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Zweithund Setter - Der Mensch braucht eine Aufgabe


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Zweithund Setter - Der Mensch braucht eine Aufgabe
Von Angelika Bartsch-Mangelmann

Bisher immer im Besitz von einzelnen Setter Rüden, zog schliesslich doch ein neun Wochen junger Ire als Zweithund ins Haus und somit auch in unser Leben ein. Jetzt möchte ich unsere Erfahrungen, Vorteile aber auch Nachteile, nach 16 Monaten Zweithundhaltung berichten.
Sicherlich gibt es je nach Rasse, Charakter, Geschlecht, Prägung, Zuchtstätte etc. Unterschiede, doch ich denke, dass diese Erfahrungen zum größten Teil alle Zweithundebesitzer erlebt haben oder noch miterleben werden und sich bestimmt in dem einen oder anderen Erlebnis wiederfinden.
Wir hatten mit unserem älteren Hund, Celtic, einige wesentliche Vorteile, da er bereits den Umgang mit anderen Hunden gewöhnt, sehr sozial und von Anfang an auch durch die Würfe aus der Setterzucht einer Freundin an Welpen und ältere Hunde aller Altersklassen gewöhnt worden war und dazu noch geprägt von Übernachtungs- und Urlaubshunden. So konnte man ungefähr erahnen, wie er sich dem jungen Neuzugang gegenüber verhalten würde, wenn er ab jetzt sein Revier und auch sein Sofa teilen müsste.


Welpe Byron und seine Wurfgeschwister beim Züchter.
Die Frühförderung unseres kleinen Hundes, Byron, fing schon bei der Züchterin an. Dort unternahmen wir zusätzliche Dinge wie Auto fahren, die Straße entlang gehen, Ausflüge ins nahgelegene Wiesengebiet und der Ältere, Celtic, war zur Verstärkung immer mit dabei. Durch die Anwesenheit des älteren Kumpels waren merkwürdige und Angst machende Sachen nur noch halb so schlimm und das Selbstbewusstsein beim Jüngeren wuchs mit jeder positiven Erfahrung sehr schnell an.
Anfang November zog der Welpe dann bei uns ein.

Im neuen Heim.
Bei den ersten Feld- und Wiesenspaziergängen die wir unternahmen, wo Byron und Celtic frei liefen, beschränkte sich sein Entfernungsradius auf ein paar Meter. Meist lief er dorthin, wo der ältere Hund gerade war. Die Entfernung wurde mit zunehmendem Alter sehr schnell größer, und er ging auch gern mal allein auf Entdeckungsreise, schon damals mit dem Ziel, Wild zu finden.
Gehe ich heute allein, ohne Celtic, mit ihm los, so orientiert er sich allerdings nur an mir und ist sehr darauf bedacht, mich nicht zu verlieren bzw. mitzubekommen, wenn ich ihm Kommandos gebe. Dabei baue ich öfter schnelle Richtungswechsel ein, damit er die Aufmerksamkeit behält und lernt, auf mich zu achten. Bei gemeinsamen Freiläufen beider Hunde kommt es vor, dass der ältere sofort ausnutzt, wenn die Aufmerksamkeit erziehungstechnisch beim jüngeren Hund ist. So sind bei Celtic wieder einige längst abgelegte Allüren zu Tage gekommen, die eigentlich schon seit Jahren Geschichte waren. Die erholsamen Ausgänge mit einem sehr gehorsamen Einzelhund, die ich früher machen konnte, z. B. mit Freunden und deren Hunden spazieren zu gehen und sich dabei noch zu unterhalten oder einfach mal entspannt durch den Wald zu laufen, sind erst mal wieder vorbei, denn jede Gelegenheit und Unaufmerksamkeit wird von beiden sehr schnell ausgenutzt.

Spielzeit.
Spaziergänge an der Leine werden neuerdings auch von beiden Rüden zum Anlass genommen, zu versuchen, andere Rüden anzukötten, da man ja jetzt zu zweit ist und der andere bestimmt ganz kumpelhaft mitzieht. Dabei fängt Byron meist als erster an, die Fremden anzublaffen.
Sind, wie momentan hier in der gesamten Umgebung, fast alle Hündinnen läufig, werden gern spontane Ruckaktionen an der Leine gemacht, oft in zwei verschiedene Richtungen, um ja als Erster an der Stelle der Begierde anzulangen. Das ist eine gute Übung für die Muskulatur und das Reaktionsvermögen...
Das Trainieren im Feld geht am besten einzeln vonstatten oder mit einem freilaufenden und einem angeleinten Hund, immer im Wechsel, sonst kann es passieren, dass die beiden sich zusammenrotten oder es wird ein Wettlauf um das schnellste Finden von Wild gestartet, leider des öfteren mit der Konsequenz, dass man es dann vor lauter Übereifer dem anderen kaputtmacht und in das Wild reinläuft statt es vorzustehen.

