Zur Zucht und Ausbildung des Spinone in Deutschland (1)
Interview von Sabine Middelhaufe
Jeder Hund kann krank werden oder durch genetische Disposition zu bestimmten Beeinträchtigungen seiner Gesundheit neigen.
Als frisch in eine bestimmte Rasse verliebter Zweibeiner auf der enthusiastischen Suche nach einem Welpen seiner Traumrasse möchte man darüber in der Regel aber eher ungern nachdenken, schließlich soll der Hund ja frisches Leben, positive Energie und Freude ins Haus bringen, nicht schon im Vorfeld finstere Zukunftsvisionen.
Außerdem: ist es nicht auch Aufgabe des Züchters für die Gesundheit seiner Würfe zu sorgen, und der Job von Rasseklub und VDH entsprechende Nachweise zu fordern, die es dem Züchter praktisch unmöglich machen, etwas anderes als gesunde Welpen aus gesunden Eltern in die Welt zu bringen? Eigentlich schon. Nur, ist es in der Praxis wirklich so einfach? Ein Gespräch mit Nicole und Patrick Leupold.
Wie fing euer Leben mit dem Spinone eigentlich an?
Wir sind da wohl sehr blauäugig an die Sache ran gegangen, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Was wir wussten, es sollte eine Spinone Hündin werden und wir wollten später auch mit der Hündin züchten. Im guten Glauben bin ich davon ausgegangen, dass alle Züchter nur mit einwandfreien, gesunden und untersuchten Hunden züchten.
Welche Informationen standen euch über das Thema Gesundheit und Besonderheiten der Rasse denn zur Verfügung, als ihr 2011 den ersten Spinone erworben habt?
Als Information über Gesundheit gab es nur die Seite von Familie Börngen auf der überhaupt etwas über Gesundheit zu lesen war. Dort stand etwas über HD (Hüftgelenksdysplasie), lose Augenlider, über Ohrenentzündungen und weil es damals aktuell war recht ausführlich auch etwas über die CA (Cerebellar Ataxia, Zerebellare Ataxie/ Kleinhirnataxie).Denn kurz zuvor gab es den Durchbruch – einen Gen-Test auf CA. Vom VDH verpflichtend war damals in Deutschland nur die HD Untersuchung. Der Gen-Test auf CA wurde von den Züchtern aber durchweg freiwillig durchgeführt.
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War es Zufall, dass die Hündin aus der Slowakei stammt und nicht aus Italien?
Bei den Hunden in Italien gab es so gut wie keine Untersuchungen der Elterntiere. Weder wurde HD geröntgt noch die Eltern auf CA getestet. So wandten wir uns also an den Spinone Italiano Club Deutschland um mehr Informationen zu bekommen. Diese versorgten uns mit Adressen, die wir abklapperten. Aber es waren keine Welpen mehr frei. Eine Junghündin kam für uns damals nicht in Frage. So fuhren wir dann etwa 300 km um uns den ersten Spinone unseres Lebens, eine Zuchthündin, ansehen zu können und ließen uns auf die Warteliste schreiben. Leider blieb die Hündin leer. Dann nahmen wir Kontakt mit verschiedenen Züchtern im Ausland auf. Von einer deutschen Züchterin wurde uns dann der Kennel “Ross Cynopolis“ in der Slowakei empfohlen. Ihre Linie, eine ganz alte italienische, sei in Deutschland noch nicht vorhanden und eine Hündin aus diesem Wurf wäre eine Bereicherung für den Genpool in Deutschland. Man brauchte ja noch Hündinnen um das Zuchtpotential beim VDH stellen zu können. So gesehen war die Slowakei als Ursprungsland reiner Zufall.
Jeder Spinone, egal wo er auch leben mag, kommt ursprünglich, über seine Vorfahren, aus Italien. Nun ist leider gerade die Heimat des Spinone dafür bekannt, an künftige Zuchthunde keine besonderen Ansprüche zu stellen. Natürlich gibt es seriöse Züchter, die aus eigener Entscheidung auf die Verwendung erbkranker oder aus sonstigen Gründen ungeeigneter Hunde verzichten. Das ändert allerdings nicht an der Tatsache, dass man über Tiere, die vor 10-15 Jahren bereits verstorben sind, kaum je Informationen in Sachen HD, ED, Epilepsie, Magendrehung usw. auftreiben kann, und das heißt wiederum, dass die Gesundheit der Ahnengenerationen heutiger Hunde oft nur lückenhaft zurück verfolgt werden kann. Erschwert das die aktuelle Zucht?
