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Die Laufhunde - Einführung

 


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Die Laufhunde - Einführung
Von Sabine Middelhaufe

Laufhunde gehören zu den ältesten Jagdhundetypen überhaupt. Ihr Ursprung dürfte in Ägypten liegen, wo Hunde, nicht ganz so schlank wie Windhunde und mit breiten Hängeohren, bereits im frühen Altertum Wild auf Sicht hetzten. Phöniker und Griechen brachten diese altägyptischen Laufhunde dann mit an die europäische Mittelmeerküste, von wo sie sich langsam auf den Kontinent ausbreiteten.
Um die Tiere für die Jagd auf ganz unterschiedliches Wild und für die von Landstrich zu Landstrich unterschiedlichen Bedingungen tauglicher zu machen, kreuzte man Hunde mit den jeweils günstigsten Anlagen untereinander und schuf allmählich diverse Schläge, leichte und schwere, große und kleinere Typen.
Als die Kelten vor etwa 2500 Jahren ins Rheinland, nach Frankreich und Britannien einwanderten, setzten sie ganz selbstverständlich sowohl schnelle, auf Sicht jagende als auch feinnasige, das Wild aufspürende Laufhunde bei der Jagd ein. Diese Keltenbracke, oder nach einem der keltischen Stämme auch Segusier genannt, gilt als Urform vieler europäischer Laufhunderassen. Es muss aber wohl als Verdienst der Normannen gelten, dass sie aus den Laufhunden echte Nasenjäger machten, jedenfalls
lassen sich erst bei ihnen große Meuten nachweisen, die der Spur oder Fährte des Wildes mit hervorragendem Spürsinn folgten, statt wie früher auf Sicht zu hetzen.
In der modernen Kategorisierung der Hunderassen tauchen die Laufhunde deshalb in der Rubrik Spürhunde für Groß- und Niederwild auf. Viele Laufhunderassen zählen ausserdem zu den Meutehunden, denn sie jagen fast ausschließlich in mehr oder weniger großen Gruppen.

Der Name Segusier für die antike Keltenbracke hat sich in der italienischen Sprache erhalten, die mit Segugio den Laufhund meint.
Oben ein Segugio Italiano. Titelbild: Laufhundmischlinge. Fotos: Sabine Middelhaufe

Als die Normannen im 11. Jahrhundert Britannien eroberten, führten sie Meuten ihrer sogenannten Normannenhunde auf die Insel ein. Und übrigens war auch ihre Idee, Jagd als Sport zu betreiben, eine völlige Novität für das restliche Europa...
Der Normannenhund, in England in Talbot umgetauft, stammte wohl von der Urform des Chien de St. Hubert (Hubertushund/Bloodhound) ab, war hell, sehr kräftig, am Widerrist so um die 70 cm hoch und der perfekte Helfer für die Jagd auf Bären, Wölfe, Hirsche und Wildschweine.

Mit der Keltenbracke und dem Normannenhund gesegnet, bot sich allerdings Frankreich geradezu als Wiege der Laufhunde an, und in der Tat stammen die allermeisten Rassen ursprünglich von dort.
Karl IX., 1560-74 König der Franken, führte Jahrhunderte später die Entstehung der französischen Laufhunde übrigens auf vier Ausgangsrassen zurück: den weißen Königshund, eine Kreuzung aus hellen Hubertus- und Normannenhunden; den Hubertushund keltischer Prägung; den fahlfarbenen Hund der Bretagne, wohl auch Nachfahre der Keltenbracke und besonders zur Wolfs jagd geeignet; den Grauen Königshund.

