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Wissenswertes


Einsatz, Ausbildung, Prüfungen und Zucht des Spinone
in Deutschland und Italien:


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Die Ausbildung des Spinone

Der Spinone ist ein spätreifer Hund und da in Deutschland die Frühjahrs- oder Anlagenprüfung üblicherweise im Alter von einem Jahr oder etwas mehr gemacht wird, mag mancher Besitzer Zweifel haben, ob sein Hund teilnehmen sollte.

-    Ist es nach deiner Erfahrung schwierig, einen Spinone so auszubilden, dass er mit  rund 15 Monaten fähig ist, eine Prüfung von Art des Kurzhaar Derbys zu absolvieren? 

Giacomo Bini: Für mich ist es normal, dass ein Spinone mit 15 Monaten eine einfache Feldsuche mit anständigem Vorstehen ausführen kann und schussfest ist, ja ich wäre besorgt, wenn er es nicht könnte!

Giacomo Binis Timur.

- Welches sind die ersten Schritte, die ein Hundeführer, der die Zeit und das geeignete Gelände für die Jagdausbildung seines jungen Spinone hat, mit seinem Welpen machen sollte?

Giacomo Bini: Ich fange an, den Welpen mit 3-4 Monaten hinaus zu bringen und lasse ihm die Freiheit, zu rennen und die verschiedenen Gelände auf der Suche nach neuen Gerüchen zu erkunden. Ich rufe ihn nie zurück, aber manchmal verstecke ich mich und lasse mich von ihm suchen. Ich lasse ihn von Spatzen, Amseln bis zu Krähen und allem hinterher laufen, was vor ihm auffliegt. In der Zwischenzeit habe ich ihm beigebracht, sich zu setzen, bevor es Futter gibt und bevor ich ihn an die Leine nehme sowie das Bringen von jedwedem Ding.
Ich verschmähe es auch nicht, ihn die erste Begegnung mit dem Wasser machen zu lassen.

Angelika Jensen: Vertrauen aufbauen, unsere Rudelführer-Position mit unserem Verhalten verdeutlichen und festigen (z. B. indem wir gemeinsam an jedes unbekannte Hindernis/Geräusch, das den Welpen verunsichert, herangehen, es beispielsweise anfassen und durch unser Verhalten als "ungefährlich" beim Welpen abspeichern lassen).  Den Welpen frei und ohne Leine seine landschaftlich und mit Wildbesatz unterschiedliche Umgebung erkunden und Nase bilden lassen. Wir ändern ohne zu pfeifen und uns bemerkbar zu machen, die Richtung, wenn der Welpe nicht auf uns achtet und entfernen uns von ihm, ohne uns umzusehen. Sehr schnell lernt der Welpe, dass nicht wir auf ihn Acht geben, sondern er aufpassen muss, wohin sein Rudelführer will. Wenn er uns dann nach intensivem Suchen gefunden hat, wird er überschwänglich und mit hoher Stimme gelobt und abgeliebelt. Wir zeigen immer wieder "Zu uns zu kommen ist etwas Wunderschönes!" Zu den ersten Schritten gehören auch die in verschiedenen Entwicklungsstadien des Welpen/Junghundes wiederkehrende Gewöhnung an den Schuss und die Sozialisierung mit anderen Jagdhunden sowie ein ruhiges Abwarten in den verschiedensten jagdlich relevanten Situationen. Die Zusammenarbeit mit uns sollte immer neu und interessant sein, so dass er täglich neue Erfahrungen unter unserer Obhut sammeln und positiv abspeichern kann.

Auf Erkundung - ob in Deutschland...

oder in Italien.

Eros auf Eidechsenjagd in Sizilien.

-  Die ersten Vögel, die man den Welpen finden lässt, sind beispielsweise im Feld ausgesetzte Wachteln. Wie macht ihr das mit einem „durchschnittlichen“ Welpen?

