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Der Bracco Italiano in Großbritannien


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Der Bracco Italiano in Großbritannien
Von John Abraham

Jonathan Shaw importierte die ersten Bracchi aus Italien nach ihrer Quarantäne im Frühjahr 1989 nach Großbritannien. Heute, im Jahr 2015, leben rund 500 Bracchi im Vereinigten Königreich, doch ist die Zahl der Züchter bei uns immer noch sehr gering. Letztes Jahr beispielsweise wurden in Britannien 45 Welpen geboren und eingetragen und weitere 12 Hunde aus verschiedenen europäischen Ländern importiert.
Was besondere Gesundheitsprobleme bei der Rasse anbelangt muss ich gestehen, dass ich diverse Bracchi mit Hautkrankheiten angetroffen habe; auch UAP, also ununited anconeal process oder Ellbogen Dysplasie ist bei mehreren Hunden festgestellt worden. In Britannien werden Hüften, Ellbogen und Augen routinemäßig getestet, um zu verhindern, das betroffene Tiere in die Zucht gelangen.

Oben und unten: Belle als Welpe.

Bis dato wird die Mehrheit der Bracchi hierzulande als Familienhund gehalten, doch eine ganze Reihe auch als Jagdhund eingesetzt. Ich persönlich meine, dass die meisten Bracchi nicht nur großartige Feldhunde sind, sondern eindeutig das Zeug zum Allrounder haben - es hängt alles von der Fähigkeit des Ausbilders ab.
Wenn man behutsam vorgeht sind sie nach meiner Erfahrung auch äußerst fähig für die Wasserarbeit.
Allerdings sollten Besitzer und Ausbilder immer bedenken, dass es etwas ganz anderes ist, einen Bracco aufzuziehen und zu trainieren oder eine andere kontinentale Vorstehrassen, und zwar insofern als der Bracco eine sehr sanfte und konsequente Ausbildung benötigt. Und obwohl man Unsicherheit in neuer Umgebung auch bei anderen Allroundern findet, scheint dies häufiger beim Bracco vorzukommen, der es auch schwerer findet als andere Rassen, sich an unbekannten Situationen anzupassen.

Oben und unten: die erwachsene Belle in Burncastle bei der Grouse Jagd.

 

Da die Jagdgebiete in Britannien ganz enorm variieren, von Waldland über Felder bis hin zu Tausenden Morgen von Grouse bewohntem Heideland verlangt man vom Bracco suchen, vorstehen und apportieren zu Lande wie zu Wasser, obwohl viele Hunde gegenwärtig hauptsächlich zum Bringen von Fasanen bei sog. game shoots, dem Gegenteil von rough shooting, trainiert werden.
Ich kenne zwar keine Bracchi die man für Schalenwild einsetzt, aber wenn die Umstände und der Landbesitzer es erlauben, können vorm Hund durchaus Kaninchen geschossen werden.
(Anm.d.Ü.: Bei den game shoots oder driven shoots können viele Tausend Fasanen oder Rebhühner hoch gemacht werden, die sich, von Treibern vorwärts gedrängt, an einem bestimmten Punkt versammeln. Die Schützen stehen vor dem flushing point und schiessen, wenn die Vögel auffliegen. Beim rough shooting hingegen zieht der Jäger mit seinem Hund allein los und bringt was immer er geschossen hat nachhause.)

Bonario Chatelaine (auch auf dem Titelfoto oben)

Bei allen "neuen" Rassen braucht es viele Jahre, um so viel Erfahrung zu sammeln, dass man das Beste aus den Hunden machen kann. Aber ich persönlich glaube, der Bracco kann ein ganz ausgezeichneter Jagdbegleiter in Großbritannien sein; was wir brauchen, ist einfach genügend Erfahrung mit ihm als Rasse zu machen und die Hilfe italienischer Jäger zu erhalten. Insbesondere, weil es uns wirklich wichtig ist, dass der Bracco im Feld trabt. Bisher wird dies hinsichtlich seiner Arbeitsfähigkeit als sekundär betrachtet, aber immerhin sind wir in der Anfangsphase des Trab-Trainings, wie die Anzahl der bragas beweist, die von britischen Besuchern im September 2014 beim Welttreffen in Italien gekauft wurden.

Ich verstehe die negative Einstellung der italienischen Züchter zu langen Ruten beim Bracco vollkommen, da ich selbst auch kupierte Hunde für die Jagd bevorzuge. Leider müssen wir in Britannien da diverse Hindernisse überwinden: Tierärzte werden von der Vereinigung Britischer Veterinäre gedrängt, überhaupt keine Hunde zu kupieren und folglich ist es schwierig, Welpen auf legale Weise die Ruten kürzen zu lassen. Man muss nachweisen, dass der Hund wirklich für seine Arbeit eingesetzt werden soll. Und ausserdem ist man bei bestimmten Ausstellungen, wie etwa Crufts, von vornherein ausgeschlossen wenn der Bracco eine kupierte Rute hat.

Oben und alle folgenden: Frühjahrs-Vorstehprüfung in Schottland auf Grouse.

 

Alle Fotos wenn nicht anders angegeben: (c) John Abraham
Text (c) 2015

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