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Züchterinterview


Erdelyi Kopo




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Eszter Balogh Bükkaljai Vadűző kennel - Erdelyi Kopo
Interview von Sabine Middelhaufe

Seit wann interessieren Sie sich für die Rasse, und warum haben Sie gerade diese gewählt?

Wir kauften unseren ersten Familienhund, eine Transylvanische Bracke oder Erdelyi Kopo, 1987 im Zwinger Bükki. Als Kind und unerfahrene Hundehalterin war es für mich nicht einfach, mit dem Vertreter einer so charakterstarken Rasse umzugehen, aber allmählich lernten wir einander kennen und die Persönlichkeit, noble Einfachheit und Zähigkeit des Hundes machte einen derart grossen Eindruck auf mich, dass ich mein Leben seitdem mit Erdelyi Kopos teile - inzwischen mehr als 23 Jahre. Die Rasse ist sehr intelligent und unabhängig aber leicht auszubilden. Ein Kopo klebt nicht an seinem Halter, aber ist dennoch sehr loyal, hingegen misstrauisch und reserviert gegenüber fremden Personen.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Die Transylvanische Bracke ist eine alte ungarische Brackenrasse, deren Eigenschaften von den klimatischen und Geländegegebenheiten ihres Heimatlandes geformt wurden. Ihre Erscheinung drückt Adel und Harmonie aus. Sie ist ruhig und ausgeglichen, dabei aber doch extrem unabhängig und ein bisschen eigensinnig, was sich freilich aus der Tatsache ergibt, dass sie recht weit vom Führer entfernt und autonom arbeiten muss. Sie sucht ständig nach Wild, treibt und blockiert es hervorragend und gibt auf der frischen Fährte oder beim Treiben ihren typischen, hohen, wimmernden Laut von sich. Sie ist der ideale Hund um das Wild in Bewegung zu halten, weil die Rasse ausserordentlich hartnäckig und ausdauernd ist, und während der Jagd weite Distanzen zurücklegen kann. Darüber hinaus ist diese Bracke, wie bereits erwähnt, leicht auszubilden, intelligent und kann ebenso gut in der Wohnung wie draussen im Hof gehalten werden.



Ob
en: Hanga. (Photo: Eszter Balogh)
Titelfoto: Csipke und die 11 jährige Bogyó.
(Photo: Eszter Balogh)

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung erfährt?

Vielleicht finden einige die Unabhängigkeit dieser Rasse schwer zu handhaben und folglich ist die Transylvanische Bracke nicht für jedermann passend. Aufgrund ihres Einsatzgebietes muss sie Wild finden und verfolgen und dann nur auf das Hornsignal hin zu ihrem Führer zurückkehren, ohne andere Hilfen oder Kontrollmöglichkeiten seitens ihres Besitzers.
Entsprechend den ungarischen Jagdgesetzen können Bracken nur für die Laute Jagd auf Sauen und für die Nachsuche eingesetzt werden. An die weiten Wälder Transylvaniens gewöhnt, findet die Rasse es heutzutage nicht leicht, sich an die zerstückelten Jagdgebiete und kurzen Brackaden anzupassen, aber sie ist äusserst lernfähig und begreift schnell, dass es sinnlos ist, sich zu weit über die Grenze des Treibens hinaus zu entfernen, denn nur im Treiben kann das Wild geschossen werden. Der Erdelyi Kopo besitzt einen ausgezeichneten Geruchssinn und hervorragendes Orientierungsvermögen und verträgt ohne weiteres mehrere Tage anstrengender Arbeit.
Die Rasse wird gegenwärtig vor allem von Hobbyhaltern geführt und nur ein kleiner Teil lebt mit Jägern.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Da wir hier von einem Jagdhund sprechen ist die hauptsächliche Eigenschaft um den Wert einer Transylvanischen Bracke zu bemessen ihre jagdliche Eignung, Unabhängigkeit und Ausdauer. Eine ihrer typischsten Eigenschaften ist der erwähnte hohe, wimmernde Laut, den sie auf der Spur dauernd abgibt. Dank all dieser Charakteristiken genoss die Rasse früher grosses Ansehen beim Adel.
Der ideale Körper des Erdelyi Kopo ist kraftvoll aber ohne Extreme, harmonisch gebaut und seine Erscheinung drückt Adel und Intelligenz aus. Sein Haarkleid fühlt sich hart an und ist länger als bei anderen kurzhaarigen Rassen, weshalb er die Unbilden des Wetters verträgt. Ein ausgeglichenes Nervensystem ist ebenfalls wichtig!