Giacomo Bini: Ich setze die Wachteln aus und wenn er eine gefunden und vorgestanden hat, lasse ich ihn hinter dem hochgemachten Vogel herlaufen während ich mit der Pistole – Kal. 6 und dann Kal. 38 – schieße. Anschließend, wenn sichergestellt ist, dass er keine Angst vor dem Schussgeräusch hat, mache ich mit Rebhühnern und Rothühnern, auch diese im Feld vorher ausgesetzt, weiter und schieße nun mit dem Gewehr Kal. 12. Der Apport erfolgt fast immer spontan.

Baffino, 70 Tage alt, bringt den Vogel -
und übergibt ihn Herrchen Emanuele Palagiano.

Angelika Jensen: Die ersten Vögel, die der Welpe nasenmäßig wahrnimmt, sind in der Regel verschiedenste Singvögel in den Hecken und Buschreihen, die er uns anzeigt. Auch hier festigen wir unsere Rudelführer-Position, indem wir nach Möglichkeit den Hund mit ruhiger Stimme zum Abwarten auffordern, vor ihn treten und dass wir dann den Vogel vor dem Hund auffliegen lassen. 
Da das Üben "Vorstehen an Federwild" der verschiedenen Wildarten den länger geübten Gehorsam/Verhalten am Wild voraussetzt, erfolgt dies bei uns zu einem späteren Zeitpunkt.

Arcenciel del cuore di Diana, genannt Joe, im Alter von 9 Monaten in Italien bei der Feldsuche nach Wachteln.

- Wie bewertet ihr die Nützlichkeit der Feder oder Schwinge an der Reizangel für die  Ausbildung eines jungen Spinone zum Vorstehen?

Giacomo Bini: Auch ich amüsiere mich damit, die Welpen mit der Reizangel „spielen“ zu lassen. Sie stehen fast immer vor, aber es ist eher für den Hundebesitzer unterhaltsam, der seinen Hund in Vorstehhaltung sieht, als für den Hund selbst. Ich habe einen Welpen, der das Ding an der Reizangel nie vorgestanden, nie angeschaut hat, aber er steht Federwild fest vor. Das Vorstehen ist einem Vorstehhund angeboren, genauso wie der Apport.

Angelika Jensen: Das Üben an der Reizangel in der Ausbildung eines jungen Spinone Italiano zum Vorstehen wird von uns als hilfreich gesehen, da wir den Lernfortschritt beeinflussen und aufmerksam verfolgen können. Wir verwenden die Reizangel mit einer langen dünnen Schnur mit einer Federschwinge am Ende und lassen den jungen Welpen ab Woche 5 zirka bis zum Ende der Prägephase zirka 20. Woche einige Male an der Reizangel lernen, dass er - je langsamer und vorsichtiger er sich der Schwinge nähert, er am dichtesten herankommt, also den größten Erfolg hat. Außer vielleicht einmal das Wort "ruhig" verwende ich keine Kommandos.

Mia und die Reizangel.

- Jeder Hund braucht eine gewisse Freiheit, um seine Qualitäten zu entwickeln, um sich im Feld auszudrücken und um zu lernen, seine Arbeit an die unterschiedlichen Terrains anzupassen. Welche Freiheiten gestehst du einem Spinone, der noch in der Ausbildung steckt zu und welche Verhaltensweisen unterbindest du?

