Jagdhund ohne Jagdschein? •• Jagdhunderassen •• Laufhunde/Meutehunde/Bracken •• Jagd und Jäger •• Erziehung & Ausbildung
Die AutorInnen Fotogallerie Bücher & DVD Links Kontakt Copyright/Haftungsausschluss

Züchterinterview


Brandlbracke




Züchterinterviews

> Menü Portraits
> Erfahrungen mit dem.....
> Wissenswertes



home

Wolfgang Panhölzl - Brandlbracke
Interview von Sabine Middelhaufe

Um mehr über die Brandlbracke zu erfahren haben wir uns an Wolfgang Panhölzl aus Admont, Steiermark, den Zuchtwart des Österreichischen Bracken Vereins gewandt, der diese Rasse seit 1983 erfolgreich in seinem Zwinger "vom Schwarzkogel" züchtet.

Seit wann interessieren Sie sich für die Brandlbracke, und warum haben Sie gerade diese Laufhundrasse gewählt?

Schon in meiner Kindheit habe ich mich für die österr. Brackenschlägen, insbesondere für das „Vieräugl“ interessiert. Dennoch handelte es sich beim ersten Hund um eine schwarz-rote Dachsbracke, welche mein Vater führte. Die anschließende Entscheidung für den eigenen Jagdhund lag bei einer etwas „höheren“ Bracke, resultierend aus den geografischen Gegebenheiten und der sehr massiven Schneelage im Winter in unserer Region, wo eine niederläufige Bracke so ihre Probleme hat.

Wolfgang Panhölzl mit seiner Hündin Ornella.
Titelfoto: Orphelia.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Bracken gegenüber bevorzugen könnte?

Die BRBR ist sicherlich unter den Brackenrassen der „Vollblut-Typ“. Neben ihrer eleganten Erscheinung, beeindruckt sie im Jagdeinsatz insbesondere durch ihre dynamische Jagd, hohe Spurtreue, gepaart mit einer vernünftigen Schärfe. Was sie aber besonders auszeichnet ist, dass sie ein ausgesprochen liebevoller Familienhund ist, der gegenüber seinen Rudelmitgliedern = Familie äußerst feinfühlig agiert, so dass man im ersten Anblick ihm sein scharfes Verhalten bei der Jagd gar nicht zutrauen würde. Diese Kombination macht die BRBR zu einem modernen Jagdhund.

Die Brandlbracke ist ganz entschieden ein Gebrauchshund.

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet?

Dies kann heute durchaus so ausgedrückt werden, denn die Spurlaute Jagd auf den Hasen, die ja ein wesentliches Zuchtkriterium darstellt, wird leider von einem Großteil der Jägerschaft falsch verstanden bzw. nicht mehr als hohe Jagd anerkannt, wobei gerade diese Jagd die wesentlichen Merkmale der BRBR fordert bzw. fördert. Ca. 80 % unserer Rasse sind als Schweißhund eingesetzt. Über die Nachsuche erfährt der Besitzer bzw. Führer meist eine hohe Anerkennung in der Jägerschaft, jedoch stellt sie an unsere Rasse und deren Fähigkeiten nur relativ geringe Ansprüche.

Brandlbracke am Ende der Brackierjagd auf den Fuchs.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Sie muss einen Hasen auf der kalten Spur finden können und ihn dann über einen längeren Zeitraum spurlaut verfolgen, so dass im Sinne einer Brackade der Hase wieder zum Jäger zurückgebracht wird und gegebenenfalls erlegt werden kann. In Ergänzung sollte die BRBR aber auch die Schärfe aufweisen, alle Wildarten nach einer entsprechenden Einschulung zu jagen und sie auch scharf zu stellen.

Brandlbracke und Gams.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Vom jagdlichen Standpunkt aus gesehen, erfährt die BRBR eine Renaissance. Einerseits durch die Wildbretverordnung in Österreich (jedes Wild ist sofort nach dem Schuss nachzusuchen), hier bewährt sich die BRBR durch ihre natürliche Anlage, dass sie diese Aufgabe stets im Stande ist zu meistern und andererseits zeigt sich in den letzten Jahren vermehrt durch die Bewegungsjagd, insbesondere durch die immer stärker werdende Zunahme des Schwarzwildes in Österreich, wobei auch hier beste Rückmeldungen aus dem Ausland vorliegen, dass die BRBR auch hier ein Einsatzgebiet findet.
Mit einem leicht „weinenden Auge“ müssen wir im ÖBV erkennen, dass dadurch die ursprüngliche und sicherlich anspruchsvollere Jagd – die der Hasenbrackade – für unsere Brackenführer immer mehr an Bedeutung verliert bzw. abnimmt.

