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Jagd & Jäger


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Aus Jägersicht
von Dr.Thies Langmaack

Das Thema Jagd ist eine polarisierende Angelegenheit. Ich persönlich habe mich für die Jagd entschieden, - sie ist eine Passion.
Das Für und Wider ist in unzähligen Ausführungen diskutiert und dokumentiert worden. Die Jagd ist für mich - wie für viele Jägerinnen und Jäger auch - eine Leidenschaft, die mit großer Hingabe, Erfüllung und Respekt gegenüber und für die Natur ausgeübt wird.
Ich möchte hier gerne die Gelegenheit nutzen, die
Jagd aus meiner Sicht Nichtjägern näherzubringen und ein wenig Hintergrundwissen über die Naturzusammenhänge sowie die Notwendigkeit der - als auch die Motivation zur - Jagd zu vermitteln.
Für mich ganz persönlich ist die Jagd der Einklang mit der Natur. Der Genuss, Flora und Fauna hautnaherleben zu dürfen. Wer je als Jäger selbst oder mit einem umsichtigen Jäger durch Wald und Feld gestrichen ist, wird mir beipflichten. Das umfassende Wissen über die Natur und deren Zusammenhänge ist kaum einem Menschen so bewusst, wie dem nach deutschem Jagdrecht ausgebildeten Jäger (über einjährige intensive Ausbildung), wenn er über die notwendige Erfahrung verfügt.
Dass die Jagd unmittelbar auch mit dem Erlegen von Wild zu tun hat, ist unbestritten und unumgänglich, aber nur ein Teil der Jagdausübung. Die reine Trophäen-Jagd muss jeder mit sich selbst ausmachen. Für mich ist die Jagd, neben der aufgrund unserer in Deutschland gegebenen Kulturlandschaft erforderlichen Naturpflege, auch eine Nutzung der Wald- und Feldlandschaften.
Wenn man sich eingehender mit der Jagd beschäftigt, so kann man auch als Nichtjäger einiges im jagdlichen Zusammenhang besser nachvollziehen und verstehen.

Titelfoto und unten: Thies Langmaack und sein DK Xaro

> In Deutschland sowie in den meisten entwickelten Ländern der EU haben wir überwiegend keine Naturlandschaften mehr, wo es natürliche Feinde, z.B. für Rehwild wie den Wolf, gäbe. Heute sind die meisten Regionen Kulturlandschaften um die intensive Landwirtschaft zu betreiben, wie sie heute gefordert und nachgefragt wird. Ein Eingriff in den Naturhaushalt ist daher notwendig und unumgänglich, um einen ausgewogenen und verträglichen Wildbestand zu erhalten.
> Fehlt der Eingriff in den Naturhaushalt durch die Jagd, so mündet dies mittelfristig in eine Überpopulation des Wildbestandes. Diese führt - gerade in der Winterzeit - zu einem elendigen Leiden und Hungertod vieler Tiere, da die Natur für den unverhältnismäßig hohen Wildbestand keine ausreichende Nahrung bereitstellen kann.