Es ist richtig, dass es so gut wie unmöglich ist über die Ahnen Informationen zu erhalten. Das macht das Züchten nicht einfacher. Wenn dann die damaligen Züchter bereits verstorben sind, verschwinden die allermeisten Informationen ebenfalls für immer.
Außerdem, die Leute reden generell nicht gerne über Fehler oder Schwächen ihrer Hunde. Es wird geglaubt man mache sich angreifbar, wenn man diese Informationen preisgibt. Man fürchtet Stigmatisierung. Meist hört man nur ein Tuscheln hier und Gerüchte dort. Aber was Genaues weiß man nicht. Nicht selten sind Prüfungs- oder Ausstellungschampions irgendwann einfach „verschwunden“. |
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Geht man bei solchen ehemaligen Stars oder längst verstorbenen Hunden dann optimistisch davon aus, dass sich ihre vermuteten oder tatsächlichen negativen Eigenschaften längst „herausgemendelt“ haben?
Krankheiten können immer auftreten, auch wenn es bei den Vorfahren noch keinen Vorfall diesbezüglich gab. Aber Erbinformationen können genetisch weiter gegeben werden, wie ein Staffelstab. Irgendwann kommt es dann mit gleich veranlagten Partnern zum Auftreten dieses bisher unsichtbaren weil rezessiv oder polygen vererbten Merkmals (Fehler, Krankheit etc.) Für die Zucht wäre es ein großer Gewinn, wenn wir Züchter alle diesbezüglichen Informationen teilen würden, denn nur so könnte man vermeiden, Partner mit den gleichen negativen Anlagen zu verpaaren. (Zur Genetik empfehle ich übrigens das Buch: Rassehundezucht, von Prof. Dr. med. vet. Irene Sommerfeld-Stur.)
Warum ist es mit dem „herausmendeln“ nicht so einfach? Weil es verschiedene Formen der Vererbung gibt, z.B. dominant, rezessiv, monogen, oligogen und eben auch polygen, das heißt, viele Gene sind an verschiedenen Genorten für die Vererbung eines Merkmales verantwortlich. Beim Spinone werden vermutlich HD, ED, Schulter OCD und auch Epilepsie polygen vererbt. Wie stark ein Hund diesbezüglich genetisch belastet ist, also wie viele passende Gene/Loci vorhanden sind, kann man ihm leider nicht ansehen. Aufschluss darüber kann nur ein Gen-Test geben.
In Würfen, in denen später bei einigen Hunden beispielsweise Epilepsie auftritt, sind nämlich auch Geschwistertiere vorhanden, die nur ganz gering belastet sind und somit ohne weiteres wertvoll für die weitere Zucht wären. Geschwister von erkrankten Tieren einfach aus der Zucht zu nehmen, oder auf Verdacht nicht mehr mit bestimmten Linien zu verpaaren, ist beim Spinone wegen der geringen Population keine gute Lösung. Das führt langfristig zu einer zu starken genetischen Verarmung, durch die sich Defekte dann nur noch schneller manifestieren. Besser wäre es, als Züchter darauf zu achten, dass etwaige Belastungen zumindest nicht auf beiden Seiten der Elterntiere vorhanden sind. Darüber muss man sich rechtzeitig informieren.
Genetische Informationen können aber wie gesagt auch über Generationen unentdeckt weiter gegeben werden; es erkrankt über viele Generationen kein Hund, bis irgendwann durch den gewählten Partner, der die fehlenden Gene ergänzt, die Erkrankung auftritt. Wie der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Das ist normal. Das ist Zucht! Ohne einen Gentest kommen wir auf keinem anderen Weg an diese Informationen. Wichtig wäre es aber, sie mit anderen Züchtern zu teilen, sie also nutzbar zu machen!
