
Interview von Sabine Middelhaufe

Seit wann interessierst du dich für die Rasse, und warum hast du gerade diese gewählt?

Ich bekam den ersten DK, die Hündin Hera vom Leinachtal 1990. Wir haben nur ein kleines Revier, bei dem sehr unterschiedliche jagdliche Arbeiten anfallen. Vor allem Nachsuchen auf Rehwild und Wildschweine, aber auch Fuchsapport. Vorstehen auf Hasen. Damals hatten wir auch noch die Möglichkeit Enten zu jagen an einem schnell fließenden Bach. Hier brauchten wir vor allem einen außerordentlich passionierten Apportierhund, der das kalte, schnell fließende Wasser nicht scheut. Auch jagen wir viel auf Sauen und brauchen einen Hund, der mit mir als Durchgehschütze oder den Treibern die Sauen aufstöbert. Ein Hund, der nicht wie ein Stöberhund weit weggeht, sondern immer wieder zur Treiberkette zurückkehrt, damit er dann zu Stelle ist, wenn man ihn braucht. Der Deutsch-Kurzhaar hat all diese Eigenschaften in sich vereint.

Würdest du uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Der Deutsch-Kurzhaar hat im Gegensatz zu anderen Vorstehhunderassen keine Mannschärfe. Das ist für mich wichtig, da ich viel Publikumsverkehr, auch Eltern mit Kindern im Hause habe. Da muss ich mir ganz sicher sein, dass der Hund kinderfreundlich und menschenfreundlich ist. Dazu ist der Deutsch-Kurzhaar außerordentlich pflegeleicht. Ein langhaariger Hund wäre für mich viel zu pflegeaufwendig, wenn das Wetter nass und feucht ist, denn die Hunde - ich habe drei bis vier DK – leben mit mir im Haus. Sie haben allerdings auch einen großen eingezäunten Garten zur Verfügung. Der Deutsch-Kurzhaar ist für mich der am leichtesten auszubildende Deutsche Vorstehhund, da er lernwillig und sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Führer angelegt ist. Dazu ist sein Suchenstil, seine Nasenhaltung beim Vorstehen nach wie vor - meiner Meinung nach - unter allen Deutschen Vorstehhunden die beste.

Jungrüde Seppi von der Himmelsleiter

Filius von der Himmelsleiter

Gibt es deiner Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung erfährt?

In Deutschland wird der Deutsch-Kurzhaar fast nicht mehr als reiner Vorstehhund eingesetzt. Er ist zu Höchstleistungen bei der Feldsuche und der Vorsteharbeit fähig, hat aber auf diesem Gebiet nur noch wenig Einsatz, da in Deutschland fast allerorten die Hühnerbestände zusammengebrochen sind und allenfalls noch große Hasenvorstehjagden einen Einsatz am Niederwild bieten.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Beim Deutsch-Kurzhaar wird schon bei den Zuchtprüfungen ein ganz anderer Maßstab bei der Feldsuche angelegt. Ein Kurzhaar muss weite aber planmäßig Suchen machen können wenn nötig, sich aber auch auf kurze Suchen einstellen lassen. Dazu ist ein festes Durchstehen gefordert, das bei den anderen Deutschen Vorstehhunden nicht in der Weise gefordert wird. Raubwildschärfe sollte der Hund unbedingt haben, aber es sollte eine intelligente Schärfe sein, da der Deutsch-Kurzhaar bei uns auch auf Stöberjagden auf Sauen eingesetzt wird. Hier ist ein Hund mit zu starker Wildschärfe, der keinen Abstand hält, sehr stark gefährdet.
Für mich ist ein Deutsch-Kurzhaar nur sinnvoll, wenn er zumindest den Sichtlaut hat, besser jedoch noch den Spurlaut. Hier gilt es noch die Anlagen zu verbessern.

Ingeborg Völker-Engler mit Greta v.d. Himmelsleiter und ihrem Führer Alessandro Panichi.
Titelfoto: Emma von der Himmelsleiter

Wie schätzt du die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in deiner Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das du ändern würden?

