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Bracco Italiano Treffen in Deutschland 2011
oder: Chronik einer Reise nach Deutschland


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Bracco Italiano Treffen in Deutschland 2011 oder: Chronik einer Reise nach Deutschland
Von
Flavio Fusetti

Vergangenen Juni lernte ich in Caldes Harald Koska kennen, einen deutschen Jäger mit Leidenschaft für den Bracco Italiano, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die verschiedenen, wenn auch wenigen Liebhaber unserer Rasse in Deutschland zusammen zu bringen.
Harald lud mich ein, an ihrem Treffen teilzunehmen, das im Oktober stattfinden sollte - und so erhielt ich im September eine Email mit der definitiven Einladung und allen Informationen die Veranstaltung betreffend.
Am Freitag dem 7. Oktober fahre ich los; mit geringen Erwartungen, denn wenn man sich nicht zu viel erhofft, wird man auch nicht so sehr enttäuscht, oder anders ausgedrückt: ich bin auf alles vorbereitet und erwarte auch nicht, vor allem den Stil betreffend, Hunde von "überragender Qualität" zu sehen. Aber ich bin in jedem Falle sehr neugierig und fürchte auch ein bisschen die Wirkung, die es auf die Erwartungen der Teilnehmer haben könnte, dass ich nur Englisch mit ihnen sprechen kann.
Ich komme in Düsseldorf an, wo Harald mich bereits erwartet, und während der Begrüssung lösen sich all meine "Ängste" in Luft auf: wir reden über die Jagd, über Hunde und...verstehen uns. Hervorragend. Die Fahrt zum Dorf, wo das Treffen statt finden wird ist angenehm; wir sind zwar auf der Autobahn, aber inmitten von durch Wälder unterbrochenen Äckern. Vom Auto aus schaue ich in den Himmel - auf der Suche nach Falken, die, wie ich mich erinnere, in der Zeit als ich in Deutschland lebte (das war 1987) sehr zahlreich waren, und viel mehr als ich in Italien gewöhnt war zu sehen.

Bracco aus dem ital. Zwinger "di Casamassima", wohnhaft in Deutschland. (Auch im Titelfoto.)

Schliesslich langen wir in Ostbevern an, einem kleinen Ort nördlich von Düsseldorf, wo das Treffen stattfinden soll, und es kommt uns Marieke, eine holländische Bracco Züchterin entgegen, die ich bereits seit zehn Jahren kenne. Gemeinsam mit ihr schauen wir uns die Umgebung des Dorfes auf der Suche nach Stellen an, wo wir in den nächsten Tagen das jagdliche Potential der anwesenden Braccos überprüfen können.
Auch hier ist das Gelände eine Mischung aus Ackerland und nicht zu grossen Wäldern, aber was mich am meisten beeindruckt sind die Paddocks mit den zahlreichen Pferden um jeden Bauernhof, denn hier, so erzählt man mir, züchtet man die westfälischen Pferde - wunderschön.
Am späten Nachmittag treffen allmählich die deutschen und holländischen Bracco Freunde ein. Ich begegne Brigitte und Hans, die schon im Juni beim von der SABI organisierten Treffen für Ausländer dabei waren, und das bewirkt, dass ich mich noch mehr in "Freundesland" fühle.
Ich schaue mir die Hunde an, und zwar sehr genau: schönes Auftreten, schöne Köpfe, hervorragende Charaktere. Das macht mir Freude; die Hunde haben Rasse, und ich danke im Geiste den italienischen Züchtern der Vergangenheit (und Gegenwart), die gute Arbeit geleistet haben. Und dann sind diese Hunde so gehorsam! Auf Befehl ihrer Besitzer legen sie sich auf ihre Decken nieder und bleiben den ganzen Abend dort, ohne die Gesellschaft im Geringsten zu stören. Wer hat bloss gesagt, der Bracco sei ein wenig erziehbarer Hund? Hmm...ich erinnere mich nicht.

Beim Training.

Am folgenden Morgen kommt auch Jeanette an, Tierärztin aus Berlin, meine alte (sozusagen) Bekannte, in dem Sinne, dass sie seit vielen Jahren mit ihren zahlreichen Braccos an unseren Treffen in Umbrien teil nimmt. Das Programm sieht vor, dass die Gruppe in zwei geteilt wird. Die eine Hälfte, begleitet von Marieke und mir als "Beobachter", soll in ein Jagdgebiet gehen, um dort die Anlagen der Hunde zu überprüfen, während die zweite Gruppe mit Wim van den Dam aus Holland, auch er grosser Fan und Besitzer von Braccos, den Wasserapport üben wird.
Und so kommt der Moment, da wir in die Natur hinaus gehen, die schön und sehr grün ist, mit verschiedenartig bestellten Äckern, mit Wiesen und Brachland bedeckt, wenn letzteres auch nicht sehr häufig ist. Ich entdecke mehrere Fasanen, die sich bei unserem Erscheinen vorsichtig zu Fuss davon machen, doch was mich besonders fesselt ist eine Kultur, die unserer Sojapflanze ähnelt und hoch genug ist, die Hunde zum "springen" zu verleiten, weshalb ich darum bitte, dass wir lieber auf eine Wiese gehen. Ich möchte den Hunden jedes Alibi nehmen und sie in einem Terrain sehen, das ich für "einfach" halte.
Wir setzen ein paar Wachteln aus, mehr um sicher zu sein, dass es etwas zu finden gibt; leider sind die Vögel von nicht so idealer Qualität, denn Harald hat "italienische" genommen, aber er verspricht, im nächsten Jahr auch dieses Problem zu lösen, und los gehts mit dem ersten Hund.

