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Züchterinterview


Braque Francais (1)




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Ilvia Cialini - Braque Francais "Dei Cialini"
Interview von Giuliano Mondadori

Ilvio Cialini ist ein passionierter Braque Francais Züchter aus Torrita di Siena (Italien).

Seit wann interessieren Sie sich für die Braque Francais, und warum haben Sie gerade diese Rasse gewählt?

Vor etwa 10 Jahren lernte ich den Delegierten des italienischen Braque Francais Klubs, Gabriele Piatti aus Pesaro, kennen, der als einer der Ersten Rassevertreter aus Frankreich importiert hatte und mir, einem begeisterten Jäger und Züchter vorschlug, eine Braque Francais zu führen. Nachdem ich dann seine Hunde ansehen konnte, erwarb ich Asia bei ihm, eine fantastische Braque, die mich bis heute stets vollkommen zufrieden gestellt hat und meinen Bedürfnissen als Jäger uneingeschränkt Rechnung tragen konnte. Dank dieser Erfahrung beschloss ich, die Rasse selbst zu züchten.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen gegenüber bevorzugen könnte?

Als Züchter und leidenschaftlicher Jäger kann ich sagen, dass ich die Rasse anderen Vorstehern, die ich im Laufe der Jahre kennen lernen konnte, wegen diverser Eigenschaften vorziehe, nämlich gutmütiges Wesen, die Tatsache, dass die Braque Francais gut in Gemeinschaft mit anderen Hunden aber vor allem mit dem Menschen leben kann, zu dem sie ein ganz besonderes Feeling und eine Anhänglichkeit entwickelt, die man bei anderen Rassen so schwerlich findet. Doch trotz dieser Freundlichkeit und Sensibilität ist sie, auch dank Intelligenz und Jagdeifer, ein selbstsicherer, überhaupt nicht unterwürfiger Hund.

Orion du Mas D'Erdial, aus Ilvia Cialinis Zucht.

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet?

Neben den eben genannten Eigenschaften wird heute oft die nicht bedacht, wie einfach eine Braque Francais auszubilden und wie flexibel sie bei jeder Form der Schulung und Verwendung ist. Ferner ihre Wetterresistenz und die Fähigkeit, im Sommer jagen zu können, auch ohne draussen viel zu trinken und schliesslich die Selbstverständlichkeit, mit der sie auch in dichter, dorniger Vegetation jagt, trotz des kurzen Fells. Tatsächlich haben sich viele Skeptiker darüber gewundert und mir gesagt, dass meine Braque "wie Laufhunde für die Saujagd ins Dickicht gehen."

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Zu den ausgeprägten Anlagen, die bei dieser Rasse durch die Zucht weitergegeben werden und nur bei ganz wenigen Hunden fehlen, gehören Intelligenz, Jagdtrieb, leichte Ausbildbarkeit, festes Vorstehen, besondere Neigung zum Sekundieren, natürlicher Apport, Gehorsam und aussergewöhnliche Führerbezogenheit.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Hier in Italien scheint die Rasse einen guten Aufschwung zu erleben, trotz der Schwierigkeiten, mit denen die Jagd heute konfrontiert ist, trotz der Abnahme des Wildes, der Bewegungsfreiheit des Jägers im nationalen Territorium, der vielen gesetzlichen Einschränkungen, die der Jagdausübung schaden.
In der heutigen Zucht hingegen sehe ich keine Notwendigkeit, etwas zu verändern, ganz im Gegenteil sollte man die Braque Francais vor der Art von Manipulation schützen, die bei anderen Rassen stattgefunden hat, weil manche ihrer Züchter glaubten, den Superhund schaffen zu können.
Meiner Ansicht nach ist die Braque Francais so wie sie jetzt ist, nahezu perfekt. Man muss nur darauf achten, angemessene Wurfplanung zu betreiben, also für die Zucht Tiere zu wählen, die sowohl körperbaulich als auch hinsichtlich der Jagdanlagen zu den besten gehören, so weit wie irgend möglich dem Standard entsprechen und übersensible Hunde ausklammern.

Axa, von Ilvio Cialini, steht eine Wachtel vor.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Leider ist die Rasse in Italien nur wenig bekannt. Oft fragen Jäger, ob es sich um eine Mischung aus Deutsch Kurzhaar und Pointer handelt. Sie wissen nicht, dass die Braque Francais völlig andere Eigenschaften hat und aus Südfrankreich stammt, wo sie vielleicht schon im 14. Jh. aber mit Gewißheit im 17. Jh. präsent war, als Pointer und Kurzhaar noch gar nicht existierten. Es ist also sicher notwendig, die Braque Francais bekannter zu machen und korrekt über sie zu informieren.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen, Ausstellungen teilzunehmen?

Ja, ich nehme an Klubtreffen und Prüfungen teil, um meine Hunde mit denen anderer Führer zu vergleichen, was notwendig ist, um unter all den Hunden diejenigen auszusuchen, die geeignet sind, die Anlagen der Rasse zu erhalten und vielleicht sogar zu verbessern.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Die Braque Francais ist für jede Form der Jagd geeignet und aus bereits genannten Gründen für jedes Wild, so dass sie auch dem anspruchsvollsten Jäger gerecht wird.

Ilvio Cialini mit einem seiner Welpen.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Er sollte einen Welpen oder Junghund erwerben, ihn eingedenk der Intelligenz und Sensibilität der Rasse mit grösster Sanftheit behandeln und von ihm keine Leistungen erzwingen, die erst der voll ausgereifte Jagdhund erbringen kann. Zu früh zu viel zu verlangen kann sich sehr negativ auf die ausgezeichneten Ergebnisse auswirken, die der Hund ansonsten etwas später ohne weiteres erzielen könnte.


Foto 1 (c) Denise Hartmann; 2, 3, 4 (c) Ilvio Cialini
Text (c) Cani da Ferma e da Cerca; übersetzt aus dem Italienischen von Sabine Middelhaufe mit freundlicher Genehmigung von Cani da Ferma e da Cerca

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