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Der Barbet

 


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Der Barbet (Französischer Wasserhund)
Von Sabine Middelhaufe

Der Barbet oder Französische Wasserhund ist eine schon aus dem Mittelalter bekannte Jagdgebrauchshunderasse die traditionell für die Wasserwildjagd in Sumpfgebieten verwendet wurde und heute zur FCI Gruppe 8 gehört. Typisch ist ihr langes, wolliges Haarkleid, das den Hund auch bei empfindlichen Wintertemperaturen vor Kälte und Nässe schützt, und die deutliche Bartbildung. Barbets erreichen eine Grösse von bis zu 65 cm und sind als kräftige, ausdauernde und intelligente Helfer des Wasserjägers geschätzt.
Die Geschichte einer Hunderasse zurück zu verfolgen ist immer spannend, auch wenn es selten zu eindeutigen, lückenlosen Ergebnissen führt. Schon über die Ursprünge des Barbets, ein Name übrigens, der auf das frz. Wort barbe, also Bart zurückgeht, und dem Hund im 16. Jh. vom Kynologen Jacques du Fouilloux gegeben wurde, bestehen zwei völlig unterschiedliche Theorien.
Die eine, basierend auf genetischen Untersuchungen, geht, wie Julian Preston aufzeigt, davon aus, dass die Barbet Vorfahren ursprünglich aus Asien stammten und auf dem Landwege über Osteuropa nach Frankreich gelangten. Die andere spricht von schnürhaarigen Hütehunden, die die Mauren im 7. Jh. aus Nordafrika mit nach Spanien brachten, von wo aus sie dann nach Frankreich und Mitteleuropa gelangten.

Ein erster konkreter Hinweis auf den Barbet findet sich laut einiger Quellen nicht früher als in einem 1387 verfassten französischen Buch.
Rund 200 Jahre später setzte König Heinrich IV. von Frankreich (1553-1610), bekanntlich ein passionierter Jäger, der sich auch für die Wasserwildjagd begeisterte, hierbei bereits nachweislich seine hoch geschätzten Barbets ein, was den Schluss nahe legt, dass die Hunde ihr Handwerk wirklich verstanden. Freilich auch ihre Züchter, die in jener Epoche üblicherweise darauf zielten, hochspezialisierte Jagdgehilfen zu schaffen. Dies könnte auch erklären, wieso Claude Gauchet 1583 in seinem Buch von der Entenjagd mit Barbets erzählt - die Hunde waren nämlich besonders für diese Arbeit, ebenso wie für die Otterjagd, geeignet.
Der Leibarzt der englischen Königin Elizabeth I, Dr. Johannes Caius, der 1570 die erste überlieferte Klassifizierung von Hunden vornahm, schreibt von Settern, Spaniels und Wasserhunden, die überall in Grossbritannien verbreitet waren.
Spätestens an dieser Stelle sei aber daran erinnert, dass man damals natürlich noch keine Rassen im modernen Sinne kannte, es also sicher keinen Barbet gab, der dem heutigen Standard entsprach. Vielmehr existierten in vielen europäischen Ländern Wasserhunde, die zweifellos deutliche Gemeinsamkeiten hatten, sehr wahrscheinlich auch eng miteinander verwandt waren, aber aus denen sich im Laufe der Zeit die direkten Vorfahren unserer heutigen Barbets, Irish Water Spaniels, Pudel usw. erst noch entwickeln mussten. Wenn Dr. Caius und folgende Autoren Hundetypen nennen oder Rassenamen benutzen sind diese also nicht misszuverstehen.
Graf George Louis Buffon unterscheidet in seiner "Geschichte der Natur" von 1758 zwischen Spaniels sowie grossen und kleinen Barbets, letztere eine Kreuzung aus Barbet und kleinem Spaniel und erklärt: "Der einzige Unterschied zwischen Barbet und Spaniel besteht darin, dass der Barbet mit seinem dichten, langen und lockigen Haarkleid williger ins Wasser geht als der Spaniel, der ein glattes, weniger dichtes Fell hat."