Neben der genetischen Veranlagung können auch noch äußere Faktoren eine Rolle spielen. Bei der multifaktoriellen Vererbung etwa ist das Auftreten der Erkrankung von mehrere Faktoren abhängig. Am Beispiel der HD wäre es die genetische Komponente (Veranlagung), das Futter (Nähstoffversorgung im Wachstum) und die Häufung „schlechter“ Bewegung („stop and go“ Spiele, Springen oder totale Überforderung des Welpen)
Und nein, das ist noch lange nicht kompliziert genug. Es gibt noch das Gebiet der Epigenetik. Hier haben z.B. äußere Umstände Einfluss auf die in Entstehung befindlichen Lebewesen... |
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Vielen Dank für diesen kleinen Einblick in die Genetik und es sei jedem Hundefreund und erst recht jedem Züchter empfohlen, sich damit hinreichend vertraut zu machen. - Welche Krankheiten und gesundheitlichen Störungen treten beim Spinone als Rasse denn nun häufig genug auf, dass man sich als potenzieller Käufer eines Rassevertreters darüber gezielt vorinformieren sollte?
Ja, auch Welpenkäufer haben eine Verantwortung!
Selbstverständlich sollte sich ein Welpeninteressent, schon aus eigenem Interesse, vor dem Kauf eines Hundes informieren und zwar nicht nur über Wesensmerkmale und Rasseeigenschaften, sondern eben auch über die Gesundheit! Was bedeuten all die Abkürzungen im Stammbaum? Welche Untersuchungen haben die Elterntiere? Was kann schlimmstenfalls auf ihn zukommen und ist er bereit das zu tragen? Je mehr ein Welpeninteressent weiß, desto weniger kann man ihm ein X für ein U vormachen.
Eine absolute Garantie für gesunde Welpen kann aber auch der beste Züchter nicht geben. Wir Züchter können immer nur das Beste für unsere Welpen anstreben. Zucht bzw. Leben bleibt Natur…
Zum Glück ist der Spinone eine alte und robuste Rasse und noch nicht kaputt gezüchtet. Aber wie bei allen anderen Rasse- und Mischlingshunden auch, kann es beim Spinone zu gesundheitlichen Schwachstellen kommen, nämlich HD, ED, OCD (Osteochondrosis Dissecans), Epilepsie, Magendrehung, Ohrenentzündungen und Krebs. Die CA (Zerebellare Ataxie) ist durch den Gentest aktuell gottseidank kein großes Problem mehr. Leider hat das durchführende Labor im Sommer 2020 seine Schließung bekannt gegeben. So bleibt nur zu hoffen, dass sich bald Ersatz findet, sonst könnte sich das wieder ändern.
Von all diesen Krankheiten kommt der Epilepsie eine besondere Bedeutung zu, nicht wahr?
Ja, bei Epilepsie ist der Spinone leider stärker betroffen als der übliche Durchschnitt der Hundepopulation. Zitat Vetline: “Eine großangelegte Studie des britischen Animal Health Trust zeigt eine Prävalenz der Idiopathischen Epilepsie von über 5 Prozent beim Spinone Italiano, während sie in der allgemeinen Hundepopulation in Großbritannien bei nur 0,6 Prozent liegt.“
Die Tatsache, dass im Stammbaum kein Hund mit Epilepsie vorkommt, sagt übrigens nur, dass kein Hund der in der Ahnentafel steht selbst erkrankt ist (oder seine Erkrankung nicht gemeldet wurde!?). Es sagt aber nichts über die tatsächliche familiäre Belastung aus, ob Geschwister der dort stehenden Hunde epileptische Anfälle haben, oder vielleicht mehrere Onkel/Tanten erkrankt sind. Ein verantwortungsvoller Züchter geht Hinweisen nach und erkundigt sich. Nichts zu wissen oder nichts wissen zu wollen ist in meinen Augen grob fahrlässig und gleicht einem Russisch Roulette auf Kosten der von ihm gezogenen Spinone und deren Familien. In Deutschland sind die Fälle von an Epilepsie erkrankten Spinoni (die öffentlich bekannt werden!) noch sehr überschaubar, obwohl vermutlich einige Linien eine hohe Belastung haben müssen. Da bei einem polygenen Erbgang viele Gene gebraucht werden, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass alle gleichzeitig vererbt werden. Was eben erklärt, warum die Epilepsie bisher in Deutschland so vereinzelt auftritt...
