|  |  |  |  |  |  |  | 
|  | ||||||
| Wissenswertes 
 |  | 
| 
 Claudius Roos Spinone beim Apport. | 
| - Haben eurer Ansicht nach diese deutschen Anlagenprüfungen, die Haltung, Gang und all die anderen Besonderheiten des Spinone als Vorstehhund also nicht in Betracht ziehen, trotzdem Wert, wenn der Hund zumindest zeigt, dass er „irgendwie“ zu suchen und vorzustehen weiß? Claudius Roos: Ja,  durchaus. Genetische Anlagen kann man zwar fördern und verfeinern, jedoch nicht  durch Training ersetzen. Die Suche und der Gebrauch der Nase wird auf den  Prüfungen intensiv abgeprüft. Die Prüfungsvorgaben für die  Suche in Italien wären aber sicher auch für Deutschland wünschenswert. Ab einem  vorgegebenen Punkt darf der Hund suchen. Naseneinsatz, Suchenstil, Arbeits- und  Finderwille sowie das Kontakthalten zum Hundeführer werden in Italien bewertet.  In Deutschland muss der Hund ein vorgegebenes Feld absuchen, zeigen, dass er  finden will, flott und ausdauernd, selbständig, systematisch die Fläche  absuchen und in Zusammenarbeit mit dem Hundeführer arbeiten. Dass bei allen  Deutschen Jagdgebrauchshunde-Prüfungen z. B. die Suche "flott und ausdauernd"  sein muss und eine "Trabsuche" das Prädikat mindert, also durchaus um  mindestens 3 Punkte in der Bewertung nach unten geht, ist sicher  diskussionswürdiges Thema. Genauso wie, dass wenn wir die Spinoni zur flotten  Suche verändern, dies auch eine rassespezifische Veränderung für die Zukunft  bedeuten kann, zumal ja die Trabsuche in den luftdünneren bergigen und oft sehr  heißen Regionen im Süden Europas Voraussetzung für einen längeren, Kräfte  schonenden Jagdeinsatz ist. | 
| 
 Claudius Roos Spinone beim Apport aus dem Wasser. | 
| Giacomo Bini:  Der  Arbeitsstandard sagt u.A. folgendes: die Gangart des Spinone ist der ausholende  und schnelle Trab; einige, von objektiven Umständen gerechtfertigte  Galoppphasen sind zulässig. Aber die geforderte Gangart, wenn der Hund auf  Witterung trifft, ist der TrabDies ist eine schnelle und effiziente  Gangart, die sich fast immer in geradlinigen, in gutem Abstand voneinander  liegenden Diagonalen von 100 m Länge und auch mehr vollzieht und in jedem Falle  immer in einer an das abzusuchende Feld angepassten Aktion. Die Art, wie der Spinone  seine Suche entfaltet, geht konform mit seiner Rustikalität und zeugt von  seiner Bestimmung als Hund, mit dem man Strecke macht. Deshalb versäumt die  Suche, obwohl sie die hurtige Erkundung des gesamten Feldes erlaubt, nicht die  Überprüfung jeder Witterung. Aufgrund des realtiv kurzen Halses wird der Kopf  des Spinone während der Suche weniger beweglich sein und der Nasenrücken liegt  nur wenig über der Rückenlinie. Daran müssen sich Richter halten. Wenn man einen schnellen Hund will,  möge man sich anderen Rassen zuwenden. Marco Lozza: Der Spinone ist eine Rasse, die es seit mehr als 700 Jahren gibt und die nicht im Hinblick auf ihr äußeres Erscheinungsbild, sondern auf ihre Verhaltenseigenschaften in Verbindung mit ihrer Funktion gezüchtet wurde. In unserem Falle ist es der Spinone, der als kontinentaler Vorstehhund betrachtet wird und mit einer typischen Gangart (dem “verlängerten” Trab, den er nur mit dem Bracco Italiano gemeinsam hat) ausgestattet ist und der ihm erlaubt, gleichzeitig zügig und ausdauernd zu sein. Die morfologischen Eigenschaften wurden parallel dazu gefestigt, aber stellen nicht die alleinige Essenz der Rasse dar. Wenn man Spinoni züchtet, kann man also nicht von der unerlässlichen Erhaltung seiner typischen Verhaltensweisen absehen. Die Feststellung anderer Leistungen, ergänzend zu den rassetypischen Fähigkeiten, können deshalb allenfalls nur für die Verifizierung der Ausbildbarkeit, der Intelligenz, und der hohen Anpassungsfähigkeit des Spinone nützlich sein. Aber Gegenstand der