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Kurzportrait

 


Braque Saint Germain

 

 


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Die Braque Saint Germain
Von Sabine Middelhaufe

Die Braque Saint Germain, ein Abkömmling des englischen Pointers, gilt als die schnellste kontinentale Vorstehhunderasse, doch erlaubt ihr der atletische, wohl proportionierte Körperbau nicht nur einen raumgreifenden, eleganten Galopp bei der weiten Suche im Feld, sondern auch enorme Ausdauer und Resistenz gegenüber den physischen Strapazen eines langen Jagdtages. Gute Vorstehmanieren, natürlicher Apport, innige Führerbezogenheit und vielseitige Einsetzbarkeit machen diese, mit bis zu 62 cm Widerristhöhe mittelgrosse Rasse, zu einem empfehlenswerten Vollgebrauchshund vor allem für das Niederwildrevier.
Wie bei fast allen Hunderassen gibt es auch über die Herkunft der Braque Saint Germain verschiedene Theorien. Obwohl es elegante, feinnasige Jagdhunde mit orangenen Platten und Punkten auf weissem Grund schon vor der Wende zum 19. Jahrhundert gab, etwa in den Meuten Ludwigs des XV., wird allgemein angenommen, dass die Braque Saint Germain Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Kreuzung von Pointer und Braque Francais entstand, die der Königliche Jägermeister Karls des X., Monsieur de Girardin, vornahm.
Uneins sind die Quellen freilich darüber, wie es dazu kam.

Vision, moderne Braque Francais. Lks. u. oben. Fotos: Denise Hartmann.


Braque Saint Germain: lks. Doubai, (Foto: C. Fauqembert), oben Veit (Foto: W. Bittermann) Titelbild: Darius. (Foto: C. Fauqembert)

Pointer: lks. Cora, (Foto: Lone Nielsen), oben Gonzo (Foto: B. Jendritzki)

Manche Autoren berichten, der König habe seinen Jägermeister angewiesen, ein Paar englische Pointer zu kaufen, andere sprechen von einem Geschenk des englischen Königs an seinen französischen Kollegen. Immerhin sind die Namen der zwei Pointer, die (Braque-) Geschichte machen würden, überliefert: Miss und Stop.
Waren es orange-weisse französische Hunde, die mit beiden Pointern verpaart wurden? Oder wurde nur die orange-weisse Miss für die Zucht verwendet und von dem braun-weissen Braque Francais Zamor des Grafen de l'Aigle gedeckt? Spielte sich dies alles vor oder nach der Revolution ab, die Karl X. den Thron kostete und seine Hunde in die Obhut von Baron Laminat brachte, dem auch die Verwaltung der Wälder von Compiègne, nördlich von Paris oblag? Wir werden es wohl nie mit Bestimmtheit wissen...
Gesichert ist nur, dass Miss in den Zwingern von Compiègne weiss-orangene Nachkommen gebar, in deren Adern auch Braque Francais Blut floss; übrigens hatten die Welpen, ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, auffallend oft rosafarbene Schleimhäute.
In Anbetracht ihres Geburtsortes wurden diese Hunde zunächst Braque Compiègne genannt und erst nach Verlegung der Zwinger nach Saint Germain bürgerte sich der heutige Name Braque Saint Germain ein.

Braque Saint Germain Welpen. (Foto: C. Fauqembert)
Folgt man der Beschreibung eines damaligen Zeitgenossen, Marquis de Cherville, war schon die ursprüngliche Braque Saint Germain ein recht grosser, eleganter Hund für die Niederwild-, insbesondere die Fasanen- und Kaninchenjagd, sehr schnell, äusserst feinnasig, mit weiträumiger Suche und angeborenem Bringtrieb.
Die ausgezeichneten Jagdanlagen in Verbindung mit einem unbestreitbar attraktiven Äusseren verhalfen der neuen Rasse sehr schnell zu enormer Popularität. Bei der ersten Hundeausstellung in Frankreich, 1863, wurde sie dem Publikum präsentiert und gehörte hier, so berichten Quellen, bereits zu den zahlenmäßig am meisten vertretenen Vorstehhunden.
Bis zum 1. Weltkrieg war die Braque Saint Germain, die 1913 ihren eigenen Rasseklub erhielt, definitiv einer der geschätztesten Vorstehhunde Frankreichs - und ein sehr beliebter Ausstellungshund. Doch der Krieg und seine Folgen reduzierte die Zahl der Züchter und Hunde erheblich. In den 1930er Jahren bemühten sich engagierte Rasseliebhaber um die Renaissance der Braque Saint Germain; leider durchkreuzte der nächste Weltkrieg ihre Pläne.
Obwohl die Rasse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erneut Anhänger gefunden hat, blieb ihre Bekanntheit als vielseitiger, loyaler und leicht auszubildender Jagdhund doch weitgehend auf ihr Heimatland, wo noch heute rund 90% der Rassepopulation leben, beschränkt.

