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Zur Zucht und Ausbildung des Spinone
in Deutschland



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Zur Zucht und Ausbildung des Spinone in Deutschland (2)
Interview von
Sabine Middelhaufe

Patrick,  du kannst neun angetretene und auch bestandene Prüfungen mit euren Spinoni vorweisen: 1 VJP, 3 HZP, 1 VPS, 2 VGP, 2 BP - worin siehst du für den Hundeführer die größte Herausforderung bei der Ausbildung eines jungen Spinone?

Meines Erachtens ist die größte Herausforderung die Intelligenz gepaart mit der sensiblen Art. Durch diese Intelligenz muss der Hundeführer in „neuen Wegen“ denken. Sprich, sich individuell auf seinen Junghund einlassen und ihm die Aufgaben so erklären, dass der junge Spinone die Aufgabe annimmt, ausführt und den Sinn dahinter versteht. Durch die sensible Art verbietet sich die Anwendung von „alten Ausbildungsmethoden“ die so noch immer praktiziert werden, weil es bei anderen Rassen gut funktioniert. Meine Erfahrung über die letzten Jahre zeigt eindeutig, dass ein Spinone Übungen oder Aufgaben, die er nicht versteht, ungern macht bzw. sogar verweigert. Der Hundeführer ist enttäuscht und der Hund spürt die negative Stimmung. Aus Angst etwas falsch zu machen ist der Spinone dann gebremst. Das wird auf Dauer die Arbeitswilligkeit stark einschränken und für Missverständnisse sorgen. Was wiederum zu Stress auf beiden Seiten führt – die Abwärtsspirale beginnt.

Will man der Gerüchteküche glauben, sind Spinoni oft nur sehr schwer für die Wasserarbeit auszubilden. Kannst du das aus eigener Erfahrung bestätigen?

Nein. Alle meine Hunde lieben Wasser. Wir hatten noch nie das Problem fehlender Wasserfreude, ganz im Gegenteil. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass durch falsche Herangehensweise die Wasserfreude gebremst oder gar das Wasser ganz verleidet wird. Wir beginnen bereits mit dem Welpen durch Apportierspiele diesen ans Wasser zu gewöhnen. Sobald der Spieltrieb mit dem „will-to-please“ kombiniert wird, ist Wasser nur noch eine kleine Hürde. Später, wenn der Jagd- und Beutetrieb dazukommt, wird es eher immer schwerer den Hund vom Wasser abzuhalten.

Des deutschen Jägers liebster Hund ist nach wie vor der Drahthaar und vereinfacht ausgedrückt ist er auch in puncto Ausbildungsmethode vielfach der Maßstab, an dem andere Rassen gemessen werden. Schafft das für den Jäger, der mit seinem Spinone den Ausbildungslehrgang sagen wir mal bei seiner Kreisjägerschaft absolvieren will Probleme?

Leider ist die Antwort darauf ein klares Ja! Der Spruch mit einem Deutsch Drahthaar kann man von der Wurfkiste zur Brauchbarkeitsprüfung antreten kommt nicht von ungefähr.
Der Deutsch Drahthaar ist und bleibt eine jagdliche, deutsche Hochleistungsrasse. Dafür wurde er über Jahrzehnte, aus verschiedenen Rassen „modelliert“. Gezüchtet wird weiterhin sogar auf noch mehr Leistung.
Der Hauptunterschied in der Ausbildung besteht meiner Meinung nach aber darin:
Der Deutsch Drahthaar gehorcht, der Spinone will es verstehen!
Durch seine große Verfügbarkeit, in Verbindung eines günstigen Welpenpreis und seines Rufes als „der“ deutsche Jagdhund, ist der DD die am häufigsten anzutreffende Jagdhunderasse in fast allen Kreisjägerschaften geworden. Trainingsmethoden von DD auf SpIt zu übertragen, geht erfahrungsgemäß meistens schief.
Die in Deutschland am häufigsten verwendeten Vorstehhunde Rassen sind DD, DK, Münsterländer, Weimaraner, Deutsch Langhaar usw. Es ist offensichtlich, dass diese vom Handling und vom Arbeitsstil einfach ganz anders sind als unsere Spinone. Vor allem im direkten Vergleich. Wer solche Jagdhunde gewohnt ist, könnte meinen der Spinone wäre langsam. Unser Spinone ist sicherlich langsamer, schon alleine durch die überwiegende Trabsuche, aber dafür gründlich! In meiner Jagdpraxis empfinde ich persönlich einzelne Exemplare der deutschen Jagdhunderassen, im direkten Vergleich zu meinen Spinoni, als extrem überpassioniert und schwer zu kontrollieren. Im Gegensatz zu den in Deutschland geführten Rassen falle ich mit meinen Spinoni oftmals positiv auf. Die Hunde werden häufig für ihre ruhige, gründliche Arbeitsweise und den ausgeprägten Finderwillen gelobt. Wenn nun versucht wird, den Spinone auf die gleiche Art auszubilden, wie einen DD, kann dies sehr schnell dazu führen, dass er komplett blockiert, was dann eventuell als Sturheit bezeichnet wird. Hier umzudenken und neue Wege auszuprobieren fällt vielen Ausbildern noch sehr schwer. Der Spinone neigt dazu, zu harte oder ungerechte Behandlung „persönlich zu nehmen“ und dann die Arbeit ganz zu verweigern. Das wiederrum erzeugt Frust beim Besitzer, der dann nicht selten in Zwang umschlägt. Der Spinone wird über kurz oder lang das Vertrauen in seinen Trainer verlieren und sämtliche Arbeit mit Meideverhalten quittieren. Eine Teufelsspirale ist entstanden.
Diesem Problem gebe ich eine große Mitschuld daran, dass so wenig Spinone in Deutschland jagdlich geprüft und geführt werden.

