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Jagd & Jäger


Die Jagdarten

 

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Jagdarten in Deutschland
Von Sandra Jung

Die Jagd wird in Deutschland auf unterschiedliche Weise ausgeübt. Die gebräuchlichsten Jagdarten sind die folgenden.

Drückjagd und Treibjagd
Die Drückjagd ist eine Form der Gesellschaftsjagd mit langer Tradition. Sie findet überwiegend im Wald auf Schalenwild, also Schwarz-, Rot-, Dam-, Rehwild usw. statt, während die Treibjagd meist in der Feldflur auf Niederwild, d.h. Hase, Fasan, Fuchs, aber nicht auf Rehwild durchgeführt wird.
Die typische Bewaffnung bei der Treibjagd ist die Flinte mit Schrot. Bei der Drückjagd hingegen setzt man in der Regel die Büchse oder die kombinierte Waffe ein. (Heute bezeichnet man mit Flinte ausschließlich ein Jagdgewehr mit glattem Lauf, das für Schrot bestimmt ist, im Unterschied zum Kugelgewehr, das Büchse genannt wird und im Allgemeinen einen gezogenen Lauf hat.)

Die Drückjagd im Detail

Neben den allseits bekannten Treibern gibt es bei der Drückjagd die sogenannte "Durchgehschützen", die meist auch Hundeführer sind. Beide, Treiber und Durchgehschützen mit Hund, ziehen in einer Kette durch den zu bejagenden Revierteil und treiben bzw. "drücken" das Wild aus seinen Einständen zu den an Wechseln oder Schneisen platzierten Schützen(reihen).
Eine Drückjagd sollte im optimalen Fall revierübergreifend stattfinden, um zum einen die Beunruhigung im Wald auf ein zeitliches Minimum zu begrenzen, und zum anderen, weil flüchtiges Wild sich nicht an
Reviergrenzen hält; es wechselt gerade unter Stress - häufig in benachbarte Reviere über.
Die Drückjagdsaison beginnt im Herbst und endet meist im Februar. Drückjagden werden durchgeführt, um durch eine konzentrierte und einmalige Großaktion in den Wildbestand einzugreifen. Dabei kommt das Wild den Schützen "vertraut" (d.h. es fühlt sich sicher), und oft wird es durch den Spurlaut der jagenden Hunde bereits angekündigt.
Das Wild zieht häufig an mehreren Schützenständen vorbei und kann in der Regel gut "angesprochen", (d.h. bezüglich seines Geschlechts und Alters identifiziert) und mit einem sauberen Treffer erlegt werden.
Oberstes Ziel der Drückjagden ist es, in den Schwarzwildbestand, also die Wildschweinpopulation einzugreifen, um dem rasanten Populationszuwachs (Vermehrungsraten von bis zu 400% pro Jahr) entgegenzuwirken. Hauptsächlich soll in die Altersklasse der Frischlinge und Überläufer, also der Jungtiere, die gerade die Rotte verlassen haben, eingegriffen werden. Führende Bachen und besonders Leitbachen sind zu schonen, um die Familienverbände zu erhalten.
Für Uneingeweihte: Bache ist die Bezeichnung für das weibliche Wildschwein. Führende Bachen haben Frischlinge bei sich, während die Leitbache die ganze Rotte leitet. Bei der Jagd auf Keiler, also die männlichen Wildschweine, ist darauf zu achten, dass diese wenn hochflüchtig, will sagen im Galopp das Weite suchend, nicht mit ausgewachsenen Bachen verwechselt werden, da Letztgenannte im Rahmen der Beunruhigung durch die Drückjagd kurzfristig vom Familienverband getrennt werden können.
Im weiteren Fokus der Drückjagd stehen außerdem Kahlwild und Kälber (das sind weibliche Hirsche und ihre Jungen) sowie Ricken und Kitze.
Hohe Priorität sollte schließlich auch die Bejagung des Fuchses haben.
Als übergeordnete Ziele der Drückjagd sind zu nennen: Erreichung eines Rückganges von Wildschäden (Verbiss- und Schälschäden, gebrochene Äcker etc.), Eindämmung von Krankheiten (Schweinepest, Tollwut etc.) und nicht zuletzt die Gewinnung von hochwertigem Wildpret (Fleisch).
Durchführung der Drückjagd

Die Durchführung einer erfolgreichen Drückjagd erfordert eine professionelle Vorbereitung; nur so stellt sich der gewünschte Erfolg ein. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich einiges im Umfeld der Drückjagd geändert. Ein zeitgemäßes Konzept kann folgendermaßen ausschauen:

Allgemeines:
> Man bevorzugt heute großräumige, revierübergreifende Drückjagden in Territorien ab ca. 500 ha zusammenhängender Waldfläche.

