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Der Segugio
in deutschen Revieren?



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Der Segugio in deutschen Revieren?
Von Sergio Leonardi und Sabine Middelhaufe

Der Italienische Laufhund (Segugio Italiano) ist in Deutschland wenig bekannt und wird bei uns kaum je zur Jagd verwendet. Zum einen, weil die Jagd mit der Laufhundmeute ganz bestimmte Voraussetzungen des Reviers verlangt, zum anderen, weil der deutsche Waidmann traditionell mit einem, vielleicht auch mal zwei Hunden jagen geht, aber nicht mit einer ganzen Meute.
Und doch, wenn man den Segugio als Einzelhund oder im Paar arbeiten sieht, fällt es schwer, sich ihn nicht auch als möglichen Gehilfen in deutschen Revieren vorzustellen.
Ob der elegante, schnelle Italiener für uns tatsächlich geeignet sein könnte, fragte ich Sergio Leonardi, von der italienischen Jägervereinigung (Federazione Italiana della Caccia) und dem Zuchtklub Pro-Segugio anerkannter Leistungsrichter für Laufhunde, der beim Verband für das italienische Hundewesen (ENCI) Delegierter für das Spezialgebiet Leistungsprüfungen für Laufhunde sowie für Vorstehhunde ist und last but not least Autor des interessanten Buches "Conoscere il Segugio Maremmano".  
 
S.M.: Sergio, fangen wir sofort mit der Schlüsselfrage an: für welche Jagdart wäre der Segugio Italiano in Deutschland geeignet, oder anders ausgedrückt, was könnte ein deutscher Jäger mit seinem Segugio anfangen? Ihn als Solisten führen, auf der Drückjagd mit anderen, auch Nicht-Laufhunden gemeinsam oder ihn für die Schweissarbeit ausbilden?

Oben und Titelfoto: kurzhaariger Segugio Italiano (Fotos: Sabine Middelhaufe)

S.L.: Lass mich zunächst einmal kurz darauf hinweisen, dass es in Italien zwei von der ENCI anerkannte Rassen gibt, die zur Gruppe 6, Lauf- und Schweisshunde und verwandte Rassen, gehören, nämlich den Segugio Italiano und den Segugio Maremmano, und zwar beide mit ihren jeweiligen Haararten und -farben. Zur Beantwortung deiner Frage möchte ich von hinten anfangen, denn es lässt sich schlicht sagen: nein, die Segugi sind keine Schweisshunde und folglich für die Nachsuche auf krank geschossenes Wild ungeeignet. Eingedenk dessen, wie in Deutschland die Treib- bzw. Drückjagden verlaufen, würde ich hingegen bestätigen, dass beide Segugio Rassen hier wertvolle Arbeit leisten können. Ganz gleich, ob man sie im jeweiligen Jagdgebiet als Einzelhunde einsetzt oder gemeinsam mit anderen Hunden, etwa DK und DD, werden sie Witterung finden und das Wild auf die Schützen zutreiben.

S.M.: Die zweite Laufhunderasse italienischer Herkunft, der Segugio Maremmano, ist als Spezialist für die Saujagd bekannt. Dieselbe Frage: könnte man Vertreter dieser Rasse als Einzelhunde bei der Drückjagd deutschen Stils einsetzen?

S.L.: Da kann ich ohne Zögern sagen: Ja! Der Segugio Maremmano ist nicht nur sanft und anhänglich gegenüber seinem Herrn, sondern auch zäh und ausdauernd in der Jagdpraxis. Er gilt als Spezialist für die Wildschweinjagd weil er nicht nur ein "vollständiger" Laufhund ist, also sein Wild sucht, annähert und dann dem Schützen zutreibt, sondern weil seine herausragende Qualität darin besteht, das Wild auch als Einzelhund

Segugio Maremmano (Foto: Sergio Leonardi)

zu konfrontieren, indem er, sobald die Sau ihre Flucht unterbricht, heftig vor ihr
Laut gibt. Diese Lautfreudigkeit ist in der Praxis äusserst nützlich, sagt sie dem Jäger doch, wo sein Hund steckt und welches Wild er verfolgt. Rehwild beispielsweise flieht bekanntlich weiter und weiter, so dass der Segugio auf der Fährte niemals diesen besonderen Standlaut geben wird. Die Sau hingegen bezieht früher oder später eine Verteidigungsposition worauf sich der Segugio Maremmano in einer intelligenten Distanz aufbaut und so lange ausdauernd seine Stimme hören lässt, bis die Situation sich ändert.
Übrigens sehen die Leistungsprüfungen der ENCI für diese Rasse die Arbeit als Einzelhund, im Paar und in der Meute vor, wobei der Maremmano sich gerade bei den Einzelprüfungen besonders hervortut.