> Eine Überpopulation führt darüber hinaus zu hohen Verbiss-Schäden in den Wäldern: jüngere Pflanzentriebe werden durch das Wild (hauptsächlich Rehwild) gefressen; die Rinde von Bäumen wird regelrecht vom Rotwild (Hirsch) geschält bzw. abgezogen. Beide Effekte schaden dem Wald, da eine natürliche Verjüngung des Waldes (Nachwachsen des Waldes durch Jungtriebe) verhindert bzw. eingeschränkt wird und gesunde Baumbestände geschädigt werden.
> Eine Überpopulation führt weiter zu Schäden in der Landwirtschaft. Wild-schweine, die teilweise in ganzen Rotten auftauchen, durchwühlen/brechen die Felder, um an Nahrung zu gelangen. Zum einen auf frisch bestellten Feldern, zum anderen auf erntereifen Flächen, wenn z.B. der Mais in voller Frucht auf dem Acker steht. Alle Schäden an der Landwirtschaft, die durch (Schwarz-)Wild hervorgerufen werden, müssen vom Jagdpächter ersetzt werden. Hilft eine Einzäunung nicht mehr bzw. ist sie nicht zu realisieren, muss intensiv bejagt werden.
> Um der Überpopulation entgegenzuwirken, wird in alle Altersklassen - nach
einem genauen, von unterschiedlichen Stellen und Institutionen festgelegten Abschussplan je Wildart - eingegriffen und der Populationszuwachs abgeschöpft. So hat das Wildschwein eine Vermehrungsrate von ca. 300 % , da jede Bache im Schnitt 3 bis 8 Frischlinge wirft. Der Jäger selektiert darüber hinaus auch bei seiner Jagd. Im Fokus stehen zunächst kranke, infizierte,verletzte und schwache sowie abnorme Stücke.
> Der Jäger übernimmt weitere Aufgaben im Jagdbezirk. Er sorgt für die Pflege & Hege des Reviers und schafft so einen optimalen Lebensraum für Wildtiere - auch in Notzeiten. Dies geschieht z.B. durch das Anlegen von Wildäckern, Äsungsflächen, Kirrungen und Suhlen. Dadurch wird für eine ausgewogene sowie reiche Artenvielfalt bei Flora und Fauna gesorgt.
> In einem vorbildlichen Revier wird das Wild genutzt, - als Fleischlieferant unter Beachtung hygienischer Standards. Wildfleisch/Wildpret zählt mit zu dem gesündesten, was man bekommen kann und dies ohne lange Transportwege und Massenabfertigung/ -zucht mit Kraftfutter sowie Medikamenten.
Waidmännisch mit den Naturressourcen umzugehen und den Tieren Respekt zu zollen, darum geht es.
Zusätzlich ist die Jagd aber auch ein Kulturträger. Hier wird Brauchtum übermittelt, die Jägersprache - welche einen nicht zuvernachlässigenden Anteil an der deutschen Sprache hat - gepflegt, Wissen vermittelt und werden die nachfolgenden Generationen an unsere Natur herangeführt.
Für mich persönlich ist die Jagd zudem ein exzellenter Ausgleich zum "trockenen und unnatürlichen" Beruf.
Unwiederbringliche Naturerfahrungen zu erleben erfüllt einen, wenn z.B. beim Morgenansitz langsam der Tag anbricht, die Vogelwelt erwacht, die Morgenröte den Tag ankündigt, dabei erste Sonnenstrahlen den Frühnebel durchdringen, während man oben auf dem Hochsitz sitzt und unter einem der Wildbach rauscht. Dies sind Momente die mich erfreuen; man muss nicht zum Schuss kommen um Zufriedenheit zu erlangen, sondern lediglich Natur und Wild in seiner natürlichsten Form genießen.
Dies alles macht mich zu einem überzeugten, waidgerechten, traditionellen und doch modernen Jäger. Möchte und will man die Jagd ausführen - ja ist sie sogar erforderlich - wie oben beschrieben, so muss dies jedoch in
geregelten Formen stattfinden. Das deutsche (Länder-) Jagdgesetz regelt dies umfassend. Doch, - es ist mehr von Nöten: Eine friedliche, verständnisvolle Nutzung der Natur von Jäger und Nichtjäger im gegenseitigen Respekt unter Beachtung beider Interessen und den Interessen der Natur sowie des Wildes. Agiert man hier mit Augenmaß, Erfahrungen, Wissen als auch mit der nötigen Offenheit, so ist ein Zusammenleben aller Seiten nicht nur machbar, sondern auch positiv.
Ich möchte dies nur an einem Bespiel verdeutlichen:
Oft gibt es zwischen Jäger und Spaziergängern mit Hunden Missverständnisse und Ärger. Der Freizeitmensch, der seinen hetzenden Hund frei in Feldern mit Jungtieren oder Dickungen laufen lässt, als auch der Jäger, welcher mit seiner Büchse sofort auf Hunde zielt und die aggressive Konfrontation mit dem Besitzer sucht, - beide Seiten reagieren falsch.
Aber warum? Keine Seite hinterfragt, warum der Andere so agiert. Hier gilt es zu erklären und aufzuklären.
Der Hundebesitzer möchte die frische Luft nach einem Bürotag genießen und seinem Hund Auslauf und Freude bieten. Der Jäger möchte hingegen auch die Ruhe genießen, zugleich aber auch das Wild und seinen Lebensraum schützen. Ein Reh, welches in der Winterzeit von
frei laufenden Hunden unnötig gehetzt wird, verliert Unmengen an Energie, die es in einem harten Winter mit Nahrungsmangel zum Überleben benötigt.

