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Erfahrungen mit der


Deutschen Bracke

 

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Erfahrungen mit der Deutschen Bracke (1)
Von Sabine Middelhaufe

Zwei Weltkriege, die Veränderungen des Jagdgesetzes, vor allem aber die immer kleiner werdenden Reviere und vielerorts ihre Zerschneidung durch Strassen, Bahntrassen, Autobahnen haben der Bracken-Kultur in Deutschland sicher nicht geholfen.
Beginnend in der Antike, durch das gesamte Mittelalter hindurch bis ins 19. Jh. wurden Bracken in mehr oder weniger grossen Meuten auf der Fährte insbesondere des Hirsches, aber auch des Schwarzwildes und des Wolfes angesetzt, um dieser Fährte, stets mit der Nase jagend, also nicht auf Sicht hetzend, so lange zu folgen, bis sich das Stück erschöpft stellte oder entkam.
Man nennt diese Jagdform, bei der die Hundemeute von Reitern begleitet wird Parforcejagd; sie ist in Deutschland seit 1934 gesetzlich verboten.
Die eigentliche Brackierjagd, im späten Mittelalter entstanden, gewann durch die Entwicklung der Schusswaffen rasch an Bedeutung und ist in vielen europäischen Ländern noch heute das hauptsächliche Einsatzgebiet der Bracken.
In Deutschland ist die Brackade auf Fuchs und Hase nur noch in Revieren von mehr als 1000 ha erlaubt, setzt also das Zusammenwirken mehrerer Revierinhaber voraus und verliert leider immer mehr an Bedeutung.

Aico vom Druseltal. Foto: Florian Lange. Titelfoto: Klaus Schmadalla

Die Deutsche Bracke ebenso wie ihre niederläufige Variante, die Westfälische Dachsbracke, wird deshalb heute im Ursprungsland in erster Linie als qualifizierter Stöberhund auf Schalenwild eingesetzt und zeigt, entsprechend ausgebildet, auch sehr gute Leistungen bei der Nachsuche.
Natürlich ist die moderne Deutsche Bracke, genauso wie einst ihre Vorfahren, für die Brackierjagd geeignet. Die Brackade gilt dem Hasen oder Fuchs, in manchen europäischen Ländern auch dem Schwarz- und Rehwild, und verlangt von der Bracke neben hervorragender Nasenleistung vor allem Intelligenz, Spurwillen, enorme Ausdauer und zuverlässigen Spurlaut.
Die Aufgabe des Hundes ist es hier ja, selbständig die Nachtfährte des Wildes zu finden, sie bis zum Lager bzw. Einstand des Stücks auszuarbeiten, das nun flüchtende Wild mit gut differenziertem Laut, also einer Stimme, die dem Führer sagt, welche Wildart gejagt wird und in welchem Abstand sie sich vom Hund befindet, zu verfolgen und, im Falle von Fuchs und Hase, letztendlich zum Ausgangspunkt der Jagd zurück zu treiben, wo der Jäger sie abpassen und zur Strecke bringen kann.
Übrigens soll die Deutsche Bracke, ganz anders als viele südeuropäische Laufhunde bei der selben Aufgabe, nur auf der frischen, also höchstens 10 Minuten alten Fährte laut werden.
Obwohl die meisten Deutschen Bracken hierbei als Solojäger geführt werden, können sie ohne weiteres für die Arbeit im Paar oder der kleinen Meute ausgebildet werden

Hinnerk vom Brachtpetal und Linus vom Ihnetal nach abgefangener Sau. Foto: Sylvia Dreeskornfeld

Erfahrungen mit der Deutschen Bracke (2)
Von Sylvia Dreeskornfeld

Bei den heutigen großräumigen Bewegungsjagden werden die Jäger auf verschiedenen Drückjagdständen im Revier positioniert. Die Hundeführer werden entsprechend auf Drückjagdständen an Dickungskomplexen eingesetzt. Die Deutschen Bracken werden daher fast ausschließlich vom Stand aus geschnallt.
Die Bewegungsjagd auf Schalenwild erfolgt nach der Uhr. Das heißt, dass das „Treiben“ (hier: das Schnallen der Hunde) ab einem von der Jagdleitung festgesetzten Zeitpunkt beginnt. Jagdende ist ebenfalls nach einem von der Jagdleitung festgesetzten Zeitpunkt. Zu diesem Zeitpunkt sollten entweder alle Hunde wieder bei ihrem jeweiligen Führer sein oder aber von anderen Jägern/Hundeführer „eingefangen“ werden.