Was italienische Züchter immer wieder bitter beklagen, ist der Umstand, dass Hundeführer im Ausland scheinbar keinen Sinn für den Arbeitsstandard des Spinone, also den rassetypischen Stil haben. Tatsächlich ist der immens schnelle, kraftvolle Trab bei der Feldsuche eine Besonderheit, die der Spinone nur mit seinem Cousin Bracco und dem   Perdigueiro Portugues teilt, verständlich also, dass Rasseliebhaber diesem Merkmal größte Bedeutung beimessen. Wie sieht es bei euren Hunden damit aus, d.h. achtet ihr auf die angemessene Gangart im Feld?

Selbstverständlich ist ein Arbeitsstandard wichtig und auch wir achten auf eine ausdauernde raumgreifende Suche im Trab. Ein schneller kraftvoller Trab ist ja auch schön anzusehen! Nachdem aber vielen deutschen Jägern das „wie“ ziemlich egal ist, sondern eher die Geschwindigkeit zählt, wird diese „Oberflächlichkeit“ in Deutschland niemals den Stellenwert erreichen, den er in Italien hat. Noch dazu wird man für diese rassetypische Gangart des Spinone auf deutschen Prüfungen mit Punktabzug „bestraft“. Man kann von 10 möglichen Punkten mit einem trabenden Hund nur maximal 7 erreichen.
Eine weitere Schwierigkeit ist es, das es weite Feldsuchen auf Niederwild in der Jagdpraxis in Deutschland kaum noch gibt. Zum Einen mangelt es den Revieren an solch gutem Niederwildbestand und zum Anderen gibt es hier kaum noch weite Flächen, die nicht von einer Schnellstraße, Autobahn oder aber Bahngleisen unterbrochen sind. Wir versuchen diese wunderschöne Jagdart wenigstens im kleinen Rahmen zu erhalten, indem wir unser Revier wieder interessant für Fasane, Rebhühner und Hasen gestalten.
Dazu hätte ich aber jetzt auch eine Frage.
Ich habe nun schon öfter Spinoni oder auch Bracchi in Italien gesehen, deren Hinterbeine mit einer „Laufhilfe“, in Italien heißt es „Braga“, fixiert sind, sodass es dem Hund nicht möglich ist zu galoppieren. Welche Aussagekraft hat denn dann eine Prüfung nach Arbeitsstandard bei der dem Hund mit Hilfsmittel das Galoppieren abtrainiert wurde? Sollte der ausdauernde Trab nicht eigentlich angewölft sein? Wie wertvoll ist es, mit Prüfungs- und Arbeitschampions zu züchten, deren rassetypisch kraftvoller Trab nicht als Anlage fixiert ist, sondern mit Hilfsmitteln gefestigt wurde?