Ein Rehkitz und so manches Ausgewachsene hat keine Chance, einem (mittel)großen Hund zu entkommen und wird im schlimmsten Fall gerissen. Sauen, die in einer Dickung ihr Lager haben, werden beunruhigt, fahren auf und wechseln die Einstände. Sie können nicht mehr an den gewohnten Orten bejagt werden, sorgen woanders für Wildschäden, vermehren sich noch unkontrollierter.
In Zeiten, wo wir gerade in den Ballungsräumen und der angrenzenden Natur unweigerlich zusammenleben, müssen wir einander verstehen und erklären anstatt zu konfrontieren. Ob, Hundebesitzer, Reiter, Mountainbiker oder Jäger, - alle Seiten sind gefordert!

Text (c) 2008
Alle Fotos: Langmaack www.langmaack.com (c) by www.lensarts.com

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Halbzeit - Ein persönlicher Rückblick auf 30 Jahre Jägerleben
Von Stefan Fügner

Es war der 24.5.1976 , als ich meinen letzten Prüfungsteil vor der Jägerprüfungskommission ablegte. Am 27.5.1976, meinem 16.Geburtstag fuhr meine Mutter zum Kreisamt, um mir meinen ersten Jagdschein zu lösen, der dann auch mittags, als ich aus der Schule kam, auf meinem Geburtstagstisch lag. Es ist bis heute mein schönstes Geburtstagsgeschenk geblieben, an das ich mich gut erinnere.


Autor Stefan Fügner als 16 jähriger mit seinem
ersten Knopfbock.
Es war 3 Tage später als ich den von mir selbst ausgemachten Knopfbock schoß. "30.5.1976 4.10 Uhr, Sausitz, Entfernung 30m aufgebr. 10,5 kg 7X65 R genau Blatt."
Mit einer noch jugendlichen Kinderschrift findet sich diese Eintragung in meinem Jagdtagebuch einschließlich des Fotos, daß mein Vater anläßlich dieser Erlegung schoß.
Diese Tage jährten sich nun zum 30. Mal und für mich ein Grund, eine Art Halbzeitbilanz meines Jägerlebens zu ziehen. Da sicher jeder begeisterte Jäger in seinen Jugendjahren vom Beruf des Berufjägers träumt, war dies bei mir nicht anders. Stundenlang saß ich bei Limonade in alten verrauchten Gasthäusern mit den alten Jägern am Tisch und lauschte ihren Gesprächen, während meine Altersgenossen an Mofas bastelten oder Discotheken besuchten.
Doch mein Berufswunsch ging, wie bei so vielen, nicht in Erfüllung. Aber ich suchte auch damals schon instinktiv den Kontakt zu Jägern, die wie ich den innigen Kontakt zur Natur pflegten und für die das Jagen ein Teil ihres Bezuges zur Natur darstellte.
In allen meinen Ferien fuhr ich von Düsseldorf in den badischen Odenwald zu meinem Onkel Harry. Anfangs legte ich die Strecke
mit der Eisenbahn zurück. Später, zur Zeit meiner Maurerlehre, fuhr ich die 350 km mit teilweise abenteuerlichen alten Autos. Aber die Neugier auf ereignisreiche Jagdtage hielten mich nicht davon ab, diese langen Fahrten zu machen.
Der Altersunterschied zwischen meinem Onkel Harry, einem Jagdfreund meines Vaters und gleichzeitig meinem Lehrprinz betrug über ein
halbes Jahrhundert, was aber der gemeinsamen Bindung zur Natur keinerlei Abbruch tat. Naturverbundenheit und das Jagen ist nun mal etwas Generationen Übergreifendes. Stundenlang durchstreifte ich mit ihm sein 700 ha großes Revier, in dem er bereits seit 1936 jagte, und er brachte mir Natur, Tiere, Pflanzen und das Jagen näher, als jeder andere Jäger danach. In den ersten Sommerferien jenes Jahres, in dem ich meinen ersten Jagdschein bekam, überreichte er mir einen "SA Wehrsportkarabiner" Kal.22 Fabrikat Walther, den
er, wie alle anderen seiner Waffen, über die Besatzungszeit gerettet hatte und mit dem ich mehrere Eichelhäher und anderes Raubzeug erlegte.
Erst ein Jahr später gab er mir einen Knopfbock frei, den ich dann auch schoß.
Die strengen Auflagen, die er mir bezüglich des Abschusses machte, haben mich nie gestört. Der Aufenthalt im Wald und das Eintauchen in die Natur spielte immer eine viel wichtigere Rolle.
Auch empfand ich die strenge Führung des Jagdbetriebs durch den Jagdpächter nie als Last. Es ergab sich dadurch ein geordneter Jagdablauf. Vor der Besetzung der Hochsitze beispielsweise wurde bei meinem Onkel im Hof Kriegsrat gehalten, und danach fand dort auch die Abschlußbesprechung statt, die sich zum Ärger meiner Tante, die mit dem Essen wartete, immer ins Endlose erstreckte.
Leider starb mein Onkel viel zu früh und konnte den lebenslang geträumten Traum, sich als Rentner ausschließlich der Natur und der Jagd zu widmen, nur wenige Jahre genießen.