Minerva dell'Oltrepò.

Jeanette mit einer Braunschimmel Hündin aus dem Zwinger di Cascina Croce startet, aber mit ihr startet auch sofort ein Hase, der die Aufmerksamkeit des Bracco auf der Wiese ablenkt und ebenso alle anderen wartenden Hunde. Dann ist der zweite Bracco an der Reihe und immer so fort.
Eine weitere Hündin aus italienischer Zucht gefällt mir, Minerva dell’Oltrepò, genannt Paula; nach meinem Dafürhalten ist sie wunderschön, aber im Gelände noch ein bisschen unreif.
Ganz allgemein hinterlassen mir die Hunde ein bisschen bitteren Nachgeschmack, denn sie demonstrieren wenig Jagdanlagen, aber das mag auch daran liegen, dass sie entweder noch sehr jung sind oder Besitzer haben, die nicht zur Jagd gehen. Diejenigen, die eine gute Suche zeigen schauen wir uns dann noch einmal in einem realitätsnäheren Gelände an und dort zeigen sie ordentlich Passion. Ich sehe da Braccos von Marieke mit bester Qualität, die wirklich Lust haben, Wild zu suchen.

Beim Seminar unter Leitung von Flavio Fusetti.

Nachmittags müssen wir zurück ins Hotel, denn es hat angefangen in Strömen zu regnen, und so verabreden wir uns für den späten Nachmittag, um mit Hilfe von Dias, Fotos von Hans und diversen Videos der besten Braccos, die in Italien Prüfungen gelaufen sind und laufen, über die Rasse zu sprechen.
Das "Seminar" dauert ein paar Stunden, und zum Glück ist unter den Anwesenden auch Daniela, die Italienisch spricht, denn ansonsten hätte ich arge Mühe gehabt, meine Konzepte die Rasse betreffend darzulegen. Ihr gebührt an dieser Stelle noch einmal herzlicher Dank!
Es gefällt mir auch, intensivere Interaktion mit den Teilnehmern zu haben, und deshalb stelle ich ihnen Fragen, bitte um ihre Meinungen und "nötige" sie, den Bracco mit den deutschen Vorstehhunden, dem Pointer und anderen Rassen zu vergleichen, die sie kennen.

"Prüfung" auf der Wiese mit Flavio Fusetti (Mitte).

Am nächsten Tag gehen wir wieder ins Gelände, doch in ein anderes Terrain; diesmal sind wir in einem Brachland das seinen Eigenschaften entsprechend mehr Wild anzieht. Die Hunde werden geschnallt, aber ich sehe wieder etliche mit sehr wenig Jagderfahrung, freilich gilt das auch für ihre Besitzer. Mir gefällt eine junge Hündin von Brigitte, die sehr viel Elan hat, aber ausser Kontrolle ist; die Halterin wird ihren "Spass" daran haben, sie auszubilden!
Einige Durchgänge machen wir in einem nahe gelegenen Maisfeld und ein Hund findet dort einen Fasan, den er bis zum Ende verfolgt. Das ist übrigens eine Sache, die ich schon in Caldes beobachtet habe: junge Hunde ohne Jagderfahrung ändern ihre Einstellung, sobald sie zum ersten Mal etwas antreffen, das "nach Wild riecht", und nach nur wenigen Wildbegegnungen - in Caldes reichten zwei Wachteln - stehen diese Hunde mit Passion vor und ziehen ebenso nach. Ich will nicht behaupten, dass sie schon jagen, aber der Jagdinstinkt kommt zum Vorschein und das kann uns italienischen Rassefans, und nicht allein uns, nur Freude machen.

"Simulation einer Ausstellung."

Anschliessend treffen wir uns wieder alle zu einer Mahlzeit, die Haralds Familie vorbereitet hat, und dann simulieren wir mit einigen Braccos eine Ausstellung, die von den Anwesenden und mir kommentiert werden.
Am Ende Danksagungen und herzliches Abschiednehmen mit einem Auf Wiedersehen im nächsten Jahr.
Ich muss sagen, dass dieses Treffen meiner Ansicht nach eine sehr wichtige Erfahrung war, denn als SABI haben wir die Pflicht und das Vergnügen auch den Stand der Hunde zu überprüfen, die ausserhalb unserer Landesgrenzen geboren werden und leben, und ausserdem ist es ein sehr nützlicher kultureller und kynologischer Austausch für uns Liebhaber des Bracco Italiano gewesen.

Einige Teilnehmer des Treffens.

Foto 1-3 Linda Maschlanka; 4 Dieter Berger; 5-8 Hans de Jong:
(c) Text 2011

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