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Herbstliche Drückjagd im fürstlichen Revier

 

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Herbstliche Drückjagd im fürstlichen Revier
Von Engelbert Braun

Durch einen befreundeten Meuteführer hatten mein Sohn und ich die Möglichkeit bekommen als Hundeführer an einer fürstlichen Jagd teilzunehmen. Solche Angebote nehme ich gerne an, da Nuccia dann Gelegenheit zum Jagen bekommt. Ich gehe gerne als Hundeführer mit durch. Seit dem ich den Tracker G400 aus Finnland für sie habe, weiß ich, daß sie sich schön in meiner Nähe bewegt und nicht zum Fernaufklärer mutiert.
Mein Sohn Thomas hatte noch ganz kurzfristig für seinen Dackel Odin einen Tracker angeschafft. Wir tauschten die Daten aus, damit jeder auch nach dem Anderen schauen konnte. Das gab uns die Sicherheit, unsere Hunde wieder mit nach Hause nehmen zu können...
Um 5 Uhr aufgestanden und fertig gemacht für die Jagd. Wir trafen uns unterwegs erst mit dem Meuteführer und sammelten etwas später zwei weitere Hundeführer ein.
Rechtzeitig um 8 Uhr trafen wir am Schloß ein. Hier war ein Teil des europäischen Adels zur Jagd auf Rotwild, Schwarzwild, Rehe und Raubwild eingeladen. Prinzen und Prinzessinnen, Fürsten, Grafen und Barone. Fein angezogen, so wie man sich das für eine solche Jagd vorstellt.
Wir wurden freundlich begrüßt und gesellten uns zur Jagdgesellschaft. Alles war bestens vorbereitet. Für die einzelnen Jagdgruppen standen Kleinbusse zur Verfügung die mit dem Wappen des Fürstenhauses geschmückt und mit dem Namen des Gruppenführers gekennzeichnet waren.
Der Jagdherr hielt eine Ansprache und gab Informationen und Freigaben zur Jagd. Zusätzlich war für die Jagdgäste eine Informationsbroschüre vorbereitet, die in folierter Form auch Regenwetter getrotzt hätte. Nötig war das an diesem Tag aber nicht. In der vergangenen Nacht hatte es etwas geschneit. Es war etwas dunstig aber kein Regen zu erwarten bei Temperaturen um -2°C.
Es standen Helfer zum Bergen des Wildes, ein Schweißhundeführer für Nachsuchen, ein Metzger zum Versorgen der Strecke und weitere dienstbare Geister zur Unterstützung bereit.

Oben: Odin und unten: Nuccia.

Die Jagdgäste wurden auf die einzelnen Gruppen verteilt und begaben sich in die Busse. Wir machten unsere Hunde bereit. Ich legte Nuccia die Schutzweste und den Tracker an. Thomas stattete Odin für dessen erste Jagd mit dem Tracker und einer leichten Weste zur besseren Erkennbarkeit aus. Anschließend fuhren Hundeführer und Treiber auch ins Revier.
An einer Fichtendickung stellten wir uns für das erste Treiben des Tages in Abständen von etwa 25 m auf. Auf Zuruf schnallten wir die Hunde und setzten uns mit „Hopp hopp“ in Bewegung; Odin und Nuccia verschwanden mit Geläut vor uns im dichten Unterholz.
Nachdem wir etwa eine viertel Stunde getrieben hatten, stellte Thomas auf einmal fest, daß Odin sich nicht mehr bewegte. Noch etwas gewartet, aber dann musste er nach seinem Hund schauen. Es konnte ja sein, daß ihm etwas passiert oder daß er in einen Bau eingeschlieft war. Mit der Suchfunktion des Trackers ging er zurück und fand den armen Kerl, der sich mit seiner Weste an einem Ast verfangen hatte, im dichten Unterholz! Ohne den Tracker wäre es mehr Zufall gewesen, wann er den Hund gefunden hätte. Da hatte sich die Anschaffung des Gerätes doch schon bezahlt gemacht.
Ich ging derweil mit Nuccia weiter im Treiben mit und hatte einen sehr schönen aber auch anstrengenden Job. Nuccia kam immer wieder kurz bei mir vorbei. Wenn sie mich suchte, ließ sie ihren Laut hören. Mittlerweile erkenne ich an ihrem Laut, ob sie auf einer Fährte ist oder ob sie nach mir ruft. Ich tröte dann kurz mit meinem Hörnchen und schwupps, ist Nuccia da und im nächsten Moment auch schon wieder im Treiben verschwunden. So macht das Jagen mit einem Laufhund richtig Spaß. Es ist herrlich Nuccias Geläut zu hören, wenn es durch die Wälder schallt. Kräftig, angenehmer Klang und anhaltend.