Drei Generationen nebeneinander. (Photo: Eszter Balogh)

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Der gegenwärtige Rassebestand zeigt ein recht heterogenes Bild in Bezug auf beides, das Aussehen und die jagdlichen Fähigkeiten. In Ungarn ist die Voraussetzung für die Zuchtzulassung eine erfolgreiche Zuchtprüfung, die in der Bewertung der äusseren Erscheinung und eines jagdlichen Eignungstests besteht. Bei letzterem müssen die Kandidaten mit Erfolg alle Phasen der Saujagd vollständig meistern, die Nachsuche und die Überprüfung des Nervensystems. Um sich auf solche Tests, Wettbewerbe und Jagden vorzubereiten, muss man in einem Saugatter üben. Leider gibt es für entsprechend Interessierte nur wenige Möglichkeiten; nicht jeder kann es sich leisten, hunderte von Kilometern zurückzulegen, um 10-20 Minuten trainieren zu können.
Die Population des Erdelyi Kopo in Ungarn liegt bei 800-1000 Tieren. In den vergangenen 5-6 Jahren wurden pro Jahr nur etwa 80-90 Welpen beim Zuchtklub eingetragen, aber etliche Würfe sind auch von Eltern ohne Pedigree oder Zuchtprüfung gefallen, was in keiner Weise nützlich für die Rasse ist.

Zwei Monate alte Welpen. (Photo: Eszter Balogh)

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Wie ich schon sagte lebt ein grosser Teil der ungarischen Erdelyi Kopo Population mit Hobbyhaltern als Familienhunde, aber Jahr für Jahr nehmen mehr Besitzer mit ihren Tieren an Jagden teil und prüfen ihre Fähigkeiten. Aber das ist nicht genug und die Rasse ist Jägern wenig bekannt. Für die Saujagd bevorzugen sie kurzbeinige Terrier, die aggressiver sind, trotz der Tatsache, dass sie auch öfter verletzt werden. Dennoch, das Interesse an der Transylvanischen Bracke hat in den letzten Jahren zugenommen und mehr Jäger würden diesen Hund gern wählen und bei Saujagd und Nachsuche ausprobieren. Diejenigen, die einmal erfolgreich mit der Rasse gejagt haben werden ihr später treu bleiben.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Ich finde es äusserst wichtig an solchen Ereignissen teilzunehmen. Nicht nur, um die Rasse populärer zu machen, sondern auch, um unsere Hunde morfologisch und bei der Arbeit bewerten zu lassen. Bei Ausstellungen sehen viele Menschen diese Art Hund zum ersten Mal im Leben, da die Rasse nicht einmal in ihrer Heimat gut bekannt ist. Die Leistungsprüfungen auf der anderen Seite geben uns ein nützliches feedback darüber, in welche Richtung sich die Fähigkeiten unserer Hunde entwickeln. Glücklicherweise wird das Interesse an solchen Wettbewerben jedes Jahr grösser.

Zuchtgruppe, European Dog Show 2008. (Photo: Eszter Balogh)

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse nach Ihrer Beurteilung besonders geeignet?

Die Transylvanische Bracke ist ein Hund, der das Hochwild selbständig sucht, verfolgt und hartnäckig aber vorsichtig in Bewegung hält. Dabei gibt sie ständig ihren typischen Laut, der dem Jäger und den anderen Hunden als Signal dient. Heutzutage wird die Rasse vorwiegend für die Wildschweinjagd verwendet, aber den Beschreibungen zufolge war sie in der Vergangenheit auch bei der Jagd auf Bison, Bär, Hirsch, Fuchs und Luchs nützlich.

Welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Wild heraus zu treiben und zu verfolgen ist eine angeborene Fähigkeit der Bracke, so dass man ihr dies nicht besonders beibringen muss. Angemessene Sozialisierung und die Schaffung einer guten Halter-Hund Beziehung in der Welpenzeit ist sehr wichtig. Die Grunderziehung wie Leinenführigkeit, Rückruf und die anderen grundlegenden Befehle müssen bis zum Alter von einem Jahr gelehrt sein. Von nun an ist es nützlich, den Hund mit in ein Saugatter zu nehmen, so dass er dieses Wild von Angesicht zu Angesicht kennen lernt. Üblicherweise handelt es sich hier um ein umzäuntes, einen Hektar grosses Gebiet mit einem oder ein paar wenigen Wildschweinen. Es lohnt, zunächst zu schauen, wie sich der Einzelhund gegenüber dem Wild verhält, wenn er ermutigt und angefeuert wird. Dann kann sein Kampfgeist noch mit Hilfe eines älteren, erfahreneren Hundes verbessert werden. Wenn man genügend oft geübt hat und der Hund selbstsicher und zuverlässig arbeitet, ist es an der Zeit an einer wirklichen Jagd teilzunehmen. Bei derartigen Gelegenheiten können die jungen Hunde dann normalerweise Tricks der Lauten Jagd auf Sauen von den anderen, erfahrenen Bracken lernen.

"Sparring partner". (Photo: Eszter Balogh)

Alle Fotos copyright © Bükkaljai Vadűző kennel Eszter Balogh

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