Schnallen vom Stand aus: oben Hinnerk vom Brachtpetal (Foto: Sylvia Dreeskornfeld)
unten Imko vom Kaufunger Wald. (Foto: Silvia Ploss)

Die Hunde arbeiten die umliegenden Dickungen selbständig durch. Vorhandenes Wild wird spurlaut verfolgt. Man spricht bei diesem Laut der Deutschen Bracken übrigens vom „Geläut“. Der Spurlaut ist sehr laut und hell und langanhaltend. Während dieses Zeitraumes sind die Hunde von ihren Führern getrennt; sie müssen also absolut selbständig arbeiten.
Durch ihre angewölfte Wildschärfe ist die Deutsche Bracke in der Lage, kranke Stücke lang andauernd zu stellen bzw. zu halten. Hierbei gibt sie den sogenannten „Standlaut“ (lang anhaltend und dunkel, somit gut vom Fährtenlaut zu unterscheiden) und wartet auf ihren Führer, der dann diese Situation entweder durch das Antragen eines Fangschusses oder durch Abfangen lösen wird.
Der Hundeführer ist seitens der Jagdleitung befugt, bei Standlaut des Hundes den Stand zu verlassen, um seinem Vierläufer zur Hilfe zu eilen. (Nur den Hundeführern wird es bei den Bewegungsjagden zugestanden, dies aus genanntem Grunde zu tun.)

Hinnerk vom Brachtpetal bei der Stöberarbeit. Foto: Sylvia Dreeskornfeld.

Den erfahrenen Brackenführern ist es durchaus möglich, anhand verschiedenen „Geläuts“ die gerade von seinem Hund bejagte Wildart zu unterscheiden. Auch erkennt natürlich jeder Hundeführer das Geläut seiner eigenen Bracke.
Vielfach geht die Meinung um, die Deutschen Bracken jagten „zügellos“ und fänden kein Ende. Bracken können in Wahrheit sehr gut den jeweils umstellten Jagdbereich einordnen und nur dort jagen. Eine entsprechend gut ausgebildete und auf den Führer bezogene Deutsche Bracke kommt nach erledigter Arbeit auch zuverlässig zum Führer zurück.
Manche Deutsche Brackenführer setzen ihren Vierläufer auch zum sogenannten „Durchgehen“ ein. Das heißt, der Hundeführer läuft gemeinsam mit seinem Hund durch das Treiben. Hier werden in der Regel kurzjagende Hunde eingesetzt. Diese jagen das Wild an, kommen aber deutlich früher zu ihrem Führer zurück. Dabei müssen sie jedoch auch jedes Mal die Führerfährte wiederfinden; auch das stellt eine große Herausforderung an das Hundegespann.

Arminius vom Saurussel. Foto: Bernhard Wagner.

Ob die Deutsche Bracke kurz- oder eher weitjagend ist, hängt von der jeweiligen Einarbeitung ab: Hunde, die von früh an gemeinsam mit ihrem Führern durchgehen, sind in der Regel kurzjagender. Die Bracken, die vom Stand aus von ihren Führer geschnallt werden, müssen deutlich weiter jagen, um zum Erfolg zu kommen. Selten funktioniert die Kombination, die Bracke vom Stand aus zu schnallen und am weiteren Jagdtag den Hund mit zum Durchgehen zu nehmen. Aber auch hier gibt es Spezialisten, die diese Kombination hervorragend meistern können.
Egal für welche der beiden Varianten man sich entscheidet: die Bracke muss schon früh mit den Bewegungsjagden in Verbindung gebracht werden. Die Erfahrung, die selbst ein junger Hund (im Alter von ca. 5 bis 6 Monaten) auf den ersten Drückjagden sammelt, ist sowohl für die Anlageprüfung als auch für die spätere Gebrauchsprüfung äußerst prägend. Für die Anlageprüfung lernt der Vierläufer, sich von seinem Führer zu lösen, die Hasen-/Fuchsfährte langanhaltend, spurlaut zu jagen und sodann auf der eigenen Fährte wieder zum Führer zurückzugelangen.
Auf den Gebrauchsprüfungen der Bracken verlangen wir ebenfalls, dass die Bracke selbständig Wild findet, spurlaut jagt und sodann zum Führer wieder an den Stand zurückkehrt. Dies geht naturgemäß nur, wenn der Hund frühzeitig auf das bevorstehende Einsatzgebiet eingearbeitet bzw. vorbereitet wird.

Merle vom Kaufunger Wald nach einer Drückjagd. Foto: Sylvia Dreeskornfeld.

Wie oben bereits ausgeführt ist die absolute Nähe zum Hundeführer und zur Familie besonders wichtig. Da die sogenannte Dressur der Deutschen Bracken nicht möglich ist, sondern diese lediglich für die anstehenden jagdlichen Aufgaben „angeleitet“, kann dies nur mit viel Familiennähe und Liebe erfolgen. Die notwendige Konsequenz ist allerdings auch bei dieser Jagdhunderasse unabdingbar. Diese darf nur niemals mit harten Erziehungsmethoden kollidieren.
Die Deutschen Bracken sind eben äußerst liebenswerte Jagdhunde der ganz besonderen Art, die sich im Haus als ruhige Familienmitglieder erweisen und auf der Jagd eine herausragende Leistung erbringen.

Hanna Peters mit Anka vom Kranichgrund. Foto: Johannes Peters.

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