Gerade deshalb ist es aber so immens wichtig, Epilepsiefälle die auftreten allen Züchtern zur Verfügung zu stellen. Diese Informationen sind derzeit unser einziges Mittel, den Grad der Belastung zu identifizieren und somit mit Bedacht zu verpaaren!
Auch Herzkrankheiten hat es beim Spinone schon gegeben. Noch kommen diese sehr selten vor. Damit es auch so bleibt, werden unsere eigenen Zuchthündinnen vor der Zucht von einem Mitglied des CC - Collegium Cardiologicum e.V. (Gesellschaft zur Qualitätssicherung kardiologischer Zuchttauglichkeitsuntersuchungen in der Tiermedizin) geschallt und nur herzgesunde Hündinnen zur Zucht eingesetzt.
Als Welpeninteressent sollte man genau hinsehen, sich die Untersuchungsergebnisse der Elterntiere zeigen lassen, unbequeme Fragen stellen und schauen, wie damit umgegangen wird. Ist der Züchter offen und ehrlich oder weicht er den Fragen aus? Wenn ich persönlich einen Welpen kaufe, sind für mich eher die Züchter vertrauenswürdig, bei denen es schon irgendwelche Krankheiten in der Zucht gegeben hat und die das auch ganz offen kommunizieren, statt solcher, bei denen immer alles perfekt und gesund sein soll.
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Und wo genau kann man all das zuverlässig nachlesen, wo findet man in den Weiten des Internets wirklich objektive Angaben über Zwinger und Zuchthunde?
Als zuverlässige Informationsquellen können Rasseinteressenten eines Spinone diverse Datenbanken nutzen. Dort ist aber noch nicht viel eingetragen. So hat die ENCI eine Datenbank in der man den Stammbaum von Hunden aus Italien auf 4 Generationen nachschlagen, sowie die offiziellen Untersuchungsergebnisse, Championate und Arbeitstitel einsehen kann.
Dann gibt es die internationale Datenbank der Spinone Health Foundation (SHF) Dort kann jeder seinen Spinone eintragen.
In England gibt es zwei Datenbanken. Die “Dog Search“ und die “Hudson Research“. In diesen sind aber fast ausschließlich Hunde eingetragen die in England gezüchtet, oder aber zur Zucht verwendet wurden. Teilweise wurden auch Hunde eingetragen bei denen ein CA-Test durchgeführt wurde. Auch in anderen Ländern gibt es Datenbanken auf die jeder zugreifen kann. Finnland, Niederlande, Norwegen, Amerika und viele andere mehr. Die Informationen beschränken sich teilweise aber nur auf Stammbäume.
Welche der genannten Krankheiten und gesundheitlichen Störungen versucht ihr persönlich durch gezielte Zuchtauslese zu reduzieren und wie macht ihr das?
Grundsätzlich könnte das Risiko, kranke Hunde zu züchten, durch einen offenen Umgang mit den entsprechenden Informationen stark verringert werden! Wüsste man über die Gesundheit der Vorfahren und was in den einzelnen Würfen vorgekommen ist Bescheid, könnte man die Verpaarungen gezielter planen.
Wir selbst lassen unsere Zuchthunde auf HD, ED und Schulter OCD röntgen. Wir testen auf CA. Und wir machen einen Herzultraschall beim CC. Auch warten wir bis die Hündin mindestens drei Jahre alt ist, bevor sie ihren ersten Wurf bekommen darf. All dies um nur mit Hunden zu züchten, die nach unserem besten Wissen und Gewissen gesund sind.
Wir gehen aber noch weiter und somit bewusst einen anderen Weg. Wir möchten mit gutem Beispiel voran gehen und haben uns deshalb entschlossen, alle Informationen aus unseren Würfen im Internet öffentlich zur Verfügung zu stellen, die guten und vor allem auch die “schlechten“. Das kostet nichts, außer Überwindung. So stehen alle Informationen aus unseren Würfen ganz offen auf unserem Internetauftritt.
Alle unsere Welpen und Zuchthunde sind außerdem in der internationalen Datenbank für Spinone Italiano eingetragen. Das ist kostenlos und funktioniert ganz einfach! Wer mitmachen möchte, kann sich gerne an mich wenden. Je mehr Informationen sich dort einfinden, desto mehr profitieren wir bei der Zucht davon.
