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Lagotto Romagnolo

 

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Lagotto Romagnolo
Von Sabine Middelhaufe

Der Lagotto Romagnolo ist der einzige Hund der Welt, der speziell und ausschließlich für die Suche nach Trüffeln gezüchtet wurde und verdankt seine Wiederentdeckung, Definition und Anerkennung als Rasse einem der großen Männer der italienischen Kynologie: Giovanni Morsiani.
Morsiani setzte nicht nur eine strenge morphologische Selektion bei der Zucht des Lagotto durch, sondern parallel dazu eine ebenso strenge Überprüfung der Leistungsfähigkeit. Tatsächlich beantragte er als Präsident des Club Italiano Lagotto bei der ENCI (Verband für das ital. Hundewesen) den Nachweis der bestandenen Arbeitsprüfung als Voraussetzung für die Vergabe des Titels Schönheitschampion an einen Lagotto. "Es wäre allerdings wünschenswert," erklärt Morsiani," dass der Arbeitstitel am Anfang
und nicht erst am Ende der Ausstellungskarriere erlangt wird, denn ist letzteres der Fall, wird die Beurteilung bei der Arbeitsprüfung bekanntlich unter Berücksichtigung bereits erlangter CACs und erforderlicher Ausstellungserfolge vorgenommen, auch wenn der Hund leistungsmäßig zu wünschen übrig lässt. Diese Vorgehensweise hat leider schon viele Jagdhunderassen ruiniert und zur Entstehung verschiedener Blutlinien für Arbeits- und Schönheitszucht geführt, etwas, was wir beim Lagotto unbedingt vermeiden wollen, denn diese Rasse soll weiterhin in jedem einzelnen Vertreter Schönheit und Leistungsfähigkeit vereinen."

Wohin die Lagotto Nase weist, da steckt der Trüffel unter der Erde.

Welche Leistung genau muss ein Lagotto denn nun erbringen?
Trüffel sind bekanntlich Pilze, die unter der Erde wachsen. Es gibt sie in vielen verschiedenen Arten, die in bestimmten Böden und in enger Gemeinschaft mit bestimmten Pflanzen wachsen. Jede Trüffelart
hat ihren charakteristischen Geruch, der außerdem entsprechend der Jahreszeit mehr oder weniger stark ausgeprägt ist. Aufgabe des Lagotto ist es, den präzisen Standort eines Trüffels im Gelände auszumachen, ihn behutsam auszugraben und wenn möglich zu apportieren. Aber nicht irgendwie. Der Arbeitsstandard der Rasse macht ganz klare Angaben über den geforderten, typischen Stil: während der leidenschaftlichen Suche muss sich der Lagotto fröhlich und aufgeweckt geben und einen lockeren, energischen und munteren Trab zeigen, der allerdings am Anfang der Arbeit oder auf bereits abgesuchtem Terrain auch einmal zu Galopp und während der Annäherung an den Trüffel zu Schritt werden darf.
Solange der Lagotto das Gelände noch nach Trüffelwitterung absucht trägt er den Kopf leicht erhoben, senkt ihn aber zunehmend, je näher er dem unterirdischen Trüffel kommt, bis der Nasenspiegel schließlich genau dort die Erde berührt, wo der Pilz zu finden ist. Die Rute wird bei der Suche zunächst in Rückenhöhe oder ein wenig darüber gehalten, allerdings nie aufgerollt, und informiert den "tartufaio", den Trüffelsucher, durch zunehmende Bewegung über die sichere Annäherung an den Pilz.

Ein kleiner schwarzer Trüffel ist geborgen.

Die Arbeit des Lagotto endet, je nach Erdbeschaffenheit, sobald der Hundeführer den kostbaren, unbeschädigten Trüffel mit dem speziellen kleinen Spaten herausnehmen kann, oder, in lockerer Erde und wenn vom tarufaio dazu aufgefordert, mit dem Bringen des Pilzes.
Nach Bergung des Fundes schließt der Trüffelsucher das gegrabene Loch wieder sorgsam mit der Erde und die Suche geht weiter.
Charakteristisch beim Lagotto ist seine enge und selbstverständliche Bindung an den Hundeführer, denn trotz aller Autonomie und Eigeninitiative achtet und respektiert er auch bei der Arbeit jeden Hinweis des tartufaio und verliert nie den Kontakt zu ihm.
Als arbeitsamer, führerbezogener Hund mit der natürlichen Veranlagung zur Trüffelsuche ist der erwachsene Lagotto weitgehend immun gegen äußere Reize, die ihn von seiner Tätigkeit ablenken könnten, zumal er ein fast völliges Desinteresse am Wild zeigt, dessen plötzliches Auftauchen in seinem direkten Aktionsradius ihn nur ausnahmsweise für einen Augenblick zerstreuen wird.

Schwarze Trüffel.

All das klingt sehr erfreulich: ein hübscher, mittelgroßer, nicht-haarender, nicht-jagender, leicht ausbildbarer, wachsamer, führerbezogener Hund - aber was tut man mit ihm, wenn man in Deutschland lebt, wo Trüffel sehr selten vorkommen?
Dieselbe Frage hat man sich auch in Italien schon vor Jahren gestellt und entdeckt, dass der Lagotto dank seiner guten Ausbildbarkeit und Geschmeidigkeit einen ausgezeichneten Teilnehmer an Agility- und Obediencekursen abgibt.
Die Briten sind noch weiter gegangen. Begeistert von diesem kleinen italienischen Wasser- und Apportierhund hat der dortige Rasseklub, dessen Präsident ebenfalls Giovanni Morsiani ist, sich das Ziel gesetzt, die ehemaligen Qualitäten des Lagotto wiederzubeleben, und tatsächlich setzt man den Lagotto in Großbritannien inzwischen als Retriever bei der Entenjagd ein.
Darüber besteht also Einigkeit, dass der Lagotto ein sympathischer, aktiver und vielseitig verwendbarer Hund ist. Und deshalb sollte man den Rassekennern Gehör schenken, wenn sie sagen, dass nur eines für diese Rasse ungeeignet ist: Langeweile und Tatenlosigkeit nämlich. So gern der Lagotto auf dem Sofa schnarcht - vorher möchte er arbeiten, viele Stunden lang, jeden Tag und bei jedem Wetter!

Alle Fotos: Sabine Middelhaufe

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