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Der Gammel Dansk Hønsehund

 


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Der Gammel Dansk Hønsehund
Von Sabine Middelhaufe

Der Altdänische Vorstehhund ist mit einer Widerristhöhe von max. 60 cm ein mittelgrosser Jagdgebrauchshund, der vor allem für die nicht zu weiträumige Suche von Federwild und zuverlässige Arbeit unter der Flinte geschaffen wurde. Obwohl dieser stets weiss-braune, kurzhaarige Vorsteher seit 300 Jahren existiert und in seiner Heimat einen hervorragenden Ruf geniesst, ist er heutzutage nur in sehr geringer Anzahl auch in Schweden, Norwegen, Grossbritannien, Deutschland, Holland, Tschechien und den USA vertreten.
Seine Entstehung verdankt der Gammel Dansk Hønsehund dem noch im 17. Jh. in vielen europäischen Ländern verbreiteten Verbot für den "gemeinen Mann" einen Hund zu halten, mit dem er das Wild der adligen Landbesitzer hätte erbeuten können. Als Präventivmassnahme musste der nicht blaublütige Hundebesitzer seinem Vierbeiner die Sehnen am Lauf durchtrennen oder gleich die ganze rechte Pfote abschneiden, denn, so schloss man wenig zartfühlend, ein hinkender Hund erwischt keine "wertvollen" Tiere.

Zwar wurde die Leibeigenschaft in Dänemark 1702 abgeschafft, doch Wilderei in hochherrschaftlichen Revieren blieb ein schweres Vergehen. Wer es trotzdem wagte, seine Mahlzeiten mit verbotenem Wildbret zu bereichern, musste das Risiko in Kauf nehmen, "am Halse aufgehängt zu werden, bis er stirbt", wenn man ihn oder auch nur seinen treuen Hund auf frischer Tat ertappte.
Gestattet war lediglich, dass Bauern auf ihren kleinen Landstücken jagten, strikt innerhalb ihrer Grenzen.
Not macht bekanntlich erfinderisch, doch man darf vermuten, dass der Bauer Morten Bak aus Glenstrup sich lange den Kopf darüber zerbrechen musste, wie er wohl einen Hund schaffen könnte, der einerseits die nötigen Voraussetzungen eines feinnasigen Jägers mitbrächte, sodann eine angeborene Neigung zum Anzeigen und Vorstehen von Niederwild, speziell Vögeln besäße, ruhiges Temperament und hohe Führigkeit und schliesslich eine Körpergrösse, die effektiven jagdlichen Einsatz ermöglichte, ohne dass der Hund selbst mehr Futter brauchen würde, als er seinem Herrn durch die Jagd einbrächte.

Bak kreuzte ab 1710 viele Jahre über verschiedenen Hundetypen miteinander. Darunter mit Sicherheit jene Exemplare der nach Dänemark importierten französischen Laufhunde, die sich für die Parforce Jagd als ungeeignet erwiesen hatten und stattdessen wegen ihrer Gewohnheit, Wild durch Verharren anzuzeigen für die Vogeljagd mit Netzen verwendet wurden, ferner kleine Wachhunde von den umliegenden Bauernhöfen, Karrenziehhunde und andere europäische Jagdhunde, die, wie Craig Koshyk in seiner Rassebeschreibung nahe legt, wohl doch nicht von reisenden Zigeunern von Spanien kommend eingeführt wurden, sondern eher von dänischen Soldaten, die im spanischen Nachfolgekrieg (1701-14 ) gekämpft hatten.
Offenbar fand der Bakhund rasch Freunde und machte sich einen Namen. Steen Steensen Blicher, ein Mann der Kirche und, wie damals durchaus nicht unüblich, gleichzeitig ein passionierter Jäger, lobte Anfang des 19. Jh. die Qualitäten des Bakhundes, den er selbst begeistert für die Federwildjagd verwendete. Allerdings kann man seiner Beschreibung der "Rasse" auch deutlich entnehmen, dass dieser Hund noch fern vom Ideal des modernen Gammel Dansk war.

