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Züchterinterview


Cesky Fousek




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Marco Prati - Cesky Fousek
Interview von Sabine Middelhaufe

Seit wann interessierst du dich für den Cesky Fousek und warum hast du gerade diese Rasse gewählt?

Die Idee, mich ernsthaft mit der Rasse zu beschäftigen kam mir erst vor einigen Jahren, als ich mich nach dem Tod meines vorherigen Hundes entschloss, selbst einen Cesky Fousek zu kaufen. Allerdings war diese Rasse in unserer Familie schon immer präsent. Der erste CF kam 1986 zu uns und seitdem hatten wir immer zumindest einen. Ihr Eintritt in meine Familie und mein Leben ergab sich eher zufällig. Damals lebten wir in Polen und jemand stellte uns die Rasse, die dort sehr verbreitet war, vor; ich habe mich nie mehr von ihr getrennt. Was mich mit Sicherheit zu Gunsten des CF beeinflusst hat war die Art der Ausbildung, die die Hunde in Polen genossen und die Art wie man sie hielt, das war alles ganz anders als bei den Jagdhunden in Italien. Das Konzept des Vollgebrauchshundes und die Gewohnheit, die Hunde immer bei sich zu haben, auch im Haus, war für uns damals etwas völlig Neues. Mich intensiv mit der Rasse auseinanderzusetzen, das tue ich aber wie erwähnt erst seit relativ kurzer Zeit.

Oben: Fiona apportiert.
Titelbild: Fiona mit ihren Welpen.

Würdest du einmal erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Wer glaubt, dass sein Hund oder dessen Rasse die beste von allen ist, hat einfach noch nicht genügend Hunde bei der Arbeit beobachtet. Es gibt so viele ausgezeichnete Hunderassen und es ist meiner Ansicht nach schwierig, eine für besser als die andere zu erklären. Heute stehen uns massenhaft Informationen zur Verfügung und man hat die Möglichkeit, andere Rassen als nur die des eigenen Hundes wertschätzen zu lernen. Ich habe meine Wahl im Laufe der Jahre trotzdem aufrecht erhalten, weil der CF mit seinen Eigenschaften am meisten dem entspricht, was ich in einem Jagdhund suche. Er ist in der Tat vor allem ein optimaler Gefährte im Alltag und nicht nur bei der Jagd. Es gibt mit Sicherheit Rassen, die jede einzelne Aufgabe, die dieser Vollgebrauchshund ausführen soll, auf eine mehr spezialisierte Weise erfüllen, aber ich schätze gerade die Anpassungsfähigkeit des CF an jede Form der Jagd, an jedwede Situation und die Einfachheit, mit der er sich ausbilden lässt. Deshalb bevorzuge ich ihn, aber vielleicht habe auch ich noch nicht genügend Hunde bei der Jagd gesehen.

Fiona im Alter von 2 Jahren.

Schaut man sich die Arbeit des CF einmal an, sollte man seine gute Verbindung zum Hundeführer unterstreichen, seine gut ausgeprägte Härte, die hervorragende Bringfreude, vor allem aus dem Wasser und die optimale Nachsuche.
Wenn man vergleichen wollte, könnte man den CF dem Korthals, Pudelpointer, Stichelhaar, Kurzhaar oder Drahthaar gegenüber stellen. Mir fällt das mit den beiden Letztgenannten leichter, weil ich ihre Vertreter in Italien besser kenne als die der anderen Rassen. Ich stelle da jenseits der rassetypischen Besonderheiten keine enormen Unterschiede fest. Die Jagd des CF ist ohne Zweifel langsamer als die von DK und DD und bei der Suche wechseln sich längere Trab- und Galoppphasen ab; er sollte in keinem Falle übermäßig schnell suchen. Gemessen am DD hat der CF auch weniger Temperament, aber eine ähnliche Härte. Im Vergleich zum DK ist der CF kein so ausgeprägter Federwildhund. Vom äußeren Erscheinungsbild her hat der CF eine mehr rechteckige Struktur, im Vergleich zum DD, der eher im Quadrat steht. Beim CF gibt es außerdem ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus; Hündinnen sind auch deutlich kleiner als Rüden. Das Haarkleid ist bei DD und CF zwar ähnlich, doch wird beim CF mehr weißes Deckhaar verlangt, das üblicherweise weniger Flecken aufweist. Erlaubte Farben sind Braun und Braunschimmel.
Ohne hier die ganze Rassegeschichte wiederzugeben kann man sagen, dass die mitteleuropäischen Rassen in den letzten Jahrhunderten und zumindest bis zur Erstellung eigener Rassestandards mit Sicherheit gemeinsame Vorfahren hatten, auch auf Grund der sehr ähnlichen Umweltbedingungen, unter denen sie arbeiten mussten. Die dann beginnende Zuchtauslese, die Geschichte, die Entscheidungen der Züchter haben im Laufe der Zeit die Besonderheiten und unterschiedlichen Eigenschaften jeder Rasse hervorgehoben.