Veit (Foto: W. Bittermann)
Erst in den letzten 25-30 Jahren hat sich das geändert. In Nordamerika zählt diese Braque zwar nach wie vor zu den seltenen Rassen, hat sich aber unter Jägern und Trial-Fans einen sehr guten Namen als arbeitsfreudiger, anpassungsfähiger Gebrauchshund mit ausgezeichneten Qualitäten verdient, der ausserdem einen höchst angenehmen, ruhigen Hausgenossen abgibt.
In Europa gewinnt sie, die übrigens die einzige Braque Rasse ist, deren Rute nie kupiert wird, ebenfalls mehr und mehr Anerkennung, zumal sich der französische Rasseverein gezielt bemüht, die jagdlichen Eigenschaften immer wieder zu verbessern. Das ist sicherlich wichtig, denn, leider muss man sagen, ist die Braque Saint Germain heutzutage eher als beeindruckend schöner Ausstellungs- oder Familienhund bekannt denn als Arbeitshund, eine Gewichtung, die den hervorragenden Jagdqualitäten der Rasse ganz und gar nicht gerecht wird.
In Deutschland gibt es gegenwärtig zwei Saint Germain Züchter mit jagdlicher Zielsetzung, die Mitglieder im VBBFL sind.

Doubai. (Foto: C. Fauqembert)
Bei einer Rasse, die aus zwei berühmten, noch heute existierenden Rassen entstand, zwingt sich der Vergleich zu den Ahnen förmlich auf. Ein Autor drückt es kurz so aus: Auf den ersten Blick erscheint die Braque Saint Germain wie ein recht langbeiniger Pointer mit rosaner Nase und gelben Augen.
In der Tat sind die grossen, goldgelben Augen mit dem ruhigen, sanften Ausdruck und die pink farbenen Schleimhäute ebenso Rassekennzeichen wie das mattweisse kurze Fell mit wenigen, relativ kleinen orangenen Abzeichen, vorzugsweise ohne Tüpfelung. Dies ist die einzige zulässige Farbe.
Wie beim Pointer ist die Hauptgangart der Braque Saint Germain ein eleganter, müheloser Galopp, etwas langsamer als der seines englischen Verwandten, doch ganz klar schneller als bei der Braque Francais; auch ist die Braque Saint Germain merklich williger, sich während der rasanten, weiten Suche von ihrem Herrn führen und dirigieren zu lassen als die meisten Pointer.
Das Erbe der Braque Francais zeigt sich unter anderem in der Kopfform, mit leicht abgerundetem Schädel, nur wenig ausgeprägtem Stop, dem geraden Nasenrücken und den langen, eher tief angesetzten Behängen.
Der starkknochige, kraftvolle Bau übertrifft den der Braque Francais, die Muskulatur ist jedoch in der Regel weniger deutlich sichtbar als beim durchtrainierten Pointer. Von beiden Ausgangsrassen unterscheidet sich die Braque Saint Germain durch die dickere Haut, das dichtere Haarkleid und - ihren Vorstehstil.
Man kann den Rassekennern ohne weiteres zustimmen, wenn sie sagen, dass diese Braque die besten Eigenschaften beider Vorfahren geerbt und zu einem neuen, faszinierenden Ganzen vereint hat.

Wanja mit ihren Welpen. (Foto: W. Bittermann)
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