Antwort: Es hätte tatsächlich keinen Sinn, dem Spinone ein Verhalten erst anerziehen zu müssen das er laut Standard als angeborenes Merkmal bereits haben sollte. Allerdings dient die braga auch gar nicht dazu, dem Hund das Traben beizubringen, sondern den bereits vorhandenen Trab zu perfektionieren. Genau da liegt aber das Missverständnis: mancher unerfahrene Spinone (oder Bracco) Führer glaubt wohl, durch ständigen Einsatz der braga aus seinem galoppierfreudigen Hund nicht nur einen grandiosen Traber machen zu können, sondern auch (oder vielleicht vor allem) aus einem ungebärdigen, weil völlig unerzogenen Hund einen folgsamen weil langsamen. Da bekommt die braga also eine Erziehungsfunktion, die sie ursprünglich gar nicht hat und auch nicht erfüllen kann.
    Zweckmäßig und korrekt verwendet wird die braga hingegen in aller Regel bei jungen Hunden, deren künftiger Beruf die regelmäßige Teilnahme an nationalen und internationalen Feldprüfungen sein soll, denn hier ist der perfekte Stil wichtiges Bewertungskriterium. Solche Rassevertreter zeigen also bereits hohe Leistungsfähigkeit und ausgezeichnete Anlagen auch zum Trab, weshalb der Profiausbilder die braga, wenn überhaupt, in der gesamten Ausbildung des Spinone nur wenige Male benutzt, um den Trab in jenen wenigen Situationen zu perfektionieren, in denen der junge Hund noch versucht ist, seine Gangart zu sehr zu beschleunigen. Entweder nimmt der Spinone diese Korrekturhilfe an oder nicht, erzwingen kann man da nichts.
Jeder Profiausbilder weiß überdies, dass ein Richter den erzwungenen Trab schon rein optisch vom natürlichen Trab unterscheiden könnte, da die bloß erworbene Variante eine mechanische, roboterhafte Gangart hervorbringt, die nichts von der Eleganz und Leichtigkeit des natürlichen Trabs hat. Schon deshalb ist eine extrem spärliche Verwendung der braga geboten. Seit der Aktualisierung des Arbeitsstandards vor einigen Jahren ist das Thema aber ohnehin fast bedeutungslos geworden, da heutzutage der Galopp als Ausdruck von Jagdeifer in bestimmten Suchphasen erlaubt ist, wo man ihn früher nicht sehen wollte. 



Der verlängerte Trab. Foto: Club Italiano Spinone

So wie jeder echte italienische DK oder DD Fan, der wissen möchte, wie gut sein Hund wirklich ist, die nötigen Prüfungen in Deutschland absolvieren sollte, wäre umgekehrt dem ausländischen Spinone Führer zu raten, seinen Hund wenigstens zwei, drei Mal vor den Augen rasseerfahrener italienischer Richter arbeiten zu lassen. Hast du das je gemacht oder wenigstens in Erwägung gezogen?

Nein, das liegt aber an mir. Ich trainiere meine Hunde für meine Anforderungen. Meine Jagd- und Einsatzmöglichkeiten in Deutschland und die Prüfungsordnungen (JGHV) geben dem Hund die zu erlernenden Elemente vor. Selbstverständlich könnte ich auf eine weite Feldsuche trainieren. Ich wüsste aber, dass ich in meiner Jagdpraxis diese Art zu jagen niemals praktizieren kann. Warum also dem Hund etwas beibringen, worin ich ihn dann sein Leben lang bremsen müsste?
Außerdem führe ich unkupierte Spinoni. Diese können laut Aussage des Präsidenten des italienischen Spinone Clubs, Marco Lozza, gar nicht richtig traben. Nachzulesen im Interview mit Marco Lozza.
Meine Intension ist, wie gesagt, eine andere. Ich passe mich in der Ausbildung meiner Spinoni den in Deutschland geforderten Inhalten zur Prüfung von Vorstehhunden an. In Deutschland gibt es nun mal den JGHV, der zusätzlich ein eigenes Leistungs-Stammbuch führt. Wollen wir mit unseren Spinoni unter den Jägern nicht nur belächelt werden, müssen wir uns hier anpassen.

In Italien und anderen Ländern werden die Leistungen von Vorstehhunden nach der Prüfungsordnung der FCI bewertet und sind somit auch auf internationaler Ebene vergleichbar. In Deutschland werden solche Veranstaltungen gern als „Sport“ belächelt und abgetan. Ist das nicht ein bisschen anmaßend? Schließlich sind alle Vorstehhunderassen, mit Ausnahme der deutschen, ungarischen und slowenischen als reine Feldhunde angelegt und da ist es doch nur vernünftig, sie bei der Suche im Feld zu prüfen..?