Stefan Fügner - 30 Jahre Jäger.

Das Revier erlitt das gleiche Schicksal, das viele große Reviere in den letzten Jahrzehnten ereilte. Diese Reviere unter der Leitung einer einzelnen Person sind in den letzten Jahren verschwunden und auch dieser Jagdbogen wurde zerschlagen. Überall ergeben sich aus ihnen immer kleinere Jagdbögen, die zudem dann noch von mehreren Jagdpächtern und deren Jagdgästen bejagt werden. Unkoordiniert jagen dann viele Jäger auf kleinem Raum, was zum Leid des Wildes zu großer Unruhe im Revier führt.
Obwohl mir die Möglichkeit immer wieder angeboten wird, in solchen Revieren mitzujagen, lehne ich dies dankend ab, da mir die Dauerbesetzung der Hochsitze und der Anblick des ständig sichernden und schreckhaften Wildes ein Gräul ist.
Wenn ich heutzutage auf Treibjagden von meiner jugendlichen Passion erzähle, löst dies meist eher erstauntes Kopfschütteln aus. Gerne berichte ich von meiner Begeisterung für Reviergänge im März und April, in der Zeit, in der die meisten Jäger den im Winter versäumten familiären Pflichten nachkommen. Viele wissen gar nicht, wie vertraut das Wild in diesen Monaten auf den Feldern und Wiesen die ersten warmen Sonnenstrahlen genießt und gierig die mineralhaltigen Jungtriebe äst. Durch die beginnenden Einstandskämpfe der Böcke ist es ein leichtes, den Einstand eines alten Bockes ausfindig zu machen. Mehrere dieser alten, von mir ausgemachten Böcke wurden von Jagdgästen später zur Jagdzeit erlegt, mit dem Satz: "Wenn Du den nicht so genau beschrieben hättest, hätte ich nicht erkannt, daß er so alt ist!"
Auch ist durch die Zerschlagung der großen Reviere ein großer Teil der Verantwortung verlorengegangen, die sich früher alleine beim Pächter befand. Die Teilnahme an einer Gesellschaftsjagd in solchen Revieren mit unklaren Autoritäten, kann einem durch die daraus resultierende Desorganisation das Jagen schnell verleiden!
Durch die Verpachtung an mehrere Jäger wird auch die Benennung eines Jagdaufsehers mit einem brauchbaren Hund oft vernachlässigt. Weder die Polizei noch irgend ein Einwohner weiß dann, an wen er sich bei Wildunfällen wenden soll. Auch hier leidet am Ende das Wild.
Noch erstaunlicher ist es, wenn mehrere Jäger ein Revier pachten, aber keiner von ihnen über einen brauchbaren Hund verfügt. Trotz der zunehmenden Freizeit wird es scheinbar immer schwieriger, sich einen Hund zu halten.
Was soll man mit dem auch machen, wenn man im Sommer nach Mallorca fliegt und im Winter den Skiurlaub genießen will. Es wird jedoch diesen Jägern immer verborgen bleiben, wie schön es ist, mit einem guten Vorstehhund eine Niederwildjagd im kleinen Rahmen abzuhalten. Auch ist jeder Reviergang mit einem Hund ein doppeltes Erlebnis.
Ein Hund mit einem engen Kontakt zum Führer lernt schnell, auf die von ihm aufgenommene Witterung hinzuweisen. Wenn meine Wachtelhündin etwas wahrnahm, blieb sie stehen und wartete, bis ich ihr Halten bemerkte. Sie führte mich dann zu einer frischen Fuchsbauröhre oder zu einem verendeten Stück Wild. Saßen wir zusammen auf einem Holzstoß, einem Erdsitz, einer Kanzel oder lag sie für mich sichtbar unter dem Hochsitz, brauchte ich nur zu warten, bis sie anfing, ihren Fang in den Wind zu halten und die Wittrung gierig aufzunehmem. Das darauf erscheinende Wild bewies mir immer wieder, daß sie sich nie täuschte.
Ich möchte die enge Bindung zu meinen Hunden trotz der Mühen, die ein Hund macht, nie vermissen, und ich weiß aus der Zeit, in der ich keinen Hund halten konnte, daß Jagen ohne Hund nur eine halbe Sache ist.
Als ich vor einigen Jahren einen Studienfreund besuchte, der vielleicht auch ein wenig durch meine Passion zur Jagd gefunden hatte, zeigte er mir stolz seine Trophäen der ersten Jagdjahre. Der schwächste Bock war ein starker Gabler; einen Knopfbock suchte ich vergebens. Selbstverständlich gratulierte ich ihm höflich zu dem zahlreichen Weidmannsheil.