Die elegante Erscheinung der Brandlbracke.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Es ist sicher so, dass eine Aufklärung bei den Brackenführern und –Besitzern allgemein erforderlich ist. Der ÖBV versucht dem mit Seminaren und Übungstagen bzw. Schulungen gerecht zu werden. Ein größeres Problem stellt aber sicher das Bild der Bracke in der Jägerschaft dar. Hier zeigt sich häufig, dass die „unwissenden “ Jägerschaft die Bracke bzw. den laut jagende Hund, als Konkurrenten im Revier wahrnimmt, wobei gerade diese Art des jagenden Hundes, sprich der spurlaute Jagdhund auch wissenschaftlich gesehen, keine sonderliche Beunruhigung für das Revier darstellt.

Brandl Nachwuchs.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen, Ausstellungen teilzunehmen?

Ja, dies insbesondere, da hier normierte Leistungen gemessen und bewertet werden können und die BRBR so auch der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.

Profil.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Einerseits zeigt die BRBR besondere Qualität für den Wald- und Wiesenjäger, d.h., aufgrund ihrer Schnelligkeit ist sie besonders geeignet Schalenwild sicher nachzusuchen. Aber auch für den Gebirgsjäger stellt die BRBR den idealen Begleiter dar, da sie aufgrund der Trittsicherheit sich im schroffen Gelände gut bewegen kann und auch in der Lage ist Gamswild zu verfolgen. Sie ist aber auch scharf genug um Raubwild zu jagen und abzuwürgen. Andererseits weist sie auch bei hoher Schärfe einen Jagdverstand auf, so dass sie sich auch für die Jagd auf Schwarzwild bewährt hat. Ihre feine Nase, sowie die Spurtreue versetzt sie bei all diesen anderen Fähigkeiten und Eigenschaften in die Lage, als Brackierhund auf Hasen und Fuchs eingesetzt zu werden.

Wolfgang Panhölzl mit seiner Hündin nach erfolgreicher Nachsuche.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Wie eigentlich schon erwähnt, ist das Einsatzspektrum der BRBR sehr breit gefächert. Um weiterhin Zuchtauslese betreiben zu können, erfordert es, dass die BRBR möglichst früh alle Bracken-Prüfungen absolviert, danach sollte sich aber jeder genau überlegen, welche Art des Hundes bzw. Art der Arbeit für sein Revier zweckmäßig und erforderlich ist. Bracken können natürlich und sollten dies auch, auf der Brackade, der Bewegungsjagd und der Schweißarbeit eingesetzt werden. Sollte ein Jäger (Berufsjäger) einen reinen Schweißhund benötigen und diesen z.B. analog der „Hirschmann-Schule“ abführen, wird seine BRBR schon in jungen Jahren ein äußerst ruhiger Jagdbegleiter sein.
Sollte die Bracke auf Hase und Fuchs und auf Bewegungsjagden eingesetzt werden, so muss dem Besitzer auch klar sein, dass bei seiner BRBR die Leidenschaft und Passion für diese Art der Jagd auch gesteigert wird. Schlussendlich sei aber jedem Brackenführer auf den Weg gegeben, eine Bracke ist ein äußerst selbständig denkender Jagdhund, der aufgrund seiner Anlagen Entscheidungen im Jagdbetrieb trifft, dies bewirkt, dass eine Bracke niemals „dressiert“ werden kann und darf, sondern vom Besitzer bzw. Führer nur „erzogen“ wird .
Bracken sind eher Problemlöser als Befehlsempfänger, wenn man dies bei der Arbeit mit seiner BRBR respektiert, entwickelt sich ein eingespieltes Team zwischen Mensch und Hund!


Alle Fotos (c) Wolfgang Panhölzl

> Rasseportrait Brandlbracke

> Fotoalbum Brandlbracke

 

home Seitenanfang Menü Fotoalbum