Zuchtauslese müssen die unabdingbaren und unerlässlichen Eigenschaften: Veranlagung für die Suche, die Vorstehanlage und die typische Gangart des Trabs sein. Das schließt nicht aus, dass der Spinone ggf. auch ein sehr guter, mit großer Intelligenz und Ausbildbarkeit ausgestatteter Familienhund sein kann, Qualitäten übrigens, die gerade durch die Wahrung seiner Anlagen als effizienter Jagdhund, Vorstehhund, gefestigt wurden, etwas, das auf Hunde, die nur auf “Schönheit” gezüchtet werden, nicht unbedingt zutrifft (so wie es häufig bei Rassen passiert, deren Zucht nur auf dem morfologischern Standard beruht). | 
| 
 Cino della Becca zeigt den rassetypischen, ausholenden Trab des Spinone. | 
| Es gibt eine Vielzahl von Vorstehhunden und was die einzelnen Rassen  voneinander unterscheidet ist die Art und Weise, wie sie suchen und vorstehen,  ihr Arbeitsttil also.  | 
| 
 Noch einmal der rassetypische Trab. | 
| In Italien gibt man sich bei keiner Rasse damit zufrieden, dass der Hund  “irgendwie” sucht, Hauptsache schnell, er findet und setzt sich beim  Apportieren gehorsam vor seinen Meister. Man verlangt da erheblich mehr und ist  stolz darauf, Hunde zu züchten, die eben rassetypisch arbeiten.  Verständlich also, dass man im Ursprungsland des Spinone höflich aber bestimmt  immer wieder darauf hinweist, dass der Arbeitsstandard und er allein die Aufgaben  der Rasse und wie sie sie erfüllen soll, definiert, und er allein Grundlage für  die Leistungsüberprüfung sein muss. Wollen wir auch nicht vergessen, dass der  Arbeitsstandard von der FCI anerkannt ist und somit internationale Gültigkeit  hat. Bei Ausstellungen des VDH wird ganz selbstverständlich der morfologische  Standard des Spinone zugrunde gelegt. Mit eben solcher Selbstverständlichkeit  sollte bei Prüfungen der Arbeitsstandard gelten, denn man kann nicht allen  Ernstes verlangen, dass der Spinone, nur weil er sich zufällig in Deutschland  befindet, plötzlich wie ein Kurzhaar oder Korthals arbeitet.   | 
| 
 Mia vom Segeberger Forst. 
 Apropos Ausstellung: oben der maskuline Kopf von Kidro (Mutter CH.IT. Asca II del Mucrone, Vater CH.ASS. Tobia)  
 | 
| -  In den 4 Jahren von 2014 bis 2017  inkl. haben 14 Spinoni die BP (hauptsächlich für die Nachsuche auf Schalenwild)  bestanden, 24 eine Anlagenprüfung im Frühjahr oder Herbst, 2 die VGP, 2 die VPS  und einer die VSwP. 43 Hunde haben also eine jagdliche Prüfung bestanden. Wie  viel Prozent sind das ungefähr bezogen auf die deutsche Spinone Population der  letzten 4 Jahre im “Prüfungsalter”? Claudius Roos: In den 4 genannten Jahren wurden insgesamt 187 Welpen geboren. 70 in 2014. Ab 2015 durften die Spinone erst offiziell Anlagenprüfungen laufen, da der JGHV uns erst im März 2015 die vorläufigen Mitgliedschaft zugesichert hatte. Im Jahr 2015 konnte der Verein somit auch noch keine eigenen Prüfungen anmelden, da der Anmeldeschluss immer bis 31.3. des jeweiligen Jahres ist. D.h., dass 2015 die Gespanne immer bei anderen Vereinen angemeldet waren. Seit 2016 bietet der SICD eigene Prüfungen an. Leider waren die Jahre 2016/2017 für uns sehr geburtenschwache Jahrgänge (viele Hündinnen sind leer geblieben oder hatten nur kleine Würfe – 2016 nur 32 Welpen und 2017 nur 43 Welpen) Dazu kommt, dass Welpen durchaus auch ins benachbarte Ausland verkauft werden. Ergo von den wenigen Welpen blieben nicht alle in Deutschland. Und von den verbliebenen gingen nicht alle in Jägerhand. Eine genaue Statistik, welche Hunde in welchem Alter und das proportional zur Geburtenrate…. Das kann ich Ihnen nicht wirklich beantworten. | 
| 
 Isa apportiert den Fuchs. | 
| -  Werden auch andere als nur jagdliche  Prüfungen anerkannt? Claudius Roos: Ja. Sollte diese Prüfung aber keinen Schusstest beinhalten, muss dieser noch extra nachgewiesen werden. Der Schusstest allein reicht jedoch nicht. | 