In Sachen Zucht darf man nicht nur im Hier und Jetzt denken und schon gar nicht an sich und seinen eigenen Vorteil. Zucht ist ein langfristiges Geschehen. Mit Fehlern, die in der Vergangenheit begangen wurden, haben wir aktuell zu kämpfen und Fehler die wir begehen, werden unsere Nachfolger ausbaden müssen… viele Jahre später. Dessen muss man sich bewusst sein! Wir sollten alles daran setzen den Spinone langfristig so zu erhalten wie er ist. Dazu gehört neben dem Exterieur und dem Wesen vor allem auch die Gesundheit, denn zur Jagd brauchen wir gesunde und leistungsfähige Hunde!
Scheinbare Verbesserungen und Modifizierungen, sprich Übertypisierungen, haben bei anderen Rassen schon viel zu viel Schaden anrichten können. |
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Wie sieht es bei der Rasse mit Problemen aus, die zwar nicht das Leben aber durchaus die Lebensqualität eines Spinone (und seines Besitzers) beeinträchtigen können, beispielsweise Allergien, die den Hund über Jahre hinweg quälen und für den Halter extrem kostspielig werden können?
Allergien sind ein leidiges Thema. Sie treten bei allen Hunderassen und Mischlingen immer häufiger auf. Handelt es sich um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit kann man meist schon viel über Umstellung der Ernährung erreichen. Mit einer Ausschlussdiät kann man sich heran tasten, was der Hund verträgt. Mitunter ist das sehr aufwendig, aber wenn man weiß, was nicht vertragen wird, kann man durch einfaches Weglassen und Umstellung der Ernährung die Lebensqualität enorm verbessern. Trotzdem sollte aber jedem klar sein: Ein Hund mit Unverträglichkeiten oder Allergien gehört nicht in die Zucht!
Der Britische Spinone Club nimmt sein Ziel, gesunde und typische Spinoni zu züchten ausgesprochen ernst und ist sehr aktiv im Sammeln und Veröffentlichen diesbezüglicher Daten. Habt ihr Kontakt zu den Briten oder könnt zumindest von ihrer Arbeit profitieren?
Auf der Seite des ISCGB gibt es wirklich zahlreiche Informationen. Der Klub pflegt zwei öffentliche Datenbanken. Zum einen die Dog Search (zu finden auf der Clubseite), auf der man die Ahnentafeln ganz weit zurückverfolgen kann. Und die Research (Hudsonspinone.co.uk) Datenbank in der zu den Nachkommen aus den Verpaarungen in England auch Gesundheitsinformationen hinterlegt sind. Krebs, Magendrehung, HD, ED, Aufblähen, CA-Träger und jede Menge mehr. Diese Informationen waren für mich sehr hilfreich, als ich angefangen habe, mich mit der Zucht zu beschäftigen. Soweit ich das als Außenstehender beurteilen kann, finde ich den Umgang mit dem Thema Gesundheit sehr vorbildlich. Es gibt viele Informationen und Artikel auf der Seite des Vereins, es wird Hilfe angeboten und Forschung unterstützt. Wenn ich jetzt ein bisschen träumen darf, wie effektiv könnte das sein, wenn wir es hier in Deutschland schaffen könnten, dem nachzueifern.
Auch der deutsche Club betreibt eine Datenbank. Leider hat aber nicht jeder Zugriff darauf.
Aber so ein Projekt kann immer nur so gut sein, wie die Leute die mitmachen. Wenn einige Züchter lieber schweigen und ihre Informationen nicht teilen wollen, wird es schwer etwas zu verändern. |
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Seit einigen Monaten wird der Spinone in Deutschland wieder ausschließlich vom VDH betreut. Welche Konsequenzen hat das für die Zucht, aber auch den Einsatz als Jagdgebrauchshund?
