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Der Irish Red and White Setter (2)

 


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Irish Red and White Setter (Rossmore Setter)
Von Sabine Middelhaufe

Der rot-weisse irische Setter, im Ursprungsland auch als Rossmore Setter bezeichnet, ist eine noch relativ unbekannte Erscheinung in der kontinental-europäischen Hundeszene, was oft zu der Annahme verführt, es handele sich um eine neue Rasse. Tatsächlich aber existiert der Red and White seitdem es überhaupt Setter gibt, ja die Hunde aus dem Kennel der Lords of Rossmore genossen schon im 18. Jahrhundert den Ruf unübertrefflicher Vorsteher, und die Bevorzugung des einfarbig roten Haarkleids begann erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als diese Farbe insbesondere bei den Ausstellungshunden in den USA Mode wurde und sich schliesslich auch in Irland mehr und mehr durchsetzte.
Einen Hinweis dafür, dass die zwei heute als eigenständig betrachteten Rassen ursprünglich eine Rasse waren, sehen manche Kenner auch durch die Tatsache bestätigt, dass bei den einfarbig roten Settern, selbst bei jahrelanger Selektion auf rein rote Tiere, nach wie vor Welpen mit weissen Flecken fallen, was bei Arbeitslinien allerdings ohne weiteres akzeptiert wird.

Scarlet. Titelfoto:Ash of Bruichladdich.

Es besteht kein Zweifel, dass sich die verschiedenen Setter aus den Spanielrassen, auch "setting dogs" genannt, entwickelten. Der berühmte Kynologe Dr. Caius beschrieb schon in einem Werk von 1560 die Spaniels seiner Zeit als weiss mit grossen roten Flecken, und genau so präsentierten sich auch die ersten als Setter bezeichneten Hunde im Irland des ausklingenden 17. Jahrhunderts. Freilich maß man für lange Zeit der jagdlichen Brauchbarkeit der Tiere weitaus mehr Bedeutung bei als ihrem Fell, so dass es keine Festlegung für die Verteilung der Farbe gab; ob ein irischer Setter fast vollständig rot oder überwiegend weiss mit nur wenigen roten Flecken war kümmerte niemanden, sofern der Hund die erforderliche Leistung erbrachte. Kommt hinzu, dass die Züchter der Vergangenheit nicht "mal eben" mit dem SUV in eine Nachbarregion fahren oder sich gar einen besonders viel versprechenden Hund per Luftfracht aus dem Ausland schicken lassen konnten. Man züchtete eben mit den besten Hunden die lokal verfügbar waren und dabei blieb es praktisch bis Mitte des 19. Jahrhunderts.
Wer übrigens über moderne Rassehundepreise den Kopf schüttelt, wird erstaunt sein zu erfahren, dass man zu Beginn des 19. Jahrhunderts für einen guten Arbeitssetter das 250-300 fache eines durchschnittlichen Wochenlohns bezahlte!
Erst die sich von nun an rasch entwickelnde Mobilität, neue Ideen in der Hundezucht und damit verbunden die Popularität von Hundeausstellungen änderten das Bild.
Wie eingangs erwähnt, genoss der irische Setter wenn vollständig rot weit mehr die Gunst des Show-Publikums als wenn er sich rot-weiss präsentierte und so verloren Vertreter der ursprünglichen Farbe zahlenmäßig relativ schnell ihre frühere Vorrangstellung. Dieser Trend wurde vermutlich auch dadurch unterstützt, dass der 1882 gegründete Irish Red Setter Club 1886 den ersten Standard formulierte und Rot als einzige Farbe des irischen Setters definierte.

Guinness.