S.M.: Wie anfangs bemerkt ist der Segugio in Deutschland kaum bekannt. Einmal angenommen, ein deutscher Jäger würde sich mit der Rasse versuchen wollen - wie kann er entscheiden ob der Segugio Italiano oder Maremmano geeigneter für ihn ist?

S.L.: Grundsätzlich sei gesagt, dass jeder Hundetyp, ganz egal welcher Rasse er angehört, als geeignet gelten kann, wenn er die jagdlichen Anforderungen erfüllt, die sein Herr ihm stellt. Aber natürlich stimmt es, dass jede Rasse ihre eigenen Qualitäten besitzt, und in diesem Sinne kann ich sagen, dass der Segugio Italiano vorwiegend für die Hasenjagd ausgebildet und verwendet wird, weshalb Rassevertreter tendenziell besonders für dieses Wild geeignet sind.
Der Maremmano wiederum
wurde auf spezifische Fähigkeiten

selektiert, die bei der Saujagd von Bedeutung sind. Dennoch muss ein deutscher Jäger, der die eine oder andere Rasse kennen lernen möchte sich von den Spezialisierungen der Segugi nicht abschrecken lassen, da beide problemlos zur Jagd auf ganz verschiedene Wildarten geführt werden können. Man braucht sich nur zu erinnern, dass die Jäger in der Maremma (Toskana) früher ihren Segugio Maremmano zwecks Fleischbeschaffung für Hasen, Reh und Sau verwendeten, aber auch für Marder, Fuchs und Steinmarder, denn die Pelzgewinnung stellte eine weitere Einnahmequelle der Landbevölkerung dar.

S.M.: In Deutschland gibt es zwei Rassen, die häufig bei der Treib- bzw. Drückjagd geführt werden, nämlich den Deutsch Drahthaar und den Deutschen Jagdterrier. Worin bestehen deiner Erfahrung nach - und im Kontext unseres Themas hier - die wesentlichen Unterschiede dieser beiden zum Segugio?

Getigerter Maremmano bei der Saujagd. (Foto: Sergio Leonardi)

S.L.: Da gibt es enorme Unterschiede. Prinzipiell muss man bei jeder Rasse, unabhängig davon, wofür wir sie letztlich einsetzen, ihre "natürliche Position" bedenken, also die Funktion, für die sie geschaffen, selektiert und mitsamt einem Arbeitsstandard von der FCI anerkannt wurde. Der Deutsch Drahthaar gehört zur Gruppe 7, Vorstehhunde, und ist normalerweise ein wertvoller, leistungsfähiger Allrounder, für alle Jagdarten geeignet, aber insbesondere für die Jagd auf Federwild: Fasan, Rebhuhn, Rothuhn, Bekassine. Der Jagdterrier gehört zur Gruppe 3, Terrier, und ist auf die Baujagd auf Fuchs und Dachs spezialisiert sowie, oberirdisch, auf Hasen und Sauen. Kurz gesagt, auch der Jagdterrier ist ein universeller Gehilfe, der praktisch jede Aufgabe erfüllen kann, so man ihn nur richtig dazu ausbildet. Beide Rassen erfüllen also auch die Arbeit, die normalerweise von darauf spezialisierten Rassen ausgeführt wird, Rassen die für eben diese ausgewählte Art der Jagd geschaffen wurden, und wenn man ein Ergebnis erzielt "heiligt der Zweck die Mittel". Der Segugio Maremmano mit seinen ganz besonderen Anlagen für eine bestimmte Art der Jagd wird eine Drückjagd mit Gewissheit bereichern, seinem Führer während des Jagdgeschehens echte Emotionen verschaffen und den Schützen zufrieden stellen, der die Arbeit des Hundes ja hört, das Näherkommen des Geläuts, und sich besser auf das dem Segugio voraus eilende Wild und den Schuss vorbereiten kann.

S.M.: Nach meiner begrenzten Erfahrung mit dem Segugio Italiano habe ich den Eindruck gewonnen, dass für die Hasenjagd selektierte Rassevertreter einfacher auszubilden, sanftmütiger und anhänglicher gegenüber ihrem Meister sind als Segugi für die Saujagd. Ist es reiner Zufall, dass ich solche Hunde kennen gelernt habe, oder gibt es tatsächlich einen Unterschied zwischen den beiden?

