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10 (Vor-) Urteile über den Bracco Italiano


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10 (Vor-) Urteile über den Bracco Italiano
Von Sabine Middelhaufe

Über den Kurzhaarigen Italienischen Vorstehhund, besser bekannt unter dem Namen Bracco Italiano, gibt es eine Menge Urteile und Fehlurteile - nicht zuletzt in seinem Ursprungsland. Allen voran die Meinung:

1. Der Bracco ist ein langsamer Hund
Falsch. Dieser Irrglaube hat vermutlich zwei Wurzeln. Einerseits stimmt es, dass der Bracco in grauer Vorzeit mitunter ein massiger, wenig eleganter Hund mit sehr fetter, dicker Haut war, dem der Sinn nicht unbedingt nach Rekord verdächtigen Sprints stand. Andererseits wurde und wird der Bracco in seiner Heimat stets mit Düsenjägern wie den äusserst beliebten Pointern und English Settern verglichen, und da muss man ganz klar sagen: der Bracco ist körperbaulich als Traber angelegt, nicht als Galoppierer wie die Engländer und würde beim Wettlauf mit ihnen zweifellos den Kürzeren ziehen. Aber, und das ist für die Jagdpraxis nicht ohne Relevanz, der Bracco ist gerade wegen seiner Morphologie ein sehr ausdauernder Hund! Kommt hinzu, dass der so missverstandene Trab der Rasse alles andere als langsam ist! Der Bracco trabt ungemein raumgreifend, mühelos und elegant und erreicht dabei ein beachtliches Tempo. Klar, dass er auch galoppieren kann, und es vor allem zu Beginn des Spazierganges oder wenn es jagdtechnisch sinnvoll ist auch tut.
Wer also glaubt, mit dem Bracco einen Vierbeiner anzuschaffen, der nur geruhsam durch die Landschaft trottet, begeht einen fatalen Denkfehler! Der moderne Bracco ist ein Kraftpaket, das sich elegant und voller Energie bewegt und bewegen will - sicher kein Hund, den man nur ein Stündchen im Stadtpark lüften muss.



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er glaubt, der Bracco sei ein langsamer, träger Hund irrt sich gewaltig! (Foto: Sabine Middelhaufe)
Startfoto: Zarina della Valle Santa
( Bes: Garbo Essösy) zeigt den raumgreifenden Trab des Bracco Italiano. (Foto: Essösy)

Der Bracco (rechts) ist ein Traber, der Setter ein Galoppierer! (Foto: Lara Leporatti)

2. Der Bracco ist ein reiner Vorstehhund
Jain. Unzweifelhaft wird der Bracco als Vorsteher gezüchtet und dient in Italien hauptsächlich für die Suche, das Vorstehen und Apportieren von Federwild. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass er sich ausserhalb seiner Heimat bereits als hervorragender Helfer auf der Schweissfährte bewährt hat. Hier machen sich seine morphologischen und vor allem psychischen Eigenheiten bezahlt: ohne Ungestüm, sehr überlegt und gewissenhaft arbeitet er die Fährten aus, bestrebt ans Ziel zu gelangen.
Deshalb trifft auch zu, dass man den Bracco ausserhalb des Jagdeinsatzes oder als Nichtjäger im Rahmen der täglichen Ausgänge sehr gut mit Schleppen, Kunstschweissfährten und Apportierübungen beschäftigen kann.

Bei der Suche: HJCh. Giotto (M: Ronda delle Cascate, V: Ch. Omar. Bes: Garbo Essösy) (Foto: Essösy).

Schleppe mit Apport. (Foto: Sabine Middelhaufe)

3. Der Bracco ist ein guter Familienhund
Das hängt ganz davon ab, wie man diesen Begriff definiert. Wenn man meint, dass der Bracco, egal ob als Hund des Jägers oder Nichtjägers Familienanschluss braucht, sehr viele Nähe und Ansprache, er mit seinem Menschen im Haus leben möchte und gern überall mit dabei ist, dann lautet die Antwort ganz entschieden: Ja!
Würde "Familienhund" allerdings bedeuten, dass der Hund "so nebenher" gehalten wird, sich im Garten allein beschäftigen soll, keinen täglichen Freilauf in der Natur und vor allem keine rassegerechte
Arbeit erhält, dann müsste die Antwort ebenso entschieden "nein" heissen.
Der Bracco ist und bleibt ein Jagdgebrauchshund, der Erziehung, Ausbildung und danach lebenslang seine mindestens 3 Stunden Teamwork und gemeinsames Erleben mit dem Meister benötigt. Wem das zuviel Aufwand ist, sollte keinen Bracco wählen.