Jungrüde Byron.
Sehr positiv hingegen war das Einüben des Grundgehorsams. Hier lernte Byron wahnsinnig schnell, da er sich viel vom älteren Celtic abschaute, auch, was es zu bedeuten hat, wenn die Kommandos gefordert werden.
Das Fressverhalten des Älteren hat sich radikal geändert. War er vorher ein absoluter Schnöggel, ließ rohes Steak im Napf liegen und ging eher angewidert weg, so schlingt er jetzt das Fressen in sich hinein – egal was im Napf ist. Teilweise versucht Celtic, dem jüngeren Byron auch dessen Futter noch streitig zu machen. Wenn der dann nicht aufpasst, wird er mal eben bei Seite geschoben und sein Napf wird auch noch leergesaugt. Welches Verhalten nun besser ist, lassen wir mal dahingestellt.
Hatte ich früher öfter ein schlechtes Gewissen, wenn es vorkam, dass ich ein paar Stunden länger aus dem Haus war, brauche ich es heute nicht mehr zu haben, denn dadurch, dass sie jetzt zu zweit sind beschäftigen sie sich untereinander, wenn es ihnen zu lange dauert. Festzustellen übrigens an dem in der Wohnung rumliegenden Spielzeug und an der offensichtlichen Zufriedenheit der Hunde.
Was das Spielen mit einem Artgenossen ganz allgemein angeht, kann der Mensch das nicht ersetzen. Sieht man Celtic und Byron zu, wie sie im Garten oder im Haus toben, sich an den Ohren ziehen - damit diese noch länger werden - Fangspiele um die Büsche rennen, wo gezerrt und gezottelt wird, wird einem das sehr schnell klar.

Welpe Byron und Celtic.
Momentan sind wir gerade in der Phase, wo die Rangfolge zwischen den beiden Rüden geklärt wird. Dabei geht es hier ziemlich ruhig und eher spielerisch zu. Dennoch werde ich weiterhin genau aufpassen müssen, um mitzubekommen, wenn ein Wechsel im Rang erfolgt, damit dann derjenige, der den höheren Rang hat, sein Futter, Leckerchen etc. zuerst bekommt. Sonst könnte es unter Umständen nicht mehr so friedlich zugehen. Demzufolge ist genaues Beobachten angesagt.

Byron (vorn) und Celtic - Zweihundehaltung hat Vor- und Nachteile.

Zusammenfassend kann ich nach 16 Monaten Zweithundeerfahrung sagen, dass ich auch mal vor Wut über manches Verhalten koche, die Zeit weniger geworden ist, die Finanzen durch Versicherung, Futter, Steuern etc. zusätzlich weniger geworden sind, ich jedoch durch die vielen positiven Erfahrungen und Momente, die ich mit Celtic und Byron habe, die manchmal negativen schnell vergesse. Erst recht, wenn ich beobachte, wie beide zusammen gekuschelt auf ihrem Sofa liegen oder sich gegenseitig putzen und die Nähe des anderen sichtlich genießen.
Wie in allem gibt es also auch hier ein Pro und Kontra, aber ich bin sicher, es wird sich im Laufe der Zeit alles immer besser einspielen.
In unserem Fall wurde aus einem verwöhnten Einzelsetter ein Hund, der sich auch mal wieder richtig einsauen kann, der nicht mehr beim Fressen nörgelt und der einen Kumpel zum Spielen, Kuscheln und für alle sonstigen Lebenssituationen dazugewonnen hat, dadurch noch ausgeglichener geworden ist, und wir als Frauchen und Herrchen um viele schöne, neue Erfahrungen und Momente reicher geworden sind – und der Mensch braucht ja auch eine Aufgabe..!


Jung-Byron beim Apport.


Alle Fotos: Angelika Bartsch-Mangelmann(c) Text 2010

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