Jagdhund ohne Jagdschein? •• Jagdhunderassen •• Laufhunde/Meutehunde/Bracken •• Jagd und Jäger •• Erziehung & Ausbildung
Die AutorInnen Fotogallerie Bücher & DVD Links Kontakt Copyright/Haftungsausschluss

Züchterinterview


Pachon Navarro




Züchterinterviews

> Menü Portraits
> Erfahrungen mit dem.....
> Wissenswertes



home

Antonio Almodóvar - Pachon Navarro
Interview von Sabine Middelhaufe

Antonio Almodóvar geht zur Jagd seit er 8 oder 9 Jahre alt war. Von Beruf ist der heute 45jährige Chirurg am ospedale general universitario in Elche (Provinz Alicante). Da es gegenwärtig noch keinen offiziellen Pachon Navarro Verein in Spanien gibt, sondern nur drei verschiedene Organisationen, zieht Antonio es vor, erst Mitglied zu werden, wenn eines Tages ein Klub von der Real Sociedad Canina Español offiziell anerkannt sein wird.

Seit wann interessieren Sie sich für den Pachon Navarro, und warum haben Sie gerade diese Rasse gewählt?

Vor über 30 Jahren, als ich noch ein Kind war, zog bei uns zuhause ein Pachon ein; das war das letzte Mal, dass ich einen Rassevertreter sah, ehe ich vor etwa 6 Jahren wieder mit der Rasse in Verbindung kam, denn seit Ende der 1970er war der Pachon fast ausgestorben. Ich habe diesen Hund wegen der schönen Erinnerungen an eine aussergewöhnliche Rasse gewählt, deren Erhalt und Betreuung die Verantwortung der spanischen Jäger ist und natürlich weil der Pachon perfekt zu meiner Jagdweise und meinem Jagdgebiet passt.

Antía de Goian bei der Internationalen Ausstellung in Talavera de la Reina, 2012. (Foto: Forcen)
Titelfoto: Dreifarbiger Pachon. (Foto: Marquez)

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Vorstehhunden gegenüber bevorzugen könnte?

Der Pachon ist ausserordentlich sanft, zeigt einen rigorosen Trab und eignet sich hervorragend auch für das schwierigste Terrain in unseren Jagdrevieren. Er neigt nicht dazu, sich zu weit vom Jäger zu entfernen und arbeitet folglich immer in Schussweite. Darüber hinaus besitzt er eine enorme Resistenz gegenüber den Anstrengungen, die das Gelände und Klima mit sich bringen. Sein Vorstehen ist sicher und fest, die Bringfreude ist ihm angeboren und er apportiert perfekt. Da der Pachon das Wild sowohl über die Witterung im Wind als auch über die Spur sucht, ist er ein ausgezeichneter Helfer für die Jagd auf alle Wildarten, ob Hühner oder Kaninchen, und die Verlorensuche von Ente und Drossel.

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet?

Der Pachon ist von Natur aus fügsam, nie nervös und achtet immer auf seinen Führer. Er ist in jeder Hinsicht ein Hund für die Praxis, freundlich daheim und mit den Kindern, zuverlässig bei der Jagd und im Revier. Allerdings ist er kein Jagdhund für Wettbewerbe vom Typ Große Suche, sondern, wie gesagt, hundertprozentig für die Jagdpraxis geschaffen.

Dalila steht ein Rothuhn vor. (Foto: Forcen)