> Die Einbeziehung der jagdlichen Nachbarn bei der Planung und Organisation ist nicht nur angemessen, sondern vermeidet auch Probleme, wenn Wild in deren Reviere überwechselt.

> Weiträumiges Abstellen der Schützen.

Ein optimales und gleichwohl praxisbezogenes Sicherheitskonzept, das folgende Aspekte beinhaltet:


> Warnwestenpflicht für alle Treiber, Hundeführer und Durchgehschützen.


> Hutbandpflicht (ein Signalband das am Hut befestigt wird) für alle angestellten Schützen.

> Warnhalsungspflicht für alle eingesetzten Jagdhunde.
> Kennzeichnung verbotener Schussrichtungen und/oder Einweisung durch Ansteller (diese bestimmen wo welcher Schütze steht)

> Kugelfang (ggf. erhöhte Jagdböcke)

> ausdrückliches Verbot, die Stände, also den Ort, wo der Schütze steht, während des Treibens zu verlassen

> keine selbstständige Anschusskontrolle oder Nachsuche während der Jagd, d.h. der Schütze muss unter allen Umständen auf seinem Platz bleiben, statt auf Gutdünken herauszufinden, ob er das Stück verletzt hat oder nicht.

> Klärung von Rettungskette und Telefonnummern, d.h. es wird festgelegt wer wen im Notfall informieren muss)

> Verkehrssicherungspflicht (inkl. des Inkenntnissetzens der Verkehrsbehörden), Warnschilder etc. Es dürfen durch die Jagd also weder der Verkehr noch Passanten gefährdet werden.

Laut jagende Hunde sowie disziplinierte und ortskundige Treiberwehren.

Bewährte Schweißhundegespanne in ausreichender Zahl, auch für den nächsten Tag.
Jagdkultureller Rahmen:

> Streckelegen und Schüsseltreiben

Vermarktungsstrategie für das erlegte Wild, Vorbereitung und Organisation:

> Einladungsschreiben an Jagdgäste, Hundeführer, Schweißhundegespanne und Treiber. Derartige Einladungsschreiben beinhalten Orts- und Zeitangaben, Bestimmungen, Sicherheitsangaben und die Freigabe, also ab wann geschossen werden darf und welches Wild für den Abschuss freigegeben ist.

> Einforderung des Schusstrainigsnachweis

Bestimmung der Helfer und Ansteller und Klärung ihrer Aufgaben:

> sie bringen die Schützen zum Sitz und holen sie dort wieder ab

> nehmen die Anschussuntersuchung und Entscheidung über weitere Maßnahmen vor


> sammeln die ausgefüllten Standkarten ein, auf denen eingetragen ist, wo die einzelnen Schützen stehen

> markieren die erlegten Stücke mit Ohrmarken; Eintragung in Erlegerliste, auf der verzeichnet wird, wer welches Wild geschossen hat.
Die Zahl der Schützen, Treiber usw. sollte sich an der Größe des zu bejagenden Territoriums orientieren:

> pro 10 ha 1 Schütze
> pro 20 ha 1 Treiber und 1 Hund
> pro 20 Schützen 1 Schweißhundegespann
> pro 5 Jäger 1 Anschusserfahrener Ansteller

