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Der Weimaraner (2)
Von Craig Koshyk


In Italien und ganz allgemein in der Welt gibt es unter den Vertretern dieser Rasse solche, die gezielt für die Jagd gezüchtet werden und dann jene anderen...
Der Weimaraner wurde Ende des 19. Jh. von deutschen Liebhabern geschaffen, die einen vielseitigen Jagdgehilfen suchten, der fähig wäre, Feld,- Wald- und Wasserarbeit zu absolvieren und jede Art von Wild zu jagen.
Bis zum 2. Weltkrieg blieb die Präsenz der Rasse mehr oder weniger auf Deutschland beschränkt, wo sie ausschliesslich von Jägern für Jäger gezüchtet wurde. Nach Kriegsende hingegen fand der Weimaraner Ruhm und Erfolg vor allem in den USA, wo eine vom Weimaraner Club America beauftragte Werbeagentur ihn als "Wunderhund" auf den Markt warf.
Die Investitionen für dieses Marketing brachten einerseits unglaubliche wirtschaftliche Gewinne für Züchter, die sich mit der Rasse auf die Schnelle bereichern wollten, andererseits führte die intensive, unkontrollierte Vermehrung Tausender von Weimaranern für das Absatzgebiet "Familienhund" zu einem dramatischen Zusammenbruch der natürlichen Arbeitsqualitäten im Erbgut des durchschnittlichen Weimaraners.

Nani's To be or Not To Be
, Zwinger Nani’s Weimaraner (USA), Bes. Dario Raimondi Cominesi. Foto: Dario Raimondi Cominesi.
Titelfoto: Afra und Ayk. Foto: Sabine Hochhäuser.
Klammert man die in Deutschland gezüchteten Hunde und die wenigen Arbeitslinien, die von Jägern in Amerika und Europa aufrecht erhalten blieben einmal aus, war in den 1970er und 80er Jahren aus dem zauberhaften "grauen Phantom" ein grauer Modehund für die Familie geworden, für Jäger, Prüfungsrichter und Jagdhundezüchter eine tragische Witzfigur.
Zum großen Nachteil der Rasse hält dieser Trend bis heute an: die überwältigende Mehrheit der Weimaraner, die ausserhalb Deutschlands gezüchtet werden, stammen von Züchtern ohne Jagdschein, die folglich nicht jagen gehen, die nicht an Arbeitsprüfungen teilnehmen (ausser, um in Ländern Schönheitstitel zu erlangen, wo für diese eine Arbeitsprüfung gefordert ist), die die Anlagen ihrer Hunde nicht ernsthaft im Rahmen der offiziellen Prüfungen für die Zuchtzulassung kontrollieren, seien dies Field Trials, Tests nach deutschem Muster oder die amerikanischen der NAVHDA (North American Versatile Hunting Dog Association).
Jedes Jahr werden in Deutschland rund 550 Weimaraner Welpen geboren, die dank des strengen Zuchtsystems des deutschen Rasseklubs allesamt ausschliesslich aus geprüften Arbeitslinien in Jägerhand stammen und auch nur an Jäger abgegeben werden.
Ausserhalb Deutschlands werden jährlich über 20.000 Weimaraner geboren, was die Rasse zu einer der verbreitetsten aus der FCI Gruppe 7 macht, aber mehr als 90% von ihnen kommen nicht aus Arbeitslinien, denn in der Tat züchtet die absolute Mehrheit der Züchter in der Welt diese Hunde mit der Absicht, den enormen und ständig wachsenden Markt der Nichtjäger zu bedienen, die einen eleganten grauen Hund als reinen Begleiter oder für Ausstellungen suchen. Das Ergebnis ist, dass es für jeden guten Weimaraner mindestens 100 andere gibt, die im Feld irgendwas zwischen mittelmäßig und vollkommen nutzlos sind. Kein Wunder also, dass die Rasse von den meisten Jäger nicht beachtet oder ausgelacht wird.

Mila
apportiert den Fasan. Bes. Maricla Vitulo. Foto: M.V.
Als der Weimaraner Liebhaber der ich bin tut es mir weh all das einzugestehen, aber als Jäger fühle ich mich auch verantwortlich, die anderen Jäger darüber aufzuklären, dass die meisten heute gewölften Weimaraner keine Jagdhunde mehr sind... Mag sein, dass sie gute Begleithunde abgeben, grossartige Ausstellungssieger oder freundliche Familienmitglieder, aber keine für die Jagd selektierten Gebrauchshunde. Die natürlichen Jagdanlagen sind in diesen Blutlinien inzwischen so lange vernachlässigt worden, dass man mit den Hunden nicht mal einen anständigen Jagdtag auf dem Lande bestreiten kann.
Doch gibt es nicht nur schlechte Nachrichten. Dank der zunehmenden Zahl leidenschaftlicher Züchter-und-Jäger in den USA, Kanada und Europa, die sich in der World Alliance of Hunting Weimaraners zusammengeschlossen haben, ist es durchaus möglich, einen Weimaraner zu finden, den man getrost als "großartigen Jagdgebrauchshund" bezeichnen kann. Im Grunde reicht es, ganz einfach nach solchen Blutlinien zu suchen, die von Jägern für Jäger selektiert und über alle Generationen rigoros bei Leistungstests geprüft worden sind.
Die zahlenmäßig größte Gruppe ausserhalb Deutschlands befindet sich in Nordamerika, wo die Jäger aus Kanada und den Vereinigten Staaten jährlich mehrere Hundert Welpen aus Eltern züchten, die ihre Arbeitsqualitäten im Feld bewiesen haben. Die nordamerikanischen Züchter tendieren im Vergleich zu den deutschen dazu, sehr viel mehr Gewicht auf Weiträumigkeit und Schnelligkeit der Suche und das Vorstehen zu legen, halten die Anlagen für Verlorensuche und Apport zu Lande wie zu Wasser aber für ebenso wichtig.
Wenig Bedeutung kommt in amerikanischen Zwingern auf selektiver Ebene der Schweissarbeit und der Fähigkeiten für die Raubwildjagd zu, obwohl eine gewisse Anzahl von Weimaranern aus Amerika problemlos die deutschen Prüfungen bestanden hat.

Text (c) Cani da Ferma e da Cerca 2013; übersetzt aus dem Italienischen von Sabine Middelhaufe mit freundlicher Genehmigung von Cani da Ferma e da Cerca

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