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Körperbaulich gehört der Pachon zum mesomorphen, rechtwinklingen Typ, mit striktem Trab. Die gut ausgebildete, breite Brust gibt ihm die Kraft und Ausdauer für stundenlange Arbeit auch unter ungünstigen Bedingungen, sei es die winterliche Kälte der Mancha oder die Hitze während der Wachteljagd im Sommer. Der grosse, kräftige Kopf mit tendenziell konvergenten Schädel-Schnauzen-Linien ermöglicht hervorragende Geruchsleistung. Seine Widerristhöhe und der starke Hals erlauben dem Pachon ein ideales Pendeln auf der Spur des Wildes, was wesentlich für die Verlorensuche angeschossener Hühner oder Wachteln ist, die noch ein Stück zu Fuss fliehen können. Hinsichtlich seiner Arbeitsqualitäten sticht er durch seine ausgesprochene Fügsamkeit und grosse Sicherheit hervor und ist ein unschlagbarer Apportierer, der immer unter Kontrolle des Führers bleibt.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Gegenüber der Vergangenheit hat sich die Lage verbessert, aber es handelt sich nach wie vor um eine Rasse, die wiederhergestellt werden muss. Und da gibt es tatsächlich noch viel zu tun. Wichtig ist, dass wir bezüglich der praktischen Aspekte schon an einem guten Punkt angelangt sind, denn die Mehrheit der Pachons entspricht heute dem Arbeitsstandard: sie sind strikte Traber, die festes Vorstehen und tadellosen Apport auch auf Distanz zum Führer zeigen. Auf morfologischer Ebene andererseits gilt es noch viel zu verbessern. Die berühmte Spaltnase ist eine Eigenschaft, die im Laufe der Zeit verschwinden muss. Gegenwärtig ist es noch notwendig, sie zu benutzen, denn wir haben nicht genügend geeignete Zuchttiere, um Hunde mit Spaltnase von der Selektion auszuschliessen, aber die mit ihr einhergehenden Veränderungen wie etwa Spaltrachen und Hasenscharte sind Grund genug, diese Charakteristik zu eliminieren. Das ist übrigens keine neuzeitliche Forderung, denn schon 1890, anlässlich der ersten Hundeausstellung in Spanien, wurden Pachon mit Spaltnase nicht zugelassen, aber die Tradition besteht bis heute und noch immer gibt es Leute, die meinen, ein Pachon mit "Doppelnase" sei besser, was natürlich ganz und gar nicht den Tatsachen entspricht.

Antía de Goian, rechts, bei der Nationalen Ausstellung in Murcia, 2012. (Foto: Forcen)

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Der Pachon ist zwar immer öfter in unseren Jagdrevieren zu sehen, aber insgesamt bleibt er der grosse Unbekannte in seinem Heimatland. Der spanische Durchschnittsjäger lässt sich sehr stark von Moden beeinflussen und so sind die klassischen britischen und kontinentalen Vorstehhunderassen die am besten bekannten unter den Champions, und trotz der Unzufriedenheit vieler Jäger mit ihren Pointern oder Deutschen Vorstehern, die nicht für unsere Terrains geeignet sind, wählen sie weiterhin solche Rassen, oft ohne zu erkennen, dass die Schuld nicht beim Hund liegt, sondern am Jäger und der Art der Jagd.
Sowohl der Pachon als auch der Perdiguero de Burgos hingegen sind Rassen, die besonders an die spanischen Jagdgebiete und Jagdweisen angepasst sind. Heute machen sich immer mehr Jäger diese Zusammenhänge klar, und wer einmal einen Pachon geführt hat, wählt keine andere Rasse mehr.
Doch, wie gesagt, es gibt noch viel zu tun.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen, Ausstellungen teilzunehmen?

Ja, natürlich, mir erscheint das grundlegend. Prüfungen und Ausstellungen sind eine wesentliche Gelegenheit für die Weiterentwicklung einer Rasse, denn man sieht dort neue Rassevertreter, man kann den Zustand der Rasse an sich bewerten und die Selektion für eine Verbesserung planen.

Antonio Almodóvar mit Dalila.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Die Spezialität des Pachon ist zweifellos das Huhn, aber als vielseitiger Hund ist er ebenso tüchtig bei Wachtel, Kanin und Hasen. Viele Jäger sind erstaunt, wenn sie sehen, wie perfekt sich der Pachon auch für die Waldschnepfe einsetzen lässt. Er ist ein Hund für alle Arten von schwierigem Gelände, ein grossartiger Apportierer von Ente und Drossel und ich selbst habe ihn hervorragend auch an Fasanen arbeiten sehen.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Gerade für den Erstlingsführer ist dies der perfekte Jagdhund, da er sanft, kraftvoll und ausdauernd bei der Suche ist. Er verlangt kaum eine besondere Ausbildung und ist sehr führerbezogen. Es handelt sich hier zwar um eine Rasse, die nur wenige kennen, aber viele werden angenehm überrascht sein, wenn sie einen Pachon wählen!

Antía de Goian, wird anlässlich der Ausstellung in Madrid 2013 zum spanischen Schönheitschampion gekürt.


> Rasseportrait

 

home Seitenanfang Menü Fotoalbum