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Der Rhodesian Ridgeback

 


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Der Rhodesian Ridgeback
Von Sabine Middelhaufe

Obwohl der Rhodesian Ridgeback längst ein recht vertrauter Anblick in der deutschen, schweizerischen und österreichischen Hundeszene ist, stellen Hundefans, die nicht gerade selbst so einen stattlichen Rassevertreter ihr Eigen nennen, oft die Frage: Und was genau tut der Rhodesian Ridgeback? Ist er Wachhund, Jagdhund, Sporthund oder reiner Begleithund?
Für Francis Barnes, der den damals noch African Lion Dog genannten Hund 1922 in Bulawayo, Süd Rhodesian (heute Zimbabwe) erstmals standardmäßig erfasste, war der Fall klar, und so wurde die Rasse im September 1924 von der South African Kennel Union (SAKU) unter dem neuen Namen Rhodesian Ridgeback als "gundog" anerkannt und klassifiziert.

Das mag erstaunen, wenn man bedenkt, dass der Begriff "gundog" im englischsprachigen Raum heute Vogelhunde, also Vorsteh,- Stöber,- Wasser- und Apportierhunde bezeichnet, und obwohl der RR nachweislich ein ausgezeichneter Vogelhund war, wollte Barnes mit der Einordnung eigentlich etwas ganz anderes klären, nämlich die Jagdweise der Rasse.
Typisch für Vogelhunde war und ist nämlich, dass sie das Wild suchen, finden und dann solange fest machen, bis der Jäger zum Schuss kommt, ganz anders also als die zweite damals mögliche Klasse der Windhunde und Bracken, die ihr Wild selbständig abtun mussten. Und so blieb der Rhodesian Ridgeback für die folgenden gut zwei Jahrzehnte also zunächst ein "gundog".
Durch den Beitritt des in Kennel Union of South Africa (KUSA) umgetauften Dachverbandes in die FCI und die Bemühungen des Rhodesian Parent Club wurde der RR in 1950er Jahren schliesslich in die FCI Gruppe 6.3, (Laufhunde, Schweisshunde und) verwandte Rassen aufgenommen. Dies offensichtlich nicht, weil sich seine Jagdweise grundlegend geändert hätte, sondern weil die moderne Klassifizierung andere Gruppendefinitionen hat.
So richtig beantwortet ist die Frage nach der Funktion dieser Rasse damit aber immer noch nicht und "echte" Bracken Leute heben nach wie vor ein bisschen indigniert die Brauen darüber, dass der Rhodesian Ridgeback (wie übrigens auch der Dalmatiner) in nächster Nähe zur Deutschen Bracke, zum Jura Laufhund, Bayrischen Gebirgsschweisshund & Co. geführt wird.
In der Tat ist der RR historisch gesehen eindeutig ein multifunktioneller Hund, der in seiner Anfangsgeschichte sowohl als Wachhund auf Farmen und Beschützer der Reiter und Kutschen galt, als auch für die Jagd, begleitet von bewaffneten Männern wohlgemerkt, auf Wildschweine und Löwen, aber auch anderes kleines und grosses Wild diente, und dabei nicht nur seinen ausgezeichneten Geruchssinn einsetzte, sondern auch sein ebenso gut entwickeltes Gehör und seine Augen.
In einer Umwelt, die weit von den Bonbon farbenen Träumen à la Disneyworld entfernt war, ist es fast logisch, dass ein Hund alle Sinne und Instinkte nutzen musste, um mit den natürlichen Gefahren fertig zu werden, die ihn täglich und überall umgaben, und das galt selbstverständlich schon für die direkten Vorfahren des RR, die Hunde der Khoikhoi (oder damals: Hottentotten) nämlich.
Erste Abbildungen von ihnen liefert das 1857 erhältliche Buch von Dr. David Livingstone, "Livingstone's Missionary Travels in South Africa". Diese Hunde erschienen den ersten Weissen, die die Khoikhoi Mitte des 17. Jh. kennen lernten, vielleicht unansehnlich, aber schon Anfang des 18. Jh. hielten eben diese Europäer selbst solche Hunde mit dem ungewöhnlichen, umgekehrten Aalstrich oder "ridge" in ihren Ansiedlungen im Süden Afrikas, und zwar als scharfe, zuverlässige Wächter und mutige, geschickte Jagdgehilfen.
Mit der Einfuhr europäischer Lauf,- Vorsteh- und Windhunde sowie Terrier und Deutscher Doggen ergab sich zwangsläufig deren Kreuzung mit einheimischen afrikanischen Hundetypen, und es entstand u.A. der "Steekbaar" oder "Boer hunting dog", der Bauernjagdhund also, aus der Verpaarung bereits relativ fixierter Rassen wie Greyhound, Pointer und Bulldog mit dem "Ridgeback" der Khoikhoi.