|  | 
| - Sollten eurer Meinung nach Prüfungen, die den Spinone nicht ausdrücklich als Vorstehhund beurteilen oder nicht einmal Bezug zur Jagd haben, für die Zuchtauslese von Bedeutung sein? Giacomo Bini: Nein,  Prüfungen, die den Spinone nicht als Vorstehhund beurteilen, haben keinen Wert  für die Zucht. Der Spinone hat einen Arbeitsstandard, der von ENCI und FCI  anerkannt ist, und an den muss man sich auch absolut halten. | 
| 
 2017 hat Hündin Isa, geführt von Angelika Jensen, die Verbandsschweißprüfung JGHV im 1. Preis bestanden. | 
| Der Spinone ist weder eine vom Aussterben bedrohte Rasse, noch eine die insgesamt gesehen einen gefährlich reduzierten Genpool hätte. Tut der deutsche Klub, weil er gezwungen ist, mehr Hunde in die Zucht zu bringen, gut daran, wohl oder übel Prüfungen anzuerkennen, die nichts mit dem FCI Arbeitsstandard der Rasse zu tun haben? - Findet ihr es also in jedem Falle begrüßenswert, die Quantität der Spinoni in Deutschland zu vergrößern, auch wenn sich dadurch langfristig vielleicht die rassetypischen Arbeitsqualitäten verringern könnten? Giacomo Bini: Der Spinone ist ein Vorstehhund der Gruppe 7 mit Arbeitsstandard. Jede andere Art seines Einsatzes hat mit dem Spinone nichts zu tun, wendet euch also an andere Rassen und ruiniert nicht unseren Spinone. Marco Lozza: Ich  möchte betonen, dass der Spinone keine heute „erfundene“ Rasse ist!! Sie  existiert seit 1300 und wahrscheinlich noch früher. Wenn man die  Zuchtauslesekriterien des Spinone verändern will, wird daraus unweigerlich eine  andere Rasse resultieren, die man nicht mehr als Spinone bezeichnen darf  (vielleicht könnte man sie „Spinone Derivat“ nennen). Wenn es in Deutschland  niemanden gibt, der zur Federwildjagd geht, ist es absurd, den Spinone in  Deutschland einführen zu wollen und ihn dann für andere Verwendungszwecke zu  bestimmen. Wenn man den Spinone will, muss man ihn als Jagdhund und Vorstehhund  wollen. Sonst wäre er etwas anderes, d.h. KEIN SPINONE!! | 
|  | 
|  Harte, aber verständliche Worte. Man muss sich  die Geschichte nur einmal in umgekehrter Richtung vorstellen: würde jemand in  Italien versuchen, den Großen Münsterländer als Rasse für das Dog dancing  umzufunktionieren, den Jagdterrier zum Schutzhund oder den Stichelhaar zum  monofunktionellen Galoppsucher für Field Trails zu machen, käme das in  Deutschland sicher auch nicht gut an, zumal, wenn solche umfunktionierten Hunde  dann in die Zucht gelangten.  Aber, dass die deutsch-italienische Zusammenarbeit in Sachen Hunderassen auch hervorragend funktionieren kann, beweist das Beispiel Deutsch Drahthaar. Italien als „Importeur“ der Rasse hat sich von Anfang an um den Kontakt zum deutschen Verband gekümmert, Hunde und ihre Führer zu Prüfungen nach Deutschland geschickt, später Richter nach Italien eingeladen, um hier Prüfungen nach den rigorosen deutschen Regeln zu veranstalten, deutsche Profiausbilder zu Vorträgen und Seminaren gebeten und insgesamt ein umfassendes Netzwerk zum Austausch zwischen Nord und Süd geschaffen. Viele Drahthaar aus Italien sind heutzutage in Deutschland als Spitzenhunde bekannt und geschätzt. Es ist nicht einzusehen, wieso das beim Spinone nicht genauso gut funktionieren sollte. Wer die Rasse ohne wenn und aber als das respektiert und liebt, was sie ist, wird garantiert mit offenen Armen empfangen. Nichts wäre leichter, als beispielsweise mal ein zwangloses Treffen deutscher und italienischer Jäger mit ihren Spinoni hier in Italien zu organisieren, die Hunde im Feld suchen zu lassen während ein Experte den rassetypischen Arbeitsstil erklärt... | 
| 
 Arcenciel del cuore di Diana, genannt Joe, im Alter von 9 Monaten. | 
| 
 Text (c) 2018 | 
|  |  |  |  |  | 
| home | Seitenanfang | Menü Fotoalbum |