Die aktuelle Situation des Deutsch-Kurzhaar ist, dass er die wohl am zahlreichsten vertretene Jagdhunderasse der Welt ist. Grund hierfür ist seine Vielseitigkeit. In den USA arbeitet er auf enorme Entfernungen, zum Teil von den Jägern im fahrenden Jeep begleitet. In Russland wir er sogar auf der Bärenjagd verwendet. In Spanien dominiert die Rothuhnjagd, in den osteuropäischen Ländern hingegen wird er viel im Wasser oder auf Wachteljagd geführt. In Deutschland hingegen als vielseitiger Vollgebrauchshund.
Was ich ändern würde? Das ist schwierig. Insbesondere in meinem Heimatland Deutschland brauchen wir den schnellen field-trial Hund nicht mehr. Wir brauchen einen Hund, der auch gut auf Schalenwild jagt. Dafür müsste der Spurlaut stärker gefördert werden. Allerdings gehen viele unserer Hunde in den Export - und gerade dort sind diese Eigenschaften nicht gefragt.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften deiner Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

In Deutschland werden die Hundeführer durch die Hundeausbilder ihrer Vereine beraten und ausgebildet und erhalten sicherlich die notwendige Information und auch Förderung. In Deutschland sind die meisten Jäger in regionalen Vereinen, genannt „Kreisjägervereinigungen“ und ihren örtlichen Untergruppen, den Hegeringen, organisiert. Diese Organisationsform und auch die entsprechende Förderung scheint in Italien nicht vorhanden zu sein. Hier wird der Kurzhaar (der italienische, nicht der im DKV eingetragene Deutsch-Kurzhaar) zumeist nur als reiner Vorstehhund geführt. Von daher ist die Ausbildung nicht derart anspruchsvoll, die Einsatzgebiete aber auch nicht so zahlreich.

DK Welpen von der Himmelsleiter

Hältst du persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

In der heutigen jagdfeindlichen Zeit ist es mehr als früher notwendig, dass Jäger und Hundeführer zusammen stehen. Die Vereine sind hierfür wichtig. Auch vermitteln sie den Kontakt zu anderen Hundeführern, die bereit sind, dem Neuling zu helfen oder auch mit Übungsmöglichkeiten für Hundeführer, die ihre DK für die Prüfungen trainieren und nicht oder noch nicht die optimalen Ausbildungsbedingen in Form von geeignetem Wasserrevier oder Feldrevier zur Verfügung haben. Wer für eine Prüfung trainiert, der arbeitet mit seinem Hund. Die beiden wachsen zu einem Team zusammen. Das aber ist die Voraussetzung, dass sie auch bei der Jagd gut zusammenarbeiten werden. Bei den Prüfungen zeigt das Gespann unter der Belastung, was in ihm steckt. Auch sind die Zuchtprüfungen unbedingt nötig, um den hohen Leistungsstandard bei der Arbeit dieser Rasse zu gewährleisten. Das gleiche gilt für die ständige Überprüfung der Morfologie bei den Zuchtschauen des Deutsch-Kurzhaar-Verbandes.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse nach deiner Beurteilung besonders geeignet?

Der DK ist, wie schon mehrfach gesagt, ein absolut vielseitiger Hund. Natürlich ist er besonders für die Niederwildjagd geeignet. Aber oft bekomme ich auch gesagt, man habe kaum je einen Hund so gut und vor allem intelligent scharf auf Sauen arbeiten sehen. Einer meiner DK wurde vor allem für erschwerte Nachsuchen eingesetzt und brauchte sich hier vor der Arbeit eines Schweißhundes in keiner Weise zu verstecken. Gerade das macht ja den vielseitigen Vollgebrauchshund aus - er hat das Potentia l- es liegt am Ausbilder und Führer, welche Seiten er fördern möchte.

Greta v.d. Himmelsleiter.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würdest du jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Ich würde ihm das raten, das ich auch jedem Käufer einen anderen Rasse empfehlen würde: Gehen Sie nicht gleich auf eine große Gesellschaftsjagd, sondern erproben Sie ihren Hund und sich erst einmal bei der ein oder anderen kleinen Jagd mit Freunden. Soll ein Deutsch-Kurzhaar auf Sauen eingesetzt werden, eine der gefährlichsten Jagdarten überhaupt, muss zuvor festgestellt sein, dass er sicher sichtlaut ist. Es sollte eine geeignete Warnweste oder besser Schnittschutzweste vorhanden sein. Und, in diesem Fall muss der Hund ganz jung, also mit unter einem Jahr erstmals mit einem zuverlässigen älteren Hund eingejagt werden. In dieser Zeit ist der junge Hund noch nicht zu mutig und lernt so, vernünftig und vorsichtig an diese gefährliche Jagdart heran zu gehen.

Alle Fotos Ingeborg Völker-Engler
Text (c) 2011

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