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Züchterinterview


Irish Red and White Setter




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Martina Faulhammer - Irish Red and White Setter "of Bruichladdich"
Interview von Sabine Middelhaufe

Seit wann interessierst Du dich für den Irish Red and White Setter, und warum hast Du gerade diese Rasse gewählt?

Auf der Suche nach einem geeigneten Jagdhund für unser Niederwildrevier sind wir rein zufällig auf den Irish Red & White Setter gestoßen. Er war damals eine noch sehr seltene Rasse, die ja erst 1987 als eigenständig anerkannt wurde und daher noch in keinem Hundebuch zu finden war.
Den ersten Red & White sah ich auf dem Foto einer Bekannten, die mir stolz ihren neuen Hund präsentierte. Fasziniert von dieser Rasse, allein vom Aussehen her, begannen wir nach einer Hündin zu suchen und bekamen 1995 dann eine sechs Jahre alte Zuchthündin vom damals einzigen Red & White Züchter in Österreich. Erst mit der Zeit begannen wir die Vorteile dieses Hundes als freundlichem, zuverlässigen und leicht führigen Jagdhund zu schätzen und begannen ernsthaft nach einem Deckrüden zu suchen, um uns mit dieser Rasse als Züchter zu versuchen.

Würdest Du uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Der Irish Red & White Setter ist aristokratisch, leidenschaftlich und intelligent.
Er zeigt nach außen eine liebenswürdige, freundliche Grundhaltung, hinter der sich Entschlossenheit, Mut und Energie verbergen. Er ist ein ausgesprochen freundlicher, zuverlässiger und leicht auszubildender Jagdhund. (FCI-Standard)
Seine Fellfärbung erleichtert dem Jäger, seinen Hund zu jeder Jahreszeit und in jedem Gelände leicht im Auge zu behalten. Trotz seines langen Fells und seiner weißen Farbe ist er sehr pflegeleicht, was man vielleicht nicht vermuten würde.
Er ist wasserfreudig und hält Kontakt zu seinem Führer.
All diese Eigenschaften machen ihn zu einem angenehmen und leistungsstarken Jagdbegleiter. Der IRWS ist ein Hund, der allen Anforderungen des Vollgebrauchshundes gerecht wird, obwohl seine Qualitäten im Bereich der Vorstehleistungen liegen. Er wird wegen seiner großen Ausdauer, seines ausgeprägten Finderwillens und seiner jagdlichen Vielseitigkeit sehr geschätzt.

Angel´s Share of Bruichladdich (auch im Titelfoto) - genannt Guinness, 3 J. alt, Bundessieger 2010 auf der IHA Tulln

Gibt es Deiner Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet?

Die englischen Vorstehhunde sind im Laufe der Jahrhunderte aus Bracken und langhaarigen Stöberhunden hervorgegangen. Sie fanden mit ihrer feinen Nase unter Ausnutzung des Windes das Wild in seinem Versteck und kauerten sich in gebührendem Abstand davor nieder, ohne es aufzuscheuchen. Der Irish Red and White Setter wurde ursprünglich speziell für die Jagd in Irland gezüchtet. Er wurde und wird heute noch für die weite Suche, seine große Ausdauer und seinen ausgeprägten Finderwillen sehr geschätzt und ist aufgrund seiner Fellfärbung in der Weite der Landschaft leicht zu erkennen. All diese Eigenschaften finden in unseren Breiten nicht die angemessene Beachtung. Er wird eher wegen seiner Vielseitigkeit von den Jägern anerkannt.
Der Irish Red & White lebt zu einem Großteil in Familien, die mit der Jagd nichts zu tun haben. Dies ist auch verständlich und in Ordnung, weil er einfach einen großartigen Charakter hat. Nur darf nicht vergessen werden: Setter sind in ihrem Herzen immer Jäger! Gerade der an Wild und Jagd nicht interessierte Hundefreund muss wissen, dass er einen Jagdhund besitzt. Ob dieser Jagd ablehnt oder nicht, als Setterbesitzer muss man zu einem Kompromiss bereit sein und sich für die Artenvielfalt und das Verhalten des heimischen Wildes interessieren. Zudem muss dem Hund unbedingter Gehorsam vor dem Wild beigebracht werden. Die jagdlichen Sinne des Setters sind stets hellwach.
Als Liebhaber dieser schönen Hunde sollte jeder den sportlichen Ehrgeiz (viel Bewegung, Agility, Field Trial, …) aufbringen und dem Hund eine solide Abrichtung im Gehorsam angedeihen zu lassen. Das gilt für den Hund des Jägers genauso wie für den Hund des Nichtjägers. Der Gehorsam für Schutzhunde, der auf den Übungsplätzen der Gebrauchs- und Schäferhundevereine gelehrt wird, reicht nicht aus für einen Jagdhund. Es ist eine solide, brauchbare Grundlage, aber es fehlt der Gehorsam bei Wildbegegnungen.
Setter sind sie ideale Familienhunde und benötigen den Menschen als Bezugsperson. Sie würden unter einer Haltung im Zwinger leiden – am liebsten sind sie dort, wo ihr geliebtes Herrchen ist. Sie sind anspruchsvoll, wollen beachtet sein und immer die Gewissheit spüren, dass sie geliebt werden – und gebraucht.