Oben: Familienanschluss braucht der Bracco unbedingt.... (Foto: Lara Leporatti)
Unten:....aber ausserdem tägliche Beschäftigung in der freien Natur! (Foto: Sabine Middelhaufe)

4. Der Bracco ist zu allen Menschen freundlich
Falsch. Derartige Aussagen führen (leider) fast immer zu Missverständnissen. Als sehr besonnener, menschenbezogener Hund nähert sich der Bracco auch fremden Zweibeinern mit freundlichen Absichten oder aus reiner Neugier. Das heisst aber nicht zwangsläufig, dass er sich etwa von Kindern tyrannisieren lässt oder Erwachsenen alles durchgehen lässt. Mir scheint, gerade weil er an Menschen äusserst interessiert ist, beobachtet er sie auch besonders intensiv, erkennt folgerichtig sehr genau ihre Stimmungen und reagiert darauf. Das heisst, der Bracco verdächtigt gewiss nicht jeden Zweibeiner irgendwelcher bösen Absichten, aber er spürt instinktiv, was in ihm vorgeht, und wenn er das als Bedrohung, speziell seines menschlichen Hauptbezugspartners empfindet, wird er bellen, knurren, die Haare stellen.
Möge darum niemand hinter dem wohlwollenden, treuen Gesicht des Bracco einen trotteligen Allerweltshund vermuten! Für ihn gilt eher das Motto: Wie du in den Wald hinein rufst, so schallt es hinaus. Will sagen, Menschen, ob jung oder alt, die ihn ahnungslos belästigen oder aus Dummheit "nerven" wird er tendenziell ignorieren. Ebenso wird aber ein selbstsicherer, erwachsener Bracco nicht dulden, dass ihn Fremde gezielt provozieren. Ich wage sogar die Voraussage, dass dieser Bracco seinen Meister, gute Bindung an ihn vorausgesetzt, im Bedarfsfalle verteidigen wird, und dann sind ca. 30 kg intelligenter, "denkender" Hund ein echtes Argument.

Oben: Geduldig mit Kindern - im Rahmen des Vertretbaren. (Foto: Lucia Delor)
Unten: Tollerant im Umgang mit Welpen, aber nicht unbedingt mit erwachsenen Geschlechtsgenossen. (Foto: Sabine Middelhaufe)

