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Jagd & Jäger

Wenn einheimische Jagdgebrauchshunderassen
ins Ausland gehen...(Teil 5)

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Wenn einheimische Jagdgebrauchshunde ins Ausland gehen...Teil 5
Von Sabine Middelhaufe

Führen Sie (oder haben Sie je geführt) eine ausländische Rasse und wieso haben Sie diese ursprünglich gewählt? Wie haben Sie die Rasse geführt? Sind/waren Sie mit der Rasse zufrieden?

- Gabor Essösy: Ja, als Ungar führe und züchte ich Bracco Italiano. Ich führe sie wie es in meiner Heimat üblich ist und bin mit ihnen in den meisten Fällen zufrieden.

- Antonio Casamassima: Ich habe noch nie eine ausländische Rasse geführt.

- Christian Herb: Ich führe Laufhunde aus dem Ausland auf Stöberjagden, weil sie mehrere Vorzüge besitzen:

  • Zuverlässiger und entwickelter Fährtenlaut

  • Erstklassige Nasenarbeit und viel Passion

  • Ausdruckstarker Arbeitsstil

  • Robustheit und viel körperliche Substanz, bei bestem Körperbau

  • Breite Zuchtbasis und hervorragende Selektion über viele Generationen

  • Typvolle und schöne Hunde mit viel Adel und Ausdruck

  • Unvergleichliches Wesen, sanfter Charakter

  • Die Auswahl an Brackenrassen ist in Deutschland zu gering, im Vergleich zur Vielzahl der Vorstehhunderassen.

Cocker Spaniel in Deutschland. Foto: Franziska Polensky.
Titelfoto: Bayrischer Gebirgsschweisshund in Deutschland. Foto: Sabine Middelhaufe.

- Johannes Plenk: Ja, ich habe einen Jack Russell geführt - weil der meiner damaligen Freundin besser gefallen hat als ein Dackel oder eine Bracke - der Jack Russell war genauso herrlich verrückt wie der Dackel den ich jetzt habe! Nur hüpfen und laufen konnte er besser! (Auf Sau und im Bau hab ich ihn zu wenig gearbeitet, weil ich mich damals nicht gegen die Ängste der Freundin durchgesetzt habe...) Ich glaube, daß, ausser bei Rassen, die eh nur für den Gebrauch gezüchtet werden, die Gebrauchskreuzungen oder robuste Landschläge wieder die Mehrzahl der Arbeitshunde stellen werden, siehe Patterdaleterrier, oder Maremmabracke (Segugio Maremmano), und ich kreuze ja im Moment auch den bosnischen rauhaarigen Laufhund bei der Steirischen Rauhaarbracke ein, vor allem wegen der Gesundheit, aber auch wegen der Förderung des Brackentyps (absurder Spurwille und endlose Ausdauer), denn Aussehen ist schon wichtig, aber jagen muss eine Bracke, sonst ist sie keine, und ich glaube, daß den anderen Rassen auch nicht erspart bleiben wird, aus ihrer splendid isolation auszubrechen! Die Populationsgenetik macht auch bei Rassehunden keine Ausnahme: Auf Dauer ist Inzucht nicht mit dem (Über)Leben vereinbar!

- Marco Prandini: Ich lebe inzwischen seit Jahren mit einer besonderen deutschen Rassen, dem Deutsch Drahthaar nämlich, die gut auf alle meine jagdlichen Forderungen in ihren vielen Varianten antwortet. Ich habe sie auf Jagdprüfungen geführt und verlange auch weiterhin, dass sie all das tun, wofür sie im Bereich Wasserarbeit, Feder- und Haarwild geschaffen wurden, und dass sie Hunde sind, die mit der Jagdsituation vor, während und nach dem Schuss fertig werden.
Zum Glück konnte ich unter Hunden wählen, die dem ursprünglichen Zuchtziel treu geblieben sind und die von der italienischen "Alternativzucht" unberührt waren. Dadurch, dass die Rasse so weit wie irgend möglich gemäß dem ursprünglichen Standard erhalten geblieben ist, hatte ich die Möglichkeit, die konkreten Anlagen zu nutzen, die weit über die ästhetische Form hinausgehen.
Ich werde jenen immer dankbar sein, die Jägern wie mir erlaubt haben, die Früchte ihrer grossen züchterischen Leistung zu geniessen, indem sie uns einen gesunden, charakterlich stabilen Hund geben, der die Anlagen hat, viele jagdliche Aufgaben durchzuführen und vollkommen im Rahmen des morfologischen Standards zu stehen.

DD in Italien. Foto: Paolo Sangiorgi.