Getigerter Maremmano. (Foto: Sergio Leonardi)

S.L.: Ich würde behaupten, dass das wirklich Zufall war. Der Unterschied zwischen beiden Segugio Typen existiert natürlich, aber in erster Linie in Bezug auf ihre Ausbildung, denn obwohl es sich in jedem Falle um Laufhunde handelt, werden sie anders auf ihr jeweiliges Wild vorbereitet. Darüber hinaus kann der Charakter einzelner Hunde genauso verschieden sein wie bei uns Menschen auch. Generell kann man aber behaupten, dass beide Segugio Rassen freundlich und anhänglich sind, nicht nur der Segugio Italiano. Die Gutmütigkeit dieser Hunde erkennt man schon am sanftmütigen Ausdruck ihrer Augen.

S.M.: Kehren wir zu unserem hypothetischen deutschen Jäger zurück, der soeben einen hübschen Segugio Welpen für die Hasenjagd gekauft hat. Welche Ratschläge würdest du ihm geben, Ausbildung und Training betreffend, wenn der Kleine eines Tages als Einzelhund arbeiten soll?

S.L.: Das hängt vom konkreten Einsatzbereich ab, den der Hund später haben wird. Dem italienischen Jagdfreund, vor allem wenn er noch am Anfang seiner Laufbahn steht, würde ich zu allererst raten, für eine angemessene Unterbringung seines Welpen zu sorgen, ggf. auch im eigenen Garten, und dem Kleinen viel Kontakt und Zuneigung zu bieten, aber auch absolute Konsequenz bei der Erziehung.
Im Alter von 6 - 8 Monaten sollte der Besitzer dann mit der eigentlichen Ausbildung beginnen, indem er den Junghund an der Leine an frische Hasenspuren bringt, immer vorausgesetzt der Segugio soll künftig ausschliesslich auf diese eine Wildart geführt werden.
Diese Vorgehensweise wird den deutschen Jäger wohl wenig interessieren, da er keinen Spezialisten für nur eine Wildart braucht, sondern normalerweise bereit sein muss, mit seinem Hund ganz unterschiedliches Wild zu bejagen. Er sollte seinen Welpen deshalb von Anfang an eine sinnvolle Auswahl von Gerüchen heranführen, die der Segugio eines Tages wittern und verfolgen soll und nicht bis zum sechsten Monat warten.

Rauhaariger Segugio Italiano (Foto: Sabine Middelhaufe)

Mit der "italienischen Methode" gewöhnt sich der Hund daran, Witterung mit der Nase am Boden aufzunehmen, und dank der Leine und der Geduld seines Herrn lernt er, sich nicht von anderen Düften ablenken zu lassen, sondern ganz exklusiv der Hasenspur zu folgen.
Hat er dies prinzipiell begriffen, würde ich ein zahmes Kaninchen in die Wiese setzen und vom Junghund, immer an der Leine natürlich, suchen lassen, damit er einen ungefähren visuellen Eindruck von seiner künftigen Beute bekommt. So eine simulierte Suche darf nur zwei oder drei Mal wiederholt werden, sonst verfehlt sie ihr Ziel und wird zum blossen Spiel für den Hund. Die strikte Arbeit an der Leine dient wie gehabt dazu, den jungen Segugio an eine einzige Duftquelle zu gewöhnen.
Wie eben schon angedeutet ist diese Einschränkung unnötig wenn der Hund im deutschen Revier auch andere Wildarten suchen und verfolgen soll. Selbstverständlich muss auch der deutsche Jäger immer daran denken, dass er einen Laufhund mit deutlichem Talent für die Hasenjagd in der Hand hat, keinen DD, und seinem Welpen klar machen, dass er stets mit der Nase am Boden ganz bestimmtes Wild zu suchen hat.
Bei alledem braucht man sicher auch jene Portion Glück, die einem den Hund verschafft, der gern mitarbeitet, gut lernt, intelligent ist und Eigeninitiative mitbringt, so dass er nach der ersten Jagd, dem ersten gefundenen Hasen, den er nach dem Schuss ins Maul nehmen darf - eine wichtige Erfahrung, lehrt sie den Hund doch seine Überlegenheit über das Beutetier - selbst die richtigen Schlüsse zieht, denn der Hase ist ein äusserst schlaues Wild und nutzt alles, was die Natur ihm zum Überleben mitgegeben hat.
Ein letzter Rat an jeden Jäger ist der, mit dem Junghund ins Revier zu gehen, wieder und wieder und wieder, denn ein Segugio, der nur im Zwinger oder Haus hockt wird nie ein tüchtiger Helfer.

