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Jagd & Jäger in Italien


Woman Power bei der Wildschweinjagd

 

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Woman Power bei der Wildschweinjagd - Interview mit Michela Poggi
Von Sabine Middelhaufe

Die Schwarzwildjagd wird in Italien traditionell von speziellen Saujäger Gruppen durchgeführt, die laut Gesetz 25-60 Mitglieder umfassen können. Ihre Betreuung, Organisation und verwaltungstechnische Vertretung gegenüber den diversen Behörden ist Aufgabe ihres Leiters, des capo squadra, und seines Stellvertreters. Frauen in dieser Position zu finden ist bisher noch die Ausnahme; Michela Poggi ist so eine "Ausnahmefrau".
In der norditalienischen Provinz Pavia sind, wie in allen Provinzen, mehrere grosse Jagdbezirke, die sog. ATC (Ambito Territoriale di Caccia) festgelegt, in denen jeder Jagdscheininhaber mit gültiger Erlaubnis waidwerken darf. Die Gemeinden innerhalb jedes ATC verfügen aber jeweils noch über spezielle Zonen für die Wildschweinjagd, die ausschliesslich von den lokalen Jagdgemeinschaften durchgeführt werden darf.
Als im Jahr 2000 die Position des stellvertretenden Leiters ihrer Gruppe vakant wurde, absolvierte Michela Poggi den notwendigen Spezialisierungskurs, dessen Schwerpunkt in Theorie und Praxis der diversen Methoden der Wildschweinjagd, Sicherheit und genaue Kenntnis der Jagdgesetze liegt, und ist nun seit 13 Jahren im Amt. Was genau beinhaltet dieses Amt?

Michela Poggi.

Michela: Die Funktion der stellvertretenden Gruppenleiterin besteht, wie in vielen anderen Arbeitsbereichen auch, ganz allgemein gesagt natürlich darin, den Leiter in allem zu unterstützen, was das Management der Jagd, der Jägerschaft und unserer eingetragenen Mitglieder betrifft.
Während der Jagdsaison muss ich bei Abwesenheit des "Chefs" persönlich seine verschiedenen Aufgaben erfüllen, also zum Beispiel gemeinsam mit den Hundeführern den genauen Ort bestimmen, an dem die Jagd dieses Tages beginnen soll; den Schützen ihre Anstände zuweisen und überprüfen, dass ihre Sicherheit gewährleistet ist; alle Teilnehmer dieser Jagd namentlich in dem erforderlichen Formular auflisten, das dann für eventuelle Kontrollen an die Provinzbehörde weitergeleitet werden muss; Bergung der erlegten Stücke, die an den Fersen sofort mit den nummerierten Metallmanschetten zu kennzeichnen sind, die uns die Behörde zu Beginn der Saison zuteilt; nach Jagdende das Verfassen des Tagesprotokolls, in dem u.a. Geschlecht und Anzahl der zur Strecke gebrachten Stücke festgehalten wird, Weiterleiten dieses Protokolls an die Provinz- und Gesundheitsbehörde sowie an die Verwaltung des Jagdbezirks.
Wichtig ist natürlich die rasche Versorgung des erlegten Wildes, deshalb trifft sich unsere ganze Truppe, wenn die Jagd des Tages abgeschlossen ist, bei uns zuhause. Einige Jäger bereiten hier Essen und Trinken für alle vor, während andere, darunter auch ich, sich um die Sauen kümmern.
Wir haben in einem ehemaligen Stallgebäude, ausser dem Büro unserer
squadra, einen Kühlraum und einen speziellen Raum zum Zerlegen des Fleisches eingerichtet, aber zuallererst müssen die Schweine vermessen, gewogen und auf eventuelle Anomalien untersucht werden. Das erklärt auch, wieso ich dabei sein muss, ich bin nämlich seit Absolvierung eines speziellen Kurses die Biometrikerin unserer Gruppe. Später erledigen wir zu viert oder fünft das eigentliche Zerlegen des Fleisches in gleich grosse Portionen für jeden Teilnehmer der Jagd.
Ausserhalb der Jagdsaison gilt es, Gruppentreffen zu organisieren, bei denen wir Projekte planen wie zum Beispiel die Säuberung und Instandhaltung der Wald- und Feldwege, die für unsere Geländewagen befahrbar bleiben müssen, und der kleinen Pfade, die uns zu Fuß in die ansonsten unzugänglichen Waldabschnitte bringen.
Dies sind nur einige der Aufgaben, die wir erfüllen, aber die wichtigste ist natürlich stets die, jede Jagd so zu organisieren, dass die Sicherheit von Jägern und Dritten gewährleistet ist.