Giacomo Bini: Wie ich schon sagte lasse ich dem Welpen die Freiheit, zu tun, was er will. Das Einzige, was ich versuche zu verhindern, ist die Suche und Verfolgung von Schalenwild und zwar ausschließlich mit der Stimme (Befehl Halt). Üblicherweise versteht der Welpe es nach ein paar nutzlosen Verfolgungen von Rehen und läuft ihnen nicht mehr nach.
Der Spinone hat eine natürliche Führerbindung und man muss ihn nicht andauernd rufen.
Sofern ein Hund die nötigen Qualitäten demonstriert, um eine leistungssportliche Karriere bei Arbeitsprüfungen zu machen, gebe ich ihn in die Hände meines Freundes und Ausbilders  Marco Nelli, der seine ganz persönliche Art hat, die Ausbildung gemäß der Einschätzung der Psychologie und der Bedürfnisse des Hundes zu gestalten, mit dem er arbeiten soll; er versucht die tieferen Gründe für eventuelle Probleme herauszufinden und wirkt ohne den geringsten Zwang, ohne  Schläge, Hundepfeife oder das noch schlimmere Teletac- oder Stachelhalsband auf sie ein. 

Angelika Jensen: Meine Hunde haben in allen Bereichen = Feld und vor allem auch Wald die großen Entfaltungsmöglichkeiten zum Erfahrungen sammeln. Außer in der Stadt und dort wo sich vermehrt Menschen aufhalten, sowie in kurzen Zeit-Sequenzen muss mein Welpe nicht an der Leine gehen. In der Stadt gehen wir dann schon mal offene Gittertreppen hoch und runter, sitzen draußen im Café oder einer Eisdiele, fahren S- und U-Bahn und auch Fahrstuhl - so Woche 16 bis 20 (nach zweiter Staupe- und der Tollwutimpfung).

Bellezzas Tochter.

Ich möchte zunächst Danilo Rebaschio (renommierter ital. Profiausbilder) zitieren, der hinsichtlich der Ausbildung sagt: „Das feste Vorstehen und Durchstehen führt man ein, nachdem der Hund wenigstens eine schöne Jagdsaison erlebt hat, er seine ganze Passion entwickelt hat und nun bereit ist, eine Ausbildung zu erhalten. Früher einzugreifen hat meiner Ansicht nach keinen Sinn. Erst kommt ein Jahr mit praktischer Jagd, dann das korrekte Verhalten am auffliegenden Vogel, erst verarbeitet der Hund seine Erfahrungen, dann korrigiert man ihn. Um den Hund zu verbessern ist es grundlegend, dass er Tatendrang, Jagdlust, Willen und Entschlossenheit entwickelt hat – anschließend kann man ihn erziehen.

-   Bist du mit dieser Vorgehensweise einverstanden, oder findest du, dass deutsche Ausbildungssysteme, die meist von Anfang an mehr Kontrolle über den Hund anstreben, für den Spinone besser oder zumindest ebenso geeignet sind?

Giacomo Bini: Ich bin kein Profiausbilder, aber auch ich teile, was Danilo Rebaschio geschrieben hat.

Didò, Sohn von Arbeitschampion Zen dell'Aia und Arbeitschampion Rada, bei der Bekassinenjagd in Süditalien - natürlich im Trab.