S.M.: Dieselbe Frage bezüglich Ausbildung und Training wenn der Welpe für die Wildschweinjagd bestimmt wäre..?

S.L.: Grundsätzlich gelten die gleichen Überlegungen, allerdings unterscheidet sich die Ausbildungsmethode ganz erheblich.
Die Aufmerksamkeit, die der Jäger seinem Segugio diesmal schenken muss ist vollkommen anders. Im ersten Falle hatten wir es mit einem Hasen zu tun, der die Flucht ergreifen wird. Im zweiten Falle geht es um ein Wildschwein das früher oder später anhalten und darauf warten wird, denjenigen zu schlagen, der es stört und zu nahe kommt, und wenn das Schwein straft, hinterlässt es neben den körperlichen auch die seelischen Wunden. Es kann durchaus geschehen, dass der Hund nach der körperlichen Heilung kein Interesse mehr daran zeigt, so eine Erfahrung zu wiederholen und sich weigert, Sauen zu verfolgen. Dieser Hund wäre für die Jagdpraxis verloren.
Ich persönlich würde also stets damit anfangen, den jungen Segugio an der Leine an eine gesicherte Wildschweinfährte zu bringen, damit er Witterung aufnimmt und sich an diese gewöhnt. Dabei würde ich ihn, immer an der Leine natürlich, die Fährte bis in die Nähe der Deckung arbeiten lassen, dorthin, wo der Geruch der Sauen selbst für den Menschen wahrnehmbar ist und mir sehr genau seine Reaktion anschauen, sein Verhalten, ob er zurückhaltend ist, angriffslustig, interessiert aber achtsam - das wäre die beste Reaktion - ob er Laut gibt vor der fest stehenden Sau, kurz gesagt, ich würde versuchen zu erkennen, mit welcher Art Hund ich es hier zu tun habe und die weitere Ausbildung dementsprechend anpassen.

Kurzhaarige Segugi Maremmano. (Foto: Sergio Leonardi)

Die erste echte Begegnung mit einem Wildschwein wird der kleine Segugio in einem Saugatter speziell für Welpen und Junghunde erleben, wo man die

absolute Gewissheit hat, dass das ruhige Wildschwein den Hund nicht angeht, selbst wenn er versucht, es mit seiner Gegenwart und Stimme zu belästigen. Auch bei dieser Gelegenheit würde ich wieder versuchen, mir mittels der vorgenannten Gesichtspunkte über das Verhalten des jungen Hundes klar zu werden, freilich der Tatsache bewusst, dass die Sau für den Junghund diesmal sichtbar ist, und dass nun die Intelligenz des Segugio die Oberhand über all seine Instinkte gewinnen muss: er soll im Umgang mit dem Wild vorsichtig sein, aber nicht nachgiebig, er muss es bedrängen, aber soll nicht aggressiv sein. Bei diesem Auge in Auge gilt, dass derjenige, der nachgibt verliert, und eine echte "Kraftprobe" mit dem Wildschwein zu verlieren kann für den Hund sehr, sehr schmerzhaft enden. Tja, und dann braucht man immer Glück, aber von der Sorte, die aus dem Hinterteil kommt, den Faktor C eben...den man hoffentlich auch auf Deutsch übersetzen kann.
(Anm.d.Ü.: Nein, leider kann man das nicht. Die ital. Redewendung "aver culo", wörtlich: "Arsch haben" bedeutet sinngemäss "riesiges Glück haben".) Bei der Saujagd ist die Arbeit des Einzelhundes extrem schwierig, doch im Gegensatz zu anderen Laufhunderassen besitzt der Segugio Maremmano die besondere Fähigkeit, diese Aufgabe erfüllen zu können.