Zusätzliche Hutbänder und Warnwesten für "Vergessliche" .
Einrichtung eines Fahrdienstes zum Anstellen und Abholen der Schützen.
Inspektion sämtlicher Drückjagdstände auf Sicherheit; Markierung verbotener Schussrichtungen .
Revierkartenausschnitte mit Eintrag der Schützen.
Abschluss der Hundeversicherung
, die ggf. das Ableben des Hundes entschädigt und/oder Dritte, die durch den Hund zu Schaden kamen.
Einrichtung von Aufbrech- und Nachsuchepausen, Errichtung eines Aufbrechplatzes und eines Ortes für das Streckelegen.
Wildfolgevereinbarung, welche regelt, was getan werden muss wenn angeschossenes Wild ins Nachbar-revier wechselt.
Hundemeldeliste
Erlegerliste
Standkarte für jeden Schützen vorbereiten und kopieren
Ort für Schüsseltreiben mitteilen
Ggf. Abstellschützen und Schweißhundegespanne für den Tag nach der Jagd bereit stellen.
Am Jagdtag:

> Jagdscheinkontrolle
> Schießtrainigsnachweis (laufender Keiler, Schießkino oder andere Arten, um das Schießen auf bewegliche Ziele zu üben)
> Einsammeln eines Geldbetrages (ca. 10 € pro Schütze) für Hundeversicherung und Treiber (sollte ein Hund zu Schaden kommen, wird dem Hundeführer aus dieser Kasse Geld gegeben)
> Ausgabe von Hutbändern und Warnwesten
> Ausgabe von Standkarten, Revierkarten, Ohrenmarken, Notfallnummern und Schreibzeug

Begrüßung:

> Begrüßung der Jagdgesellschaft
> Vorstellung des Jagdleiters und der weisungsbefugten Helfer
> Hinweis auf Standkarten
> Ansage aller wichtigen Sicherheitshinweise und - bestimmungen (eigene Schussverantwortung, Warnkleidung, Verlassen des Standes, Verbot ins Treiben zu schießen, Kugelfang, Laden der Waffen etc.)
> Freigabe (eindeutig und detailliert)
> Klärung des Signals "Hahn in Ruh" bei mehr als zwei beschossenen, aber nicht verendeten Tieren. Das heißt die Jagd ist dann erst einmal beendet
> Klärung zum Fangschuss, der ein verletztes Stück Wild erlöst
> Festlegung über Zeitraum des Treibens, Tagesablauf, Pausen, Aufbrechen, Strecke legen etc.
> Gebot des Einsammelns freilaufender Jagdhunde am Ende des Treibens
> Vorstellen der Ansteller und ihrer Aufgaben.
Abblasen.

Aufbrechen:
d.h. Öffnen des Tierkörpers und Herausnehmen der Eingeweide und inneren Organe, inklusive der Proben für Trichinen-Beschau. Unter Umständen empfiehlt es sich, stärkeres Wild (z.B. geschossene Sau) vor einem später gelegenen, zentralen Aufbrechen vorab am Anschuss zu lüften.

Strecke legen:
Beim Legen der Strecke ist seitens der Schützen und Treiber respektvoll mit dem Wild umzugehen. Es ist nicht gern gesehen, wenn das Wild unachtsam hingeworfen wird, oder man über das zur Strecke gelegte Wild steigt. Derartige Verhaltensweisen werden als Ausdruck von Geringschätzung gegenüber dem erlegten Wild gesehen.
Üblicherweise wird das Wild auf die rechte Körperseite zur Strecke gelegt, und zwar in bestimmter Reihenfolge (je nach Vorkommen): Rotwild, Damwild, Schwarzwild, Rehe, dann kommen Fuchs, Hase, Kaninchen, Fasan, Rebhuhn, Ente.
Die stärksten Tiere jeder Art werden rechts an den Anfang der betreffenden Reihe gelegt.

