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Kurzportrait


Die Steirische Rauhaarige Hochgebirgsbracke

 


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Die Steirische Rauhaarige Hochgebirgsbracke
Von Sabine Middelhaufe


Die Brackierjagd im Gebirge ebenso wie die Nachsuche dort stellt ganz spezifische und dabei extrem hohe Ansprüche an den Hund; sie ist mit der Schweissarbeit im lichten Wald oder dem Stöbern bei der Drückjagd im Flachland nicht zu vergleichen. Eine Rasse, die alle erforderlichen Qualitäten und Besonderheiten für den Einsatz in alpinen Zonen - aber freilich nicht nur dort – besitzt, ist die in Österreich entstandene Steirische Rauhaarige Hochgebirgsbracke.
Karl Peintinger, ein Industrieller aus Vordernberg in der Steiermark und passionierter Hochgebirgsjäger, war sich offensichtlich darüber im Klaren, dass ein wirklich effektiver Jagdhund in der alpinen Vegetation, dem oft schwierigen Gelände und dem in den langen Wintermonaten rigiden Klima nicht nur den Spurwillen und lockeren Hals, die Härte, Witterungsunempfindlichkeit und Schärfe der Bracke benötigte, sondern auch die formidable Nasenleistung, Ruhe, Konzentrationsfähigkeit und Führerbezogenheit des Schweisshundes.
So liess Peintinger (vermutlich
im Jahre 1870) eine aus Deutschland importierte Hannoversche Schweiss hündin erstmals von einem seiner rauhaarigen Istrianer Brackenrüden decken.
Damals waren die Istrianer oder Rauhaarigen Bosnischen Laufhunde in den Bergregionen von Österreich bis über den gesamten Balkan weit verbreitet und bei den Jägern für ihre Wildschärfe, enorme Ausdauer und Unempfindlichkeit auch gegen das härteste Klima bekannt.
Mit den besten Hunden dieses ersten und aller folgenden Würfe schuf Carl Peintinger auf dem Wege strenger Selektion und wiederholter Einkreuzung verschiedener Istrianerbracken und Hannoverscher Schweisshunde die Basis für eine neue Rasse, anfangs kurz Peintingerbracke genannt.
Schon 1886 wurde dieser Laufhund unter dem noch heute gültigen Namen Steirische Rauhaarige Hochgebirgsbracke ins Österreichische Stammbuch aufgenommen, und im Juni 1888 fanden die Peintinger bei einer Ausstellung in Leoben (Österreich) grösste Beachtung.

Die stets rote bis fahlgelbe Steirische Bracke, mit einer Widerristhöhe zwischen 45 und 53 cm, erwarb sich alsbald einen festen Platz unter den Gebrauchshunden der Berufsjäger und Förster, denn sie vereinte auf perfekte Weise die wichtigsten Qualitäten ihrer Vorfahren mit eigenen, neuen Charakteristiken. Mit hervorragendem Orientierungsvermögen und der im Gebirge unverzichtbaren Trittsicherheit ausgestattet, leichter und wesentlich agiler als der Schweisshund, behielt sie jedoch dessen ruhiges Temperament, die gute Führigkeit und überragende Nasenleistung bei,
Eigenschaften, die ihr zweifellos halfen, sich einen guten Namen bei der Nachsuche auf Schalenwild zu verdienen. Die bei Laufhunden bisweilen zu stark ausgeprägte Empfindsamkeit legte die Peintinger Bracke ab, ohne allerdings die Jagdpassion, akzentuierte Wild- und Raubwildschärfe und natürlich die rustikale Erscheinung ihrer Vorfahren vom Balkan einzubüßen.
Die Leistungen der Steirischen Rauhaarbracke bei der Wildschweinjagd liessen, so erinnert der Rassekenner Johannes Plenk, schliesslich sogar den berühmten Forstmeister Walter Frevert (1897 - 1962) im ostpreussischen Rominten aufhorchen, der sich diverse Exemplare der Rasse für seine Saujagden holte und feststellen konnte, dass sie im harten Klima Ostpreussens und an den recht wehrhaften Schwarzkitteln der Region weit besser geeignet waren als andere Hunde.

Oben: Bosnische Bracke
Unten: Steirische Bracke.

Vom Peintinger wurde, ganz anders als bei den reinen Schweisshunden, von jeher auch die Laute Jagd am Hasen und Fuchs verlangt und damit förderte man zweifellos ihren Spurwillen, Spursicherheit, Spurlaut und die Feinnasigkeit, die die Rasse noch heute auszeichnet.
Im Laufe ihrer Geschichte wurde der Genpool der Steirischen Bracke immer wieder durch die Blutzufuhr rauhaariger Bracken aufgefrischt, zuletzt in den 80er Jahren mit vom ÖBV gezielt erworbenen Istrianerbracken Hündinnen, weshalb sie heute noch zu den erbgesunden Jagdgebrauchshunderassen zählt.
Ob die Steirische Bracke in der Anfangszeit ihres Bestehens auch mit kurzhaarige Bracken, insbesondere der Brandlbracke verpaart wurde ist ungewiss, denn zumindest gemäss der Zuchtbücher fanden solche Einkreuzungen nicht statt, doch wird von Rudolf Friess in seinen Schriften die gegenteilige These vertreten. Nach Einschätzung des Zuchtwarts des ÖBV, Johannes Plenk, gehen gelegentlich auftretende schwarz-rote Steirische Rauhaarbracken wohl eher auf die Istrianer Vorfahren zurück, und die ebenfalls vereinzelt zu findenden kurzhaarigen auf den Schweisshund, da ja, wie Plenk anmerkt, sowohl die Farbe Schwarz mit rotem Brand rezessiv gegenüber Falb ist (beim Peintinger "hirschrot" genannt) als auch das Kurzhaar genetisch vom Rauhaar unterdrückt wird. Nur sehr selten bringt die Genkombination der beiden Elterntiere solche Abweichungen ans Licht und natürlich wird mit ihnen nicht weitergezüchtet.