Claudius Roos: Sicher ist Sig. Rebaschio im Recht mit seinen Ausführungen. Leider dürfen wir in vielen Bundesländern in Deutschland nur mit bereits als "brauchbar" geprüften Hunden die Jagd ausüben. Dieses Prüfungszeugnis muss der Hundeführer für seinen Hund bei der Jagd mit sich führen und bei einer Gemeinschaftsjagd vor Beginn der Jagd dem Jagdleiter vorweisen. Der Spinone-Hundeführer muss also einfühlsam die Anlagen seines vierbeinigen Jagdhelfers herausarbeiten. Als kritische Spinone-Besitzer sehen vor allem ja auch die Züchter auf die positiven Eigenschaften wie Tatendrang, Jagdlust, Selbstständigkeit, Spur-/Fährtenwillen und Entschlossenheit.
Klar muss jedoch jedem jagdlich am Spinone Interessierten sein, dass die Ausbildung einfühlsam erfolgen muss und niemals - wie bei vielen anderen Jagdgebrauchshunderassen - mit Druck erfolgen darf. Liebevolle Konsequenz, Freude an der Zusammenarbeit dürfen nie mit Angst erzeugenden teilweise auch gewaltsamen Einwirkungen verwechselt werden.
Leider haben wir in Deutschland nur noch wenige Jagdgebiete, in denen noch wirkliche Niederwildjagd betrieben werden kann.  So haben die Anforderungen an die Vorstehhunde sich in großen Bereichen stark verändert: Zunehmende Arbeiten im Wald, Verhalten am Schwarzwild, Nachsuchen auf Schalenwild, für die es früher die reinen Spezialisten gab. Natürlich gibt es diese Spezialisten in den Rassen auch noch heute, nur kann sich fast niemand diese Vielzahl von spezialisierten Jagdbegleitern für die einzelnen Aufgabengebiete heute noch leisten. Die enorme soziale Verträglichkeit und die Ruhe, ihre nicht endend wollende Arbeitsfreude und -passion, die faszinierenden Leistungen der Spinoni im Gebrauch/Einsatz ihrer Nasen, die abslute Familienfreundlichkeit, die die Spinoni in fast allen Vertretern ihrer Rasse mitbringen, lenken das Augenmerk von immer mehr Jägern auch in Deutschland auf diese wundervolle Rasse.

Bootfahren will gelernt sein. Giacomo Bini jagt mit seinen Spinoni auch im Sumpfgebiet.

In puncto Ausbildung ist man sich südlich und nördlich der Alpen immerhin darüber einig, dass der junge Spinone früh seinen künftigen Arbeitsraum - Feld, Wald und Wasser - kennen lernen und mit leichter Hand ausgebildet werden sollte. Ansonsten macht es das deutsche Jagdwesen mit seiner Gesetzgebung nahezu unmöglich, dem italienischen Vorbild zu folgen. Wer jedoch erlebt, welche plötzliche Zunahme an Reife sich in einem jungen Spinone vollzieht, an Vertrauen in und Bindung an seinen Führer, an Passion und Arbeitsfreude wenn dank seines korrekten Vorstehens zum ersten Mal ein Vogel vor ihm geschossen wird, den er nun apportieren darf, der kann Danilo Rebaschio nur zustimmen. Und auch eine weitere Erkenntnis dieses Ausbilders mit jahrzehntelanger Erfahrung sollte man beachten: so mancher Hund braucht nach seiner ersten Jagdsaison keine Korrekturen mehr, weil er im praktischen Einsatz gelernt hat, wie er seine angeborenen Fähigkeiten nutzen muss, um zum Erfolg, der Beute, zu kommen.
Im Zeitalter der Mobilität kann man Giacomo Binis Vorschlag, mit dem jungen Spinone einfach für eine Weile in einer Ausbildungszone zu arbeiten, problemlos umsetzen. Italien ist ja nach wie vor ein beliebtes Ferienziel der Deutschen und der „Arbeitsurlaub“ mit dem Hund kann im Internet in Minutenschnelle gebucht werden.      

Beim "Arbeitsurlaub" in bella Italia kann man auch andere Spinoni und ihre Führer kennenlenen.
Unten: Martina, CH.IT. Asca II del Mucrone, Kidro, Sohn von Asca II und CH.ASS. Tobia sowie Dido.

Die in Deutschland lebende Französin Nathalie Nouvier ist Jägerin und besucht mit ihrer Spinone Hündin Arcenciel del cuore di Diana, genannt Joe, in der Tat nicht nur Ausbildungszonen in Norditalien, sondern – wie übrigens viele italienische und deutsche Jäger und Profiausbilder auch – Gebiete in Kroatien, wo der Vorstehhund die Federwildjagd trainieren kann.

-  Nathalie, was hat dich bewogen, solche Ausbildungszonen in Italien zu besuchen? Würdest du anderen Spinone Führern aus Deutschland solche Jagd-Übungstage dort empfehlen?