Das Jagdgebiet ist vorwiegend schwer zugänglicher Bergwald.

Achtung! Wildschweinjagd im Gange!

Warum Sicherheit ganz groß geschrieben wird ist klar: die Schützen verwenden bei einer Saujagd Flinten vom Kaliber 12, 16 oder 20 mit slugs (Brennekes) sowie Büchsen mit einem Kaliber von mindestens 7 mm, deren Projektile noch auf eine Distanz von 1-2 km tödlich sein könnten, obwohl der verantwortungsbewusste Jäger sie in der Regel nicht auf ein Stück anlegen wird, das weiter als 80 - 100 m entfernt ist.
Ausserdem besteht das Wildschweinjagdgebiet in Michela Poggis Gemeinde fast ausschliesslich aus teils recht steilem Hügelland, das sich aus schwer zugänglichem Mischwald, durchsetzt von Unterholz, Ginster,- Wacholder,- Wildrosen- und Brombeerdickichten zusammensetzt und nur in geringem Umfang aus kleinen Heuwiesen und anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen, die freilich überall durch Hecken und schmale Waldstreifen voneinander abgegrenzt sind. Diese Umweltfaktoren machen die Jagd einerseits oft sehr beschwerlich und verlangen andererseits von den Schützen jederzeit höchste Aufmerksamkeit, um im Bedarfsfalle einen sicheren Schuss abgeben zu können
Wildschweinjagd ist, anders als die Federwildjagd mit Vorstehhunden, noch heute ganz eindeutig eine Domäne der Männer, um genauer zu sein der Männer um die 70, denn eine Erhebung von 2009 stellte fest, dass dies das Durchschnittsalter des italienischen Waidmanns ist.
Kommt hinzu, dass die Mitglieder einer Saujagdgemeinschaften aus der selben Gemeinde stammen, sich also ein Leben lang kennen und es befremdlichen finden könnten, wenn sich eine junge Frau als 23 Jährige nicht nur als aktive Jägerin zu ihnen gesellt, sondern mit knapp 27 Lenzen dann sogar alle nötigen Qualifikationen erwirbt, um ihnen als Vize-Chefin nun "Ordern" zu erteilen. Wie also haben die Herren reagiert, als Michela, die erste und bisher einzige Frau in ihrer gegenwärtig 33 Kopf starken Gruppe, deren stellvertretende Leiterin wurde?

Die Wildschweinjagd ist in Italien noch heute eine eindeutig männliche Domäne.

Michela: In meinem Falle, und ich glaube das gilt auch für andere Frauen, kann ich vor allem sagen: Es ist nicht immer einfach...! Manche Jäger haben mich von Anfang an akzeptiert, mir sogar geholfen, mich in der Jagdwelt zurecht zu finden, sie haben mich aktiv unterstützt, mich eine Menge gelehrt und tun das noch heute. Zu vielen von ihnen ist im Laufe der Zeit eine echte Freundschaft entstanden, die weit über das Thema Jagd hinaus reicht. Sie respektieren mich als Frau und als "Chefin" wenn ich diese Funktion gerade erfüllen muss.
Andere versuchen das zumindest, denn obwohl es ihnen sichtlich schwer fällt, meine Anweisungen zu befolgen, sehen sie ein, dass ich meine Aufgabe gut zu erfüllen weiss, die Jagdgesetze und Regeln kenne und mich stets daran halte.
Und dann gibt es natürlich die echten Machos, die seit jeher demonstriert haben, dass sie mich nicht akzeptieren, nie akzeptieren werden und erst recht keine "Befehle" von mir entgegen nehmen. Diese Herrschaften versuchen ganz bewusst, Uneinigkeit in unsere Gruppe zu bringen, hören mir nicht zu und versuchen oft genug, mich regelrecht zu sabotieren. Ich nehme an, weil ich Frau bin, aber vielleicht spielt auch Neid, Boshaftigkeit oder schlichtweg reine Ignoranz mit.
Früher ging mir das alles sehr an die Nieren; inzwischen habe ich gelernt, sozusagen über den Dingen zu
stehen, und das ist eine sehr zufriedenstellende Art der "Rache", denn ich sehe, dass diese Leute immer gemeiner werden und es nun ihnen an die Nieren geht, dass sie mich damit nicht mehr verletzen können.
Um eine Gruppe zu leiten muss man lernen, mit vielen sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten klar zu kommen, und eine gewisse Mentalität einfach zu bedauern, statt sich davon fertig machen zu lassen, ist, glaube ich, ein ganz intelligenter Ansatz. Heutzutage sage ich mir: Wer mich nicht will, verdient mich nicht.