Ein berühmter Zeitgenosse Buffons, Voltaire, war scheinbar so angetan von den Barbets, dass er sie als "des Menschen besten Freund" bezeichnete. Womit er sich übrigens in bester Gesellschaft befand, denn auch Madame Adelaide, die Tante Ludwigs XVI, schwärmte von ihrem grossen, weissen Barbet, der ihr freilich als Gesellschafter, nicht als Jagdhund diente. Immerhin lässt sich daraus folgern, dass bereits der damalige Barbet durch sein freundliches, ausgeglichenes Wesen ein höchst angenehmer Hausgenosse war, nicht anders als seine Nachfahren im 21. Jh.
Wie für so viele andere Hunderassen wurde auch dem Barbet die Französische Revolution (1789-99) zum Verhängnis. Allerdings nicht, weil er wie die edlen Lauf- und Vorstehhunde der Ignoranz der Massen zum Opfer fiel und fast ausgerottet wurde, sondern eher umgekehrt, weil er dem "Bürger" zusagte. Zumindest sind einige Quellen der Überzeugung, dass dieser genetisch immer noch sehr vielseitige Hund, der nun auch (oder wieder) häufig als Schäfer-, Wach- und Schiffshund Einsatz fand, durch entsprechend andere Zuchtziele allmählich "entfremdet" wurde.
Beliebt war der Barbet natürlich nach wie vor bei all jenen, die Wasservögel in Sumpfgebieten jagten, eine Beschäftigung übrigens, die rein gar nichts mit der sportlichen Jagd von heute gemeinsam hatte, denn damals lauerte fast überall in den Sümpfen Europas die Malaria Gefahr auf den Wasserjäger, und in solche Zonen ging nur, wer sich mit dieser Art der Jagd seine Mahlzeiten beschaffen musste. Ein Grund mehr vielleicht, bemerkt Julian Preston, wieso der Barbet als Hund des gemeinen Mannes bekannt wurde.
Je nach den Bedürfnissen seines jeweiligen Besitzers, kreuzte man den Barbet nun munter mit örtlichen Hundeschlägen, darunter der Griffon d’Arret, der zur Geburt des Griffon-Barbet oder Barbet d'Arret führte, einem recht zotteligen, bärtigen Vorstehhund, der übrigens 1894 erstmals einen Standard erhielt.
Wie schwierig es ist, aus früheren Texten und ihrer Namensvielfalt präzise Schlüsse auf die tatsächlichen Vorfahren einer Rasse zu ziehen, belegen auch die folgenden Quellen.
1827 schreibt etwa Georges Cuvier: "Die Gruppe der Spaniels scheint ursprünglich in Spanien ansässig gewesen zu sein, daher der Name.
Art - Aquaticus (der Barbet oder Pudel).(...) Auch bekannt als Grosser Wasserspaniel, Wasserhund, Grosses Barbet und Caniche oder Chien Canard (Entenhund) in Französisch.
Unterart - der Kleine Barbet ist, nach Buffon, aus dem Grossen Barbet und dem kleinen Spaniel gezüchtet worden. Petit Barbet, Kleiner Barbet, oder Wasserhund.
Unterart - der Griffon ist wie der Vorgenannte, aber das Fell ist nicht gelockt; im allgemeinen schwarz mit gelben Flecken über den Augen und an den Pfoten. Er scheint aus dem Barbet und dem Schäferhund entstanden zu sein."