Gibt es deiner Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern nicht die angemessene Beachtung findet?

Ein Talent, über das wenig nachgedacht wird ist die ausgeprägte Befähigung zur Nachsuche. In Italien wird auch der Allrounder hauptsächlich als reiner Vorstehhund und eventuell als Apportierer verwendet und man vernachlässigt die Begabung des CF für die Schweißarbeit, eine wichtige Eigenschaft, die historisch immer zu dieser Rasse gehört hat. Heutzutage bevorzugt man die spezialisierten Schweißhunderassen, aber meiner Ansicht nach kann der CF ein hohes Leistungsniveau auf der roten Fährte erlangen.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Unter Auslassung ästhetischer Aspekte sind ausgeprägte Härte und Widerstandsfähigkeit zwei grundlegende Eigenschaften der Rasse, die ihr erlauben, einen ganzen Jagdtag lang unermüdlich zu arbeiten. Wie gesagt ist die Suche des CF nicht übermäßig schnell, doch seine Arbeit muss, egal bei welchem Wetter, über den gesamten Jagdtag, der vom Einsatz im Wasser zurück in den Wald, von dort vielleicht wieder ins offene Feld führt kontinuierlich und konstant bleiben. Darüber hinaus wird ein guter CF immer eine intensive Verbindung zu meinem Herrn aufrecht erhalten. Und natürlich sind alle Eigenschaften, die den erfolgreichen Vorstehhund ausmachen erforderlich.

Einer der Welpen von Fiona und Arko.

Wie schätzt du die aktuelle Situation der Rasse ein?

Auf diese Frage zu antworten ist schwierig. Hier in Italien wurden in den vergangenen 10 Jahren nur zwei CF ins Stammbuch eingetragen und das waren unsere. Dieses Jahr hat die Population zugenommen weil wir einen Wurf hatten. Mit anderen Worten, man kann gar nicht von einer Verbreitung der Rasse in Italien sprechen. Auf europäischer Ebene hat in den letzten 25 bis 30 Jahren eine deutliche Abnahme der Welpeneintragungen stattgefunden, insbesondere in den Ländern mit der früher größten Verbreitung, nämlich Tschechische Republik (Ursprungsland des CF), Polen und Slowakei.

Fionas und Arkos erster Wurf.

Mir scheint, die Rasse erholt sich jetzt wieder ein bisschen, aber wird wohl kaum wieder die ehemaligen Zahlen erreichen.
Über die Gründe dafür kann ich nur spekulieren. Mit Sicherheit finden die englischen Rassen mit ihrem so ganz anderen Arbeitsstil immer mehr Anhänger unter den modernen Jägern, die die Arbeit des Allrounders nicht interessiert. Kommt hinzu, dass der CF nie zu den bekanntesten unter den Vollgebrauchshunden gehörte, schon allein, weil er aus den osteuropäischen Ländern stammt und auch hier in Italien nie Berühmtheit erlangte.
Natürlich könnte man etwas für die größere Verbreitung der Rasse tun, indem man etwa die Zuchtkriterien revidierte. Es ist klar, dass einerseits die Zuchtzulassung auf strikten Regeln beruhen muss, aber andererseits beginnt mit einer zu kleinen Gesamtpopulation der Verlust der genetischen Variabilität und auf die Dauer auch der Rasseeigenschaften.

Einer der Welpen von Fiona und Arko.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften deiner Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt?

Nach meiner Erfahrung ist es eher unwahrscheinlich, dass man den CF aufgibt, wenn man einmal einen Vertreter hatte, wobei zu fragen wäre, ob das Liebe zu dieser Rasse an sich ist oder die vorrangige Wertschätzung ihrer Arbeitsanlagen. Die überwältigende Mehrheit der Hunde lebt in ihrem Ursprungsland und sicher könnte man von dort mehr Aufklärung betreiben, aber ich glaube nicht, dass das zu einer höheren numerischen Verbreitung führen würde. Es gibt dem CF ähnliche Rassen wie den DD, der auch dank der Populationsgröße mehr Zuchtauslese und Verbreitung genießt. Ein Vorteil des CF ist jedoch, dass seine Grundausbildung und Führung bei der praktischen Jagd eigentlich jedem möglich ist, selbst wenn er kein Experte in Sachen Hundeführung und -haltung ist.