Klar kann man alles bis zur Perfektion treiben, aber wie sinnvoll ist dieser Ansporn, wenn er nicht in der Jagdpraxis umsetzbar ist?
Fakt ist, dass der deutsche Hundeführer eines Vorstehhundes immer die „Eierlegende Wollmilchsau“ haben will. Einen Vollgebrauchshund eben. Die Meisterprüfung für Vorstehhunde in Deutschland, die Verbandsgebrauchsprüfung (VGP), ist genau darauf konzipiert. Eine reine Feldsuche, auch wenn sie zum internationalen Vergleich dient, ist nur ein kleiner Teil der Trainingsaufgaben. So werden Bestandteile aus Wald, Wasser, Feld und Gehorsam überprüft. Das ist hier in Deutschland der Maßstab. Vielleicht werden deshalb div. Field-Trial-Veranstaltung gerne als Sport Veranstaltung betitelt, da die Vorbereitung auf die JGHV-Prüfung nun mal deutlich umfangreicher ist. In Deutschland wird eben hauptsächlich für den Jagdgebrauch (Versicherungsschutz!) geprüft und nicht für Titel und Championate.
Man darf auch nicht vergessen, dass wir in Deutschland ein sogenanntes Reviersystem haben. Das heißt, alle Flächen, egal ob Wald oder Wiese, sind in Jagdreviere unterteilt. Diese werden meist auf etwa 10 Jahre verpachtet. Man kann also nicht zum Trainieren auf das Feld nebenan fahren, auch wenn es besonders geeignet erscheint. Wenn man das Glück hat im eigenen Revier trainieren zu können, muss man den Hund an der Reviergrenze stoppen. Würde man den Hund im Nachbarrevier weiter suchen lassen, oder anderweitig jagdlich arbeiten, oder ausbilden wäre das schon ein Bestandteil der Jagdwilderei.

Dass Jagdgebrauchshunde in Deutschland für die praktischen Erfordernisse in eben diesem Land geprüft werden, ist im Grundsatz ja vollkommen angemessen, aber die Frage ist doch, ob wirklich jeder Jäger einen raubwildscharfen, Fuchs apportierenden, spurlauten Vorstehhund braucht, der trotzig die Sau stellt und das kranke Reh abwürgt. Wer diese Frage für sich mit Nein beantworten kann, gehört vielleicht zu jener Minderheit, die es mal mit einem Spinone, Bracco, Perdigueiro, Braque oder Epagneul versucht. Werden diese Jäger bei den Prüfungen nicht arg benachteiligt? Zum Einen, weil der Richter die jeweilige Rasse außerordentlich gut kennen müsste, um den individuellen Hund fair bewerten zu können, zum Anderen, weil die JGHV Prüfungen u.U. Aufgaben stellen, die der ausländischen Rasse überhaupt nicht „im Blut liegen“.

Ich denke, nicht die Prüfungen sind das Problem, sondern die Vorbereitungskurse, die nicht auf den Spinone zugeschnitten sind. Vorstehhunde werden in Deutschland nun mal nicht als Hühnerhunde geführt, sondern als Allrounder. Der Prüfungsstandard ist nicht Rasse bezogen, sondern rein leistungsbewertend. Daher ist es auch so schwer vernünftige Ausbildungskurse für Spinone in Kreisjägerschaften zu finden. Selbst wenn der Kursleiter völlig unvoreingenommen ist, muss man immer mit dem Spott der übrigen Teilnehmer rechnen. Auch wir wurden mehrfach gefragt, warum wir keine Spagetti-Schleppe ziehen, oder statt Schweiß einfach mit Bolognese-Sauce arbeiten.
Ich denke der hier geforderte Maßstab liegt in erster Linie an den strengen Tierschutzrichtlinien. Gerade in Deutschland, wo viele Jagdgegner in der Politik sitzen und die Jagd immer mehr stigmatisieren, gehört zur tierschutzgerechten Jagd ein Jagdhund der im Notfall weiteres Leid verhindern kann. Wie weit so ein „scharfer“ Hund in der Praxis führbar ist, bleibt fraglich. Auch hier wieder der Wunsch nach einer „Eierlegenden Wollmilchsau“
Die Zucht- und Anlageprüfungen des JGHV geben Auskunft über angewölfte Eigenschaften und eine Verbandgebrauchsprüfung (Meisterprüfung/VGP) bestätigt die Leistung die durch Ausbildung erbracht wird, ist also das Ergebnis von jahrelangem Training. So ist der Fuchsapport beim Spinone rein über den Gehorsam und die dazugehörige Motivation durchführbar, nicht durch Schärfe oder Zwang. Antrainierte Verhaltensweisen haben aber keine Auswirkung auf Genetik. Werden also nicht weiter vererbt. Deshalb verändert die Zucht mit einer VGP-Prüfung nicht die angewölften Anlagen. Es ist genau genommen reine Fleißarbeit.
Und klar, dass jemand dem das zu viel Arbeit ist, dann lieber behauptet man würde die Hunde verändern wollen und auf schärfe züchten… einfach um einen Grund zu haben, diese Prüfung nicht antreten zu müssen. Das ist vergleichbar mit der Fabel bei der dem Fuchs die Trauben zu sauer sind.