Charles Knight erklärt 1844 : "Der Wasserspaniel ist äusserst nützlich für Leute, die Wasserwild verfolgen; er schwimmt gut, ist zäh, und ist ein ausgezeichneter Apportierer.(...) Der frz. Pudel kann den Spaniels zugerechnet werden: er scheint dem derben Wasserhund, Buffons "Grand Barbet", sehr nahe zu stehen, von dem es eine kleinere Varietät gibt, 'le petit barbet.' Der derbhaarige Wasserhund ist ein sehr intelligentes Tier, robust und überall mit gelocktem Haar bedeckt; er übertrifft den Wasserspaniel an Grösse und Kraft, hat aber die selben Gewohnheiten im Wasser und die Fügsamkeit. Er wird von den Wasservogel Jägern oft als Apportierhund verwendet."
Höchst interessant ist auch, was Vero Shaw 1879 in seinem ‘The Illustrated Book of the Dog’ berichtet: "Pudel hingegen unterscheiden sich in den einzelnen Ländern ganz erheblich. So ist er im Osten Deutschlands und im Grenzgebiet mit Russland in der Regel schwarz, und der Russische Pudel sollte schlank und agil sein; kommt man weiter nach Mitteldeutschland scheint der schwarze Pudel dort kräftigere Läufe zu haben und eine etwas kürzere Schnauze, so dass er gesetztere und würdevollere Proportionen bekommt. Auch beim weissen Pudel findet man deutliche Variationen, vom grossen, muskulösen Vertreter, der den Milchkarren in Antwerpen und Brüssel zieht, bis zu seinem zierlicheren französischen Bruder, gewöhnlich Mouton (Schaf) genannt, den man ständig auf französischen Boulevards antrifft. Die Grösse beider Rassen unterscheidet sich ganz wesentlich, die stattlichere mit einem durchschnittlichen Gewicht von 14 - 18 kg, während die kleinere, allgemein bekannt unter dem Namen Barbet, nur etwa die Häfte wiegt. (..) Das Fell der einzelnen Rassen ist auch etwas verschieden; das des Russischen Pudels ist drahtiger und weniger wollig als das des französischen, der wegen der Struktur seines Haarkleids oft seinen Spitznamen (Mouton, frz.: Schaf) verdient."