Nach dem 1. Weltkrieg galt der Irish Red and White selbst in seinem Ursprungsland als Rarität, aber es ist ein immer wiederkehrendes Phänomen in der Geschichte der Hundezucht, dass Rassen am Rande des Aussterbens quasi in letzter Minute von einer Handvoll passionierter Fans gerettet werden.
Im Falle des IRWS erwiesen sich der ehemalige Armee Kaplan Noble Houston, ein Freund der Familie Rossmore, und sein Cousin Dr. Elliot, dessen Haus, Eldron genannt, später zum Kennel Namen wurde, als treibende Kraft für das Weiterbestehen der Rasse. Auf der Basis einiger Welpen der Hündin Gyp, die mit einem Rüden namens Johnnie verpaart wurde und später mit Glen of Rossmore, (einem Hund aus dem Zwinger von Lord Rossmore, dessen Familien, wie erinnerlich, schon damals gut 200 Jahre mit dem des IRWS verbunden war), schuf Houston seine IRWS Linie, deren Vertreter die Urahnen vieler moderner Setter wurden.
1944 gründete man die Irish Red & White Setter Society mit dem Ziel, die Rasse nicht nur zu retten, sondern ihre Arbeitsqualitäten zu verbessern, zu festigen und sicher zu stellen, dass der IRWS auch bei Ausstellungen als Gebrauchshund bewertet würde. Auch formulierte der Verein den ersten Rassestandard.
In Anbetracht der geringen Zuchtbasis erlaubte der Irish Kennel Club sogar die (früher selbstverständlich übliche) Verpaarung von rein roten mit rot-weissen Iren, doch leider war der Versuch, dem zweifarbigen Irish Setter zu neuer Beliebtheit zu verhelfen zunächst wenig erfolgreich, was auch an den Welpenzahlen - bis 1970 verzeichnete man nur ungefähr 7 Eintragungen pro Jahr - abzulesen ist.
Mrs. Maureen Cuddy, Mitbegründerin des Klubs und für viele Jahre seine Erste Vorsitzende, liess sich davon allerdings nicht beirren; sie züchtete in ihrem Zwinger "of Knockalla" bis 1977 weiterhin hervorragend veranlagte IRWS und kümmerte sich nebenbei darum, die Entwicklung der Rasse anhand von Pedigrees bis ca. 1790 zurück zu verfolgen und zu dokumentieren.

Guinness beim Training. Die Grösse bei IRWS Rüden liegt zwischen 62 und 67 cm, bei Hündinnen zwischen 57 und 61 cm.

Schon in der zweiten Hälfte der 60er Jahre begann sich eine weitere Züchterpersönlichkeit entschlossen für den Fortbestand der Rasse einzusetzen: Dermot Mooney, der in seinem Zwinger "Winnowing" diverse Hunde hervorbrachte, die die IRWS bis in die Gegenwart beeinflussen würden.
Dennoch musste der Irish Kennel Club erneut eingreifen, um mit Hilfe eines Zuchtprogramms die künftige Existenz des ursprünglichen irischen Setters zu sichern.

Es wären natürlich noch zahlreiche Züchter in Irland zu nennen, die sich aktiv und kompetent für die Rasse einsetzten, doch soll es uns an dieser Stelle genügen festzustellen, dass der Irish Red and White Setter 1978 vom Irish Kennel Club als eigenständige Rasse mit Championship Status anerkannt wurde. Die für viele Jahre federführende Irish Red and White Setter Field and Show Society wurde 1981 gegründet und 2001 in IRWS Club umbenannt.
Sicherlich hat die Rasse aber auch der Präsentation von Harlequin of Knockalla, eines spektakulären Vertreters bei der Cruft's Show 1980 wachsende Beliebtheit zu verdanken, denn wenig später wurde der Irish Red and White Setter Club of Great Britain ins Leben gerufen, und noch vor Ende des Jahrzehnts begann man, rot-weisse Iren nach Amerika zu bringen, wo ebenfalls ein Rasseverein gegründet wurde.

Ash of Bruichladdich.

Nach Deutschland importierte man den ersten Red&White 1988, wenig später entstand auch der erste Zwinger in Österreich.
Die FCI erkannte den IRWS übrigens 1989 an.
2004 fand in Belgien die erste "Internationale IRWS Konferenz" unter Teilnahme von 113 Vertretern aus 16 Ländern statt, bei der wichtige Fragen rund um Gesundheit, Geschichte, Standard und Arbeitsqualitäten der Rasse erörtert wurden, was vor allem beweist, dass der IRWS inzwischen auch international an Status gewonnen hatte.
Fiorella Mathis aus Rom und ihr Kennel United Spots wurde bei dieser Gelegenheit übrigens ganz besonders für ihren zweifachen Champion United Spots Irish Pride geehrt.
Gegenwärtig gibt es auf dem europäischen Kontinent etwa 40 IRWS Züchter: 5 in Finnland, 2 in Schweden, in Deutschland 9, in Belgien 1, in Holland 5, Frankreich 1, Portugal 1, in der Schweiz 2, in Österreich 7, Italien 1, Polen 3, Tschechien 2, Kroatien 1.

Fotos 2 - 4 (c) Martina Faulhammer, Kennel of Bruichladdich , Österreich; 1 und 5 S. Hofer, Österreich.

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