5. Der Bracco ist zu allen Hunden freundlich
So simpel liegt der Fall nicht, zumindest nicht, wenn es um erwachsene Rüden geht. Auch in diesem Bereich könnte dem Bracco (und seinem Halter) das verzerrte Image der Rasse vom gutmütigen Tolpatsch zum Verhängnis werden.
Ich habe ganz gezielt verschiedene Züchter und Ausbilder zu diesem Punkt befragt, und worauf ihre Antworten hinaus laufen, ist dies: es gibt Braccos, die sind von Welpenbein an auffallend schüchtern und werden deshalb auch als voll erwachsene Rüden eher vorsichtig in Bezug auf die (menschliche) Umwelt und zurückhaltend-pazifistisch auf Geschlechtsgenossen reagieren.
Ähnlich sieht die Sache bei Hunden aus, die nie wirklich gefordert, sondern als "ewiges Kind" behandelt und gehalten werden: ein Bracco der nicht ausreifen, nicht seine eigentliche Bestimmung als Jagdgebrauchshund erfüllen darf, lebt, wenn man das einmal so ausdrücken darf, in einer unwirklichen Welt und wird mit einiger Wahrscheinlichkeit darauf mit unsicherem, sprich junghundhaftem Verhalten reagieren. (Das erleichtert vielleicht dem Besitzer das Leben aber nicht unbedingt dem Hund.)
Sodann kommt die Spätreife der Rasse hinzu. Der Rüde braucht mitunter bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres bevor er eindeutig zeigt, wie er zu Geschlechtsgenossen steht und das ist eher - dominierend.
Allerdings muss man spätestens an dieser Stelle sehr genau differenzieren: sogar ein sehr dominanter Bracco Rüde wird draussen während der Arbeit kein Interesse an Seinesgleichen zeigen, sofern der ihn nicht bei der Ausübung seines Amtes stört. Hundeausstellungen sind auch "Arbeit", weshalb sich der Bracco hier selten irritieren lässt.
Ganz anders sieht die Sache aus, wenn es um Zusammentreffen in seinem Heimterritorium geht, ums Futter, um Zuwendung seines Besitzers oder auch nur um Zufallsbegegnungen auf der Strasse. Da erwartet der selbstsichere Bracco Rüde ganz klar, dass sein Geschlechtsgenosse klein beigibt. Und tut er das nicht, hilft Herr Bracco nach. Der erwachsene Rüde, der meint, ihn ernsthaft herausfordern zu müssen, könnte also eine unangenehme Überraschung erleben. Denn wie der langjährige Bracco Züchter und Ausbilder Danilo Rebaschio sagt: "Der Bracco verlangt Respekt, und wenn er den nicht bekommt, weiss er ihn sich zu verschaffen. Ich würde niemals zwei Rüden im selben Zwinger halten, weil sie garantiert früher oder später die Rangfolge auskämpfen, es sei denn, einer der beiden ist extrem unterwürfig und lässt sich alles gefallen. Dass der Bracco gegenüber anderen Rüden immer lieb und nett ist, ist ein Märchen. Man kann erwachsene Rüden bestimmter Rassen, etwa Setter, problemlos zusammen halten, aber der Bracco gehört im Normalfalle nicht dazu, dafür ist er zu eifersüchtig, will zu sehr im Mittelpunkt stehen und beachtet werden." Deshalb, so der Profiausbilder, sollte man Rüden unverzüglich und streng korrigieren, wenn sie es mit dem Dominanzverhalten gegenüber anderen Rüden übertreiben.

6. Der Bracco ist kein guter Wachhund
An diesem Punkt scheiden sich die Geister. Es gibt einige erfahrene Bracco Halter und Züchter, die darauf schwören, dass der Bracco den Einbrecher im Haus schwanzwedelnd begrüsst. Es gibt aber auch viele andere, die wiederum aus Erfahrung das Gegenteil behaupten.
Immerhin macht das die Tatsache deutlich, dass die Rasse durchaus die Tendenz hat, auf suspekte Personen und Geschehnisse zu achten und durch Laut Geben und anderes Verhalten darauf aufmerksam zu machen, wenn etwas Ungewohntes, Verdächtiges geschieht.

Oben und unten: Ob in oder um sein Heim erster Ordnung - der Bracco ist durchaus wachsam. (Fotos: Sabine Middelhaufe)