Waidmanns Heil dank Fachkenntnis.

Wildschweine richten das ganze Jahr über zunehmend mehr Schäden an, nicht nur in den Getreidefeldern, Heuwiesen, Kartoffelfeldern und Gemüsegärten am Rande der kleinen Weiler, sondern auch in den lokalen Weinbauflächen und den Wiesen für die Heugewinnung weit ab der Dörfer.
Im Bezirk 5, der Michelas Jagdgebiet einschliesst, wurden im Jahr 2010 gut 39% aller Wildschäden mit Ersatzanspruch von Sauen verursacht; 24 % gingen hier auf das Konto der Hasen und 20% auf jenes der Rehe. Im Nachbarbezirk sah die Verteilung auf Grund einer ganz anderen Topografie, Vegetation und landwirtschaftlichen Nutzung des Territoriums übrigens völlig anders aus: dort waren Wildschweine bereits für 61% der Schäden verantwortlich, während Krähen und Elstern mit 16 % den zweiten Rang belegten, gefolgt vom Hasen mit 11% und Rehwild mit gerade mal 1 % überhaupt nicht zu Buche schlug.
Besser als Schäden zu bezahlen ist allemal, sie einzudämmen. Höhere Abschussquoten sind dabei ein Mittel - freilich gar nicht immer so einfach zu erfüllen.
Der Bezirk 5 umfasst 28 Gemeinden mit insgesamt 16 Saujagdgemeinschaften. Im Jahr 2008 zum Beispiel gelang es diesen, rund 600 Wildschweine zur Strecke zu bringen. Entschieden zu wenig, um die schnell wachsende Population der Schwarzkittel spürbar zu reduzieren. Deshalb gab die Verwaltung dieses Jagdbezirks 2010 von den 2828 gezählten Stücken fast die Hälfte zum Abschuss frei; faktisch wurde diese hohe Entnahme allerdings nicht erreicht.
Weitere Massnahmen zur Schadensreduzierung sind Schutz der Anbauflächen einerseits und Anlegen von Wildäckern andererseits. Und bei Letzterem ist vor allem Menschenkenntnis und soziale Kompetenz gefragt, denn mag die Verwaltung des Jagdbezirks auch die Bezahlung übernehmen - wenn die lokale Bevölkerung desinteressiert abwinkt, kommt eben nichts in Bewegung.

Wildschweine haben ihre Spuren in einer Heuwiesen hinterlassen.

Als jemand, der in der 400 Seelen umfassenden Gemeinde aufgewachsen ist, kennt Michela natürlich all jene, die kleine Streifen Land besitzen, jedoch in den letzten rund 10 Jahren immer weniger bebaut haben, weil sich gerade die Heugewinnung in den kargen, steilen Bergen einfach nicht mehr rentiert. Beim freundschaftlichen Gespräch mit den Eigentümern gelingt es ihr und ihrem Mann, dem "Chef" der Gruppe, oft genug, sie davon zu überzeugen, solche geeigneten Flächen als Wildäcker zur Verfügung zu stellen. Das heisst, statt tatenlos zuzuschauen, wie Hundsrosen und Wacholder die einstigen Wiesen innerhalb weniger Jahre in eine undurchdringliche Wildnis verwandeln, säen die Landbesitzer einmal im Jahr Futterpflanzen an, die auch von den Sauen gern angenommen werden. Dadurch bleibt die Fläche kultiviert, der Bauer hat keine weitere Arbeit damit, das Wild hat schnell heraus, wo es ungestört und reichlich zu fressen findet und meidet mehr die in Dorfnähe befindlichen Gärten und Felder, die mit Stromzäunen und dergleichen geschützt sind.
Klar, dass solche Wildäcker ihren Besitzern, neben der eigentlichen Bezahlung auch reichlich Wildschweinfleisch für den heimischen Tisch garantieren. Und selbst wer nichts vom Braten abbekommt sieht im Jäger zumeist eher den Freund und Helfer, der entschieden dazu beiträgt, dass sein mühsam angebautes Gemüse eben nicht von Schweinen zerstört oder gefressen wird.
Wie sieht es hingegen mit Jagdgegnern in Michelas Gebiet aus?

Für die Dorfbewohner bedeutet Saujagd vor allem Schutz ihrer kleinen Gemüse- und Kartoffelfelder am Ortsrand.