S.M.: Zum Abschluss ein sehr unerfreuliches Thema. Immer öfter gelangen Segugi oder ihre Mischlinge über den italienischen Tierschutz nach Deutschland, wo sie, so weit ich weiss, fast ausschliesslich von Laien, sprich Nichtjägern adoptiert werden. Diese wohlmeinenden Menschen haben vermutlich nur selten eine klare Vorstellung von der Aufgabe, die ein Segugio in Italien bei der Jagd erfüllt und versuchen, ihn als reinen Familienhund zu halten oder ihm den Dummyapport beizubringen oder das Mantrailing. Kann sich deiner Meinung nach ein erwachsener Segugio mit Jagderfahrung an ein Leben im Haus gewöhnen, völlig ohne jagdliche Aktivitäten und dennoch wirklich glücklich sein? Könnte man ihm, quasi als Ersatz für die Jagdpraxis, irgendeine Sportart oder Beschäftigung wie Agility, Personensuche, Hunderennen usw. anbieten?

Segugio Italiano in einem ital. Tierheim. (Foto: Sandra Fenski)

S.L.: Zunächst einmal: ich bewundere diese Menschen, die aus einem Gefühl der Solidarität für einen abgeschobenen Hund heraus und vielleicht weil sie selbst einen Gefährten, einen treuen Freund suchen, diesen Vierläufer adoptieren. Ebenso verurteile ich denjenigen, der ein Lebewesen aussetzt oder abschiebt, das daran gewöhnt war, von eben diesem Menschen versorgt zu werden, das eben diesem Menschen sein Vertrauen und seine Liebe geschenkt hat.
Im Falle ausgesetzter Jagdhunde, seien die nun reinrassig oder nicht, handelt es sich im Allgemeinen um eine Reaktion auf scheinbar fehlende Jagdanlagen des Hundes; das Tier hat seinen Halter nicht zufrieden gestellt, und ergo die feige Handlung des sich Entledigens besagten Tieres. Freilich, für Hunde mit bestimmten genetisch verankerten Fähigkeiten - und die haben nichts mit Bravour zu tun, die eine rein menschliche Konvention ist - will sagen für Hunde, die gemäss ihrer Instinkte Raubtiere sind, die in ihrer DNA den Wunsch tragen, Beute zu machen, zu jagen, ist die ihnen aufgezwungene Notwendigkeit in einem Haus oder Apartment zu leben, so lobenswert die Motivation dafür auch sei, immer ein Akt der Unterdrückung.
Meiner Ansicht nach sollten die Vertreter von Tierschutzvereinigungen in der Lage sein, einen solchen Hund dem passenden Interessenten zu empfehlen, einem Interessenten, der sich der Anlagen seines künftigen neuen Hundes vollkommen bewusst ist, um psychische Traumata als Folge der Einengung beim Tier zu vermeiden.
Als eine nützliche Hilfe für solche Segugi aus Tierheimen sehe ich - wenn die Hunde zunächst nicht gehorchen und an der Leine gehalten werden müssen - den Agility Sport, um den Tieren Bewegung und die körperliche Ertüchtigung zu verschaffen, die erforderlich ist, um einen guten Gesundheitszustand zu erreichen und zu erhalten. Agility ist eine Disziplin die, wenn der Hundehalter kein Interesse an der Jagd hat, seinem Hund doch erlaubt, festgelegte Übungen durchzuführen und die nötigen Kommandos zu lernen. Ausserdem ist Agility nicht auf einzelne Rassen beschränkt, denn es zählt nur die erbrachte Leistung eines Hundes. In Italien, und ich nehme an ebenso in Deutschland, wird Agility in speziell dafür vorgesehenen, umzäunten Geländen trainiert, wo das Führen an der Leine unnötig ist, (da auch ein undisziplinierter Schüler wieder "eingefangen" werden kann), so dass der Segugio hier im Laufe der Zeit, mit Unterstützung des Ausbilders und des Halters, seine Lektionen lernen und gleichzeitig Giftstoffe abbauen kann, die er durch den Bewegungsmangel ansammelt, und darüber hinaus eine gefühlsmäßige Verbindung zu seinem neuen und hoffentlich letzten Besitzer erfahren wird.
Die Personensuche mit jagdlich orientierten Hunden aus Tierheimen - i.S.v. Auffanglagern für herrenlose Hunde - hat hingegen nicht zu positiven Resultaten geführt, da das "geruchliche Interesse" dieser Tiere längst auf Wild festgelegt ist. Was ich damit sagen will, ist, dass ein bereits jagderfahrener Segugio für die Personensuche nicht geeignet ist, zumal diese Disziplin eine spezifische Ausbildung eigentlich schon des Junghundes erfordert.

Segugio Italiano "Findling" . (Foto: Uwe Köberlein)

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