7. Der Bracco ist äusserst sensibel
Stimmt, und das hat eine Menge Konsequenzen für den täglichen Umgang mit diesem Hund, seine Erziehung und Ausbildung.
Zunächst einmal muss man sich vom ersten Moment der Begegnung mit einem Bracco darüber im Klaren sein, dass er uns beobachtet, scharf beobachtet, und die denkbar feinsten Antennen besitzt, um damit in uns hinein zu fühlen. Im Prinzip eine gute Sache.
Leider gibt es aber Rassevertreter, bei denen aus Sensibilität Überempfindlichkeit geworden ist, und das heisst im Klartext, dass solche Hunde vielleicht jahrelang Unsicherheit oder sogar Panik zeigen, wenn sie jenes Geräusch, jene Geste, jene Konstellation von Bedingungen wiederfinden, die ihnen beim allerersten Mal Angst gemacht haben. Vielleicht ist dem Züchter beim Füttern einmal der Metallnapf aus der Hand gefallen und scheppernd in der Nähe des Welpen gelandet. Der spätere Besitzer mag sich dann wundern, wieso sein Hund das Weite sucht, wenn ihm in der heimischen Küche versehentlich der Topfdeckel auf den Boden fällt.
Schroffe Gesten, laute Unmutsbekundungen die überhaupt nicht dem Welpen galten, können ebenfalls solche Unsicherheiten provozieren.
Wer sich als Halter eines Bracco mal ein bisschen unwirsch an seinen Hund wendet, hat dann gute Aussichten, dass der Hund entschlossen flieht oder sich demütig vor ihm zusammen kauert. Nicht dass so ein Bracco tatsächlich irgendwann verprügelt oder sonstwie misshandelt worden wäre, nein, aber in seiner Überempfindlichkeit hat er das ursprüngliche Erlebnis so missverstanden und gespeichert.
Interessanterweise kann derselbe Bracco, der sich vom Geschrei in Nachbars Garten oder einem lauten häuslichen Geräusch schockieren lässt, im Jagdrevier völlig cool sein; schussfest, immun gegen furiose Kommandos fremder Hundeführer, immun auch gegen eine körperliche Strafe seitens des eigenen Herrn...
Es gehört jedenfalls zur Realität der Rasse, dass ängstliche, schüchterne bis scheue Vertreter zu finden sind. Ob das bestimmten Blutlinien zu verdanken ist, unachtsamer Selektion, oder ob Jagdhunde heute oft unter Bedingungen leben müssen, die zumindest die Sensibelchen überfordern, darüber streiten die Gelehrten.
Nun ist es natürlich nicht so, dass jeder Bracco solche Probleme hat. Ganz im Gegenteil sind diese Fälle zum Glück sehr selten.
Dennoch gilt, wie eingangs gesagt, dass jeder Bracco äusserst sensibel ist. Hektik, Chaos, massiver Lärm ist nicht sein Ding, bei Erziehung und Ausbildung kommt man mit Ungeduld, Druck und harten Methoden niemals zum Ziel.

Allerdings darf man gerade einen sehr empfindsamen Hund nicht obendrein noch in Watte packen. Ihn zu verhätscheln, weil er so besorgt aus seinem Knautschgesicht drein schaut, oder ihm Ungehorsam durchgehen zu lassen, weil er gleich die Rute klemmt, wenn Herrchen mal die Stimme erhebt ist kaum die Lösung.
Mir kam prompt die Frage in den Sinn, wie man einen Bracco denn von nicht akzeptablem Verhalten abhält, wenn man ihn mit Samthandschuhen anfassen muss, aber diese softe Methode vielleicht nicht fruchtet...
Dazu noch einmal der Profiausbilder Danilo Rebaschio, der, es ist die Erwähnung wert, schon so manchen angeblich verkorksten Bracco wieder auf die Beine gestellt hat: "Die Sensibilität der Rasse wird oft missverstanden und entsprechend falsch darauf reagiert. Dass der Bracco ein sensibler Hund ist bedeutet nicht, dass man ihn nicht tadeln oder strafen darf, weil er sonst angeblich unter der seelischen Belastung zerbricht. Zutreffend ist, dass der Bracco aufgrund seiner hohen Empfindsamkeit verstehen will und unbedingt verstehen soll, wieso wir ihm etwas verbieten oder ein bestimmtes Verhalten bestrafen. Entscheidend ist, solche Tadel oder Strafmassnahmen im Bedarfsfalle ruhig und beherrscht auszuteilen und dem Hund, sobald er sich wunschgemäss verhält, sofort wieder die vertraute Zuwendung zu schenken. Der Bracco ist ein Hund, der wirklich nachdenkt, und nur wenn er auf seine Weise versteht, warum er bestraft wird, korrigiert er sein Verhalten entsprechend. Man muss ihm einfach die Zeit lassen, die Situation zu erfassen. Geschrei, Ungeduld, beim Strafreiz bloss auf den Schmerz zu zielen und dergleichen bringt überhaupt nichts. Ebenso dumm wäre es umgekehrt, ihm alles durchgehen zu lassen. Wenn man insbesondere dem dominanten Rüden nicht ganz klare Grenzen steckt, tanzt er seinem unbedarften Besitzer schnell auf der Nase herum."