Odin, ohne Schutzweste.

Nach diesem ersten Treiben kamen wir wieder zu den Autos zurück, wo Thomas mit Odin auf uns wartete.
Zum Mittagessen fuhren wir zum Schloss. Dort war auf dem Jagdboden alles für eine entspannende Pause gerichtet. Es gab eine deftige Erbsensuppe, die wir uns gut schmecken ließen. Hier begrüßte uns auch die Fürstin und kümmerte sich um unser Wohl.
Nach der Mittagspause ging es zum Forsthaus hinaus, wo wir warteten, bis alle wieder vollzählig beisammen waren und fuhren von hier in einen anderen Teil des Reviers. Nachdem die Jagdgesellschaft ausgerückt war, starteten auch die Hundeführer und Treiber wieder. Wir stellten uns auf, die Hunde wurden geschnallt, und dann ging‘s mit „Hopp hopp hopp“ in die Dickungen.
Nuccia lief wie im ersten Treiben. Überall die Nase reingesteckt, Fährte aufgenommen, mit Fährtenlaut voran, nach getaner Tat zu mir zurück und gleich wieder weiter.
Nach einer ganzen Weile kam Thomas zu mir und fragte, ob ich Verbindung zu Odins Tracker hätte. Bei ihm klappte die Verbindung nämlich nicht. Ob ein Bedienungsfehler vorlag konnten wir so auf die Schnelle nicht heraus bekommen. Auch nach Ausschalten und Neustart des Programms entstand keine Verbindung. Ich konnte Odins Position zwar auf meinem Mobiltelefon sehen, allerdings schien der Teckel in einer ganz anderen Richtung und großer Entfernung unterwegs. Thomas war ziemlich sauer, gerade jetzt keine funktionierende Überwachung für Odin zu haben.
Wir gingen also erst mal weiter, da man im Treiben ja "dran bleiben" muß. Es dauerte diesmal ziemlich lange, bis Thomas sich aus dem Treiben verabschieden konnte, um seinen Hund zu suchen. Leider ohne Erfolg.

Nach Ende des Treibens eilte auch ich mit Nuccia zum Auto zurück, wo Thomas schon ganz verzweifelt auf uns wartete. Wir setzten Nuccia in ihre Box und starteten mit dem Auto zur Suche. Als mir einfiel, daß der Tracker ja auch eine Kompaßfunktion besitzt, versuchte ich diese einzustellen. Leichter gedacht als gemacht! Da ich so naß geschwitzt war, beschlug mir dauernd die Brille. Ohne Brille sehe ich aber nur Farben auf dem Display, lesen ist nicht mehr... Also rumgequält und dabei kamen wir gehörig unter Druck. Mein Mobiltelefon meldete schon seit geraumer Zeit, daß der Akku schwach sei und es wurde deutlich dunkler. Meine Taschenlampe fand ich in dem Durcheinander auch nicht mehr. Ich war am Ende nicht mal sicher, ob ich sie überhaupt dabei hatte, weshalb wir den Dackel unbedingt noch vor Einbruch der Dunkelheit finden wollten.
Endlich entdeckte ich die Kompaßfunktion des Trackers. Nach dessen Angaben war Odin knapp 1700 m von uns entfernt. Eiligst mit dem Auto in die Richtung losgestartet, in der Odin sich befinden sollte. Der Abstand verringerte sich tatsächlich bis zu einem gewissen Punkt und wurde dann aber wieder größer. Also wenden und die Richtung ändern. Wieder verringerte sich die Entfernung, um irgendwann doch wieder größer zu werden. Wir liefen schliesslich ein Stück zu Fuß weiter und der Abstand zum Hund verringerte sich. Thomas holte das Auto nach. Ich war in der Zwischenzeit schon weiter durchs Gebüsch den Hang hinab gestolpert. Dann hörte ich, daß Thomas oberhalb von mir in eine andere Richtung fuhr. Also schnell Thomas angerufen und zurückgelotst. Zwischendurch immer die nervende Meldung meines Mobiltelefons „Tüdelü, Akku schwach.“
Eine Zeitlang hörte ich auch nichts mehr von Thomas und stolperte alleine in die zunehmende Dunkelheit. Ich fing so bei einer Distanz von 700 m zu Odin an, nach ihm zu rufen und zu pfeifen. Irgendwann hörte ich auch Thomas wieder, der etwas entfernt von mir den Hang hinab lief. Er hatte sich daran erinnert, daß er Odins Halsbandtracker ja anrufen konnte und hörte nun das Glöckchen bimmeln, das zusätzlich am Halsband befestigt war...
Wir trafen uns schliesslich auf einem Waldweg wieder und folgten weiter meiner Kompassanzeige. Gut 500 m vor Odin stellte mein Telefon den Dienst ein. Schlagartig war der Bildschirm dunkel und es ließ sich auch nicht mehr einschalten. Was nun? Thomas rief Odins Halsband an. Leise bimmelte das Glöckchen. Thomas und ich riefen und pfiffen, das Gebimmel wurde wilder. Sobald es wieder leiser wurde, pfiff Thomas erneut, und schon wurde das Gebimmel emsiger. Ich ging ein Stück weiter vor, in Richtung auf Odin zu. So konnte ich in die Dunkelheit, die jetzt völlig hereingebrochen war, lauschen, ohne das Bimmeln aus dem Telefon zu hören. Und endlich, endlich hörte ich das Glöckchen am Halsband aus der Dunkelheit läuten. Immer wenn Thomas pfiff, wurde es etwas lauter. Dann blinkte uns plötzlich ein grünes Lichtlein vom Abhang unterhalb an - die Funktionsanzeige des Trackerhalsbandes! Überglücklich nahmen wir Odin in Empfang. Er wurde richtig abgeliebelt und bekam etliche Leckerchen. Das Schlimmste war geschafft. Odin war wieder da. Jetzt mussten wir nur noch das Auto wiederfinden...