Einer der Welpen von Fiona und Arko.

Hältst du persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Das ist ebenfalls eine sehr schwierige Frage. Es ist notwendig in dem Maße an Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen, wie man glaubt, dass sie hilfreich für die Feststellung des besten Rassevertreters sind.
Ausstellungen etwa sind wichtig um zu verifizieren, dass oder ob man einen guten Hunde hat, mit korrektem Gebäude, Gebiss, Haltung usw. Auch Prüfungen (Anm.d.Ü.: mit Prüfungen sind in Italien field trials gemeint) tragen sicher dazu bei, im Sinne von Wettkampfresultaten einen ausgezeichneten Hund zu ermitteln. Worüber diese Prüfungen in Italien allerdings wenig aussagen, ist die Eignung für die praktische Jagd, die aber ja Zweck der Arbeit unserer Hunde ist.

Iga, Fiona und einer der Welpen.

Was ich hingegen für sehr sinnvoll halte, sind die Prüfungen wie man sie in den mitteleuropäischen Ländern durchführt. Sie erlauben sicher, die Hunde mit guter Leistungsfähigkeit zu ermitteln. Unsere field trials haben meiner Meinung nach viel zu restriktive Regeln, um für alle Rassen geeignet zu sein und bringen die Gefahr mit sich, die Arbeitseigenschaften jedes Individuums zu entstellen. In Italien ist der CF kaum bekannt, sodass es für den Richter schon deshalb sehr schwer ist ein Urteil über die Arbeit des Hundes bei einem field trial zu fällen.
Vereinstreffen sind ohne Zweifel sehr nützlich, um den aktuellen Stand der Rasse festzustellen und sich damit auseinanderzusetzen. Aber im Falle des CF existieren solche Treffen nur in der Tschechischen Republik, Frankreich, Österreich und Deutschland, wo es Klubs für den CF gab.

Fionas und Arkos erster Wurf.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Der Cesky Fousek wird vor allem für die Federwildjagd und den Apport aus dem Wasser, etwa bei der Entenjagd eingesetzt und folglich misst man den Hunden, die die besten Anlagen für diese Arbeit besitzen mehr Bedeutung bei. Ursprünglich aber ist der CF, wie schon gesagt, ein Allrounder mit ausgeprägter Neigung für die Arbeit mit tiefer Nase. Das machte die Koexistenz beider Jagdweisen vielleicht ein bisschen schwierig, da die Suche der Fährte ein starker Impuls bleibt, der mit dem vom Vorstehhund verlangten Suchstil mit hoher Nase zusammenstößt.

Zwei Welpen von Fiona und Arko.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würdest du jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Der CF eignet sich für fast alle Jagdarten, ist sehr leichtführig und einfach auszubilden. Er ist weder extrem schnell, noch jagt er in einem übermäßig weiten Radius. Er geht selbst dem unerfahrenen Hundeführer kaum je aus der Hand, da er von sich aus die Verbindung zum Herrn aufrecht erhält.
Es ist eigentlich leichter zu sagen, für wen der CF nicht geeignet ist, nämlich den Jäger, der eine Galoppsuche im offenen Feld mit andressierten Suchschleifen erwartet. Die rasante, geometrische Suche entspricht nicht dem CF, der zwar methodisch, aber relativ nahe beim Führer arbeitet und deshalb ideal auch für schwieriges, bewaldetes Terrain ist, wo eine zu ausholende Suche gar nicht zweckmäßig wäre. Auch möchte ich noch einmal daran erinnern, dass der CF ständig Kontakt zu seinem Herrn haben möchte, weshalb von Zwingerhaltung abzuraten ist, außer für sehr kurze Zeiträume.
Die Mutter des ersten in Italien geborenen Cesky Fousek Wurfs ist Fiona, der Vater heißt Arko (Pedigrees s.u.).
Zwei ihrer Welpen sind noch zu vergeben und Interessenten können sich per Email - marcoskz.prati@gmail.com - direkt an Marco Prati in Turin wenden.

 

Oben: Fionas Pedigree.
Unten: Arkos Pedigree.

Foto (c) Marco Prati, Sabine Middelhaufe

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