Nathalie Nouvier: Ein französischer Hundeausbilder hatte mir angeraten, eine Ausbildungszone zu besuchen bevor ich mit Joe Waldschnepfen jagen gehe. Es geht darum, die jungen Hunde in ihrer Suche und Zusammenarbeit mit dem Führer zu motivieren. Ansonsten ist das Risiko hoch, daß die Hunde bei der Waldschnepfenjagd, wo man mitunter tagelang nichts findet, die Lust verlieren.
In Deutschland (zumindestens dort, wo ich wohne) gibt es kaum noch Fasanen oder Rebhühner und es ist verboten, sie für das Training auszusetzen. Ich kenne es so, daß man deshalb entweder Legewachteln benutzt, die kaum fliegen können und sie nach dem Training wieder einfängt, oder man den Fasan in einem Käfig eingesperrt ins Feld setzt. Beide Methoden sind meiner Meinung nach nicht geeignet, um einem Hund wirklich das minutenlange feste Vorstehen beizubringen. Deswegen würde ich es jedem deutschen Jäger empfehlen, mit seinem jungen Hund in einer Ausbildungszone in Italien zu trainieren.
Dort kann man wie bei einer echten Jagd systematisch die Suche, das Vorstehen und das Apportieren trainieren. So bekommt der Hund eine direkte Rückmeldung: wenn ich nicht solange vorgestanden habe, bis mein Führer kommt, dann kriege ich den Fasan nicht. Ich konnte gut sehen, wie Joe mir beim Vorstehen immer wieder kurze Seitenblicke zuwarf: sie wollte mit mir zusammen Beute machen! Man braucht dabei kein Schimpfen, kein Brüllen, keine lange Leine...wenn der Hund nicht perfekt vorgestanden hat, dann schießt man einfach nicht und lässt den Fasan wegfliegen.
Den Spinoneführern würde ich solche Jagdübungstage ans Herz legen, auch denen, die später nicht die Gelegenheit haben, mit ihrem Hund Federwild zu suchen. Erst durch die Übungswoche bei Sabine Middelhaufe und anschließend diese Woche in der Ausbildungszone habe ich erkannt, was für einen jagdlich hochbegabten Hund ich in meinen Händen halte. Beim Schwimmen und Enten Apportieren hingegen gestaltete sich das Training sehr schwierig und langwierig; der Hund machte zwar Fortschritte, aber es war harte Arbeit. Bei der Federwildsuche mit anschließendem Apport der frisch geschossenen Fasane und Rebhühner war so gut wie kein Training notwendig, Joe machte von Anfang an was sie sollte und apportierte sogar spielend einen Fasan, der nach dem Schuß noch gut 200 m geflogen war. Diese 2 Trainingswochen reichten aus, um ihre Leidenschaft völlig zu entfachen und sie für die Waldschnepfenjagd gut vorzubereiten.

Arcenciel del cuore di Diana, genannt Joe, in einer ital. Aubildungszone.

-  Die genannten Ausbildungszonen werden ja in erster Linie von Italienern genutzt. War der Kontakt zu ihnen für dich hilfreich für das Verständnis der ital. Ausbildungs- und Führungsmethoden? Wie reagierte man überhaupt darauf, dass eine Ausländerin mit ihrem Spinone zum Lernen und Trainieren nach Italien kommt?

Nathalie Nouvier: Ich habe die Chance gehabt, bei meinen Aufenthalten mit unterschiedlichen italienischen Züchtern, Jägern, Hundebesitzern und professionellen Vorstehhunddresseuren in Kontakt zu kommen, da ich überall mit offenen Armen empfangen wurde. Am meisten geholfen hat mir der Kontakt mit Mauro Nerviani, einem Bracco Italiano Züchter, der mit den Hunden mit Ruhe und natürlicher Führung arbeitet, wie ich es auch machen möchte.