- Giuliano Mondadori: Ich habe Irish Setter geführt, eine Rasse, die ich gewählt hatte, weil sie mein ästhetisches Empfinden so sehr befriedigte, dass ich nur mit ihnen jagen mochte und die Arbeit anderer Rassen nicht schätzen konnte, in dem Sinne, dass es mir keine Freude machte, als Jäger mit anderen Hunden, selbst den tüchtigsten, jagen zu gehen. Ich habe Irish Setter auch für 10 Jahre gezüchtet, und während ihrer Ausbildung, die für mich vom 1. April bis zum 15. September ging, gut darauf geachtet, dass sie im rassetypischen Stil jagten. D.h., im Rahmen der Möglichkeiten der Gegend in der ich wohne, liess ich sie nur in hinsichtlich der Vegetation offenen Zonen laufen und suchen und achtete darauf, dass sie entsprechend ihrem Arbeitsstandard suchten und vorstanden. Wenn dann die Saison begann, jagten wir vorzugsweise in Gebieten, wo es keineswegs viel Federwild aber reichlich "Konkurrenz" gab. Und da war es dann unvermeidlich, die Vögel auch im Dickicht zu suchen, wo sie Unterschlupf gefunden hatten, und folglich stimmte der Einsatz meiner Iren ganz sicher nicht mit dem überein, wofür die Rasse im Ursprungsland gezüchtet wurde.

- Elisabeth Smat: Ich führe meinen 2. Irish Setter. Allerdings bin ich nur durch die Hunde zur Jagd gekommen. Leider habe ich nur wenig Gelegenheit in typischer Umgebung zu jagen. Untypisch für Deutschland führe ich meinen Rüden im Vollgebrauch. Ich schätze die Qualität dieser Rasse, sowohl im privaten als auch im jagdlichen Rahmen und würde immer wieder einen Irish Setter führen.

Irish Setter in Italien. Foto: Angelo Brisa

- Winfried Kaufer: Ja, Braque Saint Germain, aufgrund der charakterlichen Eigenschaften. Die Ausbildung erfolgte entsprechend dem deutschen Prüfungssystem und die Führung gemäss den Notwendigkeiten unseres Jagdgebietes. Wird sind absolut zufrieden mit der Rasse und würden sie entsprechend auch weiter empfehlen.

- Sergio Leonardi: Ja. Von den Bracken habe ich den Segugio Maremmano und Petit Bleu de Gascogne geführt. Ausserdem hatte ich Cocker Spaniel, Deutsch Langhaar, Braunschimmel und Schwarzschimmel des Deutsch Kurzhaar, schwarz-weisse Pointer und gegenwärtig Lawerack Setter. Ich habe diese Rassen immer wegen ihrer Eigenschaften gewählt, und habe den Kompromiss zwischen dem, was die Hunde mir und ich ihnen geben konnte, akzeptiert.
Und ja, ich war immer mit ihnen zufrieden. Meine Wahl unterschiedlicher Rassen zielte dahin, neue Erfahrungen mit ihnen zu machen, aber ich hatte auch Angst, enttäuscht zu werden, wenn ich eine Rasse, die ich schon einmal hatte, erneut gewählt hätte...

- Sabine Hoffmann: Ja, ich führe 2 Gordon Setter. Ich habe diese Rasse gewählt, weil mich nicht nur das Aussehen, sondern auch die Fähigkeiten in Qualität und Ästhetik begeistert haben. Fälschlicherweise habe ich den 1. Gordon Setter aus Sicht eines typisch deutschen Jägers geführt, was wenig Erfolg gebracht und den Hund unglücklich gemacht hat. Nicht, dass er nicht anpassungsfähig ist, vielmehr, dass er rassetypisch anders zu verstehen und zu händeln ist. Erst das Verständnis für seine ursprünglichen Fähigkeiten bringt die breite Palette der Einsatzmöglichkeiten des Gordon zu Tage. Nur eine über Jahrzehnte in ihrer Besonderheit gepflegte Rasse hat die Chance ein hohes Maß an Qualität, Gesundheit, Leistungsfähigkeit und typischem Aussehen zu erreichen. Ein ständiges Abwandeln und Anpassen gibt dem Züchter keine Chance zur Pflege einer Rasse und zur Sicherung der Qualität. Die Verfolgung eines Zuchtzieles kann erst nach vielen Generationen ihr Ziel erreichen, oder sich dem in hohem Maße annähern. Ein Abweichen von einem Ziel nach nur kurzer Zeit zwingt den Züchter immer wieder bei 0 anzufangen. Ebenso bringt die Verfolgung unterschiedlicher Ziele eine Rasse weder voran, noch erhält sie sie.

English Setter in Italien. Foto: G.M..

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