Die Quellen sind sich einig, dass es der Reverend Charles Helm war, der in den 1870er Jahren zwei Exemplare dieser Boer dogs mit nach Rhodesian brachte, wo ein Grosswildjäger namens Cornelius van Rooyen, begeistert von ihren Qualitäten als Wachhunde, sie mit seinen Hunden, u.A. wohl Irish Terrier, Collie und Deutsche Dogge kreuzte und dadurch rote Hunde mit charakteristischem umgekehrten Aalstrich erzielte.
Diese Tiere wiederum wurden zum Grundstock seiner Zucht, die sich auf "Löwenhunde" spezialisierte, d.h. Hunde, die alle körperlich-seelischen Fähigkeiten besassen, in kleinen Rudeln von 2-5 Mitgliedern den aufgespürten Löwen zu signalisieren, zu verfolgen und durch Scheinattacken so lange am Ort zu bannen, bis der Jäger ihn mit dem Gewehr töten konnte. Dabei waren sie intelligent und geschickt genug, ihrerseits den Angriffen ihrer gefährlichen Beute auszuweichen. Zwar jagten sie auch anderes Wild, doch ihr besonderes Talent für die Löwenjagd brachte ihnen den Namen African Lion Dogs ein.
Übrigens benutzen RR als Wachhunde die gleiche Taktik: sie signalisieren die Präsenz von Fremden, ob nun Menschen oder dubiose Tiere, halten den Eindringling auf Distanz, aber ohne ihn anzugreifen oder auch nur zu nahe zu kommen und überlassen die Entscheidung, ob der Unbekannte willkommen ist oder nicht, ihrem Herrn.
Unter den Rassen, die van Rooyen bei der Schaffung seiner Löwenhunde benutzte, waren auch Windhunde, deren Erbe sich offensichtlich im Rhodesian Ridgeback erhalten hat, zumindest schneiden sie beim vor allem in den USA extrem beliebten "lure coursing", der simulierten Hetzjagd hinter einer Beuteattrappe, einem Sport der eigentlich den Windhunden vorbehalten ist, ausserordentlich gut ab.
Interessant ist sicher, dass der RR als eine Rasse beschrieben wird, die "nicht auffällt"; nichts an der Morfologie oder dem Auftreten dieses Hundes darf so stark ausgebildet sein, dass es ins Auge sticht. Oder wie Giovanna Bacchini Carr, italienische RR Züchterin und Präsidentin des Italienischen RR Clubs es ausdrückt: "Ich würde sagen, dass die herausragendste Eigenschaft des RR tatsächlich die ist, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, oder wenn man so will, nur durch das harmonische Gleichgewicht seiner Formen aufzufallen. In unserer Zeit, die so an Protagonismus krankt, ist diese Eigenschaft wenig geschätzt und wird viel zu oft bestraft."
Vielleicht sahen schon die Väter der Rasse dank Weitblick voraus, dass jede Übertreibung von Merkmalen auf Abwege führen muss. Gleich wie, der Ridgeback hat sich diese Besonderheit der moderaten Eigenschaften lange Zeit erhalten, und man kann nur hoffen, dass heutige Züchter dieser grundlegenden Regel treu bleiben.
Um noch einmal Giovanna Bacchini Carr zu zitieren: "Der Charakter des RR ist würdevoll; ich würde ihn sogar als fast arrogant bezeichnen, so selbstsicher ist der Rhodesian Ridgeback. Er ist zurückhaltend gegenüber Fremden; kontrolliert, nie offenherzig mit Leuten, die er nicht kennt, aber auch nie nervös, erregbar oder überdreht. Er ist nicht zu aggressiv aber auch nicht schüchtern, mutig, nie erschrocken, vielleicht einfach nur desinteressiert, aber vor allem seinem Herrn ergeben; lauter wichtige Eigenschaften für einen Hund der die Karawanen und Farmen beschützen und dann auch noch das Grosswild verfolgen musste, ohne dabei selbst auf der Strecke zu bleiben."
So schwer es seine Vielseitigkeit macht, den Rhodesian Ridgeback in eine Schublade zu stecken, so interessant macht es ihn natürlich als Gebrauchshund, und wer einmal einen RR gehalten oder doch zumindest gut kennen gelernt hat, wird zustimmen, dass diese Rasse mit einem ganz und gar faszinierenden Wesen und umfassenden Talenten aufwarten kann.
In Deutschland hat sich bereits vor einigen Jahren die Rhodesian Ridgeback Arbeitsgemeinschaft Jagdhund gebildet, die dieser Rasse und ihren Führern die Möglichkeit zu jagdlicher Ausbildung und praktischem Einsatz vor allem für die Nachsuche auf Schalenwild bietet. Die ausgesprochen guten Leistungen, die die Gespanne hier in der Vergangenheit und Gegenwart gezeigt haben und zeigen, können keinen Zweifel mehr daran lassen, dass der RR in deutschen Revieren ohne weiteres einen Platz als passionierter, zuverlässiger Schweisshund verdient.

Sabine Middelhaufe und Giovanna Bacchini Carr (r.) mit ihrer Hündin Danae delle Cime Bianche bei der Schweissarbeit.


Alle Fotos zeigen Hunde aus dem Zwinger "delle Cime Bianche" (c) Giovanna Bacchini Carr

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