Bei der Niederwildjagd wird die Strecke in folgender Reihenfolge gelegt: Füchse, Hasen, Kaninchen, Fasanen und sonstiges Flugwild wie Schnepfen, Ringeltauben oder Enten. Wenn viel Wild auf der Strecke liegt, wird jedes zehnte Tier einer Wildart etwas vorgezogen.
Zum Abschluss der Jagd wird die Strecke mit den Schützen, Hundeführern, Treibern und Bläsern verblasen.
Einige Anordnungen sind dabei üblich, z.B. folgende: Die Jäger nehmen vor der Strecke Aufstellung. Gegenüber stehen die Bläser und "schauen dem Wild ins Waidloch". Hundeführer und Treiber stehen an der rechten Seite der Bläser. Linksseitig der Bläser bzw. rechtsseitig der Jäger steht der Jagdherr bzw. der Jagdleiter.
Der Jagdleiter meldet dem Jagdherrn die Strecke, dieser dankt allen, die an der Vorbereitung, dem Ablauf und dem Gelingen der Jagd Anteil hatten. Danach überreicht er die Erlegerbrüche an die Schützen mit einem Waidmannsheil, die sich mit einem Waidmannsdank bedanken und sich den Bruch an die rechte Hutseite stecken.
Mit den Totsignalen für die einzelnen Wildarten sowie mit "Jagd vorbei und Halali" endet die Jagd. Und es ist Zeit für das gemeinsame Essen.
Im Rahmen einer guten Vorbereitung zur Drückjagdsaison kann man zudem noch Seminare besuchen, die oft kostenlos in Jagdclubs, Hegeringen, LJV (Landes Jagd Verband) usw. angeboten werden.

Ansitz

Die Ansitzjagd ist eine der üblichsten Jagdformen. Sie findet von einem Hochsitz (ggf. auch Erdsitz) statt, wobei die gängigen Entfernungen zwischen den einzelnen Sitzen 20 m und 200 m betragen, unter günstigen Bedingungen auch darüber hinaus.
Meist finden sich Hochsitze bzw. Kanzeln an Wildwechseln, Äsungsflächen, Feldern, Wildäckern oder Kirrungen, d.h. den Ablenkunsfütterungen für das Schwarzwild.
Der Vorteil der Ansitzjagd liegt in der guten Deckung, die der Hochsitz bringt. Wild ist kaum in der Lage, den Jäger bei ruhigen und leisen Bewegungen in der Kanzel visuell und akustisch auszumachen. Lediglich der Wind und die damit verbundenen Ausbreitung der Witterung
vermag den Jäger zu verraten.
Dies kann jedoch relativ einfach unterbunden werden, indem der Jäger sich vor dem Ansitz über die vorherrschende Windrichtung informiert und dementsprechend den besten Hochsitz auswählt.
Die Höhe des Hochsitzes trägt zudem dazu bei, dass die Wittrung nicht direkt für das Wild auszumachen bzw. zuzuordnen ist.
Wild kommt so meist vertraut, kann in Ruhe angesprochen werden und mit einem ruhigen, aufgelegten Schuss, d.h. die Waffe wird z.B. am Kanzelfenster aufgelegt, gestreckt werden.
Das Ansitzen findet meist in den Morgen- oder Abendstunden statt, bei entsprechendem Mondlicht auch als Nachtansitz.
Es empfiehlt sich, ca. 1 bis 1,5 Stunden vor der eigentlichen Jagdzeit den Platz - gegen den Wind und leise - einzunehmen, um eine direkte Beunruhigung der Umgebung vor der Jagd zu vermeiden; Fahrzeuge sind in einiger Entfernung zu parken (ca. 100 - 500 m je nach Gelände- bzw. Revierbeschaffenheit), Türen und Kofferraum sind leise zu schliessen.
Neben geeigneten Waffen wie Büchse und Drilling, der richtigen Munition, Fernglas sowie der sonstigen Ausrüstung ist vor allem eines wichtig: Geduld.

Mit der Einstellung, dass auch ein Ansitz ohne Strecke am Ende des Tages ein Erlebnis ist, weil man sich an der Natur erfreut hat, ist die Ansitzjagd eine der schönsten und entspannendsten Arten der Jagd.

Pirsch
Die Pirsch ist eine Jagdform, bei der man dem Wild und der Natur am nächsten ist. Man pirscht durch den Wald, und versucht ggf. mit Unterstützung eines Jagdhundes, Wild gegen den Wind anzugehen und zu erlegen. Hierbei ist es wichtig die Wechsel, Äsungsflächen und Einstände des Wildes zu kennen, sowie sich langsam, leise und unauffällig zu bewegen und somit eins mit der Natur zu werden.
Eine leichte und führige Jagdwaffe unterstützt diese Jagdausübung.

Fotos: 1-5, 8 Ralf Fehler; 6, 7 Nadine Buck; 9 Karin Hahn; 10 Nicole Schröder www.topdogz.de

 

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