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Jagen mit dem Bracco Italiano
in Colorado/USA

 

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Jagen mit dem Bracco Italiano in Colorado/USA
Von Steve Horn

Noch ein Februartag war übrig. Der Sonnenaufgang versprach aber, dass der Winter seinen Griff um die high plains von Colorado allmählich zu lockern beginnen würde.
Der Konvoi von Wagen, die bis zur Kühlerhaube ins eisige Wasser des Kiowa Creek tauchten, schlitterte das schlammige, jenseitige Ufer in dem mit Kanadischen Pappeln gesäumten Tal wieder hinauf.
Erwartung lag in der Luft.
Vier Bracchi bewegten sich in eifrigem Zickzack vor den fünf Jägern und sieben oder acht Zuschauern; ein Kaleidiskop aus Orange, Weiss, Kastanienbraun, Bernsteingelb und Rötlichgrau.
Falls es irgendwo Konfusion gab, dann nur in den Köpfen der Leute, denn die Hunde waren ganz bei der Sache.

Rick Watson, Erich Bower, Dick Propernick, Matt Rivera
Titelfoto: Bella (Bes. Paul Mcdaniel) und Luigi (Bes. Dick Propernick)

Lucky, Besitzer Steve Horn u.a.

Es hatte keine hundespezifischen Verhaltensweisen zwecks jagdlicher Einstimmung gegeben, kein Schnüffeln, Markieren, Besteigen. Die Hunde waren jetzt vollkommen konzentriert. Pfeifen ertönten und die Bracchi gingen vorwärts, Köpfe gesenkt, Nasenlöcher weit geöffnet.
Das enge Rastermuster das unser Führer vom Kiowa Creek Sporting Club uns gehen liess, gab den Fasanen und Rebhühnern wenig Chancen, unentdeckt zu bleiben.
"Hund steht vor", rief jemand über die höfliche Konversation hinweg, die wie selbstverständlich aufkommt, wenn ein Dutzend Personen mit einem gemeinsamen Interesse sich irgendwo versammelt.
Menschen und Hunde erstarrten als der Besitzer des Bracco voran ging, um den Vogel hochzumachen.
Es war wie im Lehrbuch, die Anfangsszene eines Trainings Videos. Gewehrhähne und- sicherungen klickten, Vögel flogen auf und Herzen schlugen heftiger als die Gewehre angelegt wurden. Lob gab es für beide, Jäger und Hund, wenn sie erfolgreich waren, aber niemand sagte etwas, wenn der Vogel ungeschoren davon kam; Gentlemen Sitten eben.

Oben und unten: Luigi

Bella und Besitzer Paul Mcdaniel

Luigi

Das Apportieren ging allerdings ein bisschen weniger diszipliniert vonstatten, da die Hunde unsicher waren, wessen Besitzer den Vogel geschossen hatte. Bring und dann lass die Menschen es allein klären, schien ihr Motto.
Luigi, ein unkastrierter Rüde, der dem Jagdorganisator Dick Propernick gehörte, bewies wirklich beeindruckende Kraft und Ausdauer. Gross und muskolös wie er war, arbeitete er wie eine Dampfmaschine; er hielt nie an. Bombenfestes Vorstehen und ein Ausdruck der absoluten Entschlossenheit bestimmten sein Verhalten, das den Respekt der Anwesenden erntete.
Er war es auch, der ein Lächeln auf alle Gesichter brachte, als er sich bei einer Gelegenheit nach dem Vorstehen u-förmig zurück bewegte, um die Aufmerksamkeit auf den Vogel zu lenken, der hinter ihm sass. Wie eine gewundene, starre Statue stand er da, und seine Pose erinnerte uns daran, wieso wir hinter solchen Hunden jagen.

Bella und Luigi

Bella

Bella

Manche Hunde lassen einen dahin schmelzen. So wie Paul McDaniels Bracco Mirabella. Ihr Cover Girl Gesicht zwang den Betrachter, zweimal hinschauen und warf die Frage auf: “What’s a nice girl like you doing in place like this?” Aber Belle war mehr als nur ein hübsches Gesicht, weit mehr! Sie zeigte den ganzen Morgen was in ihr steckte, arbeitete sich unermüdlich durch die dichte Vegetation, immer ein Auge auf Paul haltend. Festes Vorstehen und stolzes Bringen unterbrochen durch wirkungsvolles Suchen in der genau richtigen Distanz schienen irgendwie nicht zu ihr zu passen, so als wäre sie eine Finalistin beim Schönheitswettbewerb für kleine Mädchen, und dann kommt beim Präsentieren der besonderen Talente heraus, dass sie Hammerwerferin ist.
Klassisches Vorstehen auf drei Läufen, mit einer Rutenhaltung wie nur wenige Bracchi sie zeigen, zog die Aufmerksamkeit auf Cora, deren Besitzer, Erich und Sally Bower, sehr stolz auf sie waren. Am erstaunlichsten war freilich die Tatsache, dass Cora noch eine Junghündin im ersten Lebensjahr war. Sie erschien oft wie ein heller Fleck aus Gelenken und Sehnen, wenn sie nach Art der erwachsenen Hunde von Witterung zu Witterung rannte und vorsichtshalber jede anzeigte. Ihre kurze Rute, die sie bei jedem stilsicheren Vorstehen hoch trug, deutet auf eine strahlende Zukunft hin. Coras Energie und Enthusiasmus für die Jagd steckte Jäger und Hunde gleichermaßen an, und ihre lächelnden Augen samt einem Maulvoll Vogel versüssten Jedermann den Tag.

Lucky mit Besitzer Steve Horn

Lucky

Lucello, alias Lucky, repräsentierte mit seiner kastanienbraun-weissen Färbung den lombardischen Typ des Bracco, ein Novum zwischen den anwesenden weiss-orangenen Piemontesern. Obwohl er noch nie mit anderen Hunden gemeinsam gejagt hatte, blieb Lucky erstaunlich gelassen in ihrer Präsenz und am Ende des Jagdtages sekundierte er sogar den anderen Hunden, was die Gelehrigkeit der Rasse einmal mehr demonstriert. Ein Highlight unter mehreren festen Vorstehaktionen und Bringleistungen war seine Reaktion auf das Kommando "Go Easy,” nachdem er einen Fasan vorgestanden hatte, der sich zu Fuss davon machte. Lucky schlich gleichsam auf Zehenspitzen zu dem raffinierten Vögel, stand vor, machte hoch und es folgte - ein spektakulärer Fehlschuss.
Die Jagd mit den örtlichen Mitgliedern des Bracco Italiano Club of America und ihren Hunden war eine wunderbare Gelegenheit, Leute zu treffen, die Rasse bei dem zu sehen, was sie am besten kann und einen angenehmen Tag auf den Feldern zu verbringen. Vielen Dank an Dick Propernick der Zeit und Energie für die Vorbereitungen geopfert hat. Sein Einsatz für die Rasse und den Club ist sehr willkommen.

Bella mit Besitzer Paul Mcdaniel

Alle Fotos: Danny Barton
Text (c) Steve Horn 2010

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