-  Bis nach Kroatien oder Serbien zu fahren, um dem Spinone echte Feldarbeit als Vorstehhund zu bieten, könnte manchem doch sehr aufwändig erscheinen. Was kann der Hund dort an Erfahrungen sammeln, die er in Deutschland nicht oder nur schwer machen könnte?

Nathalie Nouvier: Bis nach Kroatien zu fahren ist eigentlich, vor allem von München aus, keine große Sache. Wie viele Deutsche machen dort eh schon regelmäßig Urlaub? Anfang September werde ich zum Beispiel in Nin Badeurlaub mit der Familie und abends Wachteljagd mit dem Hund kombinieren. Die Landschaft in Kroatien wird extensiv von Kleinbauern und Schafhirten genutzt, so daß dort wild lebende Rebhühner und Wachteln, die man in der Jagdzeit auch bejagen darf, noch zahlreich vorkommen. Im Winter ziehen auch Waldschnepfen in großer Zahl in diese Gegend. Da sich die wild lebenden Vögel anders verhalten als die Volierenvögel ist es für einen Vorstehhund unabdingbar, auch in einem Land zu trainieren und zu jagen, wo diese noch vorhanden sind.

Joe in Norditalien beim Training mit einem Bracco Italiano.

-  In deinem deutschen Revier kommt Joe v.a. bei der Entenjagd und Nachsuche zum Einsatz. Hast du je den Eindruck gehabt, dass sie bei der Feldsuche mehr in ihrem Element ist?

Nathalie Nouvier: Auf jeden Fall ist Joe bei der Federwildsuche viel mehr in ihrem Element! Sie würde mir niemals 5 Stunden am Tag Enten aus dem Wasser holen, aber bei der Waldschnepfenjagd blieb sie tatsächlich 5 Stunden täglich begeistert bei der Suche, obwohl wir in den ersten 2 Tagen keine einzige Waldschnepfe finden konnten (was nicht am Hund lag, ein paar geübte englische Setter waren auch dabei und konnten auch nichts finden). Die Wasserarbeit habe ich sehr intensiv trainiert, trotzdem habe ich immer noch das Problem, daß Joe das Wasser erst annimmt, wenn sie sieht, daß eine Ente hineingefallen ist. Da sie aber morgen erst 2 Jahre alt wird und in letzter Zeit noch gereift ist, werde ich es im Sommer weiter trainieren und hoffe, daß sie noch Fortschritte macht und anfängt im Wasser zu suchen. Sie wird aber wahrscheinlich nie ein Hund werden, der zum Spaß schwimmt und Stöckchen bringt.
Die Übernachtfährte habe ich für die Brauchbarkeitsprüfung trainiert, dabei war sie je nach Tageslaune sehr gut oder eine Katastrophe. Für sie ist einfach jede Amsel viel interessanter als eine Schweißfährte. Im realen Einsatz habe ich (zum Glück!) noch nie eine Nachsuche gebraucht, ich glaube trotzdem, daß Joe eine einfache Totsuche schaffen würde. Da man für eine schwierigere Nachsuche sowieso lieber einen Spezialisten anrufen sollte, der mehr als 50 Nachsuchen im Jahr absolviert, reicht es mir vollkommen.

     So vehement man in Italien die Zweckentfremdung des Spinone ablehnt, so willig sind Führer und Züchter der Rasse, demjenigen mit Rat und Tat bei Seite zu stehen, der dafür wirklich offen ist. Allerdings liegt die Betonung auf wirklich.

Joe nach der Jagd: müde aber sehr zufrieden!

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Text (c) 2018
Fotos: 1 (Titelfoto) Roos; 2, 13 Giacomo Bini; 4-7, 11, 12, 15 Emanuele Palagiano; 3, 9, 10 Jensen; 8 Sabine Middelhaufe; 14 Luca Mantovani via Marco Lozza; 18 Eva Kant; 16, 17, 19
Nathalie Nouvier.

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