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Laufhunde - Meutehunde - Bracken



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Einführung
Von Sabine Middelhaufe

Viele Laufhunde rufen beim Betrachter als ganz spontane Reaktion erst einmal den Gedanken hervor "Ist das ein schöner Hund!"
Allerdings ist die angemessene, dem Hund gegenüber faire Haltung fast aller Rassen dieser Gruppe für den Laien fast unmöglich. (Zu den Ausnahmen kommen wir gleich.) Das liegt nicht etwa an ihrem Charakter, denn sie sind ruhige, unaufdringliche Mitbewohner im Haus, zurückhaltend gegenüber Fremden und meist ausgesprochen verträglich mit Artgenossen.
Was ihre Haltung hingegen zum Problem machen kann ist ihre einseitige Interessenslage. Laufhunde wollen nämlich in der Regel nur das Eine: Jagen, jagen, jagen. Was nicht verwundert, schließlich sind sie jahrhundertelang für diesen und nur diesen Zweck selektiert worden.
Nun sagen Sie vielleicht: Das gilt doch auch für die Deutschen Vorstehhunde, und die kann man notfalls trotzdem als Jagdbegleithund einsetzen, man denke nur an den Kleinen Münsterländer! Stimmt. Nur dass Laufhunde genau genommen nicht einfach Jagdhunde sind, sondern Jagende Hunde, und genau da liegt der Hase begraben.

Poitevin. Foto: Gülden

Der "normale" Jagdhund arbeitet sehr eng mit dem Menschen zusammen, hält von sich aus den Kontakt mit dem Zweibeiner, und verläßt er beim praktischen Einsatz einen bestimmten, für die Jagd erforderlichen Radius, sagt man "er geht aus der Hand", und das mag der Waidmann überhaupt nicht gern, denn ein Hund, der zwei Kilometer entfernt diensteifrig den Fasan vorsteht, nützt ihm herzlich wenig.
Im Gegensatz dazu gilt für die Jagenden Hunde die Devise: Spur aufnehmen und dann dranbleiben, kilometerweit und stundenlang.
Den Laufhunden dabei getreulich zu folgen ist Aufgabe der Hundeführer. Nicht zufällig bediente man sich deshalb bei dieser Art der Jagd früher des Pferdes als Transportmittel. Heute geht's, so weit möglich, mit dem Geländewagen hinterher, die Schützen sind mit Mini-Mikrofonen und Knöpfen im Ohr ausgestattet, und die Hunde (zumindest hier in Italien) tragen Glöckchen am Halsband, damit man ihren Verbleib auch feststellen kann, wenn sie über lange Strecken ohne Spurlaut voraneilen.

Ariégeois. Foto: Sabine Middelhaufe

Laufhunde tun also genau das, was die anderen Jagdhunde gerade nicht machen sollen: stundenlang unter eigener Regie zu jagen.
Klar, daß die Haltung eines Vierbeiners mit derart akzentuiertem Jagdtrieb in deutschen Landen kaum empfehlenswert ist. Nicht nur bekämen Sie Ihren Hund beim "gemeinsamen Spaziergang" u.U. ziemlich selten überhaupt zu Gesicht; mit befahrenen Straßen allüberall hat er auch gute Aussichten unter die Räder zu geraten, denn einmal auf einer heißen Spur blendet er andere Reize (und Gefahren) weitgehend aus. Jagdpächter dulden so einen Störenfried in ihrem Revier sicherlich auch nicht lange, zumal der Laufhund tatsächlich eine Gefahr für das Wild sein kann. Vielleicht ist ein Einzelner nicht so töricht, sich mit dem gestellten Wild
schwein anzulegen, aber den unerfahrenen Hasen oder Fuchs und das panische Kitz bringt er möglicherweise im Alleingang um…
Doch selbst wenn Sie das enorme Glück hätten, in einer Region zu leben, wo Ihr Laufhund weder Schaden anrichten, noch selbst zu Schaden kommen kann, ist seine Haltung nicht ganz einfach. Irgendwie müssten Sie Ihren Freund ja sinnvoll beschäftigen und ihm ausreichend Bewegung verschaffen.
Nach 15 Jahren eigener Laufhundehaltung muß ich sagen, daß ich längst aufgegeben habe zu ergründen, woher diese Tiere ihre Energie nehmen. Wo der normale Hund nach drei Stunden abwechslungsreicher, morgendlicher Expedition in Wald und Feld ganz zufrieden damit ist, erst mal ins Heim erster Ordnung zurückzukehren, gab mir mein Foxhound-Petit Bleu Mix Jonas (und ebenso seine Gattin und die gemeinsamen Welpen), stets die frustrierende Gewißheit, sich eigentlich gerade erst richtig schön warmgelaufen zu haben, und ich mußte seinetwegen noch ein Stündchen Ausgang anhängen, oder auch zwei…