Um die Arbeitsqualitäten des Peintingers ebenfalls auf dem erreichten, hohen Niveau zu erhalten, veranstaltet der betreuende Österreichische Brackenverein mittels eines guten Netzwerks von Leistungsrichtern in allen Bundesländern alljährlich zahlreiche Prüfungen und legt seinen Brackenführern nahe, mit ihren Hunden zumindest eine Anlagenprüfung zu besuchen, bei der die jungen Peintinger die kalte Hasenfährte finden, bis zur Sasse verfolgen und dann den hochgemachten Hasen für mindestens 20 Minuten spurlaut und spursicher in Bewegung halten müssen. Die schwierige Hasenbrackade, so argumentiert der Zuchtklub sicher zu Recht, ist das beste Mittel um die Fähigkeiten und Stärken der einzelnen Rassevertreter zu prüfen und sicherzustellen, dass der Peintinger auch in Zukunft der formidable Laufhund bleibt, als der er geschaffen wurde.
Tatsächlich hat die Steirische Bracke in den letzten rund zwei Jahrzehnten immer mehr Interesse bei den Wald- und Gebirgsjägern auch in den Nachbarländern gefunden, so dass dort, nicht zuletzt dank der heute engen Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Brackenverein, ebenfalls wachsende Populationen zu verzeichnen sind. So fielen im Jahr 2010 in Österreich rund 70 Peintinger Welpen, in Deutschland 40, in Tschechien und der Slowakei ungefähr je 30 Welpen.
Das ist im Vergleich zu anderen Rassen nur ein sehr geringer Zuwachs, freilich hat die Gebirgsbracke in ihrem Mutterland und in Nachbarstaaten wie etwa Deutschland mit einem Vorurteil zu kämpfen, das wohl alle Laufhunderassen (be-)trifft; gemeint ist natürlich die unbegründete Annahme, Bracken seien unkontrollierbare Hetzhunde, die das Wild kreuz und quer durchs Revier treiben, es dabei unter enormen Stress stellen und letztlich eher ein Konkurrent des Jägers seien als dessen Helfer, abgesehen davon, dass so mancher (hundlose) Jäger den Nutzen der Lauten Jagd als Qualitätskriterium für die Rassezucht in Zweifel zieht.

In Wahrheit bringt aber ein Peintinger, der die einmal aufgenommene Spur nun verlässlich und laut verfolgt, kaum Unruhe ins Revier, da er eben am Stück bleibt und das Wild in der Nähe sehr wohl registriert, dass es nicht angesprochen ist und folglich keinen Anlass zur Flucht hat. Und so angemessen es ist, die Schweissarbeit als Hohe Kunst zu betrachten, so stellt sie doch an die Bracke relativ geringe Ansprüche, im Vergleich zur Lauten Jagd am Hasen. Es kann auch kein Zufall sein, dass hervorragende Brackierer sehr gute Schweissarbeit leisten, während Höchstleistungen auf der Roten Fährte keine Garantie für einen zuverlässigen Hund bei der Lauten Jagd sind. Es ist wirklich bedauerlich dass derartige Fehlurteile nicht nur indirekt die Brackenzucht negativ beeinflussen, sondern auch ganz direkt den Einsatz dieser formidablen Gebrauchshunde.
Um noch einmal den Zuchtwart Johannes Plenk zu zitieren: "Fast wären dem 20. Jhdt. alle mitteleuropäischen Bracken zum Opfer gefallen. Erst das Aufkommen der Stöberjagden durch die Wildbiologen um Wölfel in Göttingen und die Wildbretverordnung, die zu rascher Nachsuche zwingt - das führt vermehrt zu längeren Hatzen, die die oft stummen und hatzfaulen Schweisshunde manchmal nicht durchhalten - haben die Bracke wieder "modern" gemacht. Ich sehe die Zukunft der Steirischen Rauhaarbracke deshalb vermehrt bei der Schwarzwildbejagung, weil sie noch am ehesten die entsprechende Schärfe und Härte hat um als Solojäger passioniert auch grobe Sauen zu jagen - auch wenn mir persönlich das Brackieren auf Hase und Fuchs am Berg viel bedeutet und wohl auch in den Alpen Tradition bleiben wird."

Herzlichen Dank an Johannes Plenk vom Österreichischen Brackenverein, durch dessen unermüdliche Hilfe die Informationen für diesen Beitrag zusammengestellt werden konnten.

Alle Fotos: Johannes Plenk

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