"Die Grösse variiert stärker als bei irgendeiner anderen Rasse. Da gibt es enorme, Bullenbeißer ähnliche Hunde, kleine vom Typ Spitz, sowie kurzhaarige, langhaarige, solche mit einer Nase und andere mit Doppelnase. Wir lehnen die schwarzen Exemplare ab, denn sie sind nicht rein, und ausserdem im Moor auf Entfernung schlecht zu sehen. (...) Die besten Hunde für den Gebrauch sind demnach die weissen (entweder rein weiss oder, am meisten verbreitet, mit Braun am Kopf und den Behängen) und die Braunschimmel, also mit braunen Sprenkeln am ganzen Körper."
Insbesondere die Erwähnung der Spaltnase lässt natürlich sofort an den Pachon Navarro denken, jenen spanischen Pointer, der für seine "Doppelnase" noch heute berühmt ist und bestätigt, dass in der Tat Vorstehhunde spanischer Herkunft bei der Schaffung des Bakhundes beteiligt waren.

Für die Popularität des "dänischen Pointers" spricht auch die Tatsache, dass 1866 sechs Exemplare nach Hannover geschickt wurden, um dort angeblich in die Deutsch Kurzhaar Zucht einzufliessen. Leider erwies sich diese Kooperation mit einem Land, gegen das Dänemark kurz zuvor einen Krieg verloren hatte, als enormer Nachteil für den Bakhund, da der Verdacht, er könne inzwischen selbst deutsches Blut in den Adern haben, dazu führte, dass die Rasse bei der ersten Internationalen Hundeausstellung in Kopenhagen nicht vorgestellt und deshalb vom Dänischen Kennel Club auch nicht offiziell anerkannt wurde.
Das änderte freilich nichts an der Tatsache, dass er bis zu Beginn des 20. Jh. der verbreitetste Jagdhund in seiner Heimat war. Leider ging es von da an bergab für die Rasse, die nach dem 2. Weltkrieg fast ausgestorben war. Um sie nicht vollends zu verlieren wurde 1947 der erste Rasseklub gegründet und dank gezielter Zucht kletterte der GDH auf ein qualitatives und quantitatives Niveau, das nur 16 Jahre später die Anerkennung durch die FCI erlaubte.
Heute beträgt die Gesamtpopulation des GDH in seiner Heimat etwa 1000 Exemplar. Es werden in Dänemark jährlich 100-120 Welpen gemäß den Regeln des Vereins und den Empfehlungen der Zuchtkommission gewölft und eine kleine Zahl von Würfen bei Privatpersonen ohne Klubbindung.
In Schweden und Norwegen gibt es jeweils einen Züchter, der etwa alle 2-3 Jahre einen Wurf macht.

Interessanterweise hat der GDH sich in gewissem Maße die Aufmerksamkeit und das Territorialverhalten der kleinen Wachhunde unter seinen Ahnen erhalten, d.h. der Gammel Dansk ist durchaus geeignet, seines Herrn Hab und Gut, Haus und Hof sorgfältig im Auge zu behalten und suspekte Annäherung zu melden. Ansonsten ist er ein sehr verträglicher Geselle, mit seinen Artgenossen ebenso wie mit unseren, sehr kinderlieb und sicherlich kein Hund, den man ausserhalb der Jagd in den Zwinger abschieben darf. Das ist auch gar nicht nötig, denn vom praktischen Jagdeinsatz heimgekehrt, gehört er zu den ruhigsten, ausgeglichensten und daher angenehmsten Vierbeinern, die man sich im Haus vorstellen kann. Vorausgesetzt natürlich, er bekommt auch ausserhalb der Saison täglich genügend Bewegung in der freien Landschaft. Zum ausschliesslichen Familienhund, der nur den heimischen Garten und den Stadtpark kennt, eignet er sich allerdings absolut nicht, doch das ist seinen Fans bekannt, weshalb gut 90% aller GDH als Gebrauchshunde leben.

Ob er seine viel gelobte Robustheit und Ausdauer nun von den Laufhunden oder den einst fürs Ziehen von Karren benutzten Vorfahren hat bleibe dahin gestellt, wichtig ist: er besitzt sie. Der Gammel Dansk ist nicht zimperlich, hart im Nehmen und kann problemlos etliche Tage in Folge zur Jagd eingesetzt werden, ohne "schlapp" zu machen.
Übrigens sind bei dieser Rasse die Unterschiede in Grösse, Gewicht und Temperament zwischen Rüden und Hündinnen recht stark ausgeprägt.

Alle Fotos: Jesper Poulsen/ Klubben for Gamle Danske Hønsehunde

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