Bleu de Gascogne. Foto: Sabine Middelhaufe

Was die Kelten zwecks Fleischbeschaffung als ein schwieriges und durchaus gefährliches Handwerk betrieben, und was bei den Normannen zu sportlichem Ehrgeiz mit reichlich Nervenkitzel wurde, machten die Franzosen zum beliebten Zeitvertreib ihrer High Society, denn natürlich hatte nur der Adel das Recht, mit den besten Jagdpferden und riesigen Hundemeuten jagend durch ihr Reich zu ziehen.
Die rasch einsetzende Entartung auf diesem Sektor wurde schon von Zeitgenossen beklagt, und rückschauend bestätigen Autoren den Herrenjägern des 17. bis frühen 19. Jahrhunderts eine Dekadenz, die selbst jene der antiken Römer in den Schatten stellte.
In Frankreich wird noch heute mit Laufhundemeuten gejagt, nur dass man kein Fürst mehr sein muss, um dies zu dürfen, und dass die räumlichen Möglichkeiten und Wildbestände den modernen Waidmann zur Selbstbeschränkung zwingen. Geblieben sind die ursprünglichen Jagdgebräuche der alten Normannen, und wiedereingeführt ist die gute Chance für das Wild, Hunden und Jägern zu entkommen.

Schleppjagd mit der Foxhound Meute in Deutschland. Foto: Torsten Keller

Die moderne Hirschjagd beginnt in Frankreich meist am Vortage mit dem Suchen der Fährten mehrerer Stücke, deren Alter und Stärke fstgestellt wird. Der Jagdherr erhält am Morgen des Jagdtages Kenntnis über das gesuchte Wild und entscheidet am Rendezvous, also am Treffpunkt der Teilnehmer, welcher Hirsch nun tatsächlich gejagt weden darf. Die erregte Hundemeute wird meist in drei Gruppen mit bis zu 10 Koppeln eingeteilt. Gruppe zwei und drei hält man an günstigen Punkten der wahr-scheinlichen Fluchtroute des Hirsches in Bereitschaft; Gruppe eins darf beginnen. Zunächst suchen nur einige der erfahrensten Hunde den Hirsch und nötigen ihn zur Flucht. Erst dann tritt die restliche Meute in Aktion und folgt dem Wild mit ihrem charakteristischen Geläut, d.h. dem für Laufhunde typ-ischen, erregten Bellen auf der Spur. Den Hunden folgt die Jagdgesellshaft zu Pferd, und immer wie-der signalisieren die Jagdhörner den Teilnehmern den Verlauf der Jagd, denn mitnichten jeder hat das Glück und Geschick, der Meute auf den Fersen zu folgen. Ist die erste Hundegruppe erschöpft, übernehmen ihre Kollegen aus der zweiten die Verfolgung, und oft "verbraucht" ein Hirsch auch noch die Energie der dritten Meute. Gelingt es dieser, ihn zu stellen, wird das ermüdete Tier geschossen. Gelingt es ihm, die Hunde zu narren und sogar der dritten Gruppe zu entkommen, endet die Jagd- diesmal erfolgreich für den Hirsch

Foxhound Meute. Foto: Torsten Keller

Wem's bei dieser Darstelung gruselt, dem sei versichert, dass man die Jagd mit der Laufhundemeute bei uns guten Gewissens genießen kann, denn in Deutschland werden nur sogenannte Schleppjagden veranstaltet, bei denen die Hunde mit nicht minder leidenschaftlichem Geläut einfach einer langen, komplizierten Kunstfährte folgen. Auch hier wird zu den Hunden geritten, die Jagdröcke und die Signale der Jagdhörner sorgen für Farbtupfer und feierliche Stimmung, nur kommt kein Wildtier zu Tode und den Hunden und Reitern macht's trotzdem Spaß.
Was die Meutejagd auch für den Zuschauer allemal sehenswert macht sind natürlich die Hunde. Ihre sichtbare, ja spürbare Aufregung am Rendezvous ist ansteckend - denn schon die Reise im Transportanhänger, fort vom heimischen Zwinger, sagt ihnen, was Sache ist.
Dann endlich das ersehnte Zeichen, dass sie beginnen dürfen, Nasen am Boden, die langen Ruten zunächst noch bedächtig pendelnd. Dann finden sie die künstliche Fährte, ein euphorisches Lautgeben setzt ein, sie sind ganz und gar in ihrem Element, und falls Hunde die Welt um sich herum vergessen können, dann befinden sich Laufhunde auf der Fährte ganz gewiß in diesem beseligten Zustand. Ihre Konzentration ist enorm; sie wissen, nur diese eine Fährte zählt, mag auch ein verschreckter Hase vor ihnen aufspringen oder anders Wild ihre Route kreuzen. Dran bleiben, heisst die Devise, und was sie dabei an Nasenleistung, Schnelligkeit, Ausdauer und Geschick präsentieren ist grandios.
Eine Meute am Ende der Schleppjagd zu sehen, mit hängenden Zungen, ganz und gar lebendigen Augen, erschöpft zwar, doch mit einer Aura tiefster hundischer Zufriedenheit, wird auch den letzten Zweifler endlich überzeugen, was dem Hund die Befriedigung seiner Jagdpassion bedeutet.