Foxhounds. Foto: T. Keller

Lauftraining neben dem Fahrrad ist für diese Vierbeiner, sobald körperlich voll ausgereift, also schon mal eine notwendige Ergänzung zu den täglichen Freilauf-Ausflügen in die Natur, wobei man allerdings bedenken muss, dass der Laufhund nicht etwa möglichst schnell von Punkt A zu Punkt B gelangen will, sondern dabei das Terrain geruchlich untersuchen möchte. Radfahren dient also in erster Linie seiner Kondition; besonders viel Spass wird er daran aber nicht finden.
Und selbstredend sind Jagdersatzübungen Pflicht. Apportieren ist nicht gerade ihre Lieblingsaufgabe, und einfache Schleppen sind sie schnell leid. Um ihre geniale Nase zu fordern müssen Sie ihnen folglich Kunstfährten
legen, je länger und älter desto besser, und dem Vierbeiner wenigstens einmal pro Woche die Befriedigung verschaffen, ein richtig schwieriges Geruchsrätsel lösen zu können.
Sie sehen, so genügsam Laufhunde in anderer Hinsicht sind, sie stellen echte Forderungen in puncto Bewegung und sinnvoller Beschäftigung, weshalb die Haltung für den Laien eigentlich tabu sein sollte..
Wie eingangs angedeutet gibt es auch kleine Laufhunde und ein paar wenige nicht ganz so jagdbesessene großwüchsige Rassen.
Da mir diesbezüglich die persönliche Erfahrung fehlt, kann ich hier nur die Einschätzung ihrer Halter bzw. Züchter wiedergeben.
Demnach eignen sich z.B. Basset Hound, Basset Bleu de Gascogne, Otterhound und Bloodhound recht gut für die Haltung als Jagdbegleithund. Wohlgemerkt sind auch sie keine Stubenhocker, denen ein Stündchen im Stadtpark schon zu mühsam ist!

Basset Hound Welpe . Foto: C. Hannweg-Kreß:

Beim Begriff Laufhund denkt man meist spontan an den Foxhound oder die frz. Rassen. Dabei pflegten früher viele europäische Länder eigene Laufhundrassen; auch Deutschland, nur hießen und heißen sie bei uns Bracken und sind im Laufe des 20. Jh. weitgehend verschwunden, weil moderne jagdliche Gegebenheiten ihren Einsatz unmöglich machten.
Um in Deutschland Laufhunde in Aktion zu sehen, muß man wohl einer Schleppjagd beiwohnen. Dabei verfolgt eine Meute aus rund 30 Foxhounds, Beagles, Bloodhounds oder Anglo-Francais-Tricolore eine Kunstfährte über Stock und Stein, die "Schleppjäger" zu Pferde hinterdrein, und ich kann
Ihnen versichern, daß es ein Erlebnis der ganz besonderen Art ist, dieser Arbeit zuzuschauen!
(Natürlich kommt dabei kein Wildtier zu Schaden, denn wenn das Ganze auch bisweilen "Fuchsjagd" heißt, verfolgt die Meute doch kein Tier sondern eben nur die vorher angelegte Kunstfährte.)
Nicht weniger interessant aber entschieden stiller geht es bei Schweißprüfungen zu.
Deutsche Vereine, die sich der Pflege und Zucht bestimmter Laufhundrassen widmen, veranstalten solche Prüfungen, bei denen
die jeweilige Rasse mit ihren jagdlichen Anlagen glänzen kann.
Sollten Sie sich ernstlich für Laufhunde interessieren, können Sie als bloßer Besucher bei Schleppjagd und Schweißprüfung schon einiges über diese Tiere, ihre Besonderheiten und Ansprüche lernen.
 
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