So eine unschuldig anmutende Frage, mit so viel Konfliktpotential! Deshalb möchte ich ausdrücklich betonen, dass es sich hier um meine Nicoles, persönliche Meinung handelt: für die Zucht, die genetische Breite der Spinone Population in Deutschland, war eine Änderung der Zuchtvoraussetzungen dringend erforderlich! Es war bereits kurz vor (oder doch schon nach?) Zwölf. In Deutschland gab es viele Spinoni, die nicht zur Zucht eingesetzt werden konnten, weil die Eigentümer als Nichtjäger keine Möglichkeit hatten, für einen Schusstest zu trainieren, der aber damals vom Zuchtverein, SICD, (heute ist der VDH wieder zuständig) zwingend zur Zuchtzulassung vorgeschrieben wurde. Jagdliches Training ist in Deutschland ausschließlich Jägern vorbehalten. Das Zuchtpotential auf jagdliche Eigenschaften zu selektieren macht für mich erst Sinn, wenn die Population groß genug ist. Um das zu erreichen sollten die Anforderungen an die Zucht solange gering gestaltet werden. Da es in Deutschland nur eine geringe Anzahl von Spinoni gibt, können wir es uns nicht leisten, dass Spinone mit frischen Blutlinien, nur weil sie beim Nichtjäger stehen, für die Zucht verloren gehen. Es besteht ja für jeden die Möglichkeit mit seinem Spinone mehr zu erfüllen, als gefordert. Nur in Sachen Gesundheit sollte man keine Kompromisse eingehen.
Für den Einsatz als Jagdgebrauchshund hat sich die Situation nur geringfügig geändert.
Der JGHV hat auf der Jahreshauptversammlung 2018 beschlossen, dass es den Rassen die direkt vom VDH betreut werden, ermöglicht wird, Zucht- und Anlageprüfungen des JGHV abzulegen. Hierzu reicht ein kurzer, formloser Antrag beim Stammbuchamt.
Hier der Link zur Pressemitteilung. Das betrifft neben dem Spinone noch viele andere Rassen wie beispielsweise den Bracco Italiano, den Slowakisch Rauhbart. Beim JGHV kann man die komplette Liste einsehen:
Leider werden aber generell viel zu wenige Spinone auf Prüfungen vorgestellt und geführt. Der Spinone passt halt einfach nicht in das Schema F, welches hier in den allermeisten Hundekursen durchgezogen wird. Dann wird man als Führer eines Spinone oftmals belächelt, weil der Hund so langsam ist oder aber ganz anders an die Aufgaben heran geht, als sie es von den deutschen Jagdgebrauchshunderassen gewohnt sind. So sind die Hundeführer meist auf sich alleine gestellt. Nicht jeder hat den Nerv, den Biss, das Rückgrat und die Ausdauer dem standzuhalten. |
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Hier muss ich noch eine Frage stellen: gerade weil der Spinone nirgends mit hohen Welpenzahlen aufwarten kann, wäre eine internationale Zusammenarbeit doch die vernünftigste Lösung, zumal dadurch auch in Italien ein gewisser Druck entstünde, sich endlich mehr um die genetische Gesundheit von Zuchthunden zu kümmern, widrigenfalls die Heimat der Rasse immer mehr aus ihrer Zukunft ausgeklammert wird. Anders ausgedrückt: warum nicht einen europäischen Spinone Verein gründen, dem sich nationale Klubs in Sachen Zuchtzulassung unterzuordnen hätten?
Du meinst wie bei den Bracchi die SABI? Generell eine gute Idee um sich untereinander auszutauschen. Man könnte Informationen zusammentragen, eine gemeinsame Datenbank etablieren, die verschiedenen Standards aufbereiten und in die jeweiligen Sprachen übersetzen. Bestimmt könnte man sich auch über aufkommende Probleme austauschen und Lösungen suchen. Es wäre sicher auch möglich, Empfehlungen auszusprechen, was die Zuchthunde vorweisen sollen. Ein freiwilliger Zusammenschluss von Züchtern, die sich zum Wohle der Rasse Spinone nicht nur europaweit sondern weltweit zusammenfinden ist absolut zu begrüßen und wäre ein großer Fortschritt.
Erste Schritte in diese Richtung sind ja bereits erfolgt. Es gibt die internationale Spinone Health Foundation. Eine professionelle Datenbank in der jeder seine Würfe, seine Hunde, sich als Person, Verein oder Züchter eintragen lassen kann. Allerdings darf das Ziel nie der Ausschluss oder die Unterordnung sein, sondern Ziel muss immer die gemeinsame Arbeit zum Wohle der Rasse Spinone sein. |
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Text (c) Oktober 2020
Alle Fotos (c) Leupold
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