In seinem Werk "La Chasse au Marais", veröffentlicht 1889, beschreibt Charles Diguet zwei Arten von Wasserspaniels, nämlich den Barbet und den Kleinen Wasserspaniel (in diese Kategorie stellt er auch den Irish Water Spaniel). Für den Barbet hat er viele lobende Worte übrig, seine Fähigkeiten beim Schwimmen betreffend, seine Wasserfreude auch bei strengen Wintertemperaturen, die ausgeprägte, angeborene Bringfreude, das grosse Geschick bei der Nachsuche verletzt geflohener Vögel und die grosse Ergebenheit dem Herrn gegenüber. Diguet ist allerdings auch ehrlich genug, dem Barbet ein nur mäßiges Talent beim Vorstehen zuzuschreiben und seine Hartmäuligkeit zu erwähnen.
Die Bemerkung zur Vorstehanlage mag erstaunen, doch man darf nicht vergessen, dass der Barbet in der Tat nach damaliger Klassifizierung als Vorstehhund betrachtet wurde.
Im Laufe des 19. Jh. veränderte sich die Gesellschaft, die Landschaft, die Jagdrechte- und methoden, die Grundlagen der Hundezucht, und der Barbet verlor mehr und mehr die Gunst seiner ehemaligen Nutzniesser. Zwar wurde er bei der ersten Hundeausstellung in Paris 1863 als Hund für die Entenjagd präsentiert, doch konnte das seinen Niedergang nicht bremsen.
Als einst hoch spezialisierten Jagdhund bei der Wasservogeljagd benutzte man den Barbet Ende des 19. Jh. zwar gern und oft für die Schaffung oder Verbesserung anderer Rassen, vermutlich Griffon Boulet, Korthals Griffon, Deutsch Drahthaar, Pudelpointer, Spinone, Otterhound, aber auch Briard und Neufundländer, doch der Barbet selbst trat immer mehr in den Hintergrund, zumal eine ganz ähnliche und eng verwandte Rasse ihn rasch an Beliebtheit übertraf, der Pudel nämlich.
Wirft man einen Blick auf die Geschichte anderer Wasserhunde, etwa Irish und American Water Spaniel, stellt man fest, dass auch ihre Verbreitung einen deutlichen Rückgang erfuhr als ihre jagdlichen Talente mehr und mehr überflüssig wurden oder andere, neue Rassen sie ersetzten.
Schon Anfang des 20. Jh. war die Population des Barbet stark zurück gegangen; ein wichtiger Züchter aus dieser Zeit war Dr. Vincenti, der in den 1930er Jahren in seinem Zwinger Mas de la Chapelle vorwiegend schwarze und weisse Barbets züchtete und Wert auf die natürlichen Jagdanlagen seiner Hunde legte.
Die zwei Weltkriege, die das 20. Jh. erschütterten, legten die Hundezucht überall in Europa lahm und der Barbet gehörte nicht zu den Jagdgehilfen, die sich von diesem Schlag wieder erholten.
Erst 1970 kam es in Frankreich zu einer kleinen Wiederbelebung der Rasse, als Helene Pètre, die Tochter Dr. Vincentis, in ihrem Zwinger Di Barbochos Reiau de Prouvenco mit einigen Nachkommen der Hunde ihres Vaters die Zucht wieder aufnahm.
Ende der 1970er Jahre begann auch Jean-Claude Hermans sich für die Rasse zu interessieren, allerdings mit der Absicht, den historischen Barbet, so wie er ihn verstand, wiederherzustellen.
Er gründete den französischen Barbet Club, dessen Präsident er für mehr als 20 Jahre war und setzte sich für die Neuklassifizierung der Rasse in die Gruppe 8 (Retriever, Spaniels und Wasserhunde) ein, wodurch der Barbet nun endgültig nicht mehr zu den Vorstehhunden gehörte.
Hermans Vorstellung eines typischen Barbets, die er durch mehrfache Einkreuzung von Königspudeln zu verwirklichen suchte, unterschied sich zum Teil stark von Helene Pètres Zuchtzielen, und es kam unter den Barbet Anhängern, die die eine oder andere Linie befürworteten zu einer lange währenden Unstimmigkeit.
Hercule Di Barbochos Reiau de Prouvenco, aus Helene Pètres Zucht, war der erste Barbet den Rainer Georgii 1992 nach Deutschland holte und mit diesem und anderen Hunden des Zwingers seine eigene Blutlinie Poppenspäler begründete. Mit Einverständnis des VDH verpaarte er Hercule 1995 mit der Portugiesischen Wasserhündin Elsa Do Lusiadas, um den Genpool seiner Blutlinie zu vergrössern.
Unterdessen hatten sich auch anderswo in Europa neue Barbet Freunde gefunden, und ausser in Frankreich gibt es heute Züchter u.A. in Grossbritannien, Finnland, Polen, Deutschland, Holland, Schweiz, Italien, USA und Kanada.
Laut neuesten Statistiken leben aktuell etwa 1500 Barbets weltweit, wobei die Geburtenrate seit Beginn des neuen Jahrtausends deutlich angestiegen ist. Mit ca. 280 Welpen im Jahr 2011 und mit erhofften 300 plus Eintragungen für das Jahr 2012 sehen die Liebhaber der Rasse recht zuversichtlich in die Zukunft.
Eine Besonderheit des französischen Hundewesen soll hier nicht unerwähnt bleiben: wenn ein nicht ins Zuchtbuch eingetragener Hund eindeutig dem Standard seiner Rasse entspricht, kann er ohne weiteres nachträglich als Titre Initial (T.I.) registriert und künftig für die Zucht verwendet werden, eine Vorgehensweise die durchaus üblich ist und die Buchstaben (T.I.) in französischen Ahnentafeln erklärt.

Alle Fotos: Gabriele Winnewisser "vom Staufener Schlossberg".

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