Mit dem Spinone hat man das Glück, dass er, obwohl als Vorstehhund konzipiert, trotzdem die nötigen Anlagen für viele andere jagdliche Aufgaben mitbringt. Das führt im Ausland leider hier und dort auch zu einer Verlagerung der Zuchtziele. Was hältst du von der Zukunftsaussicht des Spinone als vorwiegendem Wasserhund oder Schwarzwildjäger oder Schweißhund?

Für mich ist der Spinone so wie er ist perfekt. Er entspricht dem, was ich mir von meinem Jagdfreund erwarte. Mir liegt es vollkommen fern den Spinone zu modifizieren oder gar zu verändern. Wir Züchter sollten den Spinone einfach erhalten wie er ist. Deswegen halte ich es auch für außerordentlich wichtig, die angebotenen Anlageprüfungen des JGHV (VJP und HZP) oder aber gleichwertige Vereinsanlageprüfungen abzulegen um die angewölften Anlagen zu überprüfen und daran festzuhalten. Der Einsatz zur Entenjagd oder auf anderes Wassergeflügel steht dem ursprünglichen Wesen nicht entgegen. Sprich, der Spinone sollte die Wasser- und Apportierfreude sowieso im Blut haben.
Als reinen Schweißhund würde ich einen Spinone nicht unbedingt ausbilden. Die Konzentration, die Nasenleistung, die Ruhe und den Finderwillen hat er definitiv, aber ich sehe beim Spinone nicht die nötige Schärfe um verletztes Wild zu binden bzw. abzutun. Somit wäre das Führen eines Spinone als Nachsuchengespann NICHT Tierschutzkonform.
Für die Jagd auf Schwarzwild ist der Spinone eher weniger geeignet. Durch seine Größe ist er einfach nicht wendig genug. Auch wenn er wirklich ausgezeichnet stöbert und das Wild nicht unnötig hetzt, also dem Schützen die Stücke vertraut vor die Büchse bringt. Das Verletzungsrisiko ist einfach um ein Vielfaches höher. Dazu kommen noch weitere Risiken wie die für unsere Hunde tödliche Aujeszkysche Krankheit und die immer häufiger anzutreffenden Wölfe. Mir persönlich sind meine Hunde zu wertvoll um sie auf Drückjagd zu verheizen.
Es gibt aber immer wieder Spinoni die mehr Schärfe mitbringen oder auch Sicht- bzw. Spurlaut haben. Wir forcieren diese Eigenschaften in unserer Zucht nicht. Wir arbeiten mit dem, was unsere Hunde mitbringen und lenken das in die für uns wichtigen Bahnen.
Wir haben uns schließlich bewusst FÜR den SPINONE entschieden.
Unser Zuchtziel ist es:
Gesunde, leistungsstarke, wesensfeste und ausgeglichene Jagdhelfer hervor zu bringen, die sowohl im Revier, als auch in der Familie angenehm auffallen.
Wir wollen den Spinone so erhalten wie er ist. Ein zuverlässiger Jagdfreund für (fast) alle Lebenslagen, der robust und unermüdlich auch noch die vierzigste Ente apportiert. All das für Lob und Zuneigung. Einfach, weil er mir gefallen will.

Text (c) Oktober 2020
Alle Fotos wenn nicht anders angegeben (c) Leupold


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