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Züchterinterview


Epagneul Francais (2)




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Angelika und Bernd Jensen - Epagneul Francais Zwinger "vom Segeberger Forst"
Interview von Sabine Middelhaufe

Angelika und Bernd Jensen sind beide seit über 30 Jahren aktive Jäger im Hochwild reichen Segeberger Forst (Rotwild, Damwild, Schwarz- und Rehwild), direkt vor ihrer Haustür im heimatlichen Heidmühlen, 40 km nördlich von Hamburg. Doch sie sind auch Jagdgebrauchshundeführer und –ausbilder für alle Jagdgebrauchsrassen, so dass viele ratsuchende Hundeführer aus ganz Deutschland und dem Ausland nach Heidmühlen kommen, um sich hier Tipps und Hilfe bei der Ausbildung ihrer Jagdgebrauchshunde zu holen. Bernd Jensen ist darüber hinaus häufig als Verbandsrichter im JGHV bei den diversen Zucht- und Prüfungsvereinen im Einsatz, aber besondere Aufmerksamkeit schenkt das Ehepaar Jensen natürlich seinem Epagneul Francais Zwinger "vom Segeberger Forst".

Seit wann interessieren Sie sich für die Rasse und warum haben Sie gerade diese gewählt?

Wir interessieren uns seit zirka 20 Jahren für die Epagneul Francais und führen diese Rasse seit 17 Jahren, weil sie sehr freundliche, leistungsstarke Hunde mit hervorragender Nasenleistung sind. Wir suchten damals „back to the roots“ und damit die Ursprungsrasse der langhaarigen kontinentalen Vorstehhunde.

Daheim ein angenehmer Familienhund, wie Cara vom Segeberger Forst demonstriert...

...und im Revier, das zeigt hier Quentus vom Hausruck, ein zuverlässiger Jagdgebrauchshund.
Titelfoto: die 4 Mon. junge Cara vom Segeberger Forst bei der Suche.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt, ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Der Epagneul Francais ist ein angenehmer Familienhund, der sehr gut auch im Haus zu halten ist, ist gegenüber anderen Rassen sozial verträglich und ruht in sich. Er ist ausgeglichen, sehr anpassungsfähig und leistet sehr gute Feldarbeit, besitzt eine hervorragende Nasenleistung, die vor allem bei der Schweißarbeit sehr positiv zum Tragen kommt. Die angewölfte Weichmauligkeit zeigt sich auch positiv bei der Bringleistung.

Gibt es, Ihrer Ansicht nach, bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung erfährt?

Nein, das glauben wir nicht, weil das deutsche Prüfungssystem mit der Meisterprüfung VGP (mit über 30 zu benotenden Fächern an zwei Tagen) alle Anlagen- und Leistungsfächer gleichermaßen berücksichtigt.

Wiesel vom Segeberger Forst bei einer Prüfung in Frankreich, wo sie als Bester Wasserhund prämiert wurde.

Natan von der Mosel mit Hans-Jürgen Trautmann nach bestandener VSwP 20 h als Suchensieger.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Festes Vorstehen, flotte, ausdauernde und selbständige Suche, ruhiges, ausgeglichenes Wesen mit ausgeprägtem Spur- und Fährtenwillen, Führigkeit und eine hervorragende Nase.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse, das Sie ändern würden?

Zur aktuellen Situation ist festzustellen, dass der Epagneul Francais – wie viele andere Jagdhunderassen – leider nur über eine sehr kleine Zuchtbasis verfügt. Das hat dazu geführt, dass irgendwann eine Setter-Einkreuzung stattgefunden hat, die das Erscheinungsbild und teilweise auch das Wesen dieses ursprünglich etwas schwereren, größeren, ruhigen Schlages verändert hat.
Wir sind bemüht, zielgerichtet auf den Ursprungstyp zurück zu züchten. Dabei hatten wir das große Glück, dass unsere erste Hündin Heika vom Hardtwald (Stammhündin aus Girl de la Faisandrie Royale) 100 %ig diesem Ursprungstyp entsprach.
Auch würden wir die weitere Ursprungsfarbe „zimt“ nicht eliminieren, schon deshalb, weil wir somit die Zuchtbasis größer halten, diese Hunde besonders ruhig waren und vor allem, weil unsere Falkner gerade an dieser Farbstellung der Hunde besonders interessiert sind.
Aber- der FCI-Rassestandard wird durch Frankreich vorgegeben und hier hat man vor einigen Jahren anders entschieden.

Cara vom Segeberger Forst zeigt mit 7 Mon. bereits die rassetypische Suche.

Der Epagneul Francais ist einen sicherer Apportierer bei den Treibjagden.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Nein, wir glauben nicht, dass es mehr Aufklärung braucht. Da diese Hunde durch ihre Leistung bei den Prüfungen und auf der Jagd überzeugen, finden sich bei dem geringen Welpen-Aufkommen in Deutschland genügend geeignete Hundeführer und Hundeführerinnen. Einige unserer Welpen jagen heute auch in Canada, Österreich, Ungarn und Japan.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Das ist selbstverständlich für jeden verantwortungsvollen Hundeführer/Hundeführerin und Züchter. Gegenseitiger Informationsaustausch und Unterstützung sind immer hilfreich.
Ausstellungen sollten jedoch auf das notwendige Maß beschränkt bleiben, da es für jeden Jagdhund eine Tortur bedeutet, einen ganzen Tag in einer Halle zu verbringen statt in unserer schönen Natur und er es schwerlich versteht, warum er, - geschult, stets seine Nase einzusetzen- jetzt plötzlich die Nase nicht nach unten, sondern nur hoch halten soll und warum sein Mensch plötzlich völlig unnatürlich seinen Kopf und seine Rute hoch hält...