Verirrt, gefunden und zu neuen Taten bereit.

Dummerweise hatte ich Nuccias Halsband schon ausgeschaltet. So gab es keine Möglichkeit zum Auto zu navigieren. Also erst mal den Waldweg wieder hinauf, den wir zuletzt hinuntergekommen waren. An der Stelle, wo wir aus dem Hang auf den Weg gepurzelt waren, entschieden wir uns, den Weg weiter bergauf zu gehen. An der nächste Weggabelung hielten wir uns instinktiv nach rechts und haben dann noch einen schönen "Nachtspaziergang" gemacht, ehe wir das Auto fanden. Thomas und ich waren so erleichtert, daß uns der Anstieg gar nicht schwer gefallen ist. Verwunderlich war, daß Odin ganz munter mitlief und am liebsten mal rechts, mal links in den Büschen verschwunden wäre.
Leider kamen wir durch die ganze Aktion viel zu spät zum Streckelegen und zum Schüsseltreiben; die Hunde mussten ja auch noch versorgt werden, und so fuhren wir müde und erschlagen aber trotzdem glücklich und zufrieden nach Hause. Und dort gab es Rehfleisch für die Hunde.

Und nach dem wohl verdienten Abendessen nur noch schlafen....

Am nächsten Tag richteten Thomas und ich den Zugang zu seinem Mobiltelefon und zu Odins Tracker auf meinem PC ein, und wir warteten auf das, was zu sehen sein würde:
Beim morgendlichen Treiben sieht man deutlich, wie Nuccia und Odin nach dem Schnallen lautgebend lossausen. Nach etwa 400 m sitzt Odin fest und kommt nicht mehr weiter, wohingegen Nuccia und ich in ständigem Kontakt stehen. Ich bin sogar dicht an Odin vorbeigelaufen, habe ihn in dem Dickicht aber nicht ausmachen können. (Ich wußte da ja auch noch nicht, daß er festsaß).
Beim nachmittäglichen Treiben sind wieder beide Hunde ein Stück zusammen unterwegs, bis Odin sich plötzlich mit hoher Geschwindigkeit von uns in entgegengesetzter Richtung den Hang hinab entfernt. Er arbeitet einige Kilometer fährtenlaut in verschiedene Richtungen und ist dann von 15 Uhr 45 bis 17 Uhr 15 ganz ruhig auf einem Platz. Erst als wir uns nähern und rufen und pfeifen, kommt er wieder auf die Läufe. Wahrscheinlich konnte er uns aus seiner Position nicht richtig orten, denn er entfernt sich erst mal etwas, kommt aber gleich darauf zurück. Just in dem Augenblick, als mein Telefon abschaltet, was man an dem verblassten Punkt auf dem Track erkennen kann, läuft er in unsere Richtung. Das stimmt genau mit den Wahrnehmungen im dunklen Wald überein.
Aus Odins Fährtenlaut, der im Trackerbericht ja auch aufgezeichnet ist, kann man schließen, daß er ganz sicher einer Wildfährte gefolgt war und beim anschliessenden Stöbern die Richtung zu uns verloren hatte. Dieser Tracker aus Finnland ist also eine wirkliche Hilfe, auch wenn die Einstellungen für nicht so Computerbegabte wie uns anfangs etwas schwer zu verstehen waren. Und sicher gibt es ein paar technische Möglichkeiten, die wir noch gar nicht beherrschen...

Text (c) 2013
Alle Fotos (c) Engelbert Braun

 

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