Jagdhund ohne Jagdschein? •• Jagdhunderassen •• Laufhunde/Meutehunde/Bracken •• Jagd und Jäger •• Erziehung & Ausbildung
Die AutorInnen Fotogallerie Bücher & DVD Links Kontakt Copyright/Haftungsausschluss

Züchterinterview


Braque Saint Germain




Züchterinterviews

> Menü Portraits
> Erfahrungen mit dem.....
> Wissenswertes



home

Wolfgang Bittermann - Braque Saint Germain "du Verger des Pommes"


Interview von Sabine Middelhaufe

Wolfgang Bittermann ist von Beruf Förster und ein passionierter Jäger; er erwarb seine erste Braque Saint Germain Hündin 1998 und begann 2003 mit ihr unter dem Zwingernamen "du Verger des Pommes" zu züchten.

Seit wann interessieren Sie sich für die Rasse, und warum haben Sie gerade diese gewählt?

Etwa 1970 erfuhr ich durch eine Zeitschrift zum ersten Mal von dieser Rasse. Mit der Anschaffung eines solchen Hundes wurde es aber erst 1998 konkret. Ich wollte nach längerer Abstinenz wieder einen Jagdhund führen und stiess zufällig auf einen Bericht von Christine Andres, die damals Rassebetreuerin für Braque Saint Germain im VBBFL war. Meine Vorliebe für Seltenheiten und die Kontakte von Frau Andres nach Frankreich haben mich schliesslich zu dieser Rasse geführt.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Hauptargument, sich für diese Rasse zu entscheiden, sollte die innige Zuneigung (fast schon Besessenheit) des Führers zu seinem vierbeinigen Helfer sein, denn dann gibt die BSG auf Grund ihrer grossen Führerbezogenheit, alles zurück und erbringt, nach entsprechender Ausbildung, Höchstleistungen. Die BSG sucht und hält immer Kontakt zu ihrem Führer; wer seiner Rasseentscheidung nur rein rational-sachliche Überlegungen zu Grunde legt, wird diese enge Bindung selten bekommen und deshalb die Leistungen auch nicht im vollen Umfang abrufen können, obwohl die Anlagen vorhanden sind.

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung erfährt?

Das kommt darauf an, in welchem Land man lebt: in Deutschland wird der universelle, der Hund für alles bevorzugt (siehe DD), im Übrigen Kontinentaleuropa (Frankreich, Spanien, Italien usw.) und Grossbritannien neigt man hingegen eher dazu, mit unterschiedlichen Spezialisten zu jagen (also Laufhund, Vorsteher, Stöberer, Apportierer, Wasser- und Schweisshunde). Der Schwerpunkt bei den Anlagen der BSG liegt eindeutig bei der Feldarbeit, also Suchen, Finden, Vorstehen, Bringen, aber auch für alle übrigen Fächer ist sie, nach angemessener Ausbildung, gut zu gebrauchen. Bei den Wildarten, für die sie sich besonders eignet, gibt es ebenfalls eine deutliche Reihenfolge: an erster Stelle steht das Rebhuhn, gefolgt von Fasan und Ente, an dritter Stelle dann Hase und Kaninchen, an vierter Reh- und Rotwild und auf Platz 5 der Wildarten findet man Schwarz- und Raubwild.

Wolfgang Bittermann mit seinen BSG.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Eleganz, Passion, Führigkeit, Apportierfreude, Führerbezogenheit, Familienanpassung, Kinderfreundlichkeit.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

In Deutschland gibt es gegenwärtig ca. 25 Vertreter dieser Rasse; sie ist bei uns also extrem selten. Ihre Führer sind aber allesamt sehr engagiert. In Frankreich kann man, meines Wissens nach, langfristig mit etwa 60 Welpen pro Jahr rechnen. Aus dem Mittelmeerraum (z.B. Korsika) tauchen immer wieder Fundtiere auf, die sehr BSG ähnlich oder sogar identisch sind. Dringend nötig wäre eine gesamteuropäische Zusammenarbeit; ich versuche diese gegenwärtig zwischen Frankreich, Deutschland, Schweiz und Österreich zu initiieren, und natürlich wäre es erfreulich, wenn auch Italien u.a. Mittelmeerländer sich beteiligen würden. Interessant für deutsche Züchter ist es gerade im Moment, möglichst blutsfremde, HD-freie Zuchthündinnen zu finden.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Die Rasse und ihre Eigenschaften sind, Frankreich ausgenommen, in Europa praktisch unbekannt. Ich erhalte des öfteren Anfragen, in denen ich um entsprechende Auskünfte gebeten werde. Wegen der Namensähnlichkeit - Braque Saint Germain und Deutsche Bracke - kommt es auch nicht selten zu Verwechslungen.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

In allen Fällen: Ja! Ich bin Mitglied im rassebetreuenden Verein und organisiere seit 2003 BSG Jahrestreffen.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse nach Ihrer Beurteilung besonders geeignet?

Die Rasse ist spezialisiert für Feldjagen (Rebhuhn, Fasan, Hase), lässt sich jedoch, Ausbildung vorausgesetzt, recht universell einsetzen. Ich selbst jage hauptsächlich im Wald auf Rehe und Wildschweine. Hier hat die BSG übrigens einen unschlagbaren Vorteil: wegen der weissen Grundfarbe kann sie nie mit jagdbarem Wild verwechselt werden. Alle meine BSG arbeiten auch ausgezeichnet im Wasser, sogar im Winter, müssen sich anschliessend aber gut trocken laufen können. Für die Schweissarbeit ist dieser Hund ebenfalls sehr gut geeignet, denn er hat einen guten Instinkt dafür, wann er mit tiefer oder hoher Nase arbeiten muss.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

BSG
brauchen in puncto Entwicklung, Wachstum und Charakterausreifung etwas länger als die frühreifen Rassen. Bei einem DD beispielsweise ist es recht einfach die erforderlichen Schritte zu fixieren, um ihn durch das deutsche Prüfungssystem führen zu können. Die BSG hingegen reifen und wachsen langsamer und sind in ihrer ganzen Art einfach noch kindlicher und verspielter. Man sollte also nicht versuchen, sie auf Teufel komm raus durch das deutsche Prüfungssystem zu hetzen, sondern dem Hund doch lieber etwas Zeit geben. Bei dieser Rasse lässt sich ausserdem nichts durch Zwang erreichen; eine BSG liesse sich eher erschlagen, als etwas zu tun, was sie nicht tun will. Deshalb muss der Führer eine innige Beziehung zu seinem Hund aufbauen, denn nur dann freut sich die BSG auf Abrichtung und Arbeit und verlangt regelrecht danach. Der Führer muss allerdings auch mit einer unbeugsamen Konsequenz ausgestattet sein, ohne wie gesagt Zwang auszuüben, und das erfordert oft zig-fache Wiederholung ein und derselben Übung.
Eine BSG die nicht ständig Bezug zu ihren Führer hat und die ihren Bewegungsdrang nicht ausleben kann, wird unweigerlich verkümmern. Der Idealzustand ist erreicht, wenn Führer und Hund als Gemeinschaft eine unzerstörbare Harmonie ausstrahlen, und in diesem Falle zeigt die BSG Höchstleistungen, die kaum eine anderen Rasse erlangt.

Alle Fotos (c) Wolfgang Bittermann, Zwinger "du Verger des Pommes".

> Rasseportrait
> Erfahrungsbericht
> Fotoalbum

 

home Seitenanfang Menü Fotoalbum