Jeder Bracco ist sensibel und sollte gezielt aber behutsam an kritische Situationen heran geführt werden. (Fotos: S. Middelhaufe)

8. Der Bracco ist extrem anhänglich
Über diesen Punkt gibt es keine Meinungsverschiedenheiten. Wer je einen Bracco gehalten hat, weiss, dass dieser Hund, so man ihn liesse, zum Schatten seines Meisters würde. Er braucht Tuchfühlung, je mehr desto besser, geniesst ausgiebiges, ruhiges Streicheln, Schmusen und massiert zu Werden, hat überhaupt keine Schwierigkeiten, sich so klein zu machen, dass er doch noch neben Herrchen aufs Sofa passt (und erst recht ins Bett!) und schiebt sich sofort sehr besorgt in den Vordergrund, wenn sein Mensch mal direkten Kontakt mit anderen Hunden aufnimmt. Wer sollte dem widerstehen?
Jeder! Oder zumindest jeder, der im Bracco einen lebendigen Jagdhund sieht und kein animiertes Stofftier! Nicht nur, weil man selbst nicht zum hauptberuflichen Beschmuser und Bespaßer seines Hundes werden will, sondern auch, weil man dem Hund keinen Gefallen damit tut. Damit er seelisch wirklich ausreifen kann sollte man ihn als Erwachsenen auch so behandeln und nicht dazu ermutigen, ahnungslos in der Falle "Kindchenschema" hängen zu bleiben. Zumal dieses charmante Getue auch viel mit Dominanz zu tun hat. Der Hund, der immer dabei sein will und allüberall (mindestens) seinen "Streichelkopf" darbietet, erzieht letztlich auch seinen Halter zum Gehorsam...! Statt zum Tätschelautomaten zu werden sollte man also lieber dafür sorgen, dass der Bracco täglich sein erforderliches Maß an Auslauf und sinnvoller Arbeit erhält und ihn dann zuhause getrost für eine Weile "auf Abstand" halten.


9. Der Bracco ist spätreif
Auch darüber sind sich die Experten einig. Wer möglichst schnell einen "fertigen" Hund für diese oder jene Arbeit haben will, sollte keinen Bracco wählen, denn bei ihm geht die körperliche und geistig-seelische Entwicklung zunächst eher langsam voran. Das hat natürlich auch seine Vorteile, weil man ihn eben in aller Ruhe erziehen und ausbilden kann, weil man unter Umständen viel besser erkennt, wie der Hund voran kommt, wo er Schwierigkeiten hat, was ihm liegt und was nicht.
Auch für die Übernahme eines Bracco kann das günstig sein; ist man bei einigen Rassen gut beraten den Welpen mit 8-10 Wochen zu holen, ist es beim Bracco nicht unbedingt ein Drama, wenn er erst mit 4 Monaten oder sogar später zum neuen Menschen kommt.
Bedenken muss man allerdings auch das unter Punkt 4 und 5 Gesagte: wie der Bracco zum Rest der Welt steht, erkennt man mit Gewissheit erst um die Zeit seines dritten Geburtstages.

Bracco Welpe. (Foto: Stefan Mähler)

10. Der Bracco lernt anders
Stimmt. Nicht nur weil er spätreif ist, sondern auch, weil er der vielzitierte Denker unter den Jagdhunden ist. Man sollte von einem Bracco nie erwarten, dass er etwas sofort begreift. Wahrscheinlich verbringt man oft zwei, drei bange Tage mit der Frage, wieso der Hund etwas Simples, was jeder andere Vierbeiner im Flug versteht, einfach nicht kapiert. Und dann, ganz plötzlich und unverhofft, macht es "Klick!" im Bracco Hirn und der Groschen fällt. Dauerhaft. Was bei der Erziehung ein grosses Plus ist, denn hat er etwas einmal verinnerlicht, kann man darauf bauen, dass er es nicht mehr vergisst. (Es sei denn, Herr oder Frau Bracco belieben aus ganz persönlichen Gründen unter Gedächtnisschwund zu leiden, aber das ist eine andere Geschichte.)
Und, nein, der Bracco Italiano ist kein schnöder Befehlsempfänger. Er will, wie im Verlaufe dieses Beitrages gezeigt, verstehen warum er dies tun und jenes unterlassen soll. Das mag unter Umständen Zeit und Nerven kosten, aber so ist er nun mal, der Bracco.
Man darf sich nur nicht von ihm um den Finger wickeln lassen...


Text (c) 2012

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