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Ein Jagdtag mit dem Drever in Finnland


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Ein Jagdtag mit dem Drever in Finnland
Von Reino Toivanen

Der Wecker klingelt um 6.00 Uhr früh.
Es ist noch ganz dunkel draussen, aber ich stehe trotzdem auf und beginne, Kaffee zu kochen.
Wo kann ich heute jagen gehen, überlege ich unterdessen. Und vor allem, wo sind jetzt wohl die zwei Wolfsrudel, die hier herum wandern? Ich sollte erst einmal mit dem Koordinator telefonieren und nachfragen. Da ja beinahe in jeder Gruppe ein Tier mit GPS-Halsband ausgestattet wurde, ist es möglich, etwas über die Position der Wölfe zu erfahren.
Ich rufe also an und bin anschliessend halbwegs beruhigt. Okay, die eine Gruppe mit 4 Wölfen ist jetzt 60 km von meinem Standort entfernt, die andere mit 7 Tieren leider nur 40 km. Wollen hoffen, dass wir die heute nicht treffen...
In jedem Fall will ich sehr vorsichtig sein und ganz nahe beim Haus bleiben.
Ich lege meiner jungen Drever Hündin Hanna also ihr GPS-Halsband um und spaziere mit Hund an der Leine im 20 cm hohen Schnee zum Wald, etwa zwei Kilometer vom Haus entfernt.

Da sehe ich auch schon die ersten Schneehasenspuren! Ich schnall die Hündin, Hanna läuft sofort nach links, auf der Suche nach den Hasen, und ich setze mich auf den Rucksack, denn im Moment kann ich nur abwarten.
Nach 5 Minuten gucke ich auf die Landkarte in meinem Handy, zu dem das GPS Halsband sendet, und sehe, dass Hanna 200 Meter links von mir ganz lautlos kleine Suchkreise zieht. Okay, bald wird der Hase hoch sein, denke ich, weil ich schon gelernt habe, der jungen Hündin zu vertrauen.
Und UIUIUI...AIAIJAI! Hase und Hund haben Eile! Ich freue mich, denn das ging ja schnell, etwa 10 Minuten hat Hanna nur gebraucht, den Hasen zu finden.
Die Jagd entfernt sich jetzt von mir. Aber ich schaue wieder den GPS Empfänger an und denke, dass dies ein guter Platz ist, den zurückkehrenden Hasen abzuwarten und bleibe also hier.

Aber dann, nach 15 Minuten Jagd, STOP, ganz plötzlich! Kein Laut mehr!
Na, Hanna wird das schon klar kriegen und die Suche wird weitergehen.
Irrtum! Sehr eilig kommt die Hündin zu mir zurück und ist wie unter Schock!
Ich leine sie an und wir gehen Richtung der Stelle, wo die Jagd so plötzlich aufhörte. Seltsamerweise will Hanna mir erst gar nicht folgen, nur wenn ich beruhigend zu ihr spreche folgt sie mir - im ersten Gang....
Und was sehe ich schliesslich am Zielpunkt angelangt?
Blutroten Schnee, Luchsspuren und Hundespuren!
Der Luchs hatte Hannas Hasen getötet und schon teilweise gefressen. Die Hündin, Nase am Boden und völlig auf die Witterung ihrer Beute konzentriert, brackierte ahnungslos weiter und wurde, das kann ich deutlich aus den Spuren lesen, hier an dieser Stelle vom Luchs attackiert und verfolgt. Nur dank ihrer schnellen Flucht schaffte er es nicht, auch sie zu töten. So nahm er nur die Reste vom Hasen und machte sich davon.

Luchsspur.

Per Handy telefoniere ich aus dem Wald mit dem Führer unserer Jagdgesellschaft und frage, ob ich den Luchs jagen und schiessen kann. Ich kann nicht. Die einzigen beiden Luchslizensen sind schon vergeben worden.
Wir wandern noch zu einem anderen Gebiet, aber Hanna will mich nicht mehr verlassen, sie ist die ganze Zeit unter Schock.
Schliesslich gehen wir wieder nachhause.
Das war unser Tag im Wald: nur Angst, kein Jagd...

Noch heute, ein Jahr nach diesem Erlebnis hat Hanna Angst. Sie entfernt sich nicht weiter als 150 Meter von mir und ist sehr ”scheu” im Wald.
Natürlich, auch die Raubtiere haben das Recht, in den Wäldern zu leben, doch wir finnischen Jäger meinen, dass zu viel eben zu viel ist! Auch in der Raubtierliebe!
Aber bestimmt wird ja in Brüssel...
In diesem Jahr haben wir übrigens auch die Lizenz für zwei Luchsabschüsse bekommen In unserer Gemeinde Juuka gibt es 12-15 Luchse.

Text 2009
Alle Fotos (c) Reino Toivanen

 

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