Michela: Hier bei uns passiert es sehr selten, dass jemand ganz bewusst die Jagdausübung behindert. Es ist schon mal vorgekommen und wird vermutlich irgendwann wieder geschehen, allerdings sind es nicht die Einheimischen, die so etwas tun, ganz im Gegenteil. Es handelt sich immer um auswärtige Tier- und Umweltschützer dieser oder jener Couleur, Leute, die ziemlich fanatisch sind und dabei sehr unklare, auf Unkenntnis beruhende Konzepte haben.
Ich für mein Teil bevorzuge Menschen, ob Jäger oder Nichtjäger, die Respekt haben, mit mir in Harmonie und Ruhe ihren Standpunkt diskutieren und den meinen anhören. Ich unterhalte mich oft und gern über die Jagd mit Mitgliedern nicht nur unserer, sondern auch anderer Gruppen und mit Personen, die eine ganz andere Jagdart praktizieren. Es ist angenehm und sehr befriedigend sich mit vielen unterschiedlichen Menschen auszutauschen, die eben nicht nur zum kleinen Kreis der direkten Jagdgenossen gehören. Für mich ist so ein Dialog Ausdruck von Anerkennung und Wertschätzung, auch wenn man durchaus nicht immer der selben Meinung ist. Mit Jagdgegnern ist so ein Gespräch leider nicht möglich, denn für sie ist der Jäger automatisch der Feind.

Die Jagdausübung ist in Italien in vieler Hinsicht stark reglementiert. Für die Schwarzwildjägergemeinschaften ist die Zahl der Mitglieder auf mindestens 25 und höchstens 60 festgelegt; bei jeder Jagd muss ein Minimum von 15 Jägern präsent sein. Die Registrierung in einer squadra bedeutet ferner, dass man ausschliesslich mit dieser einen Gruppe Sauen jagen und an den für die Wildschweinjagd vorgesehenen Tagen keine andere Form der Jagd ausüben darf.
In der Provinz Pavia beginnt das Jagdjahr für Michelas Gruppe Anfang Oktober und endet am letzten Jagdtag im Dezember. Doch faktisch dürfen sie nur an zwei Tagen in der Woche hinaus, nämlich am Mittwoch und alternierend jeden Samstag oder Sonntag, und spätestens eine Stunde nach Sonnenuntergang muss jegliche Aktivität ruhen.
Rechnet man das einmal um, stehen der squadra etwa 24 Jagdtage zur Verfügung, die Hälfte davon, wenn nicht mehr, normale Arbeitstage.
Das hat natürlich Konsequenzen, denn wer weder Rentner, Kleinbauer noch Selbständiger ist, kann schwerlich jeden Mittwoch seinem Arbeitsplatz fern bleiben. Entsprechend ist die Gruppe an diesem Tag erheblich kleiner und das Jagdgeschehen muss anders organisiert werden als am Wochenende. Spätestens wenn sich der Goldene Oktober verabschiedet, beginnt obendrein die Schlechtwetterphase mit anhaltenden Regenfällen, dichtem Nebel, Frost und wenn die Wettergötter besonders überlaunig sind, fällt Anfang November schon der erste Schnee. Da fragt man sich unweigerlich, ob die Jagdpassion und die Strecke all die Mühen, Kosten und unvermeidlichen Diskussionen mit den Arbeitskollegen wirklich wettmachen.

Die Saujagdsaison fällt mitten in die herbstliche Schlechtwetterphase.

Michela: In einer guten Jagdsaison, wie wir sie 2012 hatten, konnten wir 55 Sauen zur Strecke bringen, aber es gibt viele Jahre, in denen wesentlich weniger Stücke erlegt werden.
Damit wird sicher schon deutlich, dass die Jagd für mich, und ebenso für die anderen Mitglieder unserer Gruppe, kein Geschäft ist, keine Aktivität an der wir irgendetwas verdienen wollen. Die geschossenen Schweine werden nie verkauft, sondern das Fleisch unter den Teilnehmern der Jagd des jeweiligen Tages aufgeteilt, so dass jeder etwas davon abbekommt. Mir geht es wirklich um die reine Freude an der Jagd an sich und die damit verbundene Möglichkeit, mit Freunden draussen in der Natur zu sein. Wenn wir an einem Tag etwas erlegen, fein, wenn nicht, auch gut, und kein Grund zur Enttäuschung.
Es stimmt leider, dass es für mich oft problematisch ist, den Mittwoch und Samstag frei zu bekommen, denn nicht alle Arbeitskollegen, und erst recht nicht der Chef, können die Sache mit der Jagd so ganz nachvollziehen, und so muss ich eben viele Urlaubstage opfern.
Welche Ausgaben das Jagen letztlich bereitet ist sicher von Person zu Person sehr verschieden, denn es hängt ja stark davon ab, wie viel Geld man für Kleidung, Zubehör, Munition, Sprit für den Jeep, Gebühren usw. ausgibt. Bezogen auf unsere Gruppe und mich geben wir im Durchschnitt wohl jeder 1000 Euro und mehr pro Jahr aus.
Anfangs kommen natürlich auch noch die Anschaffungskosten für die Waffen hinzu. Ich zum Beispiel besitze sechs Gewehre, denn früher hatte ich auch noch die Zeit, mit unseren English Settern auf Federwild zu jagen. Mittlerweile gehe ich nur noch auf Saujagd und benutze dabei die Waffen, mit denen ich mich am wohlsten fühle, nämlich meine Büchse, eine Remington Kaliber .30-06, und die 12 Kaliber Flinte von Fabarm.