Wie karg wirken da meine Trophäen, die zum größten Teil aus Knopfböcken und Kümmerlingen bestehen. Mehrere kapitale Böcke habe ich aber auch - auf Fotos im Jagdtagebuch. Als ich auf dem Heimweg an die Trophäen meines Freundes dachte, bedauerte ich ihn ein wenig. Sicherlich war ihm auf seinen zahlreichen Ansitzen dieser oder jener Knopfbock über den Weg gelaufen. Aber sicherlich hat er sie als einzelnes weibliches Reh angesprochen und ihm keine weitere Beachtung geschenkt. Auch ich habe meine Knopfböcke erst für weibliche Stücke gehalten. Minutenlanges Beobachten mit dem Fernglas, bis die Augen tränten, und schmerzhafte Verrenkungen auf dem Sitz waren oft nötig, um zu erkennen, daß da etwas mit dem weiblichen Stück nicht stimmt. Immer wieder war die Freude groß, wenn ich an den kaum 12 kg schweren Kümmerling trat und die winzigen Knöpfe befühlte. Die Spannung, erzeugt durch die Zweifel, doch keinen Pinsel gesehen zu haben, oder die Brunftkugeln mit dem Gesäuge verwechselt zu haben, gaben der Erlegung eines Knopfbockes immer wieder etwas besonderes.
Wieviele Knopfböcke verdanken eigentlich ihr Leben Jägern, die Rehe ohne sichtbaren Kopfschmuck gedankenlos dem weiblichen Geschlecht zuordnen?
Auch hier möchte ich meine schönen Erlebnisse, die ich erst durch die strengen Abschußvorgaben der Jagdherren erfuhr, nicht missen.
Zusammenfassend kann ich sagen, daß sich in den letzten 30 Jahren einiges geändert hat und weniges zum Wohl unseres Wildes. Die hektische und schnellebige Zeit fordert auch hier ihren Tribut. Auch sind viele Ideale meiner Jugend nüchterner Betrachtung gewichen. Wesentlich kritischer betrachte ich heute das jagdliche Geschehen und ordne auch nicht mehr bedingungslos alle Umstände meinem Wunsch, zur Jagd zu gehen, unter. Straff geführte Jagdveranstaltungen, an denen ich gern teilnehme, mit disziplinierten Jagdgästen und einer großen Zahl guter Hunde entschädigen einen für manche
Jagdgelegenheit, die man aus eigener ethischer Überzeugung heraus nicht mehr nutzt.
Es bestätigt aber auch, daß es noch Jäger gibt, die bereit sind, die autoritäre Führung eines Jagdherrn zu akzeptieren.
Ob die weitere Zerschlagung großer Reviere und die Verteilung von Verantwortung auf mehrere Pächter ein Weg in die richtige Richtung ist, wage ich zu bezweifeln. Auch den schnellen Aufstieg vom Jagdscheinanwärter zum Mitpächter halte ich für äußerst bedenklich.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Jagd in den nächsten 30 Jahren entwickelt.

Foto 1, 2 Fügner; 3, 4, 5, 6 Sabine Middelhaufe

 

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