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Spinone bei der Schnepfenjagd

 

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Spinone bei der Schnepfenjagd
di Antonello D’Arrigo

Rumba, die weiss-orangene Spinone Hündin, setzt ihre eifrige Suche in den Buchen- und Pinienwäldern, die die Vegetation des Aspromonte am äussersten Rand der kalabrischen Appenninen bestimmen, fort. Der November, die klassische Zeit der Schnepfe oder "Königin des Waldes", neigt sich seinem Ende zu; es ist ein nicht besonders kühler, aber sehr feuchter Tag, und die Hündin sucht seit fast vier Stunden ununterbrochen das Gelände ab, ohne auch nur anzudeuten, dass sie eine Pause machen möchte, denn ihre Jagdpassion, vor allem die Leidenschaft für die Schnepfenjagd, treibt sie an. Die einzigen, sporadischen Unterbrechungen passieren, wenn sie zu Franco, ihrem Herrn, zurückkehrt, um sich liebevoll streicheln zu lassen und dann mehr als bereitwillig die Suche wieder aufnimmt.
Die beiden anderen Spinoni, Davidensi’s Ciro und Ferentum Oracolo genannt Oscar, arbeiten nicht weniger fleissig und suchen die andere Seite des Waldes ab, der immer wieder von dichten Gebüschen aus Mäusedorn und Bereichen mit Farn und Sträuchern unterbrochen wird; die beiden lassen keine Stelle aus, die der Königin des Waldes als Weide dienen könnte.
Wir, die üblichen drei Jagdgefährten, nämlich Franco Capogreco, Nando Moscatello – genannt Artù – und ich selbst, folgen den Hunden mit echter Bewunderung, möglichst ohne sie je aus den Augen zu lassen und die Aufmerksamkeit auf den Ton der Beeper und Glöckchen gerichtet, die sie tragen.



Epithelium Vasco
steht die Bekassine vor.
Startfoto: Ciro bei der Rebhuhnjagd.

Oh ja, denn die heutigen Spinoni haben einen Grad an Passion und Jagdlust erreicht, und konsequenterweise einen Aktionsradius, der die Fans der englischen Vorsteher neidisch werden lässt, nur dass die Spinoni ausserdem eine angeborene Neigung haben, mit ihrem Führer stets in Verbindung zu bleiben und ausschliesslich für ihn zu jagen, nicht als Selbstzweck! Die Zeiten der behäbigen Spinoni, die einem zwischen den Beinen herum wuselten sind definitiv vorbei. Die gegenwärtigen Rassevertreter sind Vollgebrauchshunde mit der richtigen Grundlage, Passion und festem Vorstehen, sie sind hervorragende Apportierer, die das geschossene Wild zuverlässig finden und haben obendrein eine Prädisposition für die Schnepfenjagd, vor allem in Terrains und Habitaten wie denen, die die südlichsten Appenninen bilden (Aspromonte, Serre calabresi und Sila). All das verdanken die Hunde der züchterischen Selektion, die echte Rasseliebhaber unter Mitarbeit und nach den Regeln des Club Italiano Spinone in den Jahren durchgeführt haben.
Wir teilen uns das Suchgelände auf: ich nehme den oberen Bereich, mit Unterholz aus Stechpalmen, Franco bleibt auf halber Höhe, und Nando geht in den unteren, feuchten und Humus reichen Teil.
In einem tiefen Tal, am Rande eines kleinen Bachs in dem klares Wasser fliesst, hören wir plötzlich den ununterbrochenen Ton von Rumbas Beeper. Sie steht also vor!
Wir eilen in Richtung der Zone, aus der der Beeper klingt, straucheln etliche Male und rutschen auf den feuchten Blättern aus, die die inzwischen fast kahlen Buchen abgeworfen haben. Und auf einmal hören wir den Schuss, der die Stille des Waldes zerreisst und sehen Rumba zwischen den Sträuchern, die Franco glücklich und stolz wie immer die Schnepfe bringt.
Unsere Glückwünsche sind aufrichtig und voll wirklicher Begeisterung.
Schliesslich nehmen wir die Jagd wieder auf und nach gut zehn Minuten ertönt neuerlich der Triller des Beepers. Nando kommt sowohl mir als auch Franco zuvor, und als die Schnepfe auffliegt, reicht ein einziger Schuss, die Königin des Waldes fällt zu Boden, wird unverzüglich gesucht und Rumba schickt sich nach dieser weiteren grandiosen Vorsteharbeit zum Bringen an.

Ferentum Oracolo steht die Schnepfe vor.

Im nächsten Augenblick werden wir Zeugen eines Vorfalls, der aus einem Hundefilm stammen könnte und den ich trotz intensiver Jagderfahrungen, die ich seit dem fernen Jahr 1976 sammle, nicht für möglich gehalten hätte.
Während Rumba nämlich darauf konzentriert ist, die besagte Schnepfe vom Grund eines Taleinschnitts zu bringen, verlangsamt sie ihren Gang plötzlich und fällt in Trab, biegt leicht nach links ab, wie von einem unsichtbaren Faden gezogen und fällt in eine entschlossene aber nicht nervöse Vorstehhaltung, unbewegt, mit schön starrer Rute und natürlich immer noch mit der toten Schnepfe im Fang. Ungläubig, die Gewehre umgehängt, unterhalten wir uns über das Geschehen, und kaum ist die Verblüffung gewichen, wird uns klar, dass dort, vor Rumba, eine weitere Schnepfe sitzen muss. Mittlerweile sind auch Ciro und Oscar eingetroffen und stehen sofort neben Rumba vor.
Das sind wunderbare, unbeschreibliche Momente, inmitten der unendlichen Stille des Waldes, die nur vom Geräusch des Beepers und dem Murmeln des Wassers auf dem Talgrund unterbrochen wird. Urplötzlich aber ertönt das Getöse einer auffliegenden Schnepfe, deren Flucht von Nandos sicherem Schuss abrupt unterbrochen wird. Rumba lässt die Schnepfe zu Boden fallen, die sie die ganze Zeit im Fang hielt und eilt voran, den eben geschossenen Vogel zu suchen und zu Franco zu bringen. Sodann macht sie kehrt, läuft zur abgelegten Beute zurück und bringt mit sichtlicher Freude auch diese zu ihrem Herrn. Eine unbeschreibliche "Hundeschau" unter der Regie einer weiss-orangenen Spinone Hündin, die es geschafft hat, die Witterung des Vogels auf der Weide zu entziffern während ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet war, die Schnepfe zwischen ihren Zähnen zu apportieren.
Unglaublich!

Rumba steht die Schnepfe vor.

Aber sie besitzt eben alle Eigenschaften eines grossartigen Jagdhundes: Jagdeifer, Unermüdlichkeit, konstante Suche, flüssiges Nachziehen, Vorstehen, einen aussergewöhnlichen Instinkt ihr Wild zu finden und darüber hinaus eine enorme Passion für die Königin des Waldes, was sie zu einem echten "Spezialisten" der Schnepfenjagd macht, und das will etwas bedeuten.
Herrschaften, das ist Rumba!
Das ist der Spinone!

Alle Fotos: Antonello D’Arrigo

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