Der Epagneul Francais ist ein ästhetisch schöner Hund, den man auch auf Ausstellungen sieht, aber....

... er selbst zieht, wie hier Bijou vom Segeberger Forst, gewiss Training und Arbeit in der freien Natur vor.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse – nach Ihrer Beurteilung – besonders geeignet?

Da der Epagneul Francais ein Allrounder ist, fällt es schwer, hier klare Aussagen zu treffen.
Wenn wir die Erfahrungen mit unseren über 80 Welpen, die fast ausnahmslos im jagdlichen Einsatz standen und stehen, auswerten, dann sind es die Leistungen im Feld, bei der Nachsuche auf Schalenwild und besonders die Einsätze bei Drückjagden auf Schwarzwild, die hervor zu heben sind. Es hat sich gezeigt, dass der tiefe Laut, die Unerschrockenheit im Schilf und im Dickicht, aber auch die umsichtige und planvolle Arbeitsweise am Schwarzwild den Epagneul Francais zunehmend für die Drückjagden qualifiziert. Von ihm fühlt sich das Schwarzwild bedroht und lässt sich leichter aus den Dickungen heraus drücken. Dabei beunruhigt auch die starke Weißfärbung neben dem tiefen Laut dieser Rasse das Schwarzwild in starkem Maße, wie auch die Erfahrungen beim Üben in den Schwarzwildgattern zeigen.
Besonders beeindruckend sind auch die Nachsuchen-Erfolge unserer Epagneul Francais. Der ausgeprägte Fahrtenwille, die Fährtentreue und die ausdauernde, hervorragende Nasenleistung sind ebenso zu nennen wie das Binden und Festhalten und auch das Herunterziehen des kranken Schalenwildes.
Unsere heute sieben Monate alte Hündin Cara wird mit mir (Angelika) im Sommer für jeweils zwei Wochen zu Ute Hoyer-Tomiczek und Gabriele Sauseng nach Ossiach in Österreich an das Federal and Training Centre for Forests, Natural Hazard and Landscape (BFW) Department of Forest Protection, fahren zur zertifizierten Ausbildung zum Käfer-Spürhund für ALB und CLB = Anoplophoris glabripennis und Anoplophora chinensis, das sind stets Baum zerstörende Laubbockkäfer, die ja auch in Italien große Probleme bereiten.

Ob Apport aus dem Wasser...

...Bringen auf der Fuchsschleppe...

....oder Nachsuche auf Schalenwild, eine Disziplin die Cara hier gerade lernt, der Epagneul Francais bewährt sich bei allen Herausforderungen ganz hervorragend.

Und schließlich die letzte Frage: Welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Wir empfehlen, eine enge, vertrauensvolle Bindung zwischen Hundeführer/in und Hund, gepaart mit viel positiver Bestärkung, aufzubauen und ab der 9. Lebenswoche mit der liebevollen, jedoch absolut konsequenten Ausbildung zu beginnen.
Die Schwerpunkte sollten hier in der Nasenbildung, dem schon frühen Kennenlernen aller Wildarten, Sammeln von Erfahrungen, vielen freien Suchen und dem täglichem Gehorsam ohne Ausnahme sowie Förderung der Führigkeit liegen.
Schleppen an der langen Feldleine mit dem Finden des geschleppten Wildes und Schweißfährten mit verschiedenem Wildschweiß getupft und getropft, sich langsam in Steh-Zeit und Länge steigernd, sollten einmal pro Woche fest in unser Übungsprogramm eingebaut werden; natürlich immer mit einer tollen Futterbelohnung am Ende.
Das Wichtigste ist der Rote Faden in der Ausbildung, dass also stets erst dann weiter gearbeitet wird, wenn der vorige Baustein sicher sitzt, dass jede Arbeit mit Erfolg beendet wird, wobei gegebenenfalls ein oder zwei Arbeitsschritte zurück gegangen werden muss.
Mittels Lob - und im Bedarfsfalle Tadel - in unserer Stimme wollen wir es dem vierbeinigen Jagdkameraden zur Freude machen, unsere Anweisungen überhaupt erst einmal zu verstehen, dann ihnen gern zu folgen und mit uns vertrauensvoll und erfolgreich zu jagen.
Um sicher und selbstbewusst zu werden, benötigt der Hund klare, eindeutige und immer wiederkehrende Rituale. Jeder Befehl darf nur einmal gegeben werden, dann muss er vom Hund ausgeführt werden. Behandeln wir unseren Jagdgebrauchshund immer so fair und gerecht wie unseren besten Jagdfreund.

Bernd Jensen und Wiesel vom Segeberger Forst erhalten in
Frankreich den Pokal für den besten Wasserhund

Bernd und Wiesel bei einer Treibjagd in Schleswig-Holstein
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Fotos (c) Angelika & Bernd Jensen; Roman Marbler.

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