Jagdhund ohne Jagdschein? •• Jagdhunderassen •• Laufhunde/Meutehunde/Bracken •• Jagd und Jäger •• Erziehung & Ausbildung
Die AutorInnen Fotogallerie Bücher & DVD Links Kontakt Copyright/Haftungsausschluss

Züchterinterview


Kleiner Münsterländer




Züchterinterviews

> Menü Portraits
> Erfahrungen mit dem.....
> Wissenswertes



home

Bernd-Dieter Jesinghausen - Kleiner Münsterländer
Interview von Sabine Middelhaufe

Bernd-Dieter Jesinghausen führt seit 1982 Kleine Münsterländer. Seit 2002 ist er Präsident des Verbandes für Kleine Münsterländer Vorstehhunde in Deutschland und seit 2006 des KlM-International (Gründungspräsident). Er ist ausserdem Verbandsrichter, Spezialzuchtrichter, Verbandsschweißrichter und Mitglied des erweiterten Präsidiums des Jagdgebrauchshundvereins.

Seit wann interessieren Sie sich für die Rasse, und warum haben Sie gerade diese gewählt?

Für den Kleinen Münsterländer interessiere ich mich, seit dem ich Jäger bin. Besonders schätze ich deren Intelligenz und handliche Größe, sowie deren vielseitige Einsatzbereiche im Feld, Wald und Wasser.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

KlM sind seit mehr als 100 Jahren rein gezüchtete Jagdhunde, die als Vollgebrauchshunde - genau wie die anderen deutschen Vorstehhunderassen - im Wald, im Feld und im Wasser vor dem Schuss und nach dem Schuss eingesetzt werden können. Sie haben eine sympathische mittlere Größe (Rüden 52 – 56 cm, Hündinnen 50 – 54 cm), sind ausgesprochen intelligent und familienfreundlich. Wir haben damit Hunde, die sowohl hochpassionierte Jagdkameraden wie auch treue Familienmitglieder sind. Ihre Anhänglichkeit kann jedoch schnell täuschen, wenn sie auf der Jagd sind, lassen sie sich nicht leicht bremsen.

Welpe Venus. Foto: Cornelia Bögli. Titelbild: Grisu. Foto: Christian Brinkmann

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung erfährt?

Die aus TV-Serien bekannte, hübsche, handliche (mittelgroße) und hausfreundliche Jagdhunderasse wird leider auch als Begleithund gehalten. Dabei wird seine angeborene Jagdleidenschaft unterschätzt. Dies führt schnell zu Triebstaus, Aggressionen und anderen Problemen. Weil die KlM bei vielen Hundefreunden beliebt sind, gibt es viele „Schwarzzuchten“ im In- und Ausland. Deshalb wird beim internationalen KlM-Weltverband Wert auf eine konsequente Leistungszucht gelegt, um das traditionelle Rasseprofil als familienfreundlicher, leistungsstarker Vollgebrauchshund für die Jagd zu erhalten und zu festigen.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Die Anlagen sind nach Leistung und Standard (Exterieur) zu unterscheiden. Außerdem muss hoher Wert auf Erbgesundheit gelegt werden. Bei den Leistungsanlagen sind die Nase, das Vorstehen, die Apportierfreude ebenso wichtig wie Jagdpassion und Jagdverstand. Ein KlM muss zuverlässig im Wasser arbeiten, im Feld eine feine Nase zeigen und sicher vorstehen, im Wald Wild aufstöbern und schwierige Nachsuchen bewältigen. Im Standard muss er das typische elegante KlM-Profil mit festem Haar zeigen.

Bernd-Dieter Jesinghausen.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse (in Ihrem Land) ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Jagdhundezucht heißt in erster Linie konsequente Leistungszucht. Weniger als 50 % der KlM-Welpen eines Jahrgangs fallen im Mutterland Deutschland, d. h. es ist nötig, die Rasse leistungsmäßig auch international zusammenzuhalten. Dieses ist sehr schwierig, da international die rechtlichen und traditionellen Bedingungen für die Durchführung von Leistungsprüfungen und für die internationale Zuchtsteuerung sehr schwierig sind. Mehr internationale Gemeinsamkeiten, Zusammenarbeit und eine weltweite Zuchtsteuerung würden sehr helfen.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Die KlM zählen im Mutterland Deutschland zahlenmäßig zu den großen (zahlenmäßig) Vorstehhunderassen und sind sehr gefragt. Ein völlig anderes Bild ergibt sich in Süd- und Osteuropa. Hier besteht ein großer Informations- und Aufklärungsbedarf. In West-, Mittel- und Nordeuropa gibt es nationale Verbände, die eine stetig wachsende Zahl von KlM betreuen.

Grisu. Foto: Christian Brinkmann

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Ja, man kann immer interessante Anregungen für die Zucht und die Arbeit mit den Jagdhunden bekommen. Ein Erfahrungsaustausch ist stets wertvoll.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse nach Ihrer Beurteilung besonders geeignet?

Ein KlM ist ein Vollgebrauchshund, der auch je nach den vorhandenen Revierverhältnissen auf die Arbeit an einzelnen Wildarten spezialisiert werden kann. Sozusagen von den Anlagen her ein Generalist von der Suche über das Vorstehen, das Stöbern, das Apportieren bis zur Schweißarbeit, der in jedem dieser Fächer zum Spezialisten entwickelt werden kann – von der Wildschwein- bis zur Vogeljagd.

Und schließlich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

So früh wie möglich mit der Erziehung und der Abrichtung beginnen, dabei mit Konsequenz und Geduld vorgehen. Die KlM lernen früh, durchlaufen oft eine sehr lebhafte Jugendphase und sind hier manchmal nicht immer leicht zu bremsen. Sie brauchen regelmäßig Arbeit und den engen Kontakt zu „ihren“ Menschen. Eine gute Sache sind auch gemeinsame Welpenspieltage mit anderen jungen Hunden. Behandeln Sie Ihren KlM wie ein Kind: mit Gefühl und Konsequenz. Er wird es Ihnen danken!

Junghündin Venus. Foto: Cornelia Bögli.

> Erfahrungsbericht
> Kurzportrait
> Fotoalbum Münsterländer
 
home Seitenanfang Menü Fotoalbum