Basset Bleu de Gascogne apportiert. Foto: Torsten Keller

Viele, vor allem die großen Laufhunde, waren auf Beutetiere spezialisiert, die bei uns längst ausgestorben oder nach der Wiedereinbürgerung geschützt sind. In einigen europäischen Ländern ist die Jagd mit der Meute noch möglich, und in ihrer französischen Heimat werden sie in Gruppen mit mindestens fünf Tieren für die Suche und Verfolgung besonders von Hasen, Fuchs, Hirsch und Wildschwein verwendet.
In Deutschland dagegen ist die Wildjagd mit der Meute wie bereits erwähnt verboten, zumal meist auch die räumlichen Voraussetzungen fehlen würden.
Was also tut ein Bleu de Gascogne oder Griffon, ein Bloodhound oder
Beagle heute bei uns, wenn er nicht an Schleppjagden teilnehmen kann? Als spursichere und feinnasige Gehilfen setzt man einige Rassen inzwischen verstärkt als Stöberer und bei der Schweißarbeit ein, d.h. sie folgen der Fährte des verwundeten Wildes oder suchen mit ihrem perfekten Geruchssinn das Kaninchen, den Hasen, die Ente oder den Fasan. Als tüchtige Stöberer apportieren bestimmte Rassen, was sie ihrer Größe entsprechend tragen können und erweisen sich auch in diesem Bereich als äußerst brauchbare Helfer des Jägers.

Oben und rechts:Basset Hound bei der Schweißarbeit. Foto: Carola Hannweg-Kreß


Dank ihres sicheren Spurlauts empfehlen sich die Laufhunde besonders für die Buschierjagd. Hierbei suchen sie gut 25 Meter vor dem Jäger sorgsam das dicht bewachsene Terrain nach Wild ab und treiben es ganz selbständig heraus, so dass der Jäger zum Schuß kommt. Anschließend sucht der Hund das getroffene Stück und apportiert es, auch aus dem Wasser.
Brackieren ist in der Regel natürlich die beliebteste Arbeit der Laufhunde. Bei dieser Jagdweise dürfen sie dem Wild frei auf der frischen Fährte folgen. Haben sie diese gefunden, geben sie unverzüglich Laut, und an dessen Ton und Intensität erkennt der Jäger, welche Beute sein Gehilfe verfolgt und wie nahe er ihr ist.
Abgesehen vom Vorstehen, sind einige Laufhundrassen für sämtliche Aufgaben unseres moderen Jagdbetriebs geeignet. Klar muss allerdings auch sein, dass all jene, die in ihrer Heimat, sei das Frankreich, Großbritannien, Italien usw., nach wie vor für ihre ursprüngliche Aufgabe gezüchtet und eingesetzt werden, sich mit bei der deutschen Brauchbarkeitsprüfung geforderten, disziplinierten Arbeit in einem sehr begrenzten Aktionsradius schwertun werden. Die freie Hetzjagd über Stock und Stein ist nun mal gerade für die hochläufigen Rassen ihre eigentliche Leidenschaft.
 
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