Martina Faulhammer mit Scarlet.
Unten: Der typische freundliche Ausdruck des IRWS.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Auf alle Fälle sollte der IRWS die Wesensmerkmale, wie sie im Standard beschrieben sind, haben, eine liebenswürdige. freundliche Grundhaltung, intelligent, zuverlässig, …
Der gesundheitliche Aspekt darf bei einer verantwortungsvollen Zucht ebenso wenig fehlen wie die jagdlichen Anlagen, dabei sind die Nase und das Vorstehen ebenso wichtig wie Jagdpassion und der Jagdverstand. Gerade Setter gelten als die Vorstehspezialisten und daher sind eine Suche von hoher Qualität im Feld, exzellente Nasenleistung und festes Vorstehen die unbedingt notwendigen Anlagen.

Wie schätzt Du die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Deiner Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Du ändern würdest?

Mittlerweile hat sich diese seltene Rasse weltweit schon gut etabliert. Sie wird immer beliebter aber läuft Gefahr, sich durch die Trennung in Leistungs- und Schönheitszucht in verschiedene Richtungen weiter zu entwickeln.
Ich bin der Meinung, dass man nicht vergessen sollte, dass diese Hunde ursprünglich für die Jagd auf Vögel gezüchtet wurden. Daher ist neben den Ausstellungserfolgen auch eine Feststellung der jagdlichen Eignung Pflicht und Grundlage für eine verantwortungsvolle Zucht. Die Prüfungen der Jagdgebrauchshunde haben nämlich zweierlei Funktionen. Zum einen sind sie für den Züchter wertvolles Hilfsmittel, um die Qualität seiner Zucht zu erkennen. Zum anderen bestätigen die Prüfungen die Brauchbarkeit als Jagdhund und seine Einsatzfähigkeit im vielseitigen Jagdbetrieb.

Junghunde aus dem Zwinger Bruichladdich.
Unten: Apport aus tiefem Wasser.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Deiner Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Notwendige Informationen und Aufklärung erhält der Welpenkäufer bei seinem verantwortungsvollen Züchter, der auch sehr interessiert daran ist, wie sich seine Welpen/Nachzucht entwickelt – und das in jeder Hinsicht. Vereine bieten darüber hinaus Ausbildungsmöglichkeiten und Hilfestellung an - nötiges Interesse des Halters für seinen Hund und dessen Bedürfnisse und Anlagen vorausgesetzt. Letztlich muss sich eine seltene Rasse wie der IRWS aber immer wieder präsentieren, um potenzielle Führer auf sich aufmerksam zu machen.

Hältst Du persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Als Züchterin glaube ich, dass es äußerst wichtig ist, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Es ist immer wieder interessant, sich mit Gleichgesinnten zu treffen. Nicht nur der Meinungsaustausch der Hundeführer ist wesentlich, es gibt immer wieder Neuigkeiten über Zucht oder Ausbildung für Züchter oder interessierte Hundebesitzer zu erfahren.
Bei Ausstellungen werden Charakter und Formwert des Hundes beurteilt; jeder kann sich selber ein Bild von den Zuchtqualitäten eines Hundes machen und hat die Gelegenheit, mehrere Rassevertreter auf einmal zu treffen und zu vergleichen.
Leistungsprüfungen hingegen sind dazu da, die Arbeitsqualitäten der Hunde bzw. der Zucht zu zeigen, und das natürlich nicht nur auf einer einzigen Prüfung. Für den Züchter ist es eine gute Gelegenheit, die Anlagen seiner Hunde unter Beweis zu stellen.

Martina Faulhammer mit Guinness.
Unten: Schnee macht Spass!

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Der Irish Red & White Setter ist wie alle Englischen Vorstehhunde ein Vorstehspezialist, seine Stärken sind die weite, ausgedehnte Suche, seine großartige Nasenleistung und sein festes Vorstehen vor dem Wild. Daher ist er besonders für die Niederwildjagd geeignet.
Andererseits ist er sehr vielseitig, er geht gerne ins Wasser, apportiert und macht sich gut auf der Schweißfährte. Es liegt also in der Hand des Führers, ihn dort einzusetzen, wo seine Fähigkeiten am besten zum Tragen kommen.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würdest Du jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Ich würde dem Welpenkäufer meine Hilfe anbieten oder andere Hundeführer bzw. Vereine empfehlen, die diese Rasse gut kennen, um ihm Informationen bzgl. der Ausbildung zu geben und ihn dabei zu unterstützen. Der Irish Red & White Setter ist ein Hund, der leicht lernt und das am besten schon vom Welpenalter an, so kann man die bestmögliche Förderung erzielen.
Ein Setter braucht adäquate Beschäftigung und engen Kontakt zu seinem Menschen. Mit solider Ausbildung schafft man sich einen zuverlässigen, treuen Begleiter bei der Jagd. Wie die Iren immer schon sagten: „A dog who will steal your heart away!“....

Solid Gold's Mighty Sire.

Alle Fotos (c) Martina Faulhammer, Kennel of Bruichladdich.

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