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Spinone - "Der Stachelige"

 

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Spinone - "Der Stachelige"
Von Cesare Bonasegale

Spinone und Bracco Italiano waren ursprünglich zwei Varianten der selben Rasse. Die Differenzen zwischen den beiden ergaben sich aus dem unterschiedlichen Einsatz. Heute gehen diese Unterschiede immer mehr zurück.
Vor der Einführung anderer Rassen existierten in Italien nur der "Edle Bracco" und der "Bracco Spinoso", also der rauhaarige Bracco. Ersterer war nicht an sich nobel; adlig waren seine Besitzer, die es sich erlauben konnten, in offenen Terrains jagen zu gehen. Der andere, "nicht edle", jagte im Wald und an den Uferböschungen, wo man sinnvollerweise einen rustikaleren Hund einsetzte, eben den "stacheligen Bracco".
Wir hatten also eine einzige Rasse mit zwei Varianten, die sich offensichtlich im Fell unterschieden, in der gegen Verletzungen durch Dornen und Unterholz resistenteren Haut, dem Gang und der an Wald und Gebüsch angepassten Suche. Ansonsten waren sie identisch.

Tatsächlich kam erst in jüngerer Vergangenheit das Bedürfnis auf, die beiden Rassen ganz formell zu definieren und dem Spinone eigene Charakteristiken zuzuschreiben.
Aber die kulturelle Abhängigkeit vom Bracco Italiano ist erhalten geblieben, und sei es nur in Form von Vergleichen - und um den Spinone zu erklären, hob man häufig den Unterschied zu seinem kurzhaarigen Landesbruder hervor.
Im Arbeitsstandard des Spinone begnügte man sich für fast ein Jahrhundert damit zu sagen "siehe Bracco Italiano”, und es fiel mir zu, vor etwa 12 Jahren als Erster
einen gemeinsamen Standard für beide Rassen zu schreiben und in den Anmerkungen die Unterschiede hervor zu heben.
Wer sich über die durchaus praktizierte Einkreuzung von Bracco Blut in den Spinone entrüstet, beweist also nur seine historische Ignoranz; die Einkreuzungen wurden eigentlich nur in eine Richtung vorgenommen - das Rauhaar ist ja genetisch dominant über das Kurzhaar - und so brachte und bringt die Einfuhr von Spinone Blut in die Bracco Zucht immer und ausschliesslich "stachelige Braccos" hervor, nie "edle" kurzhaarige.
Zu nennen ist als Selektionsinstrument (des modernen Spinone) natürlich auch die nicht zu unterschätzende Wirkung der Leistungsprüfungen, die sich heute für beide Rassen in gemeinsamen Terrains abspielen, so dass inzwischen auch der ursprüngliche, unterschiedliche Arbeitsbereich des Bracco im "offenen" Gelände und des Spinone in "Wald und Böschungen" weggefallen ist.

Die Konsequenz all dessen ist eine unvermeidliche Annäherung der Leistungen beider Rassen - und dies ist der wichtigste Aspekt. Trotz der häufigen und wiederholten Einkreuzung von Bracco Blut in den Spinone (da es sich ja um zwei Varianten einer einzigen Rasse handelte) brachte die auf den praktischen, unterschiedlichen Einsatz zielende Selektion in der Vergangenheit eben Differenzen in Typ und Arbeit hervor.
Heute hingegen neigt der Einsatz der beiden Rassen im selben Gelände und mit der selben Funktion dazu, die früheren Unterschiede aufzuheben und den Spinone wieder zu einem Arbeitsstandard zurück zu führen, der dem des Bracco immer ähnlicher wird. Und wir haben damit den zigsten Beweis, dass "die Funktion den Typ bestimmt", auch und vor allem im Hinblick auf das Verhalten.
Der ehemalige Trab des Spinone, weniger antriebsstark und nur gelegentlich von einer Galoppeinlage unterbrochen, nähert sich immer mehr dem des Bracco an, der in Terrains, die heute von beiden Rassen gearbeitet werden, funktioneller weil schneller ist.
Analog dazu die Nasenleistung, deren Unterlegenheit beim Spinone früher akzeptiert wurde, weil ja "sein" Einsatzgebiet keine Witterungsfähigkeit auf weite Entfernungen verlangte, aber heute absolut der des Bracco entspricht und entsprechen muss.
Bleiben die morphologischen Unterschiede, die jedoch auch verschwinden, wie zum Beispiel die "Ochsenhaut", die weniger agile Grösse im Vergleich zum Bracco, die früher ja ebenfalls vom Terrain abhing, in dem der Spinone eingesetzt wurde und die heute natürlich keine Bedeutung mehr hat.
So bleiben als Differenzen (bis jetzt) nur noch der "dachförmige" Schädel und die kürzeren Behänge.

Fotos: 1, 2 e 4: Lucio Marzano; Foto 3: Antonello D'Arrigo
(c) Text 2010

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