Wildschweinjagd ist anstrengend und stets mit abenteuerlichen Geländefahrten verbunden.

Schwarzwild wird von den Jägergruppen ohne menschliche Treiber, nur mit der Hundemeute gejagt, die beim praktischen Einsatz ein Maximum von 15 Tieren umfassen darf. Besonders geschätzt sind Rassen wie Segugio Maremmano, Griffon Bleu de Gascogne, Ariègeois, Jura Laufhund, Dachsbracke und Istrianischer Laufhund, aber auch viele Mischlinge leisten hervorragende Arbeit.
Wer ist in Michelas squadra für die Unterbringung, tägliche Versorgung und Vorbereitung der Hunde auf die Jagd zuständig?

Michela: Unsere Jagdgemeinschaft hält zwei Hundegruppen. Die eine besteht aus 10 Tieren, - Franzosen, Maremmani, Istrianer und Mischlinge - die in einer grossen Zwingeranlage bei uns untergebracht sind und von meinem Schwiegervater, der ja selbst seit Jahrzehnten zur squadra gehört, meiner Tochter und am Wochenende von mir und meinem Mann versorgt und betreut werden.
Ausserhalb der Jagdsaison kümmern mein Mann und ich uns gemeinsam mit den Hundeführern um Training und Ausbildung.
Die zweite, etwas kleinere Gruppe, die auch Alpenländische Dachsbracken enthält, gehört einem unserer Mitglieder, wird bei Bedarf aber selbstverständlich auf unseren gemeinschaftlichen Jagden eingesetzt.

Segugio Maremmano im Dienst.

Michelas Vater war selbst sein Leben lang passionierter Jäger, aber obwohl er ihr die Begeisterung für Waidwerk und Jagdhunde vermittelte, nahm er sie nie mit hinaus zur Jagd, denn das sei "nichts für kleine Mädchen und auch zu gefährlich".
Susanna, Michelas eigene Tochter ist inzwischen 16, seit der frühen Kindheit verrückt nach Hunden, mit denen sie übrigens besser umzugehen weiss als mancher betagte Grünrock, ist an den Anblick von geschossenem Wild gewöhnt und natürlich daran, dass Mutter, Vater und Großvater in der Saison keine Gelegenheit versäumen, jagen zu gehen. Selbstverständlich darf sie sie seit langem begleiten. Hat sie echtes Interesse an der Jagd und die Absicht, später selbst den Jagdschein zu erwerben?

Michela: Susanna zeigt jetzt schon die Begeisterung ihrer Eltern und Großväter und wird mit 18 sicher den Jagdschein machen, um in unsere Fußstapfen zu treten. Bisweilen begleitet sie mich ja zur Jagd und für mich ist das eine echte Befriedigung.
Ich hoffe sehr, dass es mir gelingt, ihr ein Konzept der Jagd zu vermitteln, so wie ich es von meinem eigenen Ausbilder gelernt habe, nämlich Jagd, ganz gleich welcher Art, nie als Sport zu betrachten, sondern als eine Kunst, die mit der angemessenen Ethik praktiziert werden muss. Das heisst auch, umfassendes Wissen der Natur zu haben die uns umgibt, denn Jagd beruht auf Respekt, nicht auf Zerstörung. Wenn der Jäger es versteht, dem Naturkreislauf auf die richtige Art und Weise Wild zu entnehmen, versteht er es auch, Natur und Wild zu erhalten, zu schützen. Hätten gewisse Tier- und Umweltschützer diese Einsicht und Kenntnis der Natur, würden sie im Jäger vielleicht nicht den monströsen Killer sehen
.

Sommersichtung: Bache gefolgt von
...... einem höchst neugierigen Frischling.

Text (c) 2013
Bei diesem Text handelt es sich um eine überarbeitete, erweiterte Version des Originalinterviews.

Fotos: 2, 6 Michela Poggi, alle übrigen: Sabine Middelhaufe

 

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