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Züchterinterview


Gammel Dansk Honsehund




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Søren Poulsen - Gammel Dansk Honsehund
Interview von Sabine Middelhaufe

Seit wann interessieren Sie sich für den Gammel Dansk Honsehund (GDH) und warum haben Sie gerade diese Rasse gewählt?

Ich begann 1983 mit der Rasse. Zu der Zeit ging ich sehr viel jagen und suchte einen guten Jagd- plus Familienhund. Dann sah ich ein Fernsehprogramm, in dem der Gastgeber einen GDH hatte, der sehr nett klang und aussah. Also belasen wir uns weiter über die Rasse und kamen zu dem Schluss, dass er genau der Hund war, den wir gesucht hatten. Wir mussten unsere Wahl nie bereuen! Ich habe inzwischen meinen 5. GDH und wir haben bisher sechs Würfe grossgezogen, einen gerade jetzt.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen gegenüber bevorzugen könnte?

GDHs sind Allrounder. Da sie bessere Nasen haben als die meisten anderen Vorstehrassen sind sie gut für die Schweissarbeit geeignet, neben dem "normalen" Job, also Suche, Vorstehen und Apport von beidem, Feder- und Haarwild. Ich würde allerdings sagen, dass ihre große Passion den Vögeln gehört.
GDHs sind gute Apportierer. Obwohl nicht alle das Wasser lieben, werden sie bei frühzeitiger Gewöhnung im Welpenalter später problemlos auch aus dem Wasser bringen.
Sie sind gegenüber Füchsen, Katzen usw. nicht so scharf wie andere Rassen.
Sie eignen sich für den Wald ebenso wie fürs offene Feld. Der Gammel Dansk ist bei der Suche freilich nicht so schnell wie die meisten anderen kontinentalen Vorstehhunde (und erst recht die englischen!), dafür aber stets ruhig und konzentriert. In Dänemark hat er den Ruf, dank seiner besseren Nase noch das Wild zu finden, dass die schnelleren Hunde überlaufen haben.

Eine andere Besonderheit der Rasse ist die äusserst enge Führerbindung; der Hund will bei der Jagd nahe seines Meisters sein und entfernt sich deshalb nie zu weit. Diese enge Beziehung war eines der Zuchtziele, als die Rasse vor 300 Jahren geschaffen wurde und der GDH hat sie noch immer im Blut. Das unterscheidet ihn von so vielen anderen Rassen und ich glaube ist auch der Grund, wieso Jäger ihn wählen.
Sicher erwähnenswert: der Gammel Dansk ist ein fantastischer Familienhund (bedenke, die meisten Tage des Jahres bist du nicht bei der Jagd!), ausgeglichen und ruhig auch ausserhalb der Arbeit, problemlos im Haus zu halten, ein Hund, der sich dem Familienleben anpasst.
Sein Aggressionsniveau ist sehr gering; selbst zwei Rüden werden sich normalerweise nur ein bisschen anknurren, nichts sonst. Zu Kindern sind sie gutmütig und ganz allgemein sehr kontaktfreudig, nicht nur zum Herrn und der Familie. Deshalb ist der GDH auch nicht für die Haltung in Zwinger, Box etc. geeignet, sondern sollte stets im Haus bei seiner menschlichen Rudel leben.
Ausserdem ist die Rasse wachsam (was nicht mit aggressiv zu verwechseln ist!), bellt bei Annäherung Fremder an ihr Territorium (Garten etc.) und mag dann sehr gefährlich aussehen, aber tut in Wahrheit überhaupt nichts. (Gut, dass Unbekannte das nicht ahnen können, denn so gibt es keine Einbrecher wo ein normaler GDH wohnt!)

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet?

Als passionierter Field Trial Teilnehmer wird man die langsame Suche des GDH nicht schätzen und auch nicht seine Tendenz, mit der Nase über dem Boden, also mit tiefen Kopf zu suchen, was Trial Richter ganz und gar nicht lieben. Aber in den letzten Jahrzehnten hat sich die Schnelligkeit des GDH durch entsprechende Zuchtselektion gesteigert. (Das gilt auch für die meisten anderen Vorstehrassen, ob einem das nun gefällt oder nicht.)
Wer einen scharfen, harten Hund sucht sollte keinen Gammel Dansk wählen. Auch haben, wie erwähnt, nicht alle Vertreter eine angeborene Wasserfreude, doch wenn man schon mit dem Welpen daran arbeitet, lernt er, das kühle Nass zu akzeptieren.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Er sollte ruhig, ausgeglichen und lernfreudig sein.
Der GDH will normalerweise seinem Herrn gefallen und tut deshalb, was der von ihm verlangt, aber natürlich muss der Halter dem Hund zunächst klar machen, was genau er von ihm will.
Alle GDHs sind zuverlässige Vorsteher mit Jagdpassion, speziell einem starken Antrieb, Vögel zu finden. Die Freude, Dummys u.Ä. im Maul zu tragen ist gehört auch hierher, da die Apportierausbildung dadurch leichter wird. Enge Führerbezogenheit, Kontaktfreude, also Zuneigung und Offenheit gegenüber Menschen, insbesondere Kindern.
Nicht aggressiv, wohl aber wachsam.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Die Rasse dürfte zahlenmäßig gern grösser sein und in mehr Ländern verbreitet. Aber in den letzten Jahren ist eine diesbezügliche Zunahme zu erkennen. In Dänemark wächst die Zahl der GDHs obwohl die Vorstehrassen generell weniger werden.
In Schweden hat sich im Laufe von 2-3 Jahrzehnten eine gute GDH Population entwickelt und es wurde ein Rasseklub gegründet. Dank seiner ruhigen Art der Annäherung ist der Gammel Dansk nämlich besonders gut für die Jagd auf die verschwiedenen Waldhühner (Grouse usw.) in den schwedischen Forsten geeignet.
Der GDH Club und die Zuchtkommission in Dänemark sind stark, aktiv und gut organisiert, so dass ich insgesamt ein gutes Gefühl für die Zukunft der Rasse habe.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Der Club in Dänemark hat eine gute Homepage und die Rasse wird bei Jagdausstellungen präsentiert. Aber sie sollte auch bei Field Trials öfter vertreten sein damit die Jäger sehen, dass ein GDH trotz des langsameren Tempos gut arbeitet.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen, Ausstellungen teilzunehmen?

Ja. Obwohl nur wenige Jäger teilnehmen wird der Ruf einer Rasse auch bei solchen Events geschaffen.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Allround-Jagd in Feld und Wald auf alle Arten von Federwild und Hasen, Schweissarbeit/Nachsuche auf Reh- und Schwarzwild. Der GDH ist nicht besonders für die Jagd in weiten Terrains, wie etwa die norwegischen Fjelds oder Schottland geeignet, das ist für Pointer und Setter.

Søren Poulsen (2.von r.) mit seiner Frau, zwei Zuchthunden und einigen glücklichen Welpenkäufern.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Es ist eine gute Rasse für Ersthundeführer: leicht auszubilden, ruhig, willens zu tun, was der Chef möchte. Wichtig ist, bei der Ausbildung des jungen GDH freundlich zu bleiben, da diese Hunde sehr sensibel sind, und Geduld zu wahren, da sie relativ langsam ausreifen. Wenn man seinem Gammel Dansk ein bisschen mehr Zeit lässt als einer anderen Rasse hat man am Ende einen viel besseren Jagdhund als mancher Jägerkollege.

Alle Fotos: Jesper Poulsen